Protokoll der Sitzung vom 12.04.2017

(Dr. Jörn Kruse AfD: Weil es hier auftaucht! – Zuruf von Dirk Nockemann AfD)

Herr Nockemann, Sie dürfen sich gleich noch einmal echauffieren und aufregen, nach mir. Ich glaube, es ist alles ein bisschen politisch hochgetrieben worden von der AfD, ein Fehler, der ver.di zulasten liegt und bei dem doch auch eindeutig bekannt worden ist, dass es ein Fehler war. Aber vor diesem Hintergrund sollte man schlicht und ergreifend ein wenig die Kirche im Dorf lassen.

Das, was Sie, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen von der AfD, an dieser Stelle, glaube ich, wirklich nicht getan haben, ist, die Kirche im Dorf zu lassen. Ihr Antrag zielt darauf ab nachzuforschen, wo in Hamburg diese Mobbingfibel noch verteilt worden ist. Es gibt zumindest bisher keine Erkenntnisse darüber, dass das so passiert ist, nachdem sie zurückgezogen worden ist. Da wollen Sie uns gleich noch – ja, Herr Nockemann – helfen und uns Hintergründe nennen, das haben Sie bisher nicht getan, das sind Sie schuldig geblieben. Darüber hinaus fordern Sie den Hamburger Senat auf, das vertieft zu untersuchen. Ich glaube, das ist ein bisschen weit hergeholt, denn für den Bezirk Weser-Ems ist der Hamburger Senat nun einmal nicht zuständig. Also von daher, meine sehr verehrten Damen und Herren: Wir als CDU-Fraktion werden weder eine Überweisung an einen Ausschuss noch dem Antrag selbst folgen. Und alles andere ist, glaube ich, schlicht und ergreifend zu diesem Thema gesagt worden. – Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und bei Dr. Kurt Duwe und Michael Kruse, beide FDP)

Vielen Dank, Herr Lenders. – Jetzt hat das Wort Frau Möller von der GRÜNEN Fraktion.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich finde, dass die AfD mit diesem Antrag tatsächlich sehr weit vorn ist, wenn man sich ein bundesweites Ranking der AfD-Landesverbände ansehen würde. Die AfD in Sachsen hat sich am 24. März zu diesem ver.di-Süd-Ost-Niedersachsen-Papier geäußert und hat gesagt, sie sieht einen Fall für den Verfassungsschutz. Der AfDLandesverband Baden-Württemberg hat sich am 31. März dazu geäußert und hat eine Strafanzeige gestellt. Und die AfD hat nun Hamburg mit einem

Antrag beglückt – das dauert ein bisschen länger, ja, aber der Antrag ist jetzt da –,

(Dirk Nockemann AfD: Das ist durchdach- ter!)

und Sie haben versucht, mit dem Antrag selbst zur Verbreitung dieser Handlungsempfehlung in Hamburg beizutragen. Von daher könnte man zu dem Punkt 1, ob wir diese Untersuchung brauchen und wo diese Empfehlungen in Hamburg dann überall gelandet sind, anfangen in der Parlamentsdatenbank. Das hat sich aber erledigt.

(Dr. Bernd Baumann AfD: Gehen Sie mal auf den Antrag ein!)

Also mir fehlt der politische Ansatz für Hamburg an der Stelle. Aber Sie haben immerhin einmal wieder einen Antrag geschrieben.

(Beifall bei den GRÜNEN und vereinzelt bei der SPD)

Im Übrigen hat Herr Rose alles zur Bewertung dieser Handlungsempfehlungen gesagt. Das ist kein Ansatz für die politische Auseinandersetzung mit Ihnen oder mit anderen Rechtspopulisten. Das ist keine Basis für eine politische Diskussion, auch für uns in der Bürgerschaft nicht. Dieses mit politischer Verfolgung in der Türkei auf eine Stufe setzen zu wollen ist dann, sagen wir es einmal parlamentarisch, doch ein bisschen hochgegriffen.

(Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

Vielen Dank, Frau Möller. – Jetzt hat Herr Celik von der Fraktion DIE LINKE das Wort.

Verehrte Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Die Links-Fraktion erklärt sich mit ver.di solidarisch und stellt sich populistischen Angriffen und Diffamierungen gegen die Gewerkschaften entschieden entgegen.

(Beifall bei der LINKEN – Dirk Nockemann AfD: Das haben Sie jetzt auswendig ge- lernt!)

Wir erleben immer wieder, dass die AfD sich hier als Opfer inszeniert. Einmal sind Sie Opfer der Medien, einmal sind es die etablierten Parteien und jetzt sind die Gewerkschaften dran. Diese Masche, die wir von Rechtspopulisten und auch von Möchtegerndiktatoren à la Erdogan kennen, mit denen Sie übrigens auch viele Gemeinsamkeiten haben, durchschauen zum Glück immer mehr Menschen. Das nutzt sich auch ab. Der Antrag, das hat Herr Rose schon ausgeführt, entbehrt jeglicher Grundlage und ist hinfällig, denn es wurde auch gesagt, dass der ver.di-Bundesvorstand sich klar von dieser Handreichung distanziert hat. Und der Landesverband Niedersachsen beziehungsweise der

(Joachim Lenders)

Kreis hat dieses Papier doch auch sofort zurückgezogen.

Zu Ihrem Antrag ist noch zu sagen, dass es aus unserer Sicht verfassungswidrig ist, weil die Koalitionsfreiheit grundgesetzlich geschützt und garantiert ist, und nicht die Bürgerschaft oder die AfD entscheidet, welche Themen die Gewerkschaften aufgreifen, sondern immer noch ihre Mitglieder.

Es muss auch gesagt werden, dass es schon ein Gipfel der Unverfrorenheit ist, unter dem vorgeblichen Schutz der Meinungsfreiheit zu verlangen, dass der Senat gewerkschaftliche Aktivitäten beobachten soll. Das verkennt völlig den Gehalt von Meinungsfreiheit aus unserer Sicht.

(Beifall bei der LINKEN – Dirk Nockemann AfD: Wieso Rechtsstaat?)

Die Gewerkschaften haben ihre historischen Erfahrungen mit der extremen Rechten gemacht. Vor genau 84 Jahren wurden die Gewerkschaftshäuser von den ideologischen Vorgängern der AfD besetzt und geplündert. Dies darf sich nicht wiederholen.

(Dr. Jörn Kruse AfD: Das ist einfach eine Frechheit, so etwas dürfen Sie in der Bür- gerschaft nicht sagen!)

Der Kampf gegen rechts ist für die Gewerkschaften lebenswichtig. Deshalb begrüßen wir es ausdrücklich, dass ver.di weiterhin die politische Auseinandersetzung mit der AfD führt.

(Beifall bei der LINKEN)

Und wenn Sie sich hier …

Vizepräsidentin Christiane Schneider (unterbre- chend): Herr Celik.

Und wenn Sie sich hier auch als Vertreter der Arbeiterschaft inszenieren, ist diese Auseinandersetzung wichtig und notwendig.

(Glocke)

Vizepräsidentin Christiane Schneider (unterbre- chend): Herr Celik, ich rufe Sie zur Ordnung.

Okay, noch einmal. Wenn Sie sich auch noch inszenieren als Vertreter von Teilen der Arbeiterschaft, ist diese Auseinandersetzung mit Ihnen, die die Gewerkschaften führen, wichtig und notwendig, denn Sie stehen auch für die Abschaffung der gesetzlichen Rentenversicherung.

(Dr. Jörn Kruse AfD: Völliger Unsinn! Haben Sie schon jemals etwas von der AfD gele- sen?)

Sie stehen für die Absage der Erbschaftssteuer, der Vermögensteuer. Und Sie stehen für die Ab

schaffung des Mindestlohns. Zusammengefasst stehen Sie für eine arbeitnehmerfeindliche Politik.

(Beifall bei der LINKEN – Zurufe)

Die Gewerkschaften basieren auf der Solidarität mit der Arbeiterschaft, während Sie als oberstes Ziel die Spaltung der Menschen nach ethnischen und religiösen Aspekten verfolgen.

(Zuruf von der AfD: Völliger Unsinn!)

Ihre Partei verdient zu Recht …

(Dirk Nockemann AfD: Jetzt ist es Zeit für einen zweiten Ordnungsruf! – Glocke)

Vizepräsidentin Christiane Schneider (unterbre- chend): Herr Celik, kommen Sie bitte zum Thema.

Ihre Partei verdient zu Recht die entschiedene Gegnerschaft der Gewerkschaftsbewegung, denn keinem Arbeitnehmer und keiner Arbeitnehmerin geht es besser, wenn Kolleginnen und Kollegen ausländischer Herkunft diskriminiert werden. Die Grenzen verlaufen nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen oben und unten. – Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN – Dr. Jörn Kruse AfD: Peinlich, peinlich! – Joachim Lenders CDU: Das ist der Ersatz-Dolzer!)

Vielen Dank, Herr Celik. – Frau Dutschke von der FDPFraktion, Sie haben jetzt das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Man muss doch nicht über jedes Stöckchen springen, das einem von der AfD hingehalten und im Zuge der Selbstinszenierung genutzt wird.

(Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU und vereinzelt bei den GRÜNEN)

Aber die Rede meines Vorgängers war wirklich ohne Kommentar.

(Beifall bei der FDP und der CDU)

Ohne Frage hat der ver.di-Bezirk in Süd-Ost-Niedersachsen hier einen Riesenbock geschossen. Was sich diese lokale Gruppierung da geleistet hat, entbehrt jeglicher Grundlage, und das muss man so klipp und klar auch sagen, auch wenn man linksorientiert Politik macht.

(Beifall bei der FDP und der CDU)