Protokoll der Sitzung vom 08.07.2010

dass es in diesen bundespolitischen Fragen zwischen SPD und CDU keine Einigung geben kann

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und DIE LINKE – Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

und dass wir in guter Praxis wie auch bei anderen Themen natürlich selbstverständlich den Koalitionsvertrag einhalten und demzufolge den Antrag der LINKEN auch als SPD-Fraktion heute ablehnen werden. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

Danke, Herr Borchert.

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Frau Lück von der Fraktion DIE LINKE.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Was ist denn das für eine Reihenfolge hier?)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Also was die Bundesregierung in ihrem Gesetzentwurf Sparpaket bei der Änderung des Wohngeldgesetzes vorhat, schlägt dem Fass den Boden aus. Was das Sparpaket des Bundes anbetrifft, ist das Wohngeldgesetz zwar das einzige, was der Zustimmung der Länderkammer bedarf, aber so weit sollte es unserer Meinung nach erst gar nicht kommen.

(Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

Da stimme ich Verkehrsminister Schlotmann zu, wenn er sagt, dass dieses Gesetz sofort gestoppt werden muss.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Sehr richtig.)

Meine Fraktion und ich werden Sie dabei tatkräftig unterstützen – der Minister ist leider gerade nicht da –, ich hoffe, dass das auch alle anderen Fraktionen machen.

Der Entwurf der Bundesregierung, der eine beispiellose Leistungskürzung vorsieht, ist das Papier nicht wert, auf dem er steht.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Alle Rechtfertigungsversuche für die Leistungskürzung sind verlogen und lassen jedes Gespür für soziale Gerechtigkeit vermissen.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

So wird die Streichung der erst 2009 eingeführten Heizkostenkomponente damit begründet,

(Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

dass die zwischen 2007 und 2008 um 22 Prozent angestiegenen warmen Nebenkosten im vergangenen Jahr wieder um 14 Prozent gesunken sind.

(Egbert Liskow, CDU: Das stimmt.)

Völlig ausgeblendet wird der lange und kalte Winter,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ach!)

der die Heizkosten in diesem Jahr explodieren lässt.

(Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

Und völlig ausgeblendet wird, dass erneute Preissteigerungen für Gas und Öl allenfalls eine Frage der Zeit sind. Und weitere lineare Leistungskürzungen um x Prozent sind ja vorgesehen.

(Toralf Schnur, FDP: Und wo wollen Sie das Geld hernehmen, Frau Lück? Sagen Sie es mal!)

Es soll zusammengestrichen werden,

(Toralf Schnur, FDP: Sie haben ja bessere Vorschläge, Rot-Rot.)

bis das Sparziel, nämlich die 300 Millionen Euro, erreicht ist, bringe es für die Menschen, was es wolle. Die Bundesausgaben für Wohngeld sollen von rund 800 Millionen Euro in diesem Jahr auf 491 Millionen Euro in 2011 sinken. Kollege Borchert hat es ja genannt.

Ich will noch mal über die Auswirkungen sprechen. Weil der Wegfall der Heizkostenkomponente nur bis 130 Millionen sparen würde, sollen auch die zu berücksichtigenden Miethöchstgrenzen abgesenkt werden, jawohl, die Miethöchstgrenzen.

(Zurufe von Vincent Kokert, CDU, und Toralf Schnur, FDP)

Dabei liegen die derzeitigen Mieten schon vielfach oberhalb der im Wohngeldrecht zu berücksichtigenden Miethöchstgrenzen.

Kolleginnen und Kollegen, wir dürfen nicht in Kauf nehmen, dass Wohngeldempfänger, darunter viele Erwerbstätige, wegen der Wohnkosten in die Armutsfalle Arbeitslosengeld II abrutschen oder Wohngeld beziehende Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung beantragen müssen. Es ist zu befürchten, dass viele Rentnerinnen und Rentner – zum Teil auch aus Scham – auf ihre Ansprüche verzichten werden oder für die Grundsicherung noch nicht bedürftig genug sind. Bei der Grundsicherung sind lediglich kleine Ersparnisse bis 2.600 Euro bei Alleinstehenden beziehungsweise 3.214 Euro bei Ehepaaren oder Lebensgemeinschaften außen vor. Alle anderen Vermögen müssen eingesetzt werden.

Ich warne eindringlich davor, damit zu liebäugeln, dass es doch dem Landeshaushalt zugute kommt, wenn weniger Wohngeld gezahlt werden muss. Hier müssen wir kommunalpolitisch denken und auch handeln. Die ohnehin klammen Kommunen können eine Kostenlawine durch weiter ansteigende Kosten der Unterkunft nicht verkraften. Es dürfte Minister Ramsauer angesichts seines riesigen Etats nicht schwerfallen, 300 Millionen Euro zum Beispiel bei Prestigebaustellen einzusparen, statt ausgerechnet beim Wohngeld für die Ärmsten zuzuschlagen.

Der Landtag Mecklenburg-Vorpommern muss ein deutliches Signal nach Berlin schicken. Ich sage, sozial gerecht geht anders, Sparen am falschen Ende fällt uns auf die Füße. Und wir werden das in den Kommunen in den Diskussionen auch alle spüren, so, wie wir hier sitzen. – Danke.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Danke, Frau Lück.

Das Wort hat jetzt der Fraktionsvorsitzende und Abgeordnete der FDP Herr Roolf.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kollegen! Den Antrag der Kollegen der LINKEN könnte man mit einem Lied von Herbert Grönemeyer, denke ich mal, in Gang setzen: „Was soll das?“,

(Udo Pastörs, NPD: Das ist wohl Ihr Niveau, Herr Grönemeyer.)

oder mit einer Strophe: „Womit haben wir das verdient?“.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Ja, Sie können die Wahrheit nicht vertragen. – Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

Mit dem Antrag, den Sie hier heute gestellt haben, liebe Kollegen von der LINKEN, spalten Sie die Gesellschaft.

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Na, na, na, na! – Zuruf von Helmut Holter, DIE LINKE)

Sie diskutieren, ob wir die Gesellschaft zwischen Arm und Reich spalten,

(Zuruf von Regine Lück, DIE LINKE)

ob wir unsozial sind.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Sie sind doch selbst unsozial.)

Wir haben im Jahr 1998 39,3 Prozent unseres Bundeshaushaltes für Soziales ausgegeben und geben heute 55 Prozent des Bundeshaushaltes für Soziales aus.

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Ja, woran liegt denn das? – Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

Wer sich dann als Ministerpräsidentenkandidat hier hinstellt und sagt, die Bundesrepublik Deutschland,