Fakt ist nämlich, es gibt in den Kitas des Landes immer noch überdurchschnittlich viele Kinder, die in der Einschulung zurückgestellt werden oder die bei der Einschulung Auffälligkeiten zeigen.
Das zeigt uns doch, dass im Bereich der frühkindlichen Bildung nachgebessert werden muss. Und da hilft auch ein Blick in die Praxis. Es hilft nicht, wenn man sich die Welt schönredet und den Erzieherinnen dankt, die sicherlich unglaubliche Arbeit in den Kitas leisten. Aber man muss sich auch mal deren Problemen annehmen und das konnte ich gerade letzte Woche wieder.
Im Landkreis Ludwigslust-Parchim gaben mir die Kita-Erzieherinnen drei Punkte mit auf den Weg, die auch ich als Schwerpunkte bei der Stärkung frühkindlicher Bildung sehe:
Das ist erstens mehr Personal in den Kitas, damit mehr Erzieherinnen für unsere Kinder da sind, die sie betreuen – also die Senkung der Fachkraft-Kind-Relation.
Zweitens brauchen die (Kindergärtnerinnen und) Erzieherinnen mehr Zeit für die mittelbare Arbeit mit unseren Kindern. Diese muss auch ausfinanziert werden und auch hieran fehlt es zurzeit im Land.
Und drittens müssen auch zukünftig weiterhin ausreichend Fachkräfte zur Verfügung stehen, die den Bildungsauftrag in den Kitas umsetzen.
Das sind doch die Probleme vor Ort und das sind auch die Dinge, denen wir uns zuwenden müssen. Davon habe ich in Ihren Redebeiträgen aber herzlich wenig gehört, meine Damen und Herren der Regierungsparteien.
Sie reden sich weiterhin alles schön. Das konnten wir gerade heute wieder, aber auch bei der letzten Landtagssitzung sehen, als es um das Problem der Fachkräfte bei den Erzieherinnen und Erziehern ging.
Und, Frau Schwesig, alles, was Sie heute aufgezählt haben, was wir angeblich in unserer Regierungszeit verhindert haben sollen – bleiben Sie doch mal bitte bei der Wahrheit! Das war ein Kompromiss, der damaligen finanziellen Situation des Landes geschuldet.
(allgemein Unruhe – Helmut Holter, DIE LINKE: Sehr richtig. – Vincent Kokert, CDU: Weil Sie so schlecht gewirtschaftet haben!)
Sie waren doch damals der große Koalitionspartner als SPD. Wieso haben Sie sich denn damals nicht durchgesetzt, wenn Ihnen das so wichtig gewesen ist? Das ist nicht passiert. Also bleiben Sie bitte bei der Wahrheit und erzählen Sie hier keine Unwahrheiten!
Und es belegt abermals Ihre Profilierung, die Sie hier heute mit diesem Thema der Aktuellen Stunde versuchen. Sie ziehen sich ein um das andere Mal darauf zurück, dass Sie in den Kita-Bereich 40 Millionen Euro reinstecken, unter anderem, um die Fachkraft-Kind-Relation zu senken. Für die Senkung der Fachkraft-Kind-Relation haben Sie unsere Zustimmung und auch unsere Unterstützung. Aber, das muss man auch sagen, die Senkung der FachkraftKind-Relation war längst überflüssig
und fällt noch viel zu gering aus. Sie müsste schnellstmöglich noch weiterhin gesenkt werden, doch dafür sind Sie zu knausrig.
Investitionen in die Bildung unserer Jüngsten sind notwendig und haben für mich Priorität, und das sollten sie auch für Sie haben.
Um es noch einmal klar zu sagen: Wir lehnen das Betreuungsgeld ebenso wie Sie ab! Aber hören Sie auf, sich auf Kosten der Kinder im Land zu profilieren!
Ich kann ja verstehen, dass die Emotionen bei diesem Thema hochschlagen, meine sehr geehrten Damen und Herren, aber es wäre trotzdem nett, wenn Sie so viel Ruhe bewahren, dass wir hier vorne auch noch gut verstehen können, was der Redner beziehungsweise die Rednerin sagt.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe genau wie mein Kollege Renz den Versuch unternommen, meine Einstellung zum Betreuungsgeld auch aus meinem persönlichen Erfahrungshorizont abzuleiten.
Das ist immer schlecht, mag sein, aber es sind Beispiele, mit denen Sie sich vielleicht auch auseinandersetzen, weil …
Das werden Sie auch ertragen müssen, Herr Dr. Nieszery, denn, wie gesagt, es gibt genügend Lebenssituationen, die hier in der Debatte überhaupt nicht abgebildet wurden und die es durchaus nicht zu negieren gilt.
Ich bekenne mich, ich habe eine Ostbiografie und habe meine Kinder trotzdem selbst lange betreut und würde das jederzeit wieder tun.
Meine Tochter war im Säuglingsalter schwer erkrankt und ist nach mehrmonatigem Krankenhausaufenthalt mit einer unklaren Prognose entlassen worden. Ärztlicherseits bestanden, obwohl sie Defizite hatte, sowohl in ihrer körperlichen als auch in ihrer motorischen als auch in ihrer sprachlichen Entwicklung, keine Vorbehalte dagegen, sie in eine Kindertageseinrichtung zu geben.
Ich habe mich aber dagegen entschieden. Ich habe mein Studium aufgegeben und habe meine Kinder zu Hause betreut. Ich habe nach Rücksprache mit Ärzten und Therapeuten intensiv mit meiner Tochter daran gearbeitet,
diese Defizite abzubauen. Und es war ein Betreuungsaufwand, das kann ich Ihnen heute hier sagen, der durch den damaligen Betreuungsschlüssel und auch den heutigen Betreuungsschüssel in einer Kita nicht hätte abgedeckt werden können. Und das Ergebnis war, sie hat die Einschulungsuntersuchung mit Bravour abgeleistet, mit deutlichen Zeichen einer Unterforderung. Das heißt, auch Eltern sind durchaus in der Lage, ihre Kinder …
Ich stehe hier und sage, es gibt Eltern, die durchaus in der Lage sind, ihren Kindern die Angebote zu machen, sodass sie erfolgreich …