Protokoll der Sitzung vom 25.04.2019

(Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und bei Martin Dolzer DIE LINKE)

Das zweite Thema ist, dass das Hamburger Modell immer etwas ist, das wir insbesondere bei unseren Top-Sportveranstaltungen zu berücksichtigen versuchen. Das findet hier keine Berücksichtigung, auch weil es eine besondere Sportart ist; das möchte ich gern dazugeben.

Das Dritte ist: Dass überhaupt eine Sportveranstaltung den Weg über einen Antrag hierher findet, ist schon etwas sehr Ungewöhnliches, denn meistens sind es die entsprechenden Verbände, die Sportveranstaltungen an eine Stadt als Austragungsort herantragen, ob es nun der Reha-Verband ist, der Behindertensportverband oder der DOSB oder andere. Dieses hat in diesem Fall nicht stattgefunden. Der Einbezug der Hamburger Sportakteure ist für uns bei sämtlichen Veranstaltungen von immenser Wichtigkeit.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

Viertens: Der Sommer 2024 bietet neben dem sowieso immer sehr gut geführten Hamburger Sportsommer eben auch die Euro 2024, sodass auch das für die Ausrichtung der Invictus Games für Hamburg äußerst ungeschickt ist. Schon diese vier sportlichen Fachkriterien sprechen für uns gegen diese Ausrichtung. Ich möchte – und das wird einigen vielleicht ein bisschen wehtun – aber auch darauf gucken, wer bisher Austragungsort war. Das waren Großbritannien, USA, Australien und Kanada. Die Augen davor und vor unserer besonderen Geschichte und unserem Umgang damit zu verschließen und unsere Wertschätzung von Bundeswehr und wie wir damit umgehen, gehören in diese Bewertung mit hinein.

(Zuruf von Ewald Aukes FDP)

Wenn man sich anguckt, dass die Bewertung und der Umgang mit den Veteranen in diesen bisher vier Austragungsorten eine andere/ein anderer ist als in Hamburg und Deutschland, sollten auch Sie die Augen davor nicht verschließen.

(Beifall bei der SPD – Ewald Aukes FDP: Das sind Verbündete!)

Und wenn wir wissen, dass ein Großteil der Menschen dort mit schweren Traumata daherkommt und es auch ein Punkt ist, dass Therapie …

(Glocke)

Kommen Sie bitte zum Schluss.

– Ich komme zum Schluss.

Ich möchte es nicht erleben und ich glaube, dass die Akzeptanz bei den Hamburgerinnen und Hamburgern für eine solche Veranstaltung nicht unbedingt gegeben ist.

(Glocke)

All dieses gehört zu der Bewertung dazu.

(Dennis Thering CDU: Können wir das jetzt endlich mal beenden?)

Und wenn man das zusammen sieht …

Frau Timmermann, Ihre Redezeit ist abgelaufen.

… dann kann man nur hoffen, dass diese Veranstaltung im Sommer 2024 …

(Das Rednermikrofon wird abgeschaltet. – Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

So, vielen Dank, Frau Timmermann, mit ein bisschen Zeitverzug. – Dann erhält als Nächster das Wort Herr Kreuzmann von der CDU-Fraktion.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich bin erschüttert.

(Beifall bei der CDU, der FDP und der AfD)

Erschüttert deshalb, weil ich der Meinung war, dass bei so einem Antrag wirklich eine Gemeinsamkeit hier im Parlament vorherrschen müsste und dass endlich einmal, auch wenn es ein Antrag der Opposition ist, eine Richtung eingeschlagen wird, die die Akzeptanz, und zwar die gesamtgesellschaftliche Akzeptanz der Menschen, in eine große gesellschaftliche Breite bringt, die täglich national, international, egal wo sie sich aufhalten, die Werte unserer Gesellschaft und der Völkergemeinschaft aufrechterhalten und das tagtäglich mit ihrem Leib und Leben riskieren. Empörend finde ich dieses Verhalten.

(Beifall bei der CDU, der FDP und der AfD)

Frau Timmermann, sich hinter den vier Formeln oder Strukturebenen des Hamburger Formats zu verstecken, ist im Grunde genommen ängstlich.

(Sören Schumacher SPD: Lächerlich!)

Ängstlich anstatt Mut, eine klare Entscheidung zu treffen, Angst vor dem Koalitionspartner, der dann – darauf werde ich später auch noch eingehen, wenn ich ihn dann gehört habe –, Angst davor, ei

ne klare Richtung einzuschlagen und sich dann hinter einem Hamburger Format zu verstecken und diese vier Kriterien noch nicht einmal bei der Bewerbung um die Olympischen Spiele zu berücksichtigen. Diese Veranstaltungen, um die wir uns bewerben wollten, hatten auch ein großes internationales Format. Darüber hinaus hat Prince Harry in Großbritannien diese Games gegründet, nachdem er in den Staaten die US Warrior Games gesehen hat und davon zutiefst ergriffen war. Und Protagonisten wie Barack und Michelle Obama, die in Orlando die Patenschaft übernommen haben, haben gezeigt, dass es ein riesengroßes Event ist, das hier auch in die Stadt gehört,

(Beifall bei der CDU, der FDP und der AfD)

zumal Aufwand und Umfang sehr überschaubar sind, sowohl hinsichtlich der Kosten – ich bin Haushälter – als auch des organisatorischen Rahmens. Sie haben es erwähnt: eine kleine Anzahl von Teilnehmern, eine überschaubare Hundertschaft – wenn man das einmal so nennen darf, Herr Senator – und ein begrenzter Zeitraum von zwischen fünf und zehn Tagen, je nach Standort. Ich bin Herrn Oetzel zumindest dafür dankbar, dass er die Initiative, die die FDP-Bundestagsfraktion schon im September eingebracht hatte, hier im Parlament noch einmal aufgegriffen hat, auch wenn die Bundesregierung und die Koalition – und Sie sind immerhin ein Koalitionspartner, ja, hatte ich bis heute jedenfalls gedacht – in diesem Fall zumindest diesen Antrag konterkarieren. Der Antrag der Bundestagskoalition ist schon im Sportausschuss und Sie haben hier auch einen Paradigmenwechsel gemacht. Wir im Sportausschuss waren, ähnlich wie im Kulturausschuss, immer einheitlich der Meinung, dass wir dann interfraktionell im Dienste des Sportes und für die Stadt handeln.

(Farid Müller GRÜNE: Ja, dann hätte man den Antrag anders stellen müssen!)

Herr Müller, nein. Dann hätten Sie einen Ergänzungsantrag machen und ihn an den Sportausschuss überweisen müssen.

(Zuruf von Farid Müller GRÜNE:)

Wie dem auch sei.

(Glocke)

Zum letzten, zumindest meinem jetzigen Gedanken …

Herr Kreuzmann, ich muss Sie bei diesem Gedanken kurz unterbrechen. Gestatten Sie eine Zwischenfrage von Frau Timmermann?

– Nein, danke. Frau Timmermann kann hier gleich noch einmal nach vorn ans Rednerpult gehen.

(Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

Wie gesagt, Sie haben einen Paradigmenwechsel in einem äußerst sensiblen Bereich vollzogen, der schwer nachvollziehbar ist, zumindest für uns Demokraten,

(Beifall bei der CDU, der FDP und der AfD)

die wir täglich dankbar dafür sind, dass es Menschen gibt, die uns in unseren Werten beschützen. Ich werde gleich noch einmal kommen.

(Beifall bei der CDU, der FDP und der AfD)

Vielen Dank, Herr Kreuzmann. – Als Nächste erhält das Wort Frau Blömeke von der GRÜNEN Fraktion.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Allein schon die ersten drei Redebeiträge zeigen mir ganz deutlich, dass es nicht der richtige Weg war, hier über eine parlamentarische Initiative, über einen Antrag in die Bürgerschaft zu gehen, wie es die FDP-Fraktion gemacht hat.

(Zurufe von der CDU und der FDP)

Was denn sonst?

Ich möchte darauf zurückkommen, wie es normalerweise – Herr Oetzel weiß das auch – bei Sportveranstaltungen läuft. Zielführender nach dem ganzen Vorlauf, den wir schon im Bundestag hatten – die FDP hatte dort einen Antrag gestellt, der ist abgelehnt worden, dann gab es jetzt einen von der CDU und einen von der SPD, alles gut und schön –,

(Jens Meyer FDP: Das ist doch scheinhei- lig!)

wäre es doch bei einem so sensiblen Thema, dass die Fraktionen sich gemeinsam mit dem Sport, mit der Behörde zusammensetzen und in aller Sachlichkeit dieses sensible Thema beraten und es hier nicht zu einer parteipolitischen Diskussion machen.