Protokoll der Sitzung vom 29.01.2009

Was man der Welt hierzulande als Kassam-Raketen verkauft, ist nichts anderes

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das ist doch unerträglich, was Sie hier erzählen!)

als der verzweifelte Versuch einer zusammengepferchten Bevölkerung in Gaza, sich mit primitivster Waffentechnik gegen ihre Peiniger zur Wehr zu setzen, Herr Dr. Nieszery.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das ist unerträglich, was Sie hier erzählen. Sie sollten sich schämen.)

Das ist nicht Terrorismus, sondern Freiheitskampf. Angesichts dieser Ereignisse halten wir es für dringend geboten, dass sich der Landtag eindeutig auch für das Lebensrecht – auch für das Lebensrecht! – des palästinensischen Volkes ausspricht. Wir bringen damit zum Ausdruck, dass die aggressive Siedlungspolitik Israels sowie die fortwährende Missachtung des Völkerrechts Ursache für diesen Krieg ist.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das reicht jetzt.)

Wir sind sicher, dass man einem solchen Antrag nur zustimmen kann, meine Damen und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Herr Abgeordneter Pastörs, ich weise zunächst Ihre Formulierung „der sogenannte Staat Israel“ zurück. Israel ist ein völkerrechtlich anerkannter Staat. Ich erteile Ihnen einen Ordnungsruf für die Verwendung des Begriffes „Auschwitzkeule“ und ich muss auch Herrn Dr. Nieszery einen Ordnungsruf erteilen für seine Angriffe gegen Herrn Pastörs.

(Michael Andrejewski, NPD: Na so was!)

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 60 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Das Wort hat die Abgeordnete Frau Lochner-Borst für die Fraktion der CDU.

(Stefan Köster, NPD: Hoffentlich sprechen Sie auch über die Gegenwart!)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Abscheulich und widerwärtig –

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

diese beiden Worte beschreiben den vorliegenden Antrag der NPD und die eben gehörten Ausführungen wohl am besten.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP)

In diesen Tagen haben wir an einigen Stellen erlebt, wie die Minderheit rechtsextremistischer Kleingeister immer wieder versucht hat, den Holocaust-Gedenktag am 27. Januar

(Stefan Köster, NPD: Sprechen Sie mal über Gaza!)

und die Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung vom 27. bis 29. Januar zum Thema „Täterforschung im globalen Kontext“ zu verunglimpfen.

Es war zu erwarten, dass sich die hiesige NPD-Fraktion diesem würdelosen Tun anschließen würde. Mit einem ungeheuerlich perfiden Antrag wird einmal mehr versucht,

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren. Opfer bewaffneter …

(Michael Andrejewski, NPD: Deswegen übersehen Sie die Verbrechen Israels!)

Hören Sie zu!

Opfer bewaffneter Auseinandersetzungen werden hier für antisemitische Propaganda instrumentalisiert,

(Michael Andrejewski, NPD: Das sind Opfer des Staates Israel!)

ausgerechnet die Opfer, von denen sich die NPD innerhalb Deutschlands immer wieder distanziert, um sie für ihre fremdenfeindlichen Hetzkampagnen zu missbrauchen.

(Egbert Liskow, CDU: So ist das.)

Sie scheuen sich nicht davor, sich mit dem Hissen der Palästina-Fahne zu brüsten, während die Menschen dahinter, die Palästinenser hier in Deutschland, für Sie kriminelle Araber und Islamisten sind,

(Michael Roolf, FDP: Genau.)

die Deutschland unterwandern.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Was also ist der wahre Grund für diesen ungeheuerlichen Antrag? Warum solidarisiert sich ausgerechnet die NPD mit den Palästinensern?

(Stefan Köster, NPD: Weil jeder ein Recht auf Heimat hat.)

Dahinter steht ganz eindeutig der verschwörungstheoretische Ansatz der Rechtsextremisten, dass die Juden die Welt kontrollieren würden.

(Stefan Köster, NPD: Das machen doch Sie! – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Die NPD stellt sich neben die Palästinenser, um in der ersten Reihe zu stehen mit den Opfern der von ihnen verhassten Juden. Der wahnhafte Antisemitismus dieser Partei findet hier seinen traurigen Höhepunkt.

(Michael Andrejewski, NPD: Ja, ja.)

Immer häufiger hört man Rechtsextremisten vom Holocaust im Gazastreifen sprechen, sie reden von zionistischer Unterdrückungspolitik, sie machen vor der Palästina-Fahne nicht halt,

(Michael Andrejewski, NPD: Wir machen vor der Palästina-Fahne nicht halt?)

weil sie glauben, wenn sie all diese Begriffe und Symbole nur häufig genug nutzen, können sie damit die Verbrechen des Dritten Reichs relativieren und immer wieder versuchen, die Opfer nachträglich zu Tätern zu machen,

(Michael Andrejewski, NPD: Also vergessen wir Palästina.)

aber diese Versuche sind dumpf und leicht durchschaubar,

(Stefan Köster, NPD: Sie leben nur in der Vergangenheit!)

ebenso wie der offensichtliche Versuch, die Fraktionen von FDP, LINKE, SPD und CDU an dieser Stelle in ihrem Umgang mit der NPD auseinanderzutreiben.

(Udo Pastörs, NPD: Das wird Ihnen nicht gelingen!)

Aber das wird Ihnen auch heute nicht gelingen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Denn trotz der völlig unterschiedlichen politischen Betrachtungsweisen unserer Fraktionen zu Israel und Palästina hat unser demokratisches Verständnis sehr wohl die Kraft, eine gemeinsame Positionierung gegen Ihren Antrag zu finden.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP – Gelächter bei Abgeordneten der Fraktion der NPD – Michael Andrejewski, NPD, Stefan Köster, NPD, und Udo Pastörs, NPD: Toll!)