Damit ist der Antrag der Fraktion der CDU auf Drucksache 3/2624 mit den Stimmen der Fraktion der SPD und der Fraktion der PDS bei Zustimmung der Fraktion der CDU abgelehnt.
(Gerd Böttger, PDS: Das kann man sich doch nur wünschen. – Dr. Armin Jäger, CDU: Dann gehen wir jetzt mal zur Polizei und reden mal mit denen.)
Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 16: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichtes des Rechtsausschusses gemäß Beschluss des Landtages zu dem Antrag der Fraktionen der SPD, CDU und PDS „Zusammenarbeit des Landtages Mecklenburg-Vorpommern und des Sejmik der Woiwodschaft Westpommern,...“
(Unruhe bei Dr. Armin Jäger, CDU, und Gerd Böttger, PDS – Reinhardt Thomas, CDU: Wir werden mal dem Wähler erzählen, was ihr wirklich macht. – Glocke der Vizepräsidentin)
Also ich rufe auf Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichtes des Rechtsausschusses gemäß Beschluss des Landtages zu dem Antrag der Fraktionen der SPD, CDU und PDS „Zusammenarbeit des Landtages Mecklenburg-Vorpommern und des Sejmik der Woiwodschaft Westpommern“, Drucksache 3/2080, auf Drucksache 3/2637.
Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses gemäß Beschluss des Landtages zu dem Antrag der Fraktionen der SPD, CDU und PDS Zusammenarbeit des Landtages Mecklenburg-Vorpommern und des Sejmik der Woiwodschaft Westpommern – Drucksache 3/2080 – – Drucksache 3/2637 –
Das Wort zur Berichterstattung hat der Ausschussvorsitzende, der Abgeordnete Herr Kreuzer von der Fraktion der PDS.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ihnen liegt nunmehr die Beschlussempfehlung des Rechtsausschusses zu den Projekten der Zusammenarbeit zwischen den Fachausschüssen des Landtages und den Ausschüssen des Sejmik der Woiwodschaft Westpommern vor. Diese Vorlage ist ein weiteres Zeichen dafür, dass der Landtag MecklenburgVorpommern die Zusammenarbeit mit seiner polnischen Nachbarregion ernst nimmt in dem Bemühen, das Leben
für die Menschen diesseits und jenseits der Noch-Grenze zu erleichtern und auf künftige Situationen vorzubereiten. Diese Beschlussempfehlung ist – und bald hätte ich „schon“ gesagt – ein sichtbares Zeichen der Umsetzung der im Januar 2001 unterzeichneten gemeinsamen Erklärung des Landtages und des Sejmik, an die ich von hier aus noch einmal erinnere und in der unter anderem zum Ausdruck kommt, die Zusammenarbeit zwischen beiden parlamentarischen Gremien stärken zu wollen.
Aber, verehrte Kolleginnen und Kollegen, Sie sehen auch anhand des Datums, dass die Zeit schnell vergeht, für meine Begriffe viel zu schnell vergangen ist, wenn man zu ersten greifbaren Ergebnissen bei der grenzüberschreitenden parlamentarischen Zusammenarbeit kommen will, denn wir waren uns ja von Anfang an einig, es nicht bei Absichtserklärungen und dem Austausch von Höflichkeitsfloskeln bewenden lassen zu wollen.
Bei der Überwindung der sprachlichen Hürden und der Organisation von Aktivitäten immer über die Grenze hinweg und zurück mussten viel Zeit und Selbstdisziplin aufgebracht werden. Der Abstimmungsprozess ist naturgemäß ziemlich mühsam, aber er lohnt sich, wie ja die Beispiele der gemeinsamen Erklärung und auch die Vorlage dieser Prioritätenliste beweisen. Deutsche und polnische Parlamentarier sind, das hat sich gezeigt, ungeachtet der etwas unterschiedlichen Strukturen und Arbeitsweisen sehr wohl in der Lage, die Dinge auf den Punkt zu bringen.
So treibt, und wer könnte es besser verstehen als wir selbst, die polnische Seite natürlich die anstehende Problematik in der Landwirtschaft um. Circa 20 Prozent der Erwerbstätigen sind in diesem Bereich tätig – einige Zahlen sprechen von 25 Prozent – und so wundert es nicht, wenn es dem Ausschuss für Landwirtschaft und Entwicklung im ländlichen Raum des Sejmik darauf ankommt, Tipps und Hilfestellung bei der Erschließung und Nutzung von Förderinstrumentarien der EU von uns zu erhalten, das praktische Wissen durch gemeinsame Schulungen von Spezialisten und Beratern zu verbessern und – so können Sie es im ursprünglichen Projektvorschlag auch nachlesen – Erfahrungsaustausch bezüglich der Milderung von strukturellen Arbeitslosigkeiten zu betreiben.
Für uns, meine sehr verehrten Damen und Herren, bedeutet das, dass wir das Begehren sehr ernst nehmen und uns bemühen, das uns entgegengebrachte Vertrauen auch tatsächlich zu erfüllen und mit allen parlamentarischen Kräften unseren polnischen Nachbarn und Freunden in Bezug auf diese Themen auch wirklich mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Deshalb hat unser Landwirtschaftsausschuss auch eine besondere Verantwortung, trotz der Terminfülle und des begonnenen letzten Halbjahres dieser Legislaturperiode, sich dem Inhalt zu stellen und mit der polnischen Seite Lösungsansätze zu erörtern.
Im Grundsatz gilt das nun wiederum auch für alle anderen Ausschüsse. Wir wissen, Schwierigkeiten bei den seit 1998 laufenden EU-Beitrittsverhandlungen bereiten der polnischen Seite vor allem auch die Forderungen der EU in den Kapiteln der Umweltpolitik, das heißt Abwasser, Luftreinhaltung, Abfallentsorgung und weitere. In den Themenvorschlägen der polnischen Seite werden auch diese Teilbereiche, nämlich Gewässerschutz der Oder, des Stettiner Haffs, der Ostsee, gemeinsame Maßnahmen bei Kläranlagen und Tierkörperverbrennungsanlagen, angesprochen.
Ich weiß allerdings bis heute nicht, warum unser Umweltausschuss keine eigenen Themenvorschläge unterbreitet hat, obwohl es letztlich egal ist, ob die endgültigen Vorschläge von polnischer oder von deutscher Seite kommen. Ich weiß aber, dass neben dem Bereich der Landwirtschaft gerade auch der Umweltschutz für die polnische Seite von elementarer Bedeutung ist und sehr große Erwartungen auch in uns als Parlamentarier zur Lösung diesbezüglicher Probleme gesetzt werden. Daher mein Appell an uns, dass wir hier niemanden enttäuschen und uns der Sorgen und Probleme annehmen, die letztlich auch gemeinsame sind. Und gerade beim Umweltschutz wissen wir, dass es hier nur Gemeinsamkeiten gibt. Umwelt macht vor Grenzen keinen Halt, wenn ich an das Stettiner Haff oder die Ostsee denke.
Schließlich möchte ich die Problematik der Grenzübergangsstellen ansprechen. Dieser Bereich ist für uns von sehr großer Dringlichkeit, da unsere Bewohner in den östlichen Landkreisen schneller nach Stettin und Umgebung gelangen wollen. In Bezug auf die Verkehrswege hat Mecklenburg-Vorpommern ja leider relativ wenig Spielraum, denn ein großer Teil der Grenze ist ja eine Wassergrenze. Wollen wir aber wirklich eine bessere Zusammenarbeit im grenznahen Raum, besseren Jugendaustausch, Schüleraustausch, vertiefte Zusammenarbeit von Universitäten, Archiven, Kommunen, verbesserte Teilnahme an Erholungs- und Sportveranstaltungen, also die Entwicklung eines grenzüberschreitenden nachbarschaftlichen Lebens, so bedingt das, dass man leichter auf die andere Seite der Grenze wechseln können muss. Auch wenn die Entscheidungskompetenz über die Grenzübergänge Hintersee, Garz und Ahlbeck letztlich nicht auf Landes- und Woiwodschaftsebene liegt, so werden wir dennoch nicht von unseren Forderungen ablassen, sondern mit gezielten gemeinsamen Veranstaltungen auf Ausschussebene den Druck in Richtung Berlin beziehungsweise Warschau zu erhöhen versuchen. Übrigens haben wir darüber auch mit unseren heutigen Gästen aus Warschau gesprochen.
Damit diese und auch die anderen Projekte erfolgreich beraten werden können, sieht die Beschlussempfehlung vor, dass die Beratungen zwischen den korrespondierenden Ausschüssen in Angriff genommen werden sollen. Dieses Sollen ist zwar kein Müssen, das heißt kein administrativer Zwang, aber doch als beschlossene Selbstverpflichtung zu verstehen. Denn die Beschlüsse unter IV. in dieser Beschlussvorlage sehen vor, dass der Rechtsausschuss in der letzten Landtagssitzung einen Bericht über die Zwischenergebnisse der Beratungen der Fachausschüsse abgeben wird, damit diese trotz des Zeitdrucks der ablaufenden Legislaturperiode initiativ werden und mit den korrespondierenden Sejmik-Ausschüssen die Beratungen beginnen. Es wäre also wünschenswert, wenn auf der Grundlage dieser Beschlusslage und der dann zwischenzeitlich von den einzelnen Ausschüssen erzielten Arbeitsergebnisse der zukünftige Landtag MecklenburgVorpommern, also in der vierten Wahlperiode, beschlösse, die hier aufgelisteten Projekte der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit fortzuführen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, da unsere Wahlperioden nicht identisch sind und der Sejmik unser Prinzip der Diskontinuität nicht kennt, wird auf polnischer Seite ohnehin von einer längerfristigen Arbeit in den genannten Themen und Projekten ausgegangen, was uns in der nächsten Wahlperiode auch praktisch bindet.
Zum Abschluss möchte ich mich noch bei den mitberatenden Fachausschüssen für ihre Zuarbeit und Zusam
menarbeit bedanken. Bedanken möchte ich mich aber insbesondere bei unserem Unterausschuss EU-Osterweiterung, der mit dem Ausschuss für internationale und grenzüberschreitende Zusammenarbeit die Projektthemen sondiert hat.
Und deswegen muss ich an dieser Stelle eine Einschränkung vornehmen. Wir hatten ursprünglich vor, nicht nur diese 26 Arbeitsthemen nebeneinander zu stellen, wie es im Beschlussvorschlag aufgenommen ist, sondern davon noch mal fünf, sechs besonders wichtige Themen herauszustellen und hervorzuheben. Da uns die Vertreter des Sejmik erklärt haben, dass alle diese Aufgaben ohnehin nicht nach dem Prinzip der Selbstbefassung, sondern auch der Genehmigung in Angriff genommen und durchgeführt werden können, ist also eine solche Zweistufigkeit auf polnischer Seite nicht möglich gewesen. Deswegen sind alle diese Projekte in der Beschlussvorlage als gleichwertig und gleich wichtig und nebeneinander liegend hier aufgeführt.
Lassen Sie mich, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, daran erinnern, dass Polen und Deutsche eine gemeinsame lange Geschichte nicht nur leidvoller, sondern durchaus auch förderlicher Nachbarschaft haben. Vielleicht war schon vor jetzt 1002 Jahren das erste Treffen zwischen Boleslaw I. Chrobry (der Tapfere) und Kaiser Otto III. in Gnesen so ein Akt erster geäußerter Freundschaftlichkeit zweier sich eben gebildeter großer Nationen und großer Länder und vielleicht sogar ein früher Ausdruck einer Idee von einer guten nachbarschaftlichen Friedensordnung zwischen verschiedenen Reichen und Nationen in Mitteleuropa. Polen und Deutsche haben eine gemeinsame Geschichte beispielsweise großer Wissenschaftler wie Kopernikus, Hevelius, Schopenhauer, Fahrenheit, die heute nicht mehr nur als jeweiliges nationales Eigentum betrachtet werden und betrachtet werden dürfen, sondern als Vertreter einer europäischen, also einer grenzüberschreitenden Kultur.
Wollen wir uns also, meine sehr verehrten Damen und Herren, alle bemühen, dieser Verpflichtung durch eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit gerecht zu werden. – Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und bitte um Zustimmung zum Beschlussvorschlag.
Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 45 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Als ich im letzten Jahr den Kreis Police besuchte, führten mich meine Gastgeber auf einen ehemaligen deutschen Friedhof. Man hatte dort Grabsteine, zum Teil Reste von Grabsteinen von ehemaligen deutschen Friedhöfen im Kreis Police zusammengetragen und sie würdig aufgestellt. Eine Gedenktafel gab Auskunft über das Anliegen.
Inzwischen habe ich alle Kreise um die Großstadt Stettin herum besucht. Bei allen Besuchen wurde ich, ohne
dass ich darum vorher gebeten hatte, auf die deutsche Geschichte in dieser Region hingewiesen. In manchen Rathäusern wurden mir Fotos vorgeführt, die die Entwicklung der Orte aufzeigen: die deutsche Zeit, die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und der Wiederaufbau danach. Dabei wurde mir von Bürgermeistern und Stadtplanern berichtet, die wieder anknüpfen an Stadtbilder aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Polen wollen ihren Städten ein Gesicht geben, das auch heute die deutsche Vergangenheit erkennen lässt.
Noch vor kurzer Zeit war es sehr schwer, über die deutsche und polnische Vergangenheit in der Region Pommern zu reden. Wenn man es tat, musste man sich jedes Wort genau überlegen, zu schwer lastete das Vergangene auf uns. Am letzten Sonntag, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, haben wir uns wieder in Erinnerung gerufen, welche Schuld das deutsche Volk durch den Naziterror auf sich geladen hat. Die Folge war unter anderem eine Verschiebung unserer Grenzen, für Polen sowohl ihrer West- als auch ihrer Ostgrenze.
Dass wir über diese Zeit und die Zeit davor und danach miteinander reden, ist für mich ein wichtiges Zeichen, dass unsere beiden Völker immer besser zusammenfinden. Wer vernünftig miteinander umgehen will, darf im Gespräch keine Zeiten ausgrenzen, muss über alles reden können. Als die Menschen im östlichen Teil unseres Landes forderten, dass der alte Name Vorpommern wieder aufgegriffen wird, gab es manche Bedenken. Sicher gab es unter uns auch Menschen, die nach der Wende die Zeichen der Zeit falsch verstanden. Ich wurde einmal gefragt, ob ich die Festrede bei der Enthüllung eines Steines in Anklam halte. Dieser Stein sollte an die Opfer von Krieg und Vertreibung erinnern. Allerdings wurde als Bedingung an meine Ansprache geknüpft, dass ich die Hoffnung ausspreche, dass Vertriebene wieder in ihre Heimat ziehen dürfen. Das habe ich damals nicht zugesagt. Inzwischen reden wir und die Polen diesseits und jenseits unserer gemeinsamen Grenze von Pommern. Nicht wenige weisen stolz darauf hin, dass wir, Deutsche und Polen, in Pommern wohnen, eine Region, die gemeinsame Wurzeln hat und die auch künftig gemeinsame wirtschaftliche Interessen haben kann.
Aber auch heute gibt es noch immer Ängste in Polen, dass Deutsche im großen Stil Land aufkaufen und Polen dann wirtschaftlich keine Chance mehr in ihrem eigenen Land haben. Und auf unserer Seite gibt es Ängste, dass die Arbeitslosigkeit in Vorpommern und auch in Mecklenburg nach der Aufnahme Polens in die Europäische Union weiter ansteigen wird. Denn, so sagt man, die Polen werden unsere Dienstleistungspreise und unsere Löhne unterbieten. Deutsche Geschäftsleute und Arbeitnehmer werden im wirtschaftlichen Wettbewerb keine Chance haben.
Gerade die Erfahrungen aus dem Umgestaltungsprozess nach der Wirtschafts- und Währungsreform 1990 zeigen uns, dass der Weg zum wirtschaftlichen Wohlstand kein Selbstläufer ist, sondern hart erkämpft werden muss. Er erfordert viel Einfallsreichtum und Engagement von Politikern und Bürgern und er erfordert in der Gesellschaft auch viel Solidarität mit denen, die in diesem Prozess nur wenig Chancen haben. Die Aufnahme Polens in die Europäische Union ist für uns in Mecklenburg-Vorpommern eine große Herausforderung. Darum ist es
wichtig, dass wir uns als Landesparlament ebenso wie unsere Landesregierung auf die Öffnung der Grenzen vorbereiten und unseren Teil für eine gute Zusammenarbeit der Polen und Deutschen beitragen. Darum halte ich unseren eingeschlagenen Weg der aktiven Kooperation mit unserem Partnerparlament von Westpommern für so wichtig.
Wir haben uns inzwischen gute freundschaftliche Kontakte erarbeitet. Wir haben inzwischen oft die Gastfreundschaft der Westpommern kennen lernen können und wir haben sie auch als Gäste bei uns begrüßen können. Diese Kontakte stehen und fallen oft mit Personen, aber wir haben inzwischen so gute und viele Kontakte, dass sie nicht mehr von einzelnen Personen abhängen. Ich möchte an dieser Stelle dem ehemaligen Vorsitzenden des Sejmik Herrn Dlugoborski für sein Engagement für das Zustandekommen unserer Zusammenarbeit danken. Er hat persönlich einen hohen Anteil daran, dass unsere Kontakte nach unserem ersten Kennenlernen im Sommer 2000 schnell intensiv und konstruktiv wurden. Er wurde bei den letzten Wahlen auf nationaler Ebene in den Sejm gewählt. Ich werde morgen bei seiner Verabschiedung als Bürgermeister von Gryfino dabei sein und ihm, hoffe ich, auch die Grüße dieses gesamten Parlamentes bestellen können.
Was ich besonders wichtig finde, ist, dass wir nach der Amtsübergabe an den neuen Vorsitzenden Herrn Osowski keine Unterbrechung unserer Kooperation erleben. Wir haben das leidvoll in den vergangenen Jahren erlebt, wie das ist bei Personalwechsel in Polen, dass wir wieder von vorne beginnen müssen. Dass das so ist, zeigen am besten unsere heutige Debatte und die Gespräche mit unseren Partnern, die unserem Beschlussantrag zugrunde liegen. Die Vertreter des Unterausschusses EU-Osterweiterung auf unserer Seite und des Ausschusses für internationale und grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf polnischer Seite haben gute Arbeit geleistet. Vielen Dank dafür.
Wir haben uns für die nächsten Wochen sehr viel vorgenommen. Da sich unsere beiden Parlamente im Herbst nach Neuwahlen neu konstituieren werden, wird es nicht einfach sein, dieses Programm trotz beginnendem Wahlkampf durchzuhalten. Im Interesse der Sache sollten wir uns aber von unserem Zeitplan nicht abbringen lassen und die Ergebnisse der gemeinsamen Beratungen mit den jeweiligen Partnerausschüssen im Juni hier im Plenum debattieren. Diese Aussprache kann ein gutes Fundament für die Arbeit unserer Parlamente in der nächsten Legislatur sein. Eine gute Voraussetzung für diesen anspruchsvollen Zeitplan ist, dass sowohl bei uns als auch bei unseren polnischen Vertretern die Zusammenarbeit von allen Fraktionen gewollt ist und dass es uns gelungen ist, die Ausgestaltung dieser Zusammenarbeit völlig aus dem Parteienstreit herauszuhalten.
Dies sollten wir auch weiter so tun, denn für diesen Schritt der Aufnahme Polens in die Europäische Union brauchen wir den gemeinsamen Willen und die Kontinuität auch bei eventuell anderen Mehrheiten in unseren Parlamenten. Wir haben keine Zeit zu verlieren, denn wir müssen uns darauf einstellen, dass die Aufnahme Polens in die Europäische Union vor den Wahlen für das Europäische Parlament 2004 erfolgt. Die seit 1998 laufenden Beitrittsverhandlungen sind zwar noch nicht abgeschlossen, aber es spricht nach meiner Auffassung viel dafür, diesen Vorbereitungsprozess nicht zu verlängern. Wichtig ist, dass für kritische und schwierige Punkte, besonders der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, Übergangsregelungen vereinbart werden.
In dem Gespräch gestern Abend mit den Sejm-Abgeordneten und den Vertretern vom Senat war sehr deutlich zu hören, dass die Polen interessiert sind, in diesem Jahr die Verhandlungen zu beenden. Es sind 20 Kapitel abgeschlossen, 9 Kapitel müssen noch verhandelt werden, 6 stehen vor dem Abschluss, 3 brauchen etwas mehr Zeit. Sie sind sehr optimistisch, dass das klappt, und uns wurde auch berichtet, dass die Polen bei einer Umfrage zu 60 Prozent diesem Schritt zustimmen. Es wird im nächsten Jahr ein Referendum in Polen geben. Sie werden ihre Bevölkerung fragen, ob sie den Beitritt zur Europäischen Union will. Da die Katholische Kirche sehr eindeutig hierzu erklärt hat, dass sie dafür ist, gibt es jetzt eine richtige Mehrheit. Man wird sehen, wie die Verhandlungen gerade zu den landwirtschaftlichen Fragen auf das öffentliche Bewusstsein einwirken. Dort ist noch viel zu tun.
Mit Polen erhalten wir einen Nachbarn in der Europäischen Union mit fast 40 Millionen Einwohnern. Stettin mit seinen 420.000 Einwohnern wird nicht nur ausstrahlen nach Vorpommern, sondern bis weit nach Mecklenburg. Die Entfernung von Stettin nach Neubrandenburg beträgt nicht einmal 100 Kilometer. Auch nach Rostock ist es nicht sehr weit, zumal die A 20 demnächst die Entfernungszeiten sehr verkürzen wird. Stettin wird ganz sicher ein fester Eckpunkt, den wir neben Hamburg, Berlin und der Region Malmö/Kopenhagen bei der Entwicklung unseres Landes berücksichtigen müssen. Je besser wir die Kooperation auf allen Gebieten mit den Menschen, den Kommunen, den Kultur- und Bildungsstätten und der Wirtschaft gestalten, desto mehr Chancen können wir für uns erarbeiten.
Wichtig ist, dass wir bei diesem Prozess der wachsenden Zusammenarbeit zwischen unseren Regionen möglichst viele Menschen mitnehmen. In den beiden letzten Jahren sind viele neue Kontakte entstanden zwischen Menschen, Einrichtungen und Unternehmen, aber wir können mit dem Erreichten noch längst nicht zufrieden sein. Wir brauchen mehr Kontakte zwischen Kommunen, zwischen Schulen, zwischen Kultur- und Bildungsstätten, auch zwischen Unternehmen. Hier können wir nicht genug tun.
Wenn wir unsere Region voranbringen wollen, brauchen wir mehr Zusammenarbeit zwischen Mecklenburgern und Pommern in Mecklenburg-Vorpommern und in Pommern in Polen. Ich denke, eine ganz wichtige Stätte wird künftig die Jugendbegegnungsstätte in Kamminke auf Usedom sein. Der Bau für diese Stätte wird begonnen und im nächsten Frühjahr fertig sein. Das soll eine Begegnungsstätte besonders für Schüler werden, also für junge Leute aus Deutschland und aus Polen, nicht nur aus unserem Bundesland, aus Deutschland insgesamt. Das ist eine
Wir haben gestern Abend auch darüber gesprochen – und das ist auch hier schon angesprochen worden –, dass wir ganz dringend mehr geöffnete Grenzübergänge brauchen, damit der Besucherfluss viel schneller und aktiver passieren kann. Wir müssen die hemmenden Dinge der Grenze beseitigen. Die Deutsch-Polnische Gesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern hat hierbei in den vergangenen zwei Jahren, denke ich, eine sehr gute Rolle gespielt. Zwei viel besuchte polnische Wochen wurden durch sie gestaltet. Leider scheint sich diese Gesellschaft jetzt zu spalten. Ich möchte von hieraus an alle Betroffenen noch einmal appellieren, dass sie wieder zusammenfinden. Zwei gegeneinander streitende Gruppen schaden nur der gemeinsamen Sache und das bringt uns überhaupt nichts.