Protokoll der Sitzung vom 16.09.2010

Das Ganze würzt der Herr Minister auch schon gerne mal mit Beschimpfungen von NPD-Abgeordneten hier im Landtag, die natürlich nicht ordnungsrufverdächtig sind.

Aufschlussreich ist auch der von uns gut dokumentierte Zwischenfall beim Tag des offenen Schlosses am Sonntag, bei dem ein – in Begleitung von Frau Bretschneider – Besucher Udo Pastörs gegenüber äußerte: „Ihnen, Herr Pastörs, hätte man schon längst einen Strick um den Hals legen müssen. Sie gehören aufgehängt.“

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Der Kommentar der gnädigen Frau Landtagspräsidentin Bretschneider auf diese sehr demokratische und rechtsstaatliche und humane Bemerkung zu diesem Herrn lautete: „Regen Sie sich doch nicht auf! Das ist nicht gut für Ihre Gesundheit.“ Das finde ich sehr fürsorglich.

Und genau das, meine Damen und Herren, ist der Geist, der hier im Parlament herrscht, der Geist der Heuchelei, der Lüge und des pseudohumanen Gequatsches

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

bis hin zum blanken Hass gegen jeden Andersdenkenden.

Wir von der NPD haben hier in den vier Jahren Dinge zusammengetragen und veröffentlicht, die den Leuten draußen die Haare zu Berge stehen lassen, und zwar nicht vor Freude. Wir haben miterlebt, wie hier von Ihnen die Bürger des Landes als Stimmvieh abgefertigt werden. Und wir Abgeordneten und unsere Mitarbeiter erleben täglich, mit welch menschenverachtender Gleichgültigkeit Sie Ihre Gier nach immer mehr Vorteilen befriedigen wollen und dabei juristischen Beistand dort erflehen, wo Ihr verwerfliches Treiben durch uns Gefahr läuft, unterbunden zu werden.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Unser Antrag hier ist klar formuliert und mit Hinweis auf das Urteil des Saarländischen Verfassungsgerichtshofes auch wohlbegründet, es sei denn, der kommt jetzt auch in den Verfassungsschutzbericht als rechtsradikale Organisation.

(Stefan Köster, NPD: Vermutlich.)

Vermutlich. Vielleicht wird das Saarland auch besetzt und einer Demokratieumerziehung unterzogen, wer weiß.

(Zurufe von Stefan Köster, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

Ich bin mir sicher, dass nicht ein Einziger von Ihnen den Mut hat, unserem Antrag seine Zustimmung zu geben, natürlich nicht. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Herr Abgeordneter, die Angriffe auf die Präsidentin weise ich als unparlamentarisch zurück.

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 90 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat der Abgeordnete Herr Müller von der Fraktion der SPD.

(Stefan Köster, NPD: Genauso groß wie breit. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das demokratische System,

(Udo Pastörs, NPD: System, das ist?)

dem sich 65 dieser 71 Abgeordneten verpflichtet fühlen – bei sechsen wissen wir, dass sie es abschaffen wollen –,

(Udo Pastörs, NPD: Das ist sehr aufschlussreich.)

regelt das eigene Prozedere in einer ganzen Reihe von Spielregeln, an die wir uns selbstverständlich halten müssen.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Und zu diesem demokratischen System gehört auch die Auseinandersetzung unterschiedlicher Meinungen. Anders als in völkisch geprägten Gesellschaftssystemen, Herrschaftssystemen,

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

wollen wir ganz bewusst eine Vielfalt von Meinungen, und jeder ist überzeugt davon, dass seine natürlich die richtige ist.

(Udo Pastörs, NPD: Wenn er ausgesprochen hat, dreht man ihm den Hahn ab.)

Und jeder möchte die Bevölkerung, die Wählerinnen und Wähler,

(Stefan Köster, NPD: Das sieht man ja gerade in der SPD mit Herrn Sarrazin.)

von der Richtigkeit der eigenen Meinung überzeugen,

(Stefan Köster, NPD: Der hat eine eigene Meinung.)

weil wir an die Macht des Wortes und weil wir an die Macht des Argumentes glauben und das Argument nicht gegen die Faust oder gegen die Füße,

(Hans Kreher, FDP: Ganz genau.)

die auf am Boden liegende Frauen eintreten, eintauschen möchten, mein lieber Herr Köster.

(Sylvia Bretschneider, SPD: Sehr richtig. – Stefan Köster, NPD: Ihr System ist die Herrschaft der Dummheit. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Wenn wir einen solchen Meinungskampf miteinander führen, dann gibt es dafür auch Spielregeln.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Und weil es Spielregeln gibt,

(Udo Pastörs, NPD: Zwei Standards.)

gibt es auch Schiedsgerichte, die darüber wachen, ob Spielregeln eingehalten worden sind oder nicht. Und wenn ein Beteiligter an dieser Meinungsauseinander

setzung etwas tut, hier war es konkret die Saarländische Landesregierung, was ein anderer für einen Verstoß gegen diese Spielregeln hält, dann hat dieser andere – und davon hat die SPD im Saarland Gebrauch gemacht – natürlich die Möglichkeit, das Schiedsgericht anzurufen, und das Schiedsgericht entscheidet. Und dass es ein solches System mit Regeln und dass es ein solches System mit einer Schiedsrichterrolle gibt, das halten wir für sehr gut und das möchten wir ganz dringend erhalten.

(Hans Kreher, FDP: Richtig. – Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Ich glaube allerdings nicht, meine Herren von der NPD, dass Sie grundsätzlich diesem System von Regeln und vom Schiedsgericht zustimmen, und deswegen sind Sie weiß Gott die Allerletzten,

(Udo Pastörs, NPD: Sie halten Ihre eigenen Regeln nicht ein.)

die Allerletzten, die eine solche Schiedsgerichtsentscheidung versuchen sollten in eigene politische Munition umzumünzen. Sie sind weiß Gott die Allerletzten.

Also, meine Damen und Herren, wir sind davon überzeugt, dass die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern sich an die Konkretisierung – wie sie das Urteil des Saarländischen Verfassungsgerichts enthält –, die Konkretisierung der Spielregeln gehalten hat, hält und halten wird.

(Stefan Köster, NPD: Für Sie ist das alles nur ein Spiel.)

Allerdings, und da würde ich jetzt gerne noch mal ein Stückchen auf Ihre Argumentation bezüglich Saarland eingehen, Sie sagen, die machen das aus Steuermitteln im Saarland. Und hier die böse, böse Landesregierung macht das ja aus Steuermitteln. Sind Sie eigentlich die, die Demokraten sagen dürfen, wie man vernünftig mit Geld umgeht?