Protokoll der Sitzung vom 17.11.2011

(Zurufe von Stefan Köster, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

Mit einer Vorratsdatenspeicherung könnten zumindest die letzten Monate der Terrorzelle anhand von Telefon-, Handy- und Internetverbindungen sowie die ihrer Helfer und Hintermänner schnell ermittelt werden. Dieses Handwerkszeug steht den Ermittlern aber leider nicht zur Verfügung, wie Sie wissen.

(Udo Pastörs, NPD: Aber Geld, um die Leute zu finanzieren.)

Bitte erinnern Sie sich bei zukünftigen Debatten zur Vorratsdatenspeicherung an diesen Fall des Terrorismus und an meine heutige Forderung.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, durch die Morde in Rostock und die beiden Banküberfälle in Stralsund ist Mecklenburg-Vorpommern ebenfalls in den Fokus der Ermittler gelangt. Bisher gibt es glück- licherweise keine Erkenntnisse dafür, dass sich das Netzwerk der NSU bis nach Mecklenburg-Vorpommern erstreckt,

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

dennoch dürfen wir uns nicht zurücklehnen. Es gibt keinen Grund zur Entwarnung. Die Mitglieder der NSU rekrutieren sich aus der rechtsextremen Szene. In Thü

ringen, im „Thüringer Heimatschutz“, eine der NPD nahestehende Vereinigung,

(Michael Andrejewski, NPD: Dem Verfassungsschutz nahestehend.)

fanden sie einen Nährboden für ihre menschenverachtende Gesinnung.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Und genau solche Gruppen, die mit hasserfüllten Parolen auf sich aufmerksam machen, gibt es auch in Mecklenburg-Vorpommern.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Sogar bei uns im Landtag gibt es eine Partei,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

die sich nach eigenen Aussagen mit seriöser Radikalität beschreibt.

(Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, und Stefan Köster, NPD)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Taten der NSU müssen dringend aufgeklärt werden.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Auch die Ausmaße der Terrorzelle und möglicher weiterer Terrorzellen müssen ermittelt werden.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Danach wird es auch eventuell Zeit sein, über mögliche Konsequenzen zu reden, aber erst dann.

(Stefan Köster, NPD: Wann lösen wir den Verfassungsschutz auf?)

Die Vorfälle um

(Stefan Köster, NPD: Nee, das ist eine kriminelle Vereinigung. – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Legen Sie mal die Beweise auf den Tisch!)

die NSU zeigen eines deutlich, dass die Demokraten dieses Hauses ihr Engagement gegen rechts nicht vermindern dürfen. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE)

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Herr Suhr.

(Udo Pastörs, NPD: Die Putztruppe von Joschka Fischer.)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Zehn Morde gehen auf das Konto der rechten terroristischen Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund. Dazu kommen wahrscheinlich mehrere Bombenanschläge, vermutlich zwölf Banküberfälle. Mehrere dieser Straftaten

fanden auch bekanntlich in Mecklenburg-Vorpommern statt. Das Ausmaß dieser menschenverachtenden

Gewalt, die mit rechtsextremistischen Hintergründen in Deutschland verübt wurde, ist schwer zu fassen. Hier offenbaren sich jetzt rechtsterroristische Strukturen in einer völlig neuen Dimension. Hier wird das Ausmaß der rechtsextremistischen Bedrohung in Deutschland deutlich.

Diese Bedrohung, meine Damen und Herren, muss von Staat und Gesellschaft mit aller Entschiedenheit bekämpft werden.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Udo Pastörs, NPD: Der Staat ist Teil dieses Systems. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Die Opfer dieser Rechtsterroristen sind Menschen, die nur deshalb sterben mussten, weil sie dem Feindbild entsprachen, das Rechtsextreme von denjenigen haben, die nicht ihrer Gesinnung oder ihrem Menschenbild entsprechen.

Die Verbrechen sind deshalb auch ein Anschlag auf das friedliche Zusammenleben in unserem Land, den wir nicht hinnehmen dürfen. Und ich will von dieser Stelle auch sagen, ich möchte hier meine Solidarität mit all den Menschen, die friedlich hier leben, aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommen und auch in Mecklenburg-Vorpommern leben, von diesem Hause aus ausdrücken.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es ist unfassbar und nur schwer zu glauben, dass in Deutschland offenbar über viele Jahre hinweg Morde und Anschläge aus rechtsextremem Motiv erfolgten, ohne dass eine Spur zu den Tätern geführt haben soll.

(Udo Pastörs, NPD: Tja.)

Es mehren sich die Hinweise – und das, Herr Caffier, ist keine Vorverurteilung und ich möchte das auch nicht so verstanden wissen –,

(Udo Pastörs, NPD: Nein, um Gottes willen!)

dass die verantwortlichen Behörden offensichtlich auf dem rechten Auge blind waren. Dort, wo es so war, muss dem intensiv nachgegangen werden.

(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Richtig.)

Aufgeklärt werden muss das gesamte Ausmaß der Verbrechen der sogenannten Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund ebenso wie die Frage eines etwaigen unterstützenden Umfeldes. Wie konnten sie 13 Jahre lang unbehelligt Verbrechen begehen?

(Udo Pastörs, NPD: Tja, ha, ha!)

Schonungslos aufgeklärt werden muss daher auch die Frage, was die Behörden, insbesondere die Verfassungsschutzämter in Bund und Ländern, über die Grup

pen wussten. Und dieses müssen wir einem öffentlichen Prozess unterziehen

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

und nicht hinter verschlossenen Türen diskutieren.

(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Udo Pastörs, NPD: Da lässt der Generalbundesanwalt nichts an die Öffentlichkeit, wie bei Barschel.)

Herr Andrejewski hat vorhin ausgeführt, die Wahrheit soll verdeckt werden.