Protokoll der Sitzung vom 14.05.2004

(Zuruf von Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU)

Hören Sie doch bitte wenigstens einmal zu!

(Heinz Müller, SPD: Kann sie ja nicht.)

Der Bundesverteidigungsminister hat zugesagt, dass, bevor Entscheidungen getroffen werden – und das finde ich sehr, sehr positiv –, und zwar bevor für alle 16 Bundesländer Entscheidungen getroffen werden, die Ministerpräsidenten der Länder in einem Gespräch informiert werden. Ich finde das richtig. Und Sie wissen es auch ganz genau, dass im Oktober, November eine Entscheidung gefällt werden soll.

(Zurufe von Dr. Ulrich Born, CDU, und Andreas Petters, CDU)

Nein, das ist nicht normal. Das hat Herr Rühe zum Beispiel seinerzeit auch nicht gemacht.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Natürlich hat er das gemacht! Selbstverständlich hat er das gemacht!)

Ja, vielleicht mit den Schwarzen, mit den CDU-Leuten. Das kann sein.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der SPD – Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

Ich denke, dass der Truppenübungsplatz unter anderem in Lübtheen auch damals schon zur Debatte stand, das ist bekannt gewesen. Und ich sage Ihnen eines noch einmal, es tut mir Leid, das muss ich in diesem Zusammenhang sagen, das, was die Bundeswehr leistet, gerade auch was die Friedenspolitik der Sozialdemokratie anbetrifft, das sage ich ausdrücklich, ist hervorragend. Das ist hervorragend!

(Torsten Koplin, PDS: Genau!)

Und wenn es nach Ihnen gegangen wäre, das muss ich hier heute so sagen, dann wäre heute die Bundeswehr wahrscheinlich im Irak und hätte dieses Desaster mitmachen müssen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS)

Das sage ich Ihnen ganz ernst, Herr Petters, und deswegen noch einmal ausdrücklich ein Wort an Ihre Adresse.

(Egbert Liskow, CDU: Wir müssen doch mal ehrlich bleiben! Unter UN-Mandat haben Sie immer gesagt.)

Ich weiß, ich weiß. Und ich bin dem Bundeskanzler und insbesondere an dieser Stelle ausdrücklich dem Bundesverteidigungsminister Struck, der eine hohe Anerkennung mittlerweile in der Truppe sich erworben hat, dankbar, was er in den letzten Monaten für die Truppe geleistet hat. Das sollten Sie auch einmal anerkennen!

(Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU: Das bestreitet ja auch keiner.)

Ansonsten möchte ich nur noch einmal erwähnen, ich finde den Antrag ausgesprochen gut. Ich bitte wirklich um Unterstützung. Für mich ist klar, dass wir alles daransetzen müssen, dass Standorte, die wir in Mecklenburg-Vorpommern haben, aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten möglichst erhalten werden müssen.

(Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU: Genau! Ganz genau!)

Darum müssen wir uns kümmern und darüber sind wir uns auch sicherlich einig. Aber was Wirtschaftlichkeit auf der einen Seite bedeutet und welche Konsequenzen sich daraus gegebenenfalls ableiten, das haben doch andere Standorte schon erfahren.

Und, Frau Fiedler, abschließend, Wilhelm, wenn ich Ihnen das noch einmal sagen darf, …

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und PDS)

Frau Fiedler-Wilhelm, Entschuldigung, wenn ich Ihnen das noch einmal sagen darf, Sie wissen es doch auch sehr genau, wenn Sie einmal in der Truppe gewesen sind und einmal in Eggesin oder in anderen Standorten mit Soldatinnen und Soldaten gesprochen haben, dann wissen Sie auch sehr genau, welche Probleme die Standorte durchlaufen und durchmachen müssen, insbesondere was Dienstgrade anbetrifft, die länger dienen. Das ist schon ein Problem für die Familien, wenn man dort keine Arbeit findet und wenn man dort auch die Probleme in dem sozialen Umfeld sieht, dass man dort nicht unbedingt so gerne hin will. Das wissen Sie doch ganz genau und deswegen müssen wir aufpassen. Ich bin davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dass die Standorte, die unter wirtschaftlichen Voraussetzungen auch in der Existenz weitergeführt werden müssen,

(Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU: Dann müssen Sie uns auch die Vorteile nennen! Wir haben gute wirtschaftliche Voraussetzungen.)

dass wir uns da durchsetzen können. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS)

Danke schön, Herr Abgeordneter.

Es hat noch einmal das Wort der Abgeordnete Herr Petters von der Fraktion der CDU. Bitte schön, Herr Abgeordneter.

Herr Backhaus, also wenn Sie jemals ein Amt angestrebt haben, das Ministerpräsident et cetera pp. heißen sollte, Sie haben sich mit diesem Redebeitrag für so eine Funktion absolut disqualifiziert.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Wenn Sie mir unterstellen wollen, dass ich die Grenztruppen gerne wieder nach Mecklenburg-Vorpommern haben möchte, dann ist das unverschämt! Das waren nämlich Soldaten, die andere Menschen totschießen sollten an der Grenze.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Das müssen Sie einmal ganz klar wissen! Und wenn Sie mir sagen, ich mache hier Populismus,

(Unruhe bei Abgeordneten der CDU – Dr. Till Backhaus, SPD: Und was ist im Irak? Was machen Ihre befreundeten Truppen im Irak? Was hat denn Frau Merkel gesagt? – Zurufe von Rainer Prachtl, CDU, und Torsten Renz, CDU)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bitte, hier die Diskussion in einer entsprechenden Art und Weise zu führen. Der Redner hat hier das Rederecht. Ich bitte für eine solche Atmosphäre hier zu sorgen, dass man ihn auch im Saal verstehen kann.

(Dr. Till Backhaus, SPD: Ich habe gesagt, vielleicht! – Rainer Prachtl, CDU: Wenn man so was redet, das ist doch schlimm! – Zurufe von Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU, und Torsten Renz, CDU)

Ich habe die Redezeit unterbrochen, Herr Petters, Sie haben noch eine halbe Minute.

Danke sehr.

Herr Backhaus, Sie als Landwirtschaftsexperte sind ganz klar auch dort kompetent. Ich war seit 1978 bis 1990, bis ich in dieses schöne Land gekommen bin, bei der Bundeswehr. Sie können mir nicht unterstellen, dass ich in dem Bereich Polemik mache.

(Dr. Till Backhaus, SPD: Doch, machen Sie.)

Es geht im Vorfeld darum, die Truppenteile, die von Schließung bedroht sind, zu unterstützen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU: Richtig. – Zuruf von Dr. Till Backhaus, SPD)

Und nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass der Truppenübungsplatz in Lübtheen, obwohl es überhaupt noch keine Entscheidung über das Truppenübungsplatzkonzept des Bundes gibt, bereits jetzt insgesamt von den Informationskanälen abgeschlossen ist! Er wird so behandelt, als wenn er quasi geschlossen wäre. Da müssen doch wirklich mal Ihr Bundestagsabgeordneter, den Sie immer dorthin schicken, und auch Sie persönlich im BMVg mal Farbe bekennen und sagen, so lange ein Standort nicht geschlossen ist, muss man ihn auch noch anbinden und muss ihm Chancen geben, sich zu entwickeln und sich zu präsentieren. Das fordern wir von Ihnen!

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Sehr gut. – Zuruf von Dr. Till Backhaus, SPD)

Ich bitte um Sachlichkeit, um mehr Sachlichkeit beim Thema.

Herr Petters, …

Und Ihre Polemik können Sie woanders machen, in Ihrem Landwirtschaftsbereich, …

Herr Abgeordneter Petters!

… aber Verteidigungspolitik ist etwas, da sollten wir wirklich einen parteiübergreifenden Konsens …

(Zurufe von Dr. Till Backhaus, SPD, und Regine Lück, PDS)

Herr Petters! Herr Petters! Herr Abgeordneter Petters, Ihre Redezeit ist jetzt abgelaufen.