Protokoll der Sitzung vom 21.09.2001

Sie haben mit Recht gesagt, wenn wir digitale Dienste für die Polizei bekommen, können wir ganz anders arbeiten. Da bin ich sofort an Ihrer Seite. Aber bitte nicht den dritten Schritt vor dem ersten! Machen Sie eine Struktur nicht kaputt, die bisher erfolgreich war!

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Und deswegen stoppen Sie diese Praxis! Gehen Sie noch einmal in die Klausur! Und ich biete das gerne an, lassen Sie uns wirklich in einer sachlichen Atmosphäre reden.

Und ich will ein Letztes sagen. Wenn Sie mir jetzt entgegenhalten, und das werden Sie irgendwann ja tun, na ja, aber die Direktionsleiter, die sagen doch draußen, es geht. Meine Damen und Herren, mir ist es ganz wichtig, hier zu sagen, natürlich sind unsere Direktionsleiter, wie sich das gehört, loyale, anständige Beamte. Und die versuchen mit aller Mühe und Not, ein Körnchen von Vorteilen aus dieser verfehlten Veränderung zu ziehen. Bewerten Sie das nicht über und denken Sie an die Motivation derjenigen, die draußen Dienst tun! Ich bitte Sie herzlich – wenn auch Herr Böttger schon gesagt hat, wir gucken uns den Antrag nicht so genau an, wir lehnen ihn ab –, überlegen Sie es noch mal.

(Gerd Böttger, PDS: Wir haben ihn ja angeguckt, aber da ist nichts drin.)

Ich würde Sie herzlich bitten, im Interesse der Landespolizei noch einmal in sich selber hineinzusehen. Sie glauben doch selber nicht, dass das die Verhältnisse verbessert. – Vielen Dank.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Vielen Dank, Herr Dr. Jäger.

Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Körner von der SPDFraktion.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Die Opposition macht mit ihrem Antrag verschiedene Feststellungen, die lediglich darauf abzielen, dass die neue Polizeistruktur untauglich sei,

(Reinhardt Thomas, CDU: Ihr redet alles schlecht.)

der erforderlichen Sicherheit im Lande zu entsprechen. Jedoch in keiner Ihrer vier Ziffern werden überhaupt nur ansatzweise konkrete Vorschläge oder Maßnahmen gemacht, ja nicht einmal gefordert.

(Wolfgang Riemann, CDU: Da haben Sie Herrn Jäger nicht zugehört.)

Stattdessen werden in den ersten beiden Ziffern des Antrages Allerweltsweisheiten getroffen, um in Ziffer 3 und 4 zu konstatieren, dass die Organisationsreform der Polizei

diesen Zielen nicht gerecht wird. Man sollte sich fragen, wo die Entwürfe, die Vorstellungen, die Konzepte der Opposition sind. Ich traue Ihnen das durchaus zu, Kollege Jäger,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Wenn ich eine Veränderung glaube machen zu müssen, dann würde ich sie machen.)

immerhin sitzen in Ihrer Fraktion genügend ehemalige Minister, so dass Sie das Know-how dazu hätten.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

Aber in Ihrem Antrag spiegelt sich nichts dergleichen wider.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Weil wir diese Ver- änderungen für falsch halten. Ganz einfach.)

Ein derartiger nichts sagender Antrag, wie er hier vorliegt,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Jaja.)

ist nun aber wirklich nicht geeignet, zu einer konstruktiv sachlichen Diskussion beizutragen.

(Wolfgang Riemann, CDU: Sagen Sie doch nicht immer „nicht“, sagen Sie doch auch mal Ja!)

Ihr Antrag ist eine, um das Vokabular Ihres Antrages aufzugreifen, etwas ideenlose Zone. Wahrscheinlich muss man den Bürgerinnen und Bürgern im Lande Recht geben, sofern sie vermuten, dass es Ihnen manchmal weniger um die Sache geht, sondern mehr darum, eine Stimmungslage im Land herbeizuführen, von der Sie sich einiges versprechen.

(Rainer Prachtl, CDU: Das werden wir bei der nächsten Wahl sehen, wer Ihnen Recht gibt.)

In Ihrem Antrag behaupten Sie, die Ankündigungen der Landesregierung, „,die örtliche Nähe zum jeweiligen Landrat’ zum ,entscheidenden Kriterium’ der Entwicklung der Landespolizei zu machen und gleichzeitig zu gewährleisten, dass flächendeckend ,rund um die Uhr’ Polizei präsent ist und die Betreuung der Bürgerinnen und Bürger deutlich verbessert wird“, werden weit verfehlt. Durch den Verlust der Polizeistationen würden sich die Menschen gerade im ländlichen Raum verunsichert fühlen. Das sei nicht hinnehmbar, sagen Sie. Und nun muss die Polizei ihr Konzept zurücknehmen,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Nee, der Innen- minister. Die Polizei will das nicht.)

Entschuldigung, muss die Landesregierung das Konzept zurücknehmen. Pardon!

Die Begründung des Antrages aber, wenn Sie ihn sich richtig anschauen, ist doch in sich schon unlogisch.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ah ja. – Wolfgang Riemann, CDU: Für einen Theatermenschen ist die unlogisch, ja.)

Das Ziel dieses Antrages ist doch die Gewährleistung einer flächendeckenden rund um die Uhr präsenten Polizei, die die Betreuung der Bürger verbessert. Die Behauptung, die Menschen im Lande würden sich verunsichert fühlen, ist erst einmal als solche eine in meinen Augen unhaltbare Behauptung. Sie ist durch nichts belegt.

(Harry Glawe, CDU: Na ja.)

Dieses Ihrerseits vermeintlich subjektive Sicherheitsempfinden, wie es den Bürgern hier nachgesagt wird, ist

aus meiner Sicht überhaupt nicht geeignet, dadurch entkräftet zu werden, dass die Landespolizei eine Organisationsreform macht. Sie wissen genauso gut wie ich, Reformen sind immer wieder möglich und nötig. Schauen Sie sich doch an, Sie haben es doch selber zitiert, wie sich die Aufklärungsquote in den letzten fünf Jahren verändert hat: 33,9 Prozent 1995, 50,8 Prozent im Jahr 2000!

(Dr. Armin Jäger, CDU: Na prima, ne?)

Auch die Zahl der bekannt gewordenen Straftaten auf 100.000 Einwohner, die so genannten Häufigkeitszahlen, sind von 12.000 im Jahr 1995 auf 10.000 im Jahr 2000 gesunken.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig, da sind wir stolz drauf.)

Bei der Polizeidichte kann festgestellt werden, dass unser Land von den Flächenländern die höchste Polizeidichte hat, und daran wird sich auch jetzt nichts ändern. Auch und gerade durch die Neuorganisation der Polizei soll die Polizeidichte auf diesem äußerst hohen Niveau bleiben.

(Beifall Heidemarie Beyer, SPD)

Es werden mehr Polizisten, und das sehen wir anders als Sie, Kollege Jäger, auf der Straße präsent sein,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das glaubt Ihnen keiner.)

Streife fahren, konkrete Einsätze leisten, Ansprechpartner und Helfer vor Ort sein.

(Reinhardt Thomas, CDU: Man kann sich auch was einreden.)

Dadurch wird die offizielle Sicherheitslage noch verbessert. Und es ist nicht verwunderlich, dass Ihre Kritik in der Bevölkerung gegenwärtig überhaupt nicht ankommt.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ah ja! Ich weiß doch, worüber die Polizisten reden.)

Sicherlich gibt es partielle Unzufriedenheiten. Es sei denn, Sie haben wieder eine solche Kampagne vor,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Nein, wir haben gar keine Kampagne vor. – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

wie sie schon einmal fehlgeschlagen ist, dann kann es natürlich dazu führen. Sie wissen, dass es punktuelle Kritik innerhalb der Polizei gibt,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Natürlich.)

aber auch hier kann ich mich dem vom Kollegen Böttger Ausgeführten anschließen, der sagt, jede Strukturveränderung bringt immer Kritiker mit sich.