Protokoll der Sitzung vom 25.04.2012

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes ist ja zum Glück hier noch zur Sprache gekommen und kommt wirklich zu einem anderen Schluss als scheinbar die Juristen des Bildungsministers.

(Andreas Butzki, SPD: Scheinbar?)

Ich habe hier einen sehr hohen Hall auf dem Mikrofon.

(Zurufe von Andreas Butzki, SPD, und Dr. Margret Seemann, SPD)

Ja, ich hab das auch gelesen. Das Gutachten begründet die Zulässigkeit der Eingriffe

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

in die Schutzbereiche der Forschungsfreiheit, der Berufsausübungsfreiheit und der Vertragsfreiheit eben durch ein gerechtfertigtes und rechtfertigbares öffentliches Interesse an den Verträgen und sagt deswegen, dass es begründbar ist, dass wir in diesen Schutzbereich eingreifen. Und das steht da genau drin.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Ja, aber doch nur für die.)

Ja. Ich bitte den Bildungsminister, die Anträge, zu denen er spricht …

Jetzt ist er gar nicht da.

(Zurufe aus dem Plenum: Doch. – Dr. Margret Seemann, SPD: Doch, da sitzt er. – Vincent Kokert, CDU: Er hört zu. Konzentriert.)

Entschuldigung, ich nehme das zurück. Herr Brodkorb sitzt auf der anderen Seite. Gut, dass er im Parlament sitzt.

(allgemeine Unruhe – Heinz Müller, SPD: Er ist Abgeordneter und da sitzt er.)

Ich bitte den Bildungsminister, die Anträge, zu denen er spricht, auch zu lesen.

Im vorliegenden Antrag geht es eben nicht um die Offenlegung der Forschungsergebnisse, die selbstverständlich schützenswert sind, sondern es geht einzig und alleine um die Offenlegung der Vertragsvereinbarungen. Das ist ein riesenweiter Unterschied, und uns das hier vorzuwerfen, zeugt von keinem guten Stil.

Viele Unternehmen sind im Übrigen sogar stolz auf die Kooperationen und veröffentlichen diese selbst auf ihren Websites und es gehört zu ihren Unternehmenskommunikationsphilosophien, sich damit zu brüsten.

(Zurufe von Dr. Norbert Nieszery, SPD, und Dr. Margret Seemann, SPD)

Natürlich gibt es auch Unternehmen,

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

die eine Offenlegungspflicht fürchten. Aber es sind nur die Unternehmen, die etwas zu verbergen haben,

(Dr. Margret Seemann, SPD: Aha!)

nämlich solche, die sich unanständige Mitwirkungsrechte sichern wollen.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Nennen Sie mir doch mal eins aus Mecklenburg-Vorpommern!)

Auf solche Kooperationen können wir gerne in Mecklenburg-Vorpommern verzichten

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

und da brauchen wir auf keine Bundeslösung zu warten.

Jetzt wurde eben gerade vorgetragen, dass die SPDBundestagsfraktion sich in ihrem Antrag auf die Laufzeit und die Fördersumme als Vertragsbestandteile begrenzt hat, und deshalb sei dieser Antrag besser als der der GRÜNEN, weil …

(Dr. Margret Seemann, SPD: Er entspricht damit den Ausführungen des Wissenschaftlichen Dienstes.)

Das habe ich jetzt leider nicht verstanden.

… angeblich bei den GRÜNEN noch konkreter drin- steht, welche Vertragsbestandteile veröffentlicht werden sollen.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Nein, das haben Sie ja eben nicht geschrieben!)

Nein, das stimmt überhaupt nicht. Wir setzen vorher eine Prüfung an

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

und wir wollen das genau prüfen lassen und wollen dann diese veröffentlichungsfähigen Vertragsbestandteile eben veröffentlichen.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Das hat der Wissenschaftliche Dienst doch schon gemacht, Herr Saalfeld.)

Ja, ne? Zwei Juristen, drei Meinungen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Die von Herrn Saalfeld fehlt.)

Wir müssen uns, glaube ich, da etwas länger Zeit nehmen. Und wir haben hier ein sehr, sehr gutes wissenschaftliches Gutachten von den Wissenschaftlichen Diensten aus dem Bundestag. Das sollten wir achten.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Darauf beziehe ich mich doch.)

Meine Damen und Herren, ich möchte abschließend zu der Debatte meine leichte Enttäuschung zum Ausdruck bringen, dass es sich hier leider im Landtag verfestigt, dass eine Kultur der Ausreden kultiviert wird und nicht eine Kultur der Argumente.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Wenn Sie qualitätsvolle Anträge bringen, kann auch die Diskussion qualitätsvoll sein.)

Ich finde es schade, ich finde es wirklich schade,

(Andreas Butzki, SPD: Gut, dass wir drüber gesprochen haben.)

aber hier werden vor allem Ausreden ausgetauscht. Ich hoffe, das wird in Zukunft besser. – Vielen Dank.

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Danke.

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf Drucksache 6/560. Wer dem zuzustimmen wünscht, den oder die bitte ich um ein Handzeichen. – Die Gegenprobe. – Enthaltun- gen? –

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Tja, hat nicht ganz geklappt.)

Damit ist der Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf Drucksache 6/560 abgelehnt mit Zustimmung der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Gegenprobe

(Heinz Müller, SPD: Stimme! Stimme!)