Protokoll der Sitzung vom 07.12.2012

(Regine Lück, DIE LINKE: Wie viele Schulen bieten denn Niederdeutsch an?)

Sehen Sie...

(Zuruf von Regine Lück, DIE LINKE)

… ist zeitnah besetzt, die Qualifikation der Lehrkräfte wird auf hohem Niveau fortgesetzt, auch der Niederdeutschwettbewerb wird fortgesetzt werden und das Programm Niederdeutsch in den Kitas wird nicht nur auf Dauer fortgeschrieben, sondern deutlich ausgebaut. Das Land wird damit sowohl dem Verfassungsauftrag als auch der Europäischen Charta gerecht.

Ich würde gerne kurz versuchen, auch die Frage zu beantworten, die Sie gestellt haben.

Sehr geehrte Frau Lück, Niederdeutsch gehört derzeit nicht zu den Pflichtunterrichtsfächern an unseren Schulen.

(Regine Lück, DIE LINKE: Trotzdem kann man fragen, wo wird das überhaupt angeboten.)

Dementsprechend unterfällt die Frage,

(Rainer Albrecht, SPD: Das kann ich beantworten: bei der Schule meines Sohnes und meiner Tochter.)

ob Lehrerinnen und Lehrer Niederdeutsch anbieten oder nicht, der freien Entscheidung einer Selbstständigen Schule.

(Beifall Rainer Albrecht, SPD)

Damit handeln die Schulen allerdings auch im Sinne des Gesetzes und korrekt. Und es ist bisher nicht vorgesehen seitens der Landesregierung, Niederdeutsch zum Pflichtfach in der Schule zu machen, weil wir dann darüber diskutieren müssten, welche anderen Unterrichtsfächer dafür entfallen, denn dass wir zusätzliche Unterrichtsstunden dafür in den Lehrplan aufnehmen, habe ich jedenfalls noch nicht als Vorschlag von irgendjemandem gehört.

Jetzt können Sie kritisieren, dass wir bisher die Schulen nicht mit einer statistischen jährlichen Abfrage behelligen, welche Schule in welchem Umfang Niederdeutsch bereitstellt. Es wäre sicherlich auch interessant, welche anderen Angebote Schulen im Rahmen von Wahlpflichtunterricht oder Ganztagsschulen unterbreiten. Bisher ist eine solche statistische Erhebung nicht vorgesehen und ich rate auch dringend dazu, dies nicht zu tun, weil es am Ende in den freien Entscheidungsspielraum der Schule fällt, so etwas anzubieten oder nicht. Unsere Aufgabe ist es, entsprechende Weiterbildungen zur Verfügung zu stellen. Das tun wir und damit werden wir unserem Auftrag gerecht. – Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Vielen Dank, Herr Minister.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Butzki für die Fraktion der SPD.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Landtagsabgeordnete! Ich möchte betonen, dass die Pflege des Niederdeutschen auch ein ausdrückliches Anliegen von uns Sozialdemokraten ist. Wir haben auch lange überlegt, wie wir mit diesem uns vorliegenden Antrag umgehen. Mit unserem Koalitionspartner haben wir diskutiert, ob wir einen Änderungsantrag stellen beziehungsweise einer Überweisung in den Kultur- und Bildungsausschuss zustimmen wollen.

(Regine Lück, DIE LINKE: Das wäre doch nicht schlecht.)

Dieser Antrag der Fraktion der LINKEN geht uns aber nicht weit genug und möchte nur einseitig die Aufgaben an die Landesregierung übertragen. Aber die Pflege des Kulturgutes niederdeutsche Sprache muss ein Anliegen möglichst aller Mecklenburger und Vorpommern sein.

Zu den Antragspunkten will ich jetzt nichts weiter sagen, der Herr Minister hat das ausführlich dargestellt. Sie können also sehen, sehr verehrte Damen und Herren von der Fraktion DIE LINKE, Ihre Antragspunkte sind nicht notwendig, da unsere Landesregierung in den Punkten, die Sie jetzt hier vorgetragen haben, handelt.

(Vincent Kokert, CDU: Wie immer.)

Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, die Bildungspolitiker der Koalitionsfraktionen von SPD und CDU werden den Punkt Pflege des Niederdeutschen in einer Kultur- und Bildungsausschusssitzung im ersten Halbjahr des kommenden Jahres beantragen, nachdem der Beauftragte für Niederdeutsch berufen wurde. Wir wollen uns das Konzept zur Aus- und Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer, die wichtigsten Projekte und Wettbewerbe sowie die Umsetzung der frühkindlichen und schulischen Bildung genau erläutern lassen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, nicht nur in der Landesverfassung, auch im Schulgesetz Paragraf 2 Absatz 3 ist die Förderung und Pflege der niederdeutschen Sprache festgeschrieben. Für Niederdeutsch in der Schule gibt es auch eine entsprechende Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur vom 9. März 2004. Niederdeutsch, umgangssprachlich Plattdeutsch genannt, soll im Unterricht unter anderem

„– die Bedeutsamkeit und Spezifik der niederdeutschen

Sprache herausstellen …,

die Bereitschaft zur Aufgeschlossenheit gegenüber

regionaler Vielfalt … wecken,

die Achtung anderer Kulturen unter Wahrung der

eigenen kulturellen Identität fördern,

das Sprechen und Verstehen der niederdeutschen

Sprache ermöglichen …,

die Lesekompetenz entwickeln,

das freie Sprechen“ ermöglichen und vieles mehr.

In fast allen Unterrichtsfächern gibt es Möglichkeiten, ich will das nicht alles aufzählen, vielleicht mal so zwei, drei Beispiele: Musik – niederdeutsches Liedgut, wird auch sehr viel praktiziert, ohne dass man große Projektkurse und so weiter anbietet, Kunst – niederdeutsche Inschriften und Kunstwerke, oder auch Deutsch – Literatur niederdeutscher Autoren. Ich denke, Fritz Reuter ist ein gutes Beispiel dafür.

Es ist aber nicht nur Aufgabe der Kita und der Schule, wie es im Antrag hier eigentlich mehr oder weniger rüberkommt, das Niederdeutsche zu pflegen. Möglichst viele öffentliche und auch private Einrichtungen sollten diesen Punkt unserer Landesverfassung aktiv dort auch leben. Wie so etwas beispielgebend funktionieren kann, möchte ich mal kurz schildern.

Am letzten Sonnabend war ich bei einer großen Rentnerweihnachtsfeier des Seniorenclubs bei uns in Neu- strelitz, von Strelitz-Alt, mit weit über 200 Gästen. Hier wird das Plattdeutsche in Rezitationen, beim Weihnachtssingen und bei den Gesprächen noch gelebt. Aber die Rentner snacken nicht nur untereinander platt,

sondern sie gehen auch regelmäßig dort in dem Stadtteil in die Kita, in die Grundschule, und dort wird das natürlich dann so praktiziert. Hier gibt es einen generationenübergreifenden Bezug und alle haben großen Spaß am Plattsprechen.

Aber leider muss ich ganz deutlich sagen, in meiner Heimatstadt wird das nur mehr oder weniger in diesem Stadtteil so praktiziert, weil das ein gewachsener Stadtteil ist und nicht so ein Neubaugebiet, wo eine Durchmischung von Leuten aus vielen Teilen Deutschlands gegeben ist und die Traditionspflege nicht so gut dargestellt wird.

Und ich muss auch ganz deutlich sagen, zu meiner Schulzeit war Plattdeutsch größtenteils verpönt. Ich bin in Mecklenburg geboren, mein Vater kommt aus Berlin, meine Mutter aus Schlesien, wir haben also im Elternhaus kein Platt gesprochen. Und selbst Schüler, die wir bei uns in der Schule hatten, die vom Dorf kamen und Platt gesprochen haben, die wurden, muss man wirklich sagen, teilweise genötigt, Hochdeutsch zu sprechen. Ich war damals noch in Neubrandenburg in der Schule. Das war ja so eine aufblühende sozialistische Bezirksstadt und da waren natürlich auch die Lehrer überwiegend aus dem Süden und es wurde kein Platt gesprochen. Das ist so. Und gehen Sie mal, fragen Sie mal in meiner Generation, wer Platt sprechen kann! Das sind die allerwenigsten. Deswegen ist wirklich hier das Anliegen, dass, wenn wir Plattdeutsch sprechen, nicht nur alle sagen Schule, Schule, sondern es muss wirklich in vielen Bereichen dort gelebt werden.

Und wenn die niederdeutsche Sprache wirklich in Mecklenburg-Vorpommern praktiziert und gelebt wird, unsere Kinder auch die Möglichkeit haben, im Alltag Platt zu sprechen, wird man das Niederdeutsche nicht nur auf der Fritz-Reuter-Bühne hören. Wir alle sind also gefragt.

In unserer täglichen Umgangssprache verdrängen immer mehr Anglizismen unsere eigene Sprache. Wollen wir das wirklich? Ich will bloß mal den typischen „Infopoint“ oder das „Servicecenter“ nennen, was wir dann immer hören. Das Anliegen dieses Antrages können wir verstehen, da aber die Antragspunkte von der Landesregierung bereits abgearbeitet sind, wird die SPD-Fraktion diesem Vorschlag aus den genannten Gründen nicht zustimmen. – Danke.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Vielen Dank, Herr Butzki.

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Frau Berger für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

(Vincent Kokert, CDU: Frau Berger spricht Pommernplatt.)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Renz hat es schon vorausgesehen, das Wichtigste vorneweg: Wir begrüßen diese Initiative.

(Vincent Kokert, CDU: Toll!)

Die aktuellen Schwierigkeiten bei der Durchführung eines niederdeutschen Sprachwettbewerbs verdeutlichen na

türlich noch die Notwendigkeit, dass wir hier aktiv werden müssen. Dies soll aber nicht der einzige Anlass sein. Auf die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen ist hier schon von verschiedensten Seiten intensiv eingegangen worden, sodass ich meine Rede an der Stelle etwas kürze.

(Heinz Müller, SPD: Sehr schön.)

Aber nur so viel: