Protokoll der Sitzung vom 24.10.2012

gerade für kleine Vereine, sehr, sehr schwierig, die Ehrenamtler und Übungsleiter zu bezahlen.

(Torsten Renz, CDU: Es ging um die Höhe.)

Dann ist es gut. Das war vorhin zwielichtig oder zwei- deutig.

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Aber es ist …

(Zuruf von Heinz Müller, SPD)

Gut.

Also es geht um das Ehrenamt. Das Ehrenamt ist im Land weit vertreten und wir haben, und das zeigt gerade wieder der Beitrag von Herrn Pastörs, leider das Problem im ländlichen Bereich, dass dort keine flächendeckenden Vereine und Vereinsstrukturen da sind. Das haben wir auch gehört, dass gerade Mannschaftssport dann schon häufig aufgrund mangelnder Kinder nicht mehr funktioniert, weil zum Fußball braucht man nun mal 22 Kinder, und das wird ein Problem werden. Und das zeigt uns, dass Vereinsstrukturen große Probleme haben, dass kaum Vorstände noch zu besetzen sind. Ich selber bin, wie gesagt, hier im Schweriner Seglerverein und wir haben sehr lange danach gesucht, einen Übungsleiter zu finden, wenn jemand in Rente geht.

(Torsten Renz, CDU: Wo sehen Sie denn die Ursache?)

Das Nächste ist, wo die Vorstände dann auch Verant- wortung übernehmen, nämlich auch als Vorstandsvor- sitzende.

(Torsten Renz, CDU: Wo sehen Sie die Ursache?)

Und da komme ich drauf, das ist die Zeit, die Zeit der Kinder, die häufig in Ganztagsschulen sind, und Vereine brauchen eine neue Ausrichtung, nämlich, das wurde von Frau Oldenburg vorhin auch schon gesagt, dass Sport mehr in die Schule muss.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Das Bildungs- und Teilhabepaket ist leider da nicht angekommen, wo es ankommen sollte. Es ist ein Verwaltungs- …

(Torsten Renz, CDU: Nicht alles vermischen!)

Nein, das ist so. Das Bildungs- und Teilhabepaket sollte Sport fördern,

(Torsten Renz, CDU: Das wird jetzt zu politisch.)

hat es leider nicht getan. Das Geld verschwindet in der Verwaltung

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE – Torsten Renz, CDU: Oh nee!)

und kommt leider nicht bei den Kindern an.

Ich möchte noch mal auf die Übungsleiter zurückkommen.

(Torsten Renz, CDU: Nee, jetzt wird es zu politisch.)

Diese haben häufig durch Pendelverkehr, Arbeitsverdichtung, große Arbeitszeiten kaum noch die Zeit, die Kinder zu trainieren. Und die Eltern wurden ja vorhin genannt. Ich bewundere das immer wieder, dass Eltern das hinkriegen, ihre Kinder zu den Wettkämpfen zu fahren

(Udo Pastörs, NPD: Geht das auch mit Ihren Kindern?)

und sie dann auch wieder abzuholen oder durch anderes Ehrenamt hier Kinder zu befähigen, dann vielleicht auch mal in den Leistungssport zu kommen.

Aber ich möchte noch mal auf einen anderen Punkt eingehen, der ist heute noch gar nicht genannt worden. Das ist nämlich der Landessportbund als Dachverband. Wir haben ja nun mehrfach die Zahlen gehört. Das Präsidium setzt sich ja aus Politikern zusammen und ich habe öfter mit Herrn Remer gesprochen, der ja auch hinten im Podium sitzt. Ich denke, wir sollten uns schon damit aus- einandersetzen, ob das Präsidium und die Präsidiumszusammensetzung noch zeitgemäß sind. Es sind dort die sportpolitischen Sprecher der drei Fraktionen drin, die bis 2006 alleine hier drinsaßen

(Torsten Renz, CDU: Das ist der Punkt! Weil Sie nicht dabei sind.)

und …

Nein, ich denke, es gab heute Ausführungen des Wirtschaftsministers, der ja für den Innenminister gesprochen hat, dass sowohl die Verfassung den Sport befördert, dass das verfassungsrechtlicher Auftrag ist, aber auch dass der Koalitionsvertrag das festlegt und auch der Haushalt. Von daher meinen wir Bündnisgrünen, dass diese Zeit vorbei ist, dass hier die Lobby am verkehrten Platz ist. Wir müssen uns hier im Parlament mit Sport, mit der Zukunft und den Herausforderungen auseinandersetzen. Dieses nur im Präsidium zu führen, halten wir als BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN für verkürzt. Und ich habe

mir mal die Satzung angeguckt, da steht dann doch immer noch drin, als e. V. parteiunabhängig,

(Vincent Kokert, CDU: Ist der parteiisch? Das ist mir noch nicht aufgefallen.)

und ich denke, das sollte auch für den Landessportbund gelten, hier noch mal aktiv zu werden und neue Zeichen zu setzen. Und …

(Vincent Kokert, CDU: Unparteiisch.)

Na, es ist aber drin.

Ein zweiter Punkt ist auch beim Landessportbund. Der Landesrechnungshof hatte das ja kritisiert, dass gerade bei der Abrechnung immer wieder der Weg über das Landesförderinstitut geht und dort sehr viele Personalkosten gebunden sind.

(Torsten Renz, CDU: Das ist doch jetzt wieder ein ganz anderes Thema.)

Es ist Sport.

Und hier meinen wir als BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, dass Veränderungen vorgesehen werden müssen, weil hier wird Personal gebunden, was wir, denke ich, woanders wesentlich mehr bräuchten. Und es wäre für uns auch eine politische Aufgabe, den Innenminister noch mal aufzufordern, die Rahmenbedingungen zu verbessern, denn bei aller Kritik, die ich habe, ist es doch so, dass wir natürlich einen Landessportbund brauchen als Dachverband, der sich die Aufgabe stellt, gegen Rechtsradikalismus im Sport vorzugehen. Ich weiß, dass es da Projekte gibt.

(Zurufe von Stefan Köster, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

Die dürfen allerdings dann nicht nur einen Projektcharakter haben, sondern sollten in die Regelfinanzierung mit einfließen. Das zeigt sich immer wieder und jeder und jede, die Sport machen, werden das auch so sehen. Wer läuft, beispielsweise einen Marathon, muss sich vorbereiten und danach ist die Zeit nicht vorbei – ne, Rudi? –, sondern man muss gut abtrainieren. Aber das sollten wir nicht mit dem Geld tun, sondern wir sollten hier gemeinsam den Sport im Land befördern. – Danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Udo Pastörs, NPD: Es ist gruselig, wenn man sich das anhören muss.)

Ums Wort gebeten hat noch mal für die Fraktion der SPD der Abgeordnete Herr Borchert.

(Vincent Kokert, CDU: Aber der redet wenigstens zum Thema. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Werte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Thema der Aktuellen Stunde ist auch noch mal die Frage: Vor welchen Herausforderungen steht der Sport? Die sind schon enorm in

den nächsten Jahren: Bevölkerungsrückgang, Evaluierung der Lebensstile, demografischer Wandel – das heißt zukünftig tendenziell weniger Kinder und Jugendliche, aber mehr Seniorinnen und Senioren –,

(Torsten Renz, CDU: Dann sinkt die Geburtsrate noch weiter.)

und alles das natürlich auch damit verbunden, dass die Basis der Sportvereine sich allein schon aus diesen Gründen verbreitern wird.

Zweitens. Damit eng verbunden ist das Thema Ehrenamt. Das heißt, die ehrenamtliche Basis nimmt ab und es gibt wohl kaum einen Verein und kaum einen Vereinsvorsitzenden, der davon nicht ein Lied singen kann, wie schwer es ist, Ehrenamtliche zu gewinnen, die diese Aufgaben in den Vereinen übernehmen. Übungsleiter ist das eine, aber noch viel schwieriger wird es zunehmend, Kassenwarte zu finden, Vereinsvorsitzende zu finden, Sportfunktionäre im Ehrenamt zu finden. Das liegt auch daran, dass die Anforderungen an die Sportvereine im Norden zugenommen haben. Das ist nicht nur der finanzielle Druck, das ist letztendlich auch der Druck, der durch, ich sage jetzt mal, Gesetze und Institutionen erzeugt wird, Stichwort Finanzamt.

Also hier sind inzwischen Anforderungen an die Sportvereine herangetragen worden, die notwendig sind, das will ich nicht bestreiten, die aber in dem Maße in den 90er-Jahren zum Beispiel überhaupt noch nicht gegeben waren. So müssen sich auch relativ kleine Vereine heute zum Beispiel schon mal mit dem Thema Umsatzsteuer auseinandersetzen. Das sind natürlich Themen, die Ehrenamtliche einerseits erheblich verunsichern und dann in erheblichem Maße auch davon abhalten, wirklich Verantwortung zu übernehmen. Wir brauchen da konkrete Hilfe.

Ich finde es sehr gut, dass wir momentan im Landessportbund darüber diskutieren, ob wir nicht vielleicht Möglichkeiten eines verbesserten Versicherungsschutzes für Ehrenamtliche hier nutzen können, um den Ehrenamtlichen konkrete Hilfe zu geben, denn ich glaube, anerkennende Worte gibt es reichlich, aber wir brauchen auch konkrete Hilfe.

Ich möchte dann auf das Thema Finanzierung eingehen. Natürlich braucht der Sport Geld und dabei muss man deutlich sagen, wir haben in Mecklenburg-Vorpommern nicht die besten Karten. Das wird meistens auch übersehen. Bekannterweise gehört Mecklenburg-Vorpommern nicht zu den wirtschaftsstärksten Ländern. Was will ich damit sagen? Das, was in anderen Bundesländern im Sponsoringbereich läuft, läuft bei uns eben nicht,