Nun gibt es keine weiteren Wortmeldungen mehr zu diesem Thema. Wir haben noch gut 20 Minuten für die Aktuelle Stunde. Deswegen rufe ich das zweite und vierte Thema auf: Innovations-, Wissensund Wissenschaftsmetropole, SPD- und GRÜNEN-Anmeldungen gemeinsam.
Innovationsund Wissensmetropole Hamburg: Acceleratoren, Hammerbrooklyn, Fraunhofer Strategie – Hamburg legt vor
Wissenschaftsmetropole: Hamburg auf dem Weg zum Innovationszentrum mit Projekten wie 3D-Druck, Startup Dock und Startup-Gründungsstipendium
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Kommen wir zu erfreulicheren Themen. Die Hamburger Wirtschaft steht aktuell sehr erfolgreich da, die Zahlen sind tatsächlich sehr glänzend.
Dennoch spüren wir alle eine große Verunsicherung. Viele Unternehmen stehen fraglos vor den Herausforderungen der Digitalisierung, während andere die Chancen ergreifen. Die technologiegetriebene ubiquitäre Verfügbarkeit von digitalen Innovationen hat es Start-ups ermöglicht, alle Arten von Märkten zu zerstören, neue zu erschaffen und mit großen etablierten Unternehmen zu konkurrieren. Länder, Regionen und Städte konkurrieren deshalb global um führende Start-ups und die Innovationen von morgen. Hamburg hat nicht zuletzt deswegen in den letzten sieben Jahren viel in die Entwicklung der Start-up-Szene und den Aufbau einer Innovationskultur investiert.
Die Zukunft der Hamburger Wirtschaft liegt in der Digitalisierung und wir müssen hier weiterhin Gas geben. Ein wichtiger Innovationstreiber sind die Acceleratoren. Sie richten sich an Start-ups, die ganz am Anfang sind und oft nur eine Geschäftsidee haben. Denn erfolgreiche Start-ups existieren nicht in einem Vakuum, sie brauchen ein Ökosystem mit einer effizienten Unterstützungsinfrastruktur. Die Acceleratoren bilden dafür eine Basisschicht von Start-ups. In Hamburg haben wir eine ganze Reihe erfolgreicher Acceleratoren, die dieser Senat unterstützt.
Der durch diesen Senat angestoßene Next Media Accelerator hat gerade weitere 8 Millionen Euro Venture Capital eingesammelt und fördert so Innovationen in der Medienbranche. Er entwickelt sich gerade zu einem der führenden Hubs für digitale Innovationen in der Medienbranche in Europa.
Bei Next Commerce sind namhafte Investoren von Beginn an dabei und entwickeln die E-CommerceSzene in Hamburg mit großem Erfolg weiter. Und jetzt starten wir mit dem Digital Hub Logistics den Innovationsschub in der Logistikbranche. Hierfür stellt der Senat 200 000 Euro für die Anschubfinanzierung zur Verfügung. Damit findet eine Verknüpfung zwischen Tradition und Moderne statt. Das ist gut investiertes Geld in die Zukunft unserer Stadt.
Die Acceleratoren werden auch für die dringend notwendige Internationalisierung unserer Start-upSzene sorgen; keine Frage, hier hat Hamburg noch viel Potenzial. Wenn ich aber sehe, wie ein Niko Lumma von Next Media VC ständig durch die Welt jettet und wie international die Entwicklerteams dort schon jetzt sind, dann sehe ich, dass genau diese Internationalisierung gerade stattfindet.
Außerhalb der Acceleratoren unterstützen wir junge Gründerinnen und Gründer darüber hinaus mit den neuen Gründerstipendien. Zusammen mit dem Startup Dock fördern wir damit auch die Existenzgründung aus den Hochschulen heraus und befördern so den Gründergeist in dieser Stadt.
Aber man verändert die Denkweise einer Organisation oder gar einer ganzen Stadt nicht über Nacht. Denken wie ein Innovator muss Teil unserer Stadtkultur werden.
Einer dieser Orte, an denen neues Denken kultiviert wird, ist der Hammerbrooklyn Digital Campus. Mitten in Hamburg entsteht hiermit ein Ort für digitale Transformation und urbane Zukunftsentwicklung. Bereits jetzt haben städtische Unternehmen, wie beispielsweise die Hochbahn, großes Interesse an einer Partnerschaft mit diesem spannenden Projekt, dem wir von dieser Seite viel Erfolg wünschen.
In Hamburg liegen alle Karten auf dem Tisch. Wir haben kreative Menschen mit tollen Ideen, finanzkräftige Investoren, einen starken Markt und könnten eine internationale Drehscheibe für Innovationen werden. Lassen Sie uns die Bedenkenträger beiseite schieben und jetzt gemeinsam diese Karten geschickt ausspielen. Denn so werden wir eine neue Innovationskultur in unserer Stadt implementieren. Damit wird das nächste Jahrzehnt eine Dekade der Innovation werden. – Vielen Dank.
Vielen Dank. – Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Wenn man hier die Worte einiger Redner heute gehört hat und noch hören wird oder auch die PR-Ankündigungen des rot-grünen Senats, dann könnte man denken, in Hamburg bewege sich tatsächlich etwas, und Rot-Grün scheint fleißig mitzulaufen.
Mitläufer allein bei der Digitalisierung zu sein, bringt uns aber nicht nach vorne. Mitläufer zu sein, reicht nicht, um den Wohlstand in Hamburg zu halten und für die Zukunft zu sichern. So klappt das nicht.
toren-Programmen aufzählen, dann ist es leider doch ein bisschen wenig, wenn man das einmal mit dem vergleicht, was Sie tatsächlich dafür tun. Sie haben gerade gesagt, ganze 200 000 Euro investiere das Parlament beziehungsweise der Senat in den Digital Hub Logistics. Alles schön und gut – übrigens eine Initiative, die nicht von Ihrem Senat kam, sondern von der Bundesregierung angestoßen wurde. Aber was sind denn bitte schön 200 000 Euro, wenn Sie die Zukunft gestalten wollen, während Sie auf der anderen Stelle ohne einen einzigen Effekt bereits über 1 Milliarde Euro in den sinnlosen Rückkauf der Energienetze ausgegeben haben? So bringen Sie doch Hamburg nicht voran.
Matthias Boxberger, neuer Präsident des Industrieverbandes Hamburg, hat vor einigen Tagen im Interview mit "Der Welt" gesagt, es reiche eben nicht, beste Innovations- und Wissensmetropole in Norddeutschland zu sein,
unser Maßstab sollten die Spitzenstandorte weltweit sein, ob in den USA, ob in Israel, ob in Asien. Oder meinetwegen bleiben wir auch in Deutschland und Europa und schauen uns Berlin, Barcelona und Lissabon an. Das ist das, was die Hamburger Industrie fordert. Aber Rot-Grün denkt ja nur von Pinneberg bis Stade und bis Ahrensburg; weiter können Sie leider nicht.
Wir werden wahrscheinlich auch gleich wieder hören, die Fraunhofer-Strategie sei das große Produkt dieses Senats. Aber auch da feiern Sie von SPD und GRÜNEN doch wieder nur die Arbeit und die Ergebnisse früherer Abgeordneter, früherer Senate. Die Fraunhofer-Strategie wurde in diesem Hause im Jahr 2006 und 2009 beschlossen und ist kein Werk von Katharina Fegebank oder diesem Senat.
Es reicht nun mal nicht. Man geht ja gern auf Partys, auf denen andere die Getränke zahlen. Das ist günstig, macht einen auf Dauer aber weder beliebt noch erfolgreich.
Ich will Ihnen in Kürze drei Punkte nennen, was an dieser Stelle wirklich passieren muss. Das ist auch das, was die Kammern fordern, das ist das, was die Wirtschaftsverbände fordern: Vermarktung, Vernetzung, Venture Capital. Diese drei einfachen Punkte stehen übrigens auch in einem Gutachten, welches das HWWI bereits 2016 im Auftrag der Wirtschaftsbehörde erstellt hat. Wenn wir Gründer
aus aller Welt, wenn wir Talente aus aller Welt für Hamburg begeistern wollen, dann müssen wir dahin gehen, wo sie sind. Damit meine ich jetzt nicht, etwa nur nach Berlin oder nach München; dann müssen wir beispielsweise nach Tel Aviv. Aber was ist denn? Eine Senatsreise in den letzten sieben Jahren im letzten Herbst. Das war's. Kein Liaison-Office, kein Repräsentant. Wenn man vor Ort in der Gründerszene unterwegs ist und man sagt, man komme aus Hamburg, dann fragen sie: Aha, ist das in der Nähe von München oder Berlin? Das kennen die Leute. Hamburg ist unbekannt. Das reicht also nicht. Wenn ich einen Standort vermarkten will, muss ich mehr tun.
Mit der Vernetzung ist es genau das Gleiche. Wir haben hier bereits 2015 einen Antrag ins Parlament eingebracht und vorgeschlagen, ein Programm zu entwickeln, mit dem die Gründerszene Hamburgs mit der etablierten Wirtschaft vernetzt wird. SPD und GRÜNE haben es gemeinsam abgelehnt. Gemacht hat es am Ende der Verband der Familienunternehmer zusammen mit der Initiative Hamburg Startups. Da passiert tatsächlich etwas. Aber Sie lehnen hier alle Initiativen, die den Standort voranbringen würden, einfach ab.
Kommen wir zum letzten Punkt: Venture Capital. Es ist ja schön und gut, wenn es ein paar Acceleratoren gibt, die ein bisschen den Rahmen schaffen, quasi den ersten Hafen, um etwas zu bewegen. Aber wo ist denn Ihr Wachstums- und Innovationsfonds? Im Januar 2016 haben wir den hier gemeinsam beschlossen. Groß haben Sie angekündigt, 100 Millionen Euro Gründerinnen und Gründer zur Verfügung zu stellen. Zweieinhalb Jahre später gibt es kein Management, gibt es kein Konzept, gibt es keine Investoren und keine einzige Gründung, die gefördert wurde. Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, dann ist uns in zwei, drei Jahren Berlin fünfmal voraus und wir gucken in die Röhre.
Schauen wir uns jetzt noch an, wohin die Reise gehen soll. Es muss doch unser gemeinsames Ziel sein, einen Heimathafen für digitale Innovationen zu schaffen. Dafür müssen wir, verdammt noch mal – entschuldigen Sie –, klotzen und nicht kleckern. Da reicht es eben nicht, wenn wir über kleinere Programme diskutieren, sondern wir müssen über ein Hamburg Digital Innovation Center reden, das auf Blockchain, auf künstliche Intelligenz und andere Themen fokussiert. Dann müssen wir es endlich schaffen, überall kostenfreies WLAN und Glasfaser verfügbar zu machen. Wenn wir nicht dieses gemeinsame Ziel haben, unsere Stadt und damit auch Deutschland tatsächlich zum Heimathafen für digitale Innovationen zu machen, dann werden wir scheitern. Da erwarte ich von die
sem Senat deutlichere Impulse. Es reicht nicht, Mitläufer zu sein. Wir müssen das Tempo vorgeben. – Vielen Dank.