GRÜNE und LINKE haben in dieser Wahlperiode bereits mehrfach Konzepte für eine wirksame museale Präsentation wichtiger archäologischer Funde gefordert und hierfür auch erste Ansätze vorgeschlagen. Der ein oder andere mag sich vielleicht an die Ausstellung oben im Flur in der vierten Etage erinnern,
eine Fotoausstellung unter dem Titel „Zu schade fürs Depot“. Darin wurden herausragende Funde vorgestellt, für die bis heute leider immer noch keine angemessene Ausstellungsmöglichkeit besteht.
Damals erklärte der Bildungsminister an dieser Stelle ausführlich, dass er im Rahmen einer musealen Präsentation die Ausstellung eines Pferdegerippes zum Beispiel für entbehrlich halte. Seinerzeit war auf jeden Fall für mich – ich denke, vielleicht auch für den einen oder anderen geneigten Zuschauer beziehungsweise Zuhörer – unklar, was denn nun ein Pferdegerippe mit diesem Thema zu tun haben sollte. Aber ich glaube, der Minister wollte wohl damit sagen: Nicht alles, was in den Depots schlummert, ist auch ausstellungswürdig.
Aber andersrum gilt genau das Gleiche, Herr Brodkorb. Nicht alles in den Depots, was ausstellungswürdig ist, wird auch tatsächlich ausgestellt, sondern im Gegenteil, das Allerwenigste.
Natürlich sind die Bestände in vielen Sammlungen und Museen oft so umfangreich, dass manches selten beziehungsweise gar nicht gezeigt werden kann. Bei uns fehlt es im Hinblick auf das Landesmuseum aber bekanntlich gleich am ganzen Museum. Minister Brodkorb hat ja in Aussicht gestellt, in einer sehr langfristigen Perspektive möglicherweise zu einem Archäologischen Landesmuseum kommen zu wollen. Dafür werden der vor gar nicht so langer Zeit in Rostock abgeschaffte Studiengang und Lehrstuhl zur Ur- und Frühgeschichte wieder eingerichtet, und die dortige Professur wird eventuell damit beauftragt, irgendwann konzeptionelle Überlegungen für ein Landesmuseum anzustellen und dann gegebenenfalls auch Direktor von diesem Landesmuseum zu werden.
(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das ist keine Idee. Das ist ein hundertprozentiger Vorschlag. – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)
Wir konnten die Koalition mit unserem Vorschlag für einen etwas zügigeren Zeitplan damals leider nicht überzeugen.
Aber so oder so, auf absehbare Zeit wird es für viele Fundarten keine angemessene museale Präsentation
geben und darum ist es gut, Vorschläge zu erarbeiten, um der Öffentlichkeit wenigstens einen teilweisen Einblick in die Depotbestände zu geben. Die Initiative „Kunst auf Lager“ als eine Möglichkeit ist dabei auch aus Sicht der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unterstützenswert.
Der Antrag bezieht sich ja nicht nur auf landesarchäologische Bestände, auch die Bestände der Kunstsammlungen des Landes oder anderer Institutionen sind groß. Wir haben darüber unter anderem im Rahmen unseres Antrags zur besseren Erforschung von NS-Raubgut in Mecklenburg-Vorpommern gesprochen. Hier gibt es aktuell sicher Licht und Schatten. So begrüßen wir ausdrücklich, dass das Staatliche Museum Schwerin bald eine zusätzliche Ausstellungsfläche erhält, und auch das neue Kunstmuseum in Ahrenshoop ist da ein gutes Beispiel.
Auf der anderen Seite ist es sicherlich unbestritten, dass das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege seit vielen Jahren unterfinanziert ist und zahlreiche Stellen jahre- lang unbesetzt geblieben sind. Die Aufarbeitung und Präsentation der umfangreichen Kunst- und Kulturgutbestände des Landes sind unter diesen Umständen natürlich ausgesprochen schwierig und auch nur vereinzelt möglich.
Blicken wir nun auf die Museumslandschaft des Landes. Insgesamt deuten sich weitere Probleme an. So drohen Finanzschwierigkeiten zum Beispiel des phanTECHNIKUMS aber auch des Historisch-Technischen Museums in Peenemünde, die zunehmend die vorhandenen Mittel für die Museumsförderung binden. Erste kleinere Museen mussten bereits schließen. Ich will da nur als ein Beispiel von mehreren an das Landschulmuseum in Göldenitz erinnern.
Deswegen brauchen wir ein aktuelles Museumskonzept für Mecklenburg-Vorpommern, weil wir sonst in naher Zukunft erleben werden, wie wir das eine Finanzloch in dem einen Museum stopfen und gleichzeitig andere Finanzlöcher in anderen Museen aufreißen werden.
Bestimmte Sammlungsgegenstände zukünftig im Internet auf den Seiten des Kulturportals zu präsentieren, ist aus unserer Sicht eine interessante Idee. Ähnlich wie die Ausstellung „Zu schade fürs Depot“ wäre dies natürlich nicht mit einer wirklich musealen Präsentation vergleichbar, aber die Bürgerinnen und Bürger würden auf diese Art und Weise immerhin einen Eindruck da- von bekommen, was tatsächlich in den Depots schlummert.
Die aktuelle Form des Kulturportals hingegen überzeugt uns eher weniger. Der Minister hat vor geraumer Zeit angekündigt, ein neues Onlinekulturportal des Landes in Auftrag geben zu wollen. Das Ganze soll dann ungefähr 100.000 Euro kosten. Die Mitglieder des Bildungsausschusses erinnern sich vielleicht noch an die Haushaltsberatung. Auf meine Frage, in welchem Titel des Doppelhaushaltes dieses Geld denn eingeplant sei, hieß es, nirgendwo, das würde man über Verstärkungsmittel realisieren, ähnlich, wie das ja auch bei den Schulen in freier Trägerschaft geplant zu sein scheint,
und genau so, wie es auch bei der Lehrerwerbekam- pagne geplant zu sein scheint, denn nirgendwo taucht diese Million Euro, die dafür benötigt wird, auf.
(Andreas Butzki, SPD: Aber die ist doch gut geworden. Geben Sie es doch mal zu, die ist doch gut geworden.)
In den Haushaltsberatungen haben wir vor wenigen Monaten noch über einen Öffentlichkeitsetat von nicht einmal 70.000 Euro gesprochen und sogar länger darüber diskutiert.
Plötzlich wird hierfür nun, am zuständigen Ausschuss vorbei, ein Vielfaches ausgegeben. Und das ist verwunderlich, Herr Butzki.
(Andreas Butzki, SPD: Die Transparenz haben wir gerade gehört. – Egbert Liskow, CDU: Transparenz hatten wir heute schon.)
auch gleich die Gelegenheit, über die Finanzierung und Form des Kulturportals grundsätzlich noch einmal nachzudenken.
das Generalproblem der musealen Präsentation in ganz Mecklenburg-Vorpommern, aber er bietet Anregungen, die auf jeden Fall weiterverfolgt werden sollten. Wir werden deshalb Ihrem Antrag zustimmen.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich könnte jetzt die Distanz bis zum Ende dieser Sitzung des heutigen Tages drastisch verkürzen,