wer zu Hause sterben möchte. Natürlich, die Menschen möchten im Krankenhaus im Dreibettzimmer sterben und die weiße Wand angucken.
(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Sie treffen jetzt den Falschen. Sie treffen jetzt den Falschen, glauben Sie mir.)
(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Unglaublich, was Sie hier machen, Frau Stramm, mir Menschenverachtung vorzuwerfen! – Zuruf von Stefan Köster, NPD)
Wenn noch was ist, hier vorne ist das Rednerpult, und an- sonsten bitte ich, die Gespräche nachher weiterzuführen.
(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Nicht schlecht, Frau Stramm. Es ist ungeheuerlich, was Sie da machen! Keine Ahnung vom Thema haben und dann die Leute diffamieren, Mann, Mann, Mann, Mann!)
Der Wunsch erfüllt sich aber nur für die wenigsten. Etwa die Hälfte der Menschen stirbt im Krankenhaus,
(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Meine Mutter ist auch ohne Palliativmedizin gestorben. Erzählen Sie nicht so eine Scheiße hier, so einen Scheißdreck!)
Die Landesregierung schätzt die Versorgung mit ambulanter Palliativmedizin als „weitgehend ausreichend“ ein.
Die Versorgung sei in der Fläche zu großen Teilen gewährleistet, so die Antwort auf meine Kleine Anfrage unter der Drucksachennummer 6/1198.
(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Diese Palliativmedizin haben wir installiert, die haben wir installiert, nicht Sie.)
insbesondere wenn man bedenkt, dass nur zwischen 20 und 30 Prozent der Menschen zu Hause sterben. Für eine „weitgehend ausreichend(e)“ Versorgung,
(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Die erklärt uns hier für menschenverachtend. Das ist unwahr- scheinlich, das kann ich gar nicht verstehen. So was kann man nicht machen.)
ich zitiere nochmals die Einschätzung der Landesregierung, brauche ich ein entsprechendes Angebot. Ich brauche Palliative Care Teams, die über die entsprechenden Verträge mit den Krankenkassen verfügen. Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern zurzeit neun Verträge, zumindest wurde uns diese Zahl durch die Krankenkassen benannt und auch durch eben meine Kleine Anfrage.
Über die spezialisierte ambulante Palliativversorgung für den Landkreis Nordwestmecklenburg, für den es noch keinen Vertrag gibt, soll nach einer Pressemeldung der Krankenkassen vom 1. November noch in diesem Jahr ein solcher Vertrag geschlossen werden.
Ist die Versorgung mit spezialisierter ambulanter Palliativversorgung in Mecklenburg-Vorpommern dann ausreichend? Nach Meinung von Experten benötigen wir in der Bundesrepublik etwa vier Teams pro eine Million Einwohner. Damit wäre Mecklenburg-Vorpommern mit neun beziehungsweise zehn Teams versorgt.
(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Worüber reden wir denn jetzt? Mann, Mann, so blind kann man doch nicht sein!)
Die Relation von einem Team pro 250.000 Einwohner mag für Ballungsräume ausreichen, für Flächenländer wie Mecklenburg-Vorpommern reicht sie keinesfalls.
Nach Auskunft der Ersatzkassen versorgen die Palliativ Care Teams in Mecklenburg-Vorpommern nur Menschen im Umkreis von 30 Kilometern. Damit haben diejenigen, die in Rostock, Ribnitz-Damgarten, in Stralsund, Ludwigslust, in Greifswald, Schwerin, Neubrandenburg, Neu- strelitz und in Ueckermünde leben, eine Chance auf die spezialisierte, und ich betone, ambulante palliativmedizinische Versorgung. Wenn noch ein Vertrag für Wismar, angeblich soll er ja schon da sein, oder Grevesmühlen hinzukommt, verbessern sich auch für die dortigen Einwohner die Möglichkeiten. Wer jedoch in der Mitte unseres Landes wohnt, wie etwa in Güstrow, Teterow oder Demmin, der ist von einer spezialisierten ambulanten Palliativversorgung abgeschnitten. Das gilt auch für die Einwohner von Hagenow und Boizenburg, für diejenigen, die in Pasewalk wohnen, auf der Insel Usedom, auf Rügen oder dem Fischland-Darß-Zingst.
Auf der Landkarte dominieren die weißen Flecke, also dort, wo keine spezialisierte ambulante Palliativmedizin angeboten wird. Wer dort lebt, ist aber kein Einwohner zweiter Klasse. Diese Menschen haben ebenfalls den gesetzlichen Anspruch, ohne Schmerzen, unterstützt durch professionelle Hilfe zu Hause sterben zu können. Ob man die spezialisierte ambulante Palliativversorgung in Mecklenburg-Vorpommern wahrnehmen kann oder nicht, darf nicht länger vom Wohnort abhängig sein.
Noch eine Bemerkung zur Einschätzung der Landesregierung. Im Geriatrieplan aus dem Jahr 2011 schätzte die damalige Landesregierung ein, dass die Palliativversorgung in vielen Bereichen verbesserungswürdig ist. Es sei eine besondere Herausforderung, in einem Flächenland allen Menschen Zugang zur ambulanten Palliativversorgung zu schaffen.
Damals hatten 132 Ärzte die Zusatzqualifikation Palliativmedizin erworben. Heute – wir haben es gehört, Frau Mi- nisterin hat die Zahl auch genannt – sind das 127 Ärzte. Diese Zahl nannte die Landesregierung auf meine Kleine Anfrage. Die Zahl der Mediziner, die palliativmedizinisch arbeiten können, ist also gesunken. Dennoch schätzt die Landesregierung die Versorgung mit ambulanter Palliativmedizin heute als weitgehend ausreichend ein. Sie sei in der Fläche zu großen Teilen gewährleistet. Wir haben also mit weniger Ärzten eine bessere Versorgung. Das sollte die Landesregierung erklären und auch, wo diese 127 Palliativmediziner arbeiten. Wie gesagt, wir haben nur neun ambulante Palliativnetze, in denen sehr wenige Mediziner arbeiten.
Und noch eine Bemerkung zur Stellung der Palliativmedizin in der Politik der Landesregierung: Wenn man etwas politisch beeinflussen will, braucht man Zahlen und Fakten. Das Statistische Amt Mecklenburg-Vorpommern verfügt über keine Angaben zur Palliativmedizin. Spezialisierte ambulante Palliativversorgung ist für die Mitarbeiter kein Suchbegriff. Das erklärt, warum der Runde Tisch Palliativversorgung, der im November 2007 eingerichtet wurde, zunächst eine Bestandsaufnahme erstellen musste. Diese sollte heute jedoch fertig sein. Wir erwarten, dass der Runde Tisch unter der Leitung des Ministeriums für Arbeit, Gleichstellung und Soziales nicht nur seine Arbeit fortsetzt, wie es in der Antwort auf meine Kleine Anfrage heißt, sondern dass die Menschen endlich Ver
besserungen bei der Palliativversorgung erhalten. Ob das mit dem Runden Tisch gelingt, ist für mich fraglich.
In einem Interview mit der „Schweriner Volkszeitung“ sagten Sie, Frau Ministerin Schwesig, unlängst, dass der Runde Tisch die Möglichkeiten der Palliativversorgung bekannt machen soll. Sie stellten aber auch fest, dass viele Menschen diese Möglichkeiten und ihre Ansprüche gar nicht kennen. Das besagt für mich, dass der Runde Tisch seine Aufgaben nicht erfüllt hat. Er ist also, deutlich gesagt, ohne Wirkung.
Was nicht wirkt, ist Verschwendung von Ressourcen, das auch an die Adresse des leitenden Ministeriums. Solche Arbeit kann sich ein armes Land eigentlich nicht leisten. Dabei reicht ein Blick in andere Bundesländer, um es besser zu machen. In Mecklenburg-Vorpommern muss jeder Mediziner, der die Zusatzqualifikation Palliativmediziner erwerben will, nach dem 40-stündigen Basiskurs zwölf Monate Weiterbildung absolvieren und davon mindestens neun Monate im Krankenhaus. Das schreckt viele Mediziner ab. Wer in einer Einzelpraxis arbeitet, benötigt für die Zeit eine Vertretung. Die ist schwer zu finden und meist auch nicht billig. Hessen löst das anders. Anstatt einer zwölfmonatigen Weiterbildung in einem Krankenhaus können die Mediziner im gleichen Zeitraum auch 120 Stunden Fallseminar zur Palliativmedizin wählen, ein Angebot, das sehr nachgefragt wird, denn zehn Stunden Weiterbildung pro Monat sind ein wesentlich geringerer zeitlicher Aufwand. Dafür muss in der Regel auch keine Vertretung gefunden werden. Schon durch den Informationsaustausch könnte die Landesregierung Einfluss nehmen.
Allein auf die Ziele und Inhalte der Nationalen Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen zu verweisen oder wie Sie, Frau Schwesig, auf die Schwierigkeiten, den Bedarf an Palliativversorgung einzuschätzen, das reicht nicht. Das ist zu wenig und das nützt den Menschen, die hier im Land auf eine ambulante Palliativversorgung warten, nichts. – Danke.
Frau Stramm, ich möchte Sie noch mal darauf hinweisen, das nächste Mal von diesen persönlichen Beleidigungen Abstand zu nehmen, egal, wie hitzig die Debatte ist.