Sehr geehrter Herr Roolf, das Projekt Technikum fördert die Berufs- und Studienorientierung der Jugendlichen. Es soll frühzeitig das Interesse für mathematische, naturwissenschaftliche und technische Berufe wecken. Vor dem Hintergrund der Landesaufgabe, den Fachkräftebedarf insbesondere in diesen Berufsfeldern zu sichern, ist das Projekt grundlegend positiv zu bewerten und zu unterstützen.
Die Bedeutung von Schule und Hochschule, auch darüber haben Sie gesprochen, für die Sicherung des Fachkräftenachwuchses und damit für die Entwicklung des Wohlstandes in unserem Lande, aber generell auch in der Bundesrepublik Deutschland – Sie haben die großen Zahlen genannt – ist hinlänglich bekannt. Das bestehende Bündnis „Fachkräfte für Mecklenburg-Vorpommern – Bündnis für Ausbildung und Qualifizierung 2008 bis 2013“ und die im letzten Jahr gestartete Kampagne „Dein Land, deine Chance – Macht Karriere in MV!“ haben in diesem Bereich wichtige Impulse gesetzt.
In den Bildungseinrichtungen unseres Landes erfolgt durchgängig eine systematische Förderung der mathematisch-naturwissenschaftlichen und technischen Kompetenzen in enger Zusammenarbeit mit unseren Wirtschaftspartnern. Bereits in der vorschulischen Bildung spielt die naturwissenschaftliche Förderung eine wichtige Rolle, denn wir wissen, dass schon sehr früh im Kindesalter die Förderung spezieller Begabungen erfolgen muss, da das Fundament für die besonderen beruflichen Interessen der Kinder und Jugendlichen gelegt wird. Auch darüber, denke ich, besteht Konsens.
In der Bildungskonzeption für null- bis zehnjährige Kinder haben wir auch entsprechende Schwerpunkte gesetzt. In den Schulen ist die Berufs- und Studien orientierung eine feste Größe. Neben den Unterrichtungen in den naturwissenschaftlichen Fächern, in denen die Praxis nähe
eine besondere Bedeutung hat, finden in den Schulen eine Vielfalt von Projekten und Initiativen statt, um die Jugendlichen frühzeitig auf die Anforderungen und Chancen in den Berufsfeldern vorzubereiten.
Ich will es auch noch einmal wiederholen, weil wir es gar nicht oft genug sagen können, dass diese Möglichkeiten bestehen: Seit 2007 haben alle Schülerinnen und Schüler ein Betriebspraktikum im Umfang von 25 Tagen zu absolvieren. Viele Schulen bieten in den Stundenplan eingebundene Praxislerntage an. Wir haben sogenannte MINT-Schulen, Schulen, in denen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und auch Technik eine besondere Rolle spielen.
Die Studienorientierung, auch das wiederhole ich gerne, ist in der gymnasialen Oberstufe als Wahlpflichtfach eingeführt worden. Am vergangenen Donnerstag, das wissen Sie, viele von Ihnen waren ja unterwegs, fand zum Beispiel auch der Girls‘Day mit großer Resonanz statt. Auch „Jugend forscht“ ist ein in den Schulen beliebtes Projekt, in dem unsere Jugendlichen jedes Jahr beachtenswerte Ergebnisse präsentieren.
Wir alle, glaube ich, wissen, wir können dennoch niemanden dort hintragen. Gerade wir sind ein Land, was auch freie Kapazitäten hat. Ich habe auch im vergangenen Jahr darüber gesprochen, dass die Versäumnisse an vielen Stellen liegen, warum sich junge Menschen mitunter eben nicht für Naturwissenschaften oder auch für Ingenieurberufe interessieren. Gerade bei den Protesten, die ich mit Studierenden erlebt habe, waren es oft Fakultäten mit überbordenden Studenten in Fachbereichen. Auch auf das Argument, dass wir hier ganz andere freie Plätze haben und viele andere Zukunftschancen da sind, war nur schwer Gehör zu finden. Insofern ist das wirklich eine Aufgabe, die vor uns liegt.
Selbstständig haben die Schulen in guter Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit und den Sozialpartnern Kooperationsvereinbarungen mit den Betrieben und Hochschulen in ihrem jeweiligen Bundesland und Umfeld abgeschlossen und unterstützen so die Jugendlichen bei ihrem Start in Beruf und Studium. Auch die Hochschulen, das sei hier gesagt, arbeiten seit Jahren verstärkt daran, Studierende über Betriebspraktika an die Unternehmen zu binden und diese so mit dem notwendigen Rüstzeug auszustatten, damit sie als Fachkräfte auf einem nationalen und internationalen Arbeitsmarkt bestehen können.
Ich finde, Sie haben vollkommen recht, es ist unbestritten, wir brauchen zukünftig verstärkt Fachkräfte, Fachkräfte, die sowohl über die berufliche Erstausbildung als auch durch die Hochschulen ausgebildet werden. Gerade da haben wir mit der Kultusministerkonferenz den Zugang für beruflich Qualifizierte an die Hoch schulen auch noch einmal öffnenderweise hier in diesem Land damals geschlossen. Das Programm Technikum des Bundesministeriums für Bildung und Forschung reiht sich gut in diese Maßnahmen zur Berufs- und Studien orientierung ein. Sie werden es nicht genau erkennen, denn ich kann jetzt keinen Beamer nehmen, das ist ein ganz kleiner Ausschnitt von all dem, was in diesem Bereich, in diesem Land stattfindet.
Der Landtagsbeschluss ist nicht ohne Grund gefasst worden, sondern damit wir das einmal bündeln, um zu schauen, was gibt es eigentlich in diesem Bereich.
Sie haben unter anderem an dieser Stelle auch das angesprochene Technikum des Bundesministeriums für Bildung und Forschung aufgeführt. Ich finde schon, dass es unser Anliegen ist, das Technikum im Rahmen der Initiative der Berufs- und Studienorientierung den Zielgruppen zu vermitteln und zu verzahnen. Und das Bundes ministerium, auch das sei hier erwähnt, für Bildung und Forschung hat im Mai letzten Jahres das Technikum gestartet. Das ist eine Unterstützung des Bundes für junge Menschen bei der Studien- und Berufsorientierung, und zwar gerade in diesem von uns auch skizzierten MINT-Bereich. Und über ein mehrmonatiges Praktikum in Unternehmen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sollen Jugendliche ein attraktives Arbeitsumfeld erleben und wertvolle betriebliche Erfahrungen für ein erfolgreiches MINT-Studium mitunter auch für den späteren Beruf sammeln. Das ist ein sinnvolles Dreiecksverhältnis, was hier aufgebaut wird.
Der realitätsnahe Eindruck technischer Berufe macht das Technikum zur idealen Vorbereitung auf ein Studium mit technischer oder naturwissenschaftlicher Ausrichtung. Ich finde auch, wer erst einmal begeistert ist, wird sein Studium nicht so leicht abbrechen, sondern es zielgerichtet abschließen, wobei mitunter, auch das sei gesagt, die erste Vorlesung, das erste Semester manchmal abschreckend ist. Auch da kann man das eine oder andere in der Didaktik ändern.
Als Technikumbetrieb wiederum investiert man in den Fachkräftenachwuchs von morgen und bildet junge Menschen, wie ich finde, früh an den Betrieb. Es kann eine Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft aufgebaut beziehungsweise können bestehende Beziehungen vertieft werden. Mit der Qualitätsmarke Technikum wirbt man auch für das eigene gesellschaftliche Engagement und somit für den Fachkräftenachwuchs. Auch das ist nicht zu unterschätzen in der heutigen Zeit.
Jeder registrierte Technikumbetrieb, auch das sei noch einmal erwähnt, erhält pro Praktikumsvertrag eine Förderung von monatlich 350 Euro. Die Hochschulen als dritter Partner gewinnen frühzeitig vorqualifizierte und hoch motivierte Studienanfänger. Im Ergebnis hoffe ich, dass die Abbruchsquoten in den MINT-Studiengängen sinken, denn das ist teilweise unser Problem, dass die Einschreibungszahlen, so niedrig, wie sie teilweise sein können, an der einen oder anderen Stelle noch funktionieren, aber die Abbrecherquoten eben da sind. Insofern hoffe ich, dass sich insgesamt nachhaltige Wege der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft etablieren.
Ich will an dieser Stelle erwähnen, da Sie es angesprochen haben, an den Hochschulen, in Betrieben des Landes ist das Programm bekannt. Konkret eingestiegen ist bislang allerdings nur, vielleicht ist es auch bekannt, die Hochschule in Neubrandenburg. Sie hat mit der Firma data experts gmbh einen entsprechenden Verbund vereinbart. Wir werden also künftig an Gymnasien, Fachoberschulen und Hochschulen sowie infrage kommenden Technikumbetrieben verstärkt auf das Programm und seine Möglichkeiten aufmerksam machen.
Da das Technikum sehr auf die Integration im Lande und spezifische sowie regionale Strukturen setzt, habe ich veranlasst, dass weitere Umsetzungsmöglichkeiten in unserem Land im Mai 2010 mit Vertretern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beraten werden sollen. Das ist auch das Thema der letzten Tage. Wir sollten schon einmal gucken, von all dem, was da ist – ich will es nicht noch einmal hochhalten –, dass wir das
zielgerichtet und sehr qualitativ einsetzen, denn Geld ist vorhanden. Ich glaube, das Konzept wird sich auch hier im Land sehen lassen können. Ich glaube, dass wir dieses Technikum einfach in bestehenden Initiativen zielgruppengenauer vermitteln sollten und auch können. Insofern wird die Landesregierung hier auf diesem Weg weitermachen. – Herzlichen Dank.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr oft haben wir über die Fragen der Berufswahl und auch der Studienwahl von Schülerinnen und Schülern beziehungsweise Absolventinnen und Absolventen unserer Schulen gesprochen. Immer wieder haben wir sowohl hier im Plenum als auch in den verschiedenen Ausschüssen festgestellt, und das Leben beweist es auch, dass die Kinder und Jugendlichen nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern oft falsche Vorstellungen von der Berufswelt haben, in diesem Fall ganz konkret von Technikberufen. Das haben Herr Roolf und Herr Tesch gerade noch einmal ausgeführt. Ich sehe da auch gar keine inhaltlichen Unterschiede zwischen uns, die hier zurzeit aufgetreten sind beziehungsweise zu mir. Fakt ist, dass nur jede Zehnte oder jeder Zehnte der Abiturienten den Beruf der Ingenieurin oder des Ingenieurs in Erwägung zieht. Jeder kann seine Beispiele hier berichten.
Ich will über ein Beispiel berichten, dass die Ingenieurkammer mich vor Jahren fragte, ich bin selbst Mitglied der Ingenieurkammer: Was können wir als Kammer tun, damit Gymnasiastinnen und Gymnasiasten überhaupt den Ingenieurberuf, also diese MINT-Richtung, in Erwägung ziehen? Da haben wir im Gespräch festgestellt, dass die Ingenieurkammer bis etwa 2005 niemals an Gymnasien war, um für unseren Berufsstand zu werben. Hier wird sehr deutlich, ob das nun diese Berufsrichtung ist oder eine andere Berufsrichtung, natürlich müssen die Berufsstände auch an die Schulen gehen und für ihre Berufe werben. Deswegen will ich auch ein Stück weg von dem, was hier an Verantwortung tatsächlich bisher zum Ausdruck gebracht wurde.
Nun ist durch die FDP dieser Antrag eingebracht worden, um dieses Technikum, diese Verbindung aus Technik und Praktikum, tatsächlich stärker zu bewerben. Über den Inhalt und das Ziel dieses Projektes oder dieses Programms ist im Einzelnen gesprochen worden. Das will ich hier gar nicht wiederholen. Ich sehe genauso wie meine beiden Vorredner dieses Programm als sinnvoll an. Fakt ist eines, dass dieses Programm bisher die gewünschte Wirkung nicht erreicht hat. Das ist auch die Intention Ihres Antrages. Deswegen haben wir ein gutes Programm, welches wohl sehr wenig beworben wurde. Es reicht eben nicht aus, nur von der Bundesregierung zu sagen, ja, wir müssen etwas für die Fachkräftesicherung tun, sondern es ist tatsächlich notwendig, diese Programme und speziell dieses Programm Technikum noch viel näher an die Mädchen und Jungen zu bringen, damit dieses Programm tatsächlich in der Fülle umgesetzt werden kann.
Die Zahlen sind genannt worden, auch Herr Roolf hatte sie genannt. In Mecklenburg-Vorpommern sind gerade
einmal vier Unternehmen beteiligt. Erstens ist es nur ein Unternehmen, in Brandenburg ein Unternehmen, in Rheinland-Pfalz nur zwei Unternehmen. Die anderen Zahlen, die Sie genannt haben in den Hunderterstellen, müssen sich dann auf andere Bundesländer verteilen. Es bedeutet also, es ist nicht unser spezifisches Problem in Mecklenburg-Vorpommern, sondern es scheint wohl so zu sein, dass auch in anderen Bundesländern die Wirkung dieses Programms nicht ausreichend ist.
Es stellt sich tatsächlich die Frage, ob alle, und so habe ich auch Sie verstanden, Herr Tesch, an einem Strang ziehen. Und wenn wir den Antrag so verstehen, dass alle an einem Strang ziehen, und sagen, wir haben alle eine Verpflichtung, nicht nur wir hier im Parlament oder die Regierung, sondern tatsächlich auch die Arbeitsagenturen, die Ingenieurkammer, VDI und viele andere, und sagen, wir müssen viel mehr für unseren Beruf werben, damit auch junge Menschen, Abiturientinnen und Abiturienten diese Studienwahl treffen können, dann, glaube ich, sind wir auf dem richtigen Weg.
Wir müssen uns nicht wundern, dass dieses Programm noch nicht in der Größenordnung umgesetzt wird, weil tatsächlich der Bekanntheitsgrad nicht auf dem Niveau ist, wie es sein sollte. Und da haben wir einfach eine ganz nüchterne Bilanz. Deswegen, meine Damen und Herren, glaube ich, müssen wir nicht über den Inhalt dieses Programms reden, sondern es ist tatsächlich notwendig, dieses Programm stärker zu bewerben. Aber ich frage mich, Herr Roolf, Sie haben ein wichtiges Thema angesprochen, das ich ausdrücklich unterstützen will,
Sie haben auch hier einen richtigen Antrag eingebracht: Welche Wirkung wird die Debatte haben, die wir heute hier führen? – Danke für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Gute Förderprogramme haben es so an sich, dass viele von ihnen profitieren wollen und zügig nach seinem Erlass solche Anträge auf Förderung stellen. Dafür brauchen diese guten Förderprogramme in der Regel keine millionenschweren Werbemaßnahmen, wie sie beispielsweise bereits in das Technikum der Bundesregierung geflossen sind. Ich muss feststellen, dass nicht alles gut ist, was auch gut gemeint ist.
Seit 2008 gibt es dieses Programm nun schon. Eigens dafür wiederum wurde Geld in den Aufbau und Betrieb einer Servicestelle investiert. Doch deren Bilanz ist bisher, wir haben das heute schon von mehreren Rednern gehört, nicht so ganz überzeugend. So stellte zum Beispiel die „Süddeutsche Zeitung“ fest, dass es bis zum Januar dieses Jahres bisher erst sehr wenige Bewerber in diesem Programm gab. Jungen Menschen sollte die Faszination der Spitzenforschung nahegebracht werden. Fünf bis acht Monate lang sollten die Praktikanten, die Schulabgänger mit Abitur sein sollen, den Alltag von Ingenieuren und Forschern in den MINT-Bereichen ken
nen lernen. Wir haben das heute schon gehört. Durch ein pädagogisches Begleitprogramm sollen ihnen Ein blicke in naturwissenschaftliche und technische Studiengänge gewährt werden.
Doch offensichtlich ist die Umsetzung beziehungsweise die Beantragung des Ganzen zu kompliziert. Zunächst muss man einmal einen Betrieb finden, der im MINT-Bereich arbeitet, forscht und so weiter. Dieser muss wissenschaftliches Personal vorhalten, welches in den Zuwendungsbedingungen des Förder programms umfangreich beschrieben wurde. Dazu suche man sich eine Hochschule, die in zumindest einem der MINT-Fä cher Studienangebote unterbreitet. Dann schreibe man ein pädagogisches Begleitprogramm, organisiert für die hoffentlich bald interessierten Praktikanten diverse Vorlesungen, Seminare et cetera. Mir scheint, der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen, sonst würden sich vermutlich die Hochschulen, die Betriebe und potenzielle Studienbewerber darum reißen.
Ich sehe jedoch keinen Grund dafür, nun noch extra und als Land zusätzliche Gelder auszugeben. Dass sich die Firma data experts, der Bildungsminister hat es ausgeführt, aus Neubrandenburg und die Hochschule Neubrandenburg dazu entschlossen haben, einen Ko operationsvertrag einzugehen, finde ich hochanständig. Ich wünsche ihnen auch viel Erfolg bei der Beantragung der Fördermittel und bei der Suche und Findung nach mehreren Praktikanten.
Alles andere, Herr Roolf, hat der Bildungsminister gesagt. Das Technikum ist in den üblichen Werbemaßnahmen bereits beim Bildungsministerium verankert und es wird auch an den Schulen und an den entsprechenden Stellen vermittelt.
Insofern glaube ich nicht, dass wir eine extra auf das Technikum hinaus ausgelegte Werbebranche brauchen, sondern vielmehr dafür sorgen müssen, dass in unseren Schulen junge Menschen für diese Bereiche, für Ingenieure und für die MINT-Fächer begeistert werden. Deshalb lehnen wir Ihren Antrag in dieser Form ab. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.