Und die ersten wissenschaftlichen Auswertungen von DESK zeigen, dass die Erzieherinnen und Erzieher in der Praxis in Mecklenburg-Vorpommern in der überwältigenden Mehrheit sehr zufrieden sind, eine hilfreiche Lupe für das Thema Entwicklung und Kindergesundheit mit DESK an die Hand bekommen zu haben.
Und das ist natürlich nur der erste Schritt, Frau Gajek. Damit nicht nur ein Screening stattfindet, mit dem wir dann wissen, wer was benötigt, sondern den Kindern auch ganz praktisch helfen können, fördern wir teilnehmende Kitas zunächst in den sogenannten Brennpunkten – das müsste in Ihrem Sinne sein, Herr Koplin,
(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Nein, weil es überall Kinder mit Förderbedarf gibt, Herr Barlen, und nicht nur in den Brennpunkten. – Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
zusätzlich zur individuellen Förderung aller Kinder konzentrieren wir uns als SPD-geführte Landesregierung und die Regierungskoalition darauf, dass den Kindern in den Brennpunkten, die es am dringendsten brauchen,
(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aber das müssen die dann doch vielleicht mal selbst entscheiden.)
Und deshalb fördern wir an diesem Screening teilnehmende Kitas zunächst in den Brennpunkten mit bis zu 40.000 Euro pro Jahr.
was für eine besonders individuelle zusätzliche Förderung zu der Grundförderung aller Kinder im zweiten Schritt erforderlich ist und was den Kindern hilft – also Logopädie, Ergotherapie,
Ernährungsberatung, Sprachförderung, psychotherapeutische Leistungen, zusätzliche Erzieherstellen, mehr Elternarbeit.
Also, es geht darum: Feststellung von besonderem Unterstützungsbedarf im ersten Schritt und anschließende wirksame Intervention.
und ganzheitliche Gesundheitspolitik für Kinder und Jugendliche, die wir dem Nachwuchs in unserem Land schuldig sind,
und das gestützt durch Kindergesundheitsziele und das überprüfbar unter anderem durch die vorliegende Gesundheitsberichterstattung, die Erfolge, aber eben natürlich auch weiteren Handlungsbedarf offenbart. Das stellt niemand infrage.
Und die Liste der in diesem Sinne laufenden Maßnahmen zur Verbesserung der Kinder- und Jugendgesundheit in unserem Land, die könnte ich fortsetzen, meine Damen und Herren. Ich lasse es an dieser Stelle aber damit bewenden, weil ich glaube oder, meine Damen und Herren, weil ich die Hoffnung habe – die stirbt bekanntlich zuletzt –
dass Ihnen eines klar geworden ist, nämlich dass der Kinder- und Jugendgesundheitsbericht für uns als SPD in Regierungsverantwortung kein geduldiges Papier ist, sondern empirische Grundlage für eine moderne und sozial gerechte Gesundheits- und Teilhabepolitik, die das Ziel hat, allen Kindern und Jugendlichen in unserem Land ihre eigene Chance auf ein selbstbestimmtes und gesundes Leben zu geben. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
(Bernd Schubert, CDU: Jetzt kommt aber wirklich nur Logisches. – Torsten Renz, CDU: Aufklärung in der Sache.)
(Torsten Renz, CDU: Wahrheit sagen, das ist wichtig. – Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD – Zurufe von Heinz Müller, SPD, und Jochen Schulte, SPD)
Wir reden immer noch über den Kinder- und Jugendbericht. Das, was ich bisher vermisse, ist der Bereich Jugend, und dieses zieht sich durch den gesamten Bericht. Ich werde immer wieder darauf zu sprechen kommen.
Aber zunächst zur Bestandsaufnahme: Ja, auch wir GRÜNE sehen positive Entwicklung im Impfwesen und in der Mundhygiene, das haben meine Vorrednerinnen und
-redner ja schon benannt. Und auch sind bekannte Problemfelder aufgegriffen worden wie die Sprachentwicklung, der Tabak- und Alkoholkonsum im Jugendalter, Adipositas und psychosoziale Erkrankungen eigentlich in jeder Altersgruppe.
Aber eines wird in diesem Bericht auch immer wieder deutlich: Man setzt auf verbesserte Diagnostik und Behandlung und das ist das Handlungsziel. Prävention und Gesundheitsförderungsstrategien werden zwar hier benannt, aber ich finde, sie sind weder nachhaltig noch tatsächlich präventiv.
Ich gehe jetzt mal auf die Einleitung ein, Herr Koplin, denn auch diese war eher sehr dünn. Auch wenn wir sagen, 2003 sind die Gesundheitsziele aufgerufen worden, es ist doch, wenn man mal so durchs Internet googelt, schon bedenklich, dass so wenig in den letzten zehn Jahren passiert ist. 2008 ist dann der Aktionsplan in Kraft getreten, es gab verschiedene Projekte, die auch zu unterstützen sind, aber – und das haben wir heute Morgen auch bei der Demo gesehen – eines fehlt: Das sind Strukturen.
Und es wurde ja vorhin immer wieder genannt: die Profis. Herr Barlen, ich habe elfeinhalb Jahre Selbsthilfe gemacht und wir haben uns immer wieder bemüht, immer wieder Öffentlichkeitsarbeit gemacht, immer wieder Eltern ermutigt, Familienselbsthilfe auf den Weg zu bringen. Das ist zum Beispiel ein Bereich, der hier keine Tradition hat, der sehr schwierig zu implementieren ist, können Sie sich wahrscheinlich auch als junger Vater sehr gut vorstellen.
Und ich hätte mir gewünscht, auch in den letzte Woche bei der Kinder- und Jugendgesundheitskonferenz an- visierten Zielen diesen Bereich noch mal mehr in den Fokus zu stellen, weil Sie haben vorhin Elternarbeit genannt. Ja, die vermisse ich in dem Bericht. Und ich vermisse die mit einer Stringenz, denn das, was der Bericht macht – und da kann ich Frau Schwesig verstehen, sie will hier den Bericht vorstellen, ihre Erfolge vorstellen –, es gibt eine ganz starke Fokussierung auf die frühen Hilfen, auf die Frühförderung, die ist wichtig, aber in dem Kontext darf nicht vergessen werden, dass es eben auch ein Leben nach der Kindheit gibt, nämlich die der Jugend, Erwachsensein und dann nachher das Alter. Diese Stringenz fehlt mir völlig, es ist doch sehr stark fokussiert auf die frühen Hilfen.
Ich werde jetzt nicht weiter auf DESK eingehen, Sie kennen meine kritische Position dazu und ich werde nachher auch noch mal darauf eingehen,
(Torsten Renz, CDU: Das hört sich ja so an, als wenn wir den ganzen Nachmittag noch damit verbringen.)
welchen Ansatz wir als BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben. Aber ich möchte einzelne Punkte aufführen, weil wir debattieren hier heute den Bericht und ich denke, das sollte hier auch Thema sein.
Der komplexen Problemlage wird etwas nicht gerecht, das sind die Befundhäufungen bei den Schuleingangsuntersuchungen. Hier sind die Übergänge vom Elternhaus, Kita, Schule, Berufsausbildung, Beruf und eigene Familie
in keinem Kontext genannt. Das finde ich eigentlich sehr schade, vor allem, wenn man immer wieder in den Fokus reingeht sozial Schwache, sozial Benachteiligte. Ich finde, da muss eine Stringenz hin, eine Nachhaltigkeit und insbesondere eine Weitsicht.