Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Mein erster Gedanke war nach der Rede von Frau Dr. Karlowski: Da brat mir einer einen Storch! Sie verlangen alles – mehr, mehr, mehr und mehr.
Ich möchte aber zuerst auf den Antrag kommen, den Sie hier heute gestellt haben. Wir haben heute den Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vorliegen, der zum einen die Landesregierung auffordern soll, ein bundesweites Storchenschutzkonzept zu entwickeln und zum anderen dieses umzusetzen durch gezielte Agrar- umweltmaßnahmen.
Zunächst einmal muss ich Ihnen recht geben, dass es in Mecklenburg-Vorpommern keine gesonderten Schutzmaßnahmen für den Storch gibt. Es ist auch richtig, dass in den letzten Jahren die Zahl der Brutpaare in Mecklenburg-Vorpommern etwas zurückgegangen ist. Ich beziehe mich hier auf die Quelle des Naturschutzinstitutes Region Dresden.
Doch meinen Sie wirklich, liebe Kolleginnen und Kolle- gen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, dass durch ein landesweites Storchenschutzkonzept die Bruterfolge und damit die Weißstorchpopulation erhöht werden können? Ich glaube nicht. Langfristige Forschungsreihen und Forschungsergebnisse des Naturschutzinstitutes Region Dresden haben ergeben:
ihre lange Lebensdauer und eine geringe Fortpflanzungsquote gekennzeichnet. Hinzu kommt, dass sich in den letzten Jahren das Alter der Störche für die Geschlechtsreife von zwei Jahren auf fünf Jahre erhöht hat.
Alle diese Aussagen sprechen dafür, dass wir beim Storch auf einen ganzheitlichen Lebensraumkomplex abstellen müssen.
Das heißt für uns als SPD-Fraktion, dass wir keine einzelnen Programme für unterschiedliche Tiere oder Pflanzenformen brauchen. Was wir brauchen, ist eine Betrachtung des gesamten Lebensraumes unter ganzheitlichem Aspekt. Wir wollen Artenvielfalt und unterstützen
eine Biodiversitätsstrategie des Landes MecklenburgVorpommern. Aber mit dieser Auffassung stehen wir nicht allein. Auch stehen wir damit weitestgehend im Einklang mit dem NABU.
Ich beziehe mich hier auf die Quelle des Mitteilungsblattes 103/2011 der BAG Weißstorchschutz. Der NABU fordert, ich zitiere: In „Ostdeutschland muss wieder eine stabile, sich selbst tragende Population“ des Weißstraußes, des Weißstrauches, „des Weißstorchs“, die ganze Zeit habe ich immer Strauß gesagt, „erreicht werden“. Ja, aber das will auch die SPD. Es gibt keinen Änderungsantrag.
Ja, auf diesem Gebiet hat das Land Mecklenburg-Vor- pommern Leuchtturmcharakter. 35 Prozent der Landes- flächen sind FFH- und Vogelschutzgebiete. M-V besitzt 3 Naturschutzgebiete und Biosphärenreservate von immerhin 14 bundesweit. M-V spielt eine Vorreiterrolle bei dem Thema Moorschutzprogramm, was Sie, Frau Karlowski, ja selbst positiv betont haben.
Für die SPD-Fraktion ist ein Verbot des Umbruchs von Grünland in M-V eine Herzensangelegenheit. Entsprechende Europäische Richtlinien sind auf den Weg gebracht worden. Wir müssen die Richtlinien nur noch in unserem Landesgesetzgebungsverfahren umsetzen, wie es Baden-Württemberg im Dezember tat. Das natürliche Grünland ist wertvoll wegen der hohen Diversität und stellt einen positiven Beitrag zum Klimaschutz dar.
Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, lassen Sie uns das gemeinsam angehen und eine entsprechende Landesinitiative auf den Weg bringen! Nicht nur der Storch wird es uns danken.
Und nun zur letzten Forderung des NABU: Sie fordern eine „Konsequente Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften zum Schutz von Großvögeln an EnergieFreileitungen“.
Ja, auch hier braucht sich das Land MecklenburgVorpommern nicht zu verstecken. Das Land hat eine gute Vogelschutzgebietslandesverordnung und ich möchte auch die 60 Vogelschutzgebiete von 8 bis 1.200 Hektar nicht unerwähnt lassen. Das zeigt doch, dass wir unter Berücksichtigung der Forderungen des NABU auf dem richtigen Weg sind. Es muss unser Ansatz sein, die Biodiversitätsstrategie des Landes Mecklenburg-Vorpom- mern zu entwickeln und durchzusetzen. Der Storch kann nicht losgelöst von seiner Umwelt betrachtet werden. Der Storch muss in seinem natürlichen Ordnungsrahmen be- trachtet werden und nicht losgelöst von jeglichen Umweltbedingungen.
Die SPD lehnt das gesonderte Storchenschutzkonzept ab und damit auch den vorliegenden Antrag von BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Fritz Reuter häd in sin Urgeschicht von Meckelnborg schräben: „De irsten Inwahners von Meckelnborg wiren de Poggen“. Und weiter heißt es: „Na, wo Poggen sünd, finnen sick ok Adebors, seggt dat Sprückwurd, un so kamm dat ok hir, denn de tweiten Inwahners wiren de Adebors“. Ende des Zitats.
Der Adebar, wie der Weißstorch auch genannt wird, ist der Legende nach der Glücksbringer und natürlich ist er der, der die Kinder bringt. Beides könnte unser Land sehr gut gebrauchen.
Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, da muten wir Adebar wohl etwas zu viel zu. Außerdem hat er selbst demografische Probleme, er hat zu wenig Nachwuchs.
Die natürlichen Verluste – zum Beispiel auf den Zügen, auf den Wanderungen und beim Aufenthalt in den südlichen Winterquartieren – werden nach den Erkenntnissen der Storchenbetreuer und des integrierten Monitorings nicht aufgefangen. Der Weißstorch ist ein sogenannter Kulturfolger, der seine ursprüngliche Heimat, den Wald, verließ, als der Bauer eben durch die Bearbeitung des Bodens ihm bessere Bedingungen für die Futtersuche verschaffte. Er zog in die Dörfer und tauschte das Nest auf dem Baum gegen hohe Plätze in der Nähe des Menschen – auf Dächern, Schornsteinen und Masten. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft, den damit häufig verbundenen ausgeräumten Landschaften und der schnelleren Bearbeitung der Flächen änderten sich auch die Lebensbedingungen für den Weißstorch in unseren Breiten.
Wenn ich die zugänglichen Zahlen der Weißstorchpopulation richtig interpretiere, dann liegen zum Beispiel im ehemaligen Kreis Ostvorpommern die Zahlen des entscheidenden Gesamtbruterfolges in den letzten Jahren deutlich unter dem Niveau der 70er-, 80er- und auch noch der 90er-Jahre.
Das macht den vielen zumeist ehrenamtlichen Storchenbetreuern und Naturfreunden Sorgen, zumal unser Land auch den Ruf des Storchenlandes hat. Die hier genannten Ursachen, die durch das integrierte Monitoring aufgedeckt wurden, will ich noch einmal in aller Kürze nennen:
Die Rückgänge werden allein durch die Zuwanderung aus anderen geografischen Räumen nicht abgewendet.
Der uns vorliegende Antrag geht davon aus, dass die Landesregierung in der Lage sei, mit dem verlangten Konzept diese Entwicklung aufzuhalten oder gar umzukehren. Wir wissen aber auch, dass die bisherigen internationalen, europäischen und nationalen Zielsetzungen zum Stopp des Verlustes der biologischen Vielfalt bis zum Jahre 2010 nicht erreicht werden konnten. Der Verlust von Arten und Lebensräumen schreitet leider weltweit weiter voran. Auch in Mecklenburg-Vorpommern hat sich der Zustand vieler Arten und Lebensräume insgesamt verschlechtert. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen und versuchen, die Gesamtsituation – ich unterstreiche, die Gesamtsituation – positiv zu beeinflussen.
In der Begründung des Antrages wird der Schluss gezogen, dass Storchenschutz auch ein Beitrag zum Erhalt der Arten sei. Meine Damen und Herren, ich bin der Überzeugung, dass nur umgekehrt ein Schuh daraus wird. Storchenschutz muss also integrierter Bestandteil des in Erarbeitung befindlichen Konzeptes zum Erhalt der biologischen Vielfalt sein.