Protokoll der Sitzung vom 04.09.2013

(Heinz Müller, SPD: Wir haken jetzt mal Ihre Anträge der heutigen Sitzung ab, nicht, dass Sie einen vergessen.)

Ich sorge mich darum, dass wir die Chancen unseres Landes in Bezug auf die Energiewende vertun.

(Heinz Müller, SPD: Ah, der nächste.)

Immerhin hat die Landesregierung erkannt, dass die Ansätze im letzten Haushalt viel zu gering waren, und die Ausgabenposition für Maßnahmen zum Klimaschutz von knapp 8 Millionen Euro auf 13 Millionen Euro erhöht. Wir werden genau prüfen, ob dies ausreicht und wie dies inhaltlich gefüllt werden soll.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Na dann mal los!)

Und wir werden genau beobachten, wie sich diese Landesregierung zur anstehenden Reform des EEG verhält. Ich befürchte, dass auch hier die Koalitionsfraktionen keine übereinstimmenden Auffassungen vertreten werden und sich SPD und CDU auch in dieser Frage blockieren werden.

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Ich sorge mich darum, dass das Land die einmalige Chance zu einer nachhaltigen Agrarwende verpasst.

(Heinz Müller, SPD: Ah ja?!)

Wir haben gerade in Zeiten der Neuausrichtung der Förderpolitik die Möglichkeit, hier umzusteuern, ökologisch wirtschaftende Betriebe zu fördern und dabei zu unterstützen,

(Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

dem wachsenden Bedarf und der wachsenden Nachfrage nach regionalen und gesunden Lebensmitteln zu

entsprechen. „Regional und Bio“ muss die Marke werden für die Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern.

(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN –

Ich dachte,

Sie wollten die Welt retten?! –

Zurufe von Vincent Kokert, CDU, und

Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN –

Kauft mehr Bio,

dann geht es dem Land besser!)

Sehr geehrte Damen und Herren, auf den Tag genau vor zwei Jahren wählten die Bürgerinnen und Bürger diesen Landtag. Die ersten zwei von insgesamt fünf Jahren der Legislaturperiode sind also vorbei und man möchte meinen, dass die rot-schwarze Landesregierung nun genügend Zeit zur Vorbereitung hatte, um jetzt das haushaltspolitische Kernstück ihrer Regierungszeit vorzulegen.

Doch weit gefehlt, meine Damen und Herren. Obwohl der vorliegende Doppelhaushalt die Politik der beiden wichtigsten Jahre für die Regierung bestimmen wird, ist dieser Haushalt einer der am schlechtesten vorbereiteten Haushalte aller Zeiten.

(Heiterkeit und Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Da können Sie sich aber zurückhalten, Herr Saalfeld!)

Ich komme dazu.

Wichtige Entscheidungen …

(Heiterkeit und Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Zuruf von Minister Dr. Till Backhaus – Glocke der Vizepräsidentin)

Ich werde das begründen.

Einen Moment, Herr Saalfeld.

(Zuruf von Minister Dr. Till Backhaus)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bitte doch, dem Redner die Möglichkeit zu geben, sich hier so zu artikulieren, dass man dann seine Ausführungen auch verstehen kann.

(Heinz Müller, SPD: Auch bei Büttenreden? – Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Meine Damen und Herren, wichtige Entscheidungen sind im Vorfeld nicht getroffen worden. Vorbereitende Gutachten, wie das Gutachten zum Landgestüt Redefin, die Gutachten zur Theater- und Orchesterlandschaft, das FAGGutachten oder das Gutachten zum Flughafen RostockLaage, wurden zu spät beauftragt oder wurden für die Haushaltsaufstellung nicht rechtzeitig fertig. Zukunftsfähige und nachhaltige Konzepte sucht man vergeblich.

Ich zähle einfach mal auf, welches Chaos sich in den vergangenen zwei Jahren hier angesammelt hat und nun im vorliegenden Haushalt gipfelt:

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Schön langsam, sonst verheddern Sie sich noch!)

Das Gutachten zur Reform des Finanzausgleichsgesetzes zwischen Land und Kommunen ist nach zwei Jahren Regierungszeit noch immer nicht ausgeschrieben. Gerade gestern hat das Innenministerium wieder per Pressemitteilung verkündet, dass die Ausschreibung für das Gutachten derzeit erarbeitet wird. Meine Damen und Herren, das hören wir bereits seit einem Dreivierteljahr aus diesem Ministerium!

(Peter Ritter, DIE LINKE: Gut Ding will Weile haben! – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Und Qualität.)

Das Gutachten zur künftigen Gestaltung der Theater- und Orchesterlandschaft ist zwischenzeitlich Makulatur. Hilfsweise wurde noch schnell ein neues Konzept für den westlichen Landesteil zusammengezimmert, für den öst- lichen Landesteil gibt es bisher keine konzeptionellen Vorstellungen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Stimmt doch gar nicht.)

Dennoch sollen weitreichende Umschichtungen im Haus- halt zugunsten des Bildungsministers vorgenommen werden, keiner weiß aber, was Minister Brodkorb damit eigentlich anstellen wird.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das fragt sich Herr Kokert auch.)

Das zweite Gutachten zur Zukunft des größten Flughafens im Land, in Rostock-Laage, wurde gerade erst beauftragt und liegt nicht früh genug vor, um noch im Doppelhaushalt berücksichtigt zu werden. Damit verschiebt sich eine Entscheidung über die Zukunft des Flughafens auf das Jahr 2016.

Das Gutachten zur Zukunft des Landgestüts in Redefin liegt zwar vor, entpuppt sich aber als völlig unbrauchbar, weil entgegen der jahrelangen Beteuerungen von Landwirtschaftsminister Backhaus nicht geprüft wurde, welches Betriebskonzept zur signifikanten Reduzierung des Betriebsmittelzuschusses führt,

(Vincent Kokert, CDU: Seit wann sind Sie gegen Pferde?)

sondern es wurde nur gutachterlich festgestellt, dass das bestehende backhaussche Cinderella-Gestüt

(Unruhe vonseiten der Fraktion der CDU – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Oooh! Das ist ja Wahnsinn!)

mit all seinen fragwürdigen Geschäftsbereichen wie die Junghengstaufzucht und der Jahrmarkt-Picknick-SinfonieHengstparaden-Kutschfahrten-Modenschau-Zirkus

(allgemeine Unruhe – Udo Pastörs, NPD: Oh, ist das primitiv!)

in dieser Disneyland-Fantasie

(Minister Dr. Till Backhaus: Sagen Sie mal, waren Sie letzte Woche nicht dabei?)

auch weiterhin jährlich 1,6 Millionen Euro Zuschuss braucht.

(Zurufe von Dr. Norbert Nieszery, SPD, und Peter Ritter, DIE LINKE)