Diese resistenten Keime wurden sowohl in vier Tierhaltungen als auch bei einem Wildvogel gefunden. Das war auch eben gesagt worden. Bisher ist unklar, so das Institut in seiner Veröffentlichung, wie diese Resistenzgene in die Tierbestände gelangt sind. Vermutet wird, dass es eventuell über Personen, Wildtiere, Schadnager, Nutztiere oder aber auch über Wasser, Luft oder Futter erfolgt sei. Da sind die GRÜNEN in ihrer Erkenntnisgewinnung in ihrem Antrag also schon deutlich weiter als das BfR, denn sie sehen darin den Beleg, dass das offenbar in Tierhaltungsanlagen, vorrangig in konventionellen Tierhaltungsanlagen seine Ursache hat. Da sieht man, dass ideologische Vorurteile schneller zu Erkenntnissen führen können, als es die Wissenschaft vermag.
Das BfR kommt in seiner Beurteilung zu dem entscheidenden Schluss, dass grundsätzlich die generelle Verminderung des Antibiotikaeinsatzes, sowohl in der Nutztierhaltung als auch der Humanmedizin, dazu beitragen kann, die Verbreitung der entsprechenden abwehrbildenden Bakterien zu verhindern.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, mein Kollege Professor Dr. Elmar Mohr, Dekan der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Rostock und von Haus aus Tierarzt, machte mich beim Fachgespräch zu diesem Thema auf eine Untersuchung der Tierärztlichen Hochschule Hannover aufmerksam. Diese hat sich mit dem Vorkommen von MRSA in der Stallluft und Abluft von Tierhaltungen befasst. Die Studie auszuwerten, würde hier jeden Rahmen sprengen, jedoch möchte ich kurz auf einige der Schlussfolgerungen aufmerksam machen. Sie sehen also, es ist auch ein erheblicher Weiterbildungseffekt zu verzeichnen, wenn man sich damit befasst.
So kommt die Untersuchung unter anderem zu der Feststellung, dass es noch einen beträchtlichen Teil MRSAfreier Zuchtbestände gibt.
Zweitens. Der Zukauf positiver Tiere scheint jedoch eine der Haupteintragsquellen für die Erreger in die Bestände zu sein.
Drittens. Auch hier sind konsequente Hygienemaßnahmen zwingend erforderlich, um Übertritte in die nachgeschalteten Stufen zu verhindern. Wir sprechen also von der Stufenproduktion, wenn aus einer Haltungsstufe das Tier in die nächste, womöglich noch in eine andere Anlage gebracht wird.
Viertens. Das bezieht sich auf die Transportfahrzeuge, auf die Abferkeleinheit in der Schweinehaltung, in dem Falle den Bereich der Flatdecks oder aber auch die Brütereien.
Es wären also hier wahrscheinlich sogenannte Stufenproduktionsanlagen dann günstiger, wo alles in einer Anlage sich vollzieht, als von einer Anlage das in die andere zu transportieren. Wahrscheinlich, so die Forscher, haben reduzierte Antibiotikagaben eine positive Wirkung auf die Prävalenz gegen die multiresistenten Erreger.
Ich will die wesentlichen Punkte kurz zusammenfassen und zugleich unseren Änderungsantrag begründen, der ja aber von Kollegin Gerkan schon abgelehnt worden ist.
Zuerst stelle ich fest, dass das Geschehen um die multiresistenten Keime unsere ganze Aufmerksamkeit erfordert. Zugleich sind das koordinierte Handeln aller zuständigen Behörden und Einrichtungen und die funktionierende Verknüpfung der Verantwortungsbereiche auf Landesebene nötig. Dazu hat Frau Ministerin Polzin in Vertretung des Landwirtschaftsministers ja schon etwas gesagt. Natürlich besteht ein ungeheurer Forschungsbedarf sowohl im Bereich der Human- als auch der Tiermedizin.
Das ist der Grund, warum wir dem Punkt 2 des Antrages unsere Zustimmung geben könnten, jedoch fehlt uns dabei der entscheidende, weil vorbeugende Ansatz, der in unserem Änderungsantrag steht. Wir haben gesagt, „den Antibiotikaeinsatz sowohl in der Human- als auch der Tiermedizin, auf ein notwendiges Mindestmaß, als entscheidende Maßnahme zur Eindämmung von MRE und MRSA, zu reduzieren. Die begonnenen Monitorings zum Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung im Lande sind mit dem Ziel fortzuführen, für alle Nutztierarten und Haltungsformen den Einsatz von Antibiotika dauerhaft zu senken.“ Ende des Zitats.
Dieser ist nach unserem Willen, nach unserer Auffassung dem Punkt 2 hinzuzufügen, da er neben der Bekämpfung im Krankenhaus die andere wesentliche Komponente darstellt. Ich will hier klar sagen, dass sowohl kranke Menschen als auch kranke Tiere ein Recht auf medizinische Behandlung mit Antibiotika haben, wenn dieses dann erforderlich ist. Da ist es egal, ob das Tier im Biostall oder im konventionellen Stall steht. Dabei stehen wir auf dem Standpunkt, dass auf keinen Fall Reserveantibiotika an Tiere verabreicht werden dürfen, was auch im Fall des hier zitierten Bundesinstituts-für-Risikobewertung-Gutachtens
Ich habe eingangs auf die „sehr freie“ Interpretation der BfR-Studie durch die Antragsteller hingewiesen. Diese setzt sich im Punkt 1 mit der Behauptung fort, dass multiresistente Erreger, die auf Tierbestände in landwirtschaftlicher Tierhaltung zurückzuführen sind, „einen bedeutenden Teil der zunehmenden Krankenhausinfektionen mit MRE“ ausmachen würden, so die Antragsteller. Das in der Forschung auf diesem Gebiet federführende Robert KochInstitut erwähnt jedoch, dass die Ausbreitung der MRSAKeime aus Tierbeständen im Krankenhaus im Unterschied zu den krankenhausassoziierten Stämmen bisher nur selten erfolgt. Das lässt die im Punkt 1 genannte Feststellung nicht zu, deshalb lehnen wir diesen Punkt ab und beantragen in unserem Änderungsantrag deren Streichung.
Gleichwohl erkennen wir das zunehmende Gefahrenpotenzial der sogenannten livestock-assoziierten MRSA als ein potenzielles Risiko für Infektionen des Menschen, insbesondere bei direktem Kontakt zu Masttieren, das sich durch die bereits erwähnte Anpassungsfähigkeit und der noch unklaren Übertragungswege von Menschen zu Tieren und umgekehrt weiterentwickeln kann.
Ich kann trotz der ja schon angekündigten Ablehnung unseres Änderungsantrages Sie nur noch einmal darum bitten, dem zuzustimmen, dann könnten wir auch Ihrem Antrag zustimmen. – Danke schön.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Immer dann, wenn es hier im Haus um Ideologie geht, werde ich empfindlich. Das muss ich so deutlich sagen. Das liegt vielleicht an meiner persönlichen Geschichte. Ich glaube, wir sollten versuchen zu vermeiden, so eine ideologiegeladene Diskussion zu führen, wie wir sie eben hier gerade geführt haben.
Frau Gerkan, es fehlte nur noch, dass Sie uns erzählen, dass, wenn man an die Mastbetriebe rangeht, die Sonne verschwindet und dass es dunkel wird. Ich bitte einfach darum, dass wir die Fakten, die da vorhanden sind, auch neutral hier miteinander vortragen und bewerten.
(Dr. Ursula Karlowski, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Dann unterstellen Sie auch nicht solche Merkwürdigkeiten!)
Frau Dr. Karlowski, es nutzt nichts, dass Sie es verteidigen. Sie haben gerade von den LINKEN und von der CDU etwas gehört, was Sie von mir in ähnlicher Form hören werden. Es verwundert mich, dass nur die GRÜNEN das erkennen, und alle anderen sind blind für die angeblichen Fakten, die hier auch durch wissenschaftliche Beiträge widerlegt worden sind.
Meine Damen und Herren, generell lassen Sie mich aber ausführen, das Thema „Multiresistente Keime“ ist durchaus ein sehr wichtiges Thema. Am Ende geht es um die Gesundheit von Menschen und wenn es um die Gesundheit von Menschen geht, dann, glaube ich, müssen wir mit größter Sorgfalt vorgehen.
Ursachen dafür sind vielfältig, ganz vielfältig. Sie sind sowohl in der Humanmedizin zu finden als auch in der Nutztierhaltung, natürlich auch in der Nutztierhaltung, überhaupt keine Frage. Und richtig ist auch, dass wir einen Anstieg haben momentan, einen Anstieg von Infektionen mit multiresistenten Keimen. Ich habe eine Zahl gefunden: 16.000 Fälle in Deutschland. Ursache ist auch die inkonsequente Umsetzung von Hygienemaßnahmen beispielsweise in Krankenhäusern, in Pflegeheimen und Ähnlichem. Deswegen sind wir alle aufgerufen, dafür zu sorgen, dass die entsprechenden Einrichtungen die Hygienemaßnahmen vernünftig durchsetzen können. Da ist ein ganzes Maßnahmenpaket notwendig. Ich weiß, dass daran gearbeitet wird, auch in Verhandlungen beispielsweise mit Krankenkassen und Ähnlichem. Vorbild an dieser Stelle ist Holland.
(Dr. Ursula Karlowski, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Richtig. – Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
In Holland, meine Damen und Herren, gibt es ein hervorragendes Gesundheitsmanagement, auch diesen Bereich möchte ich ausdrücklich erwähnen. Die haben ein Quarantänedurchlaufsystem, wo man genau schaut – ich sehe sogar Zustimmung von den GRÜNEN –, …
… ein Durchlaufsystem, was hervorragend funktioniert, was am Ende auch dazu führt, dass, wenn man sich die Statistiken mal anschaut, Holland deutlich niedrigere Zahlen hat als Deutschland. Es wird darauf ankommen, die Hygienestandards durchzusetzen und die positive Wirkung auch zu entfalten.
Klar ist, meine Damen und Herren, und darauf sind BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ja eingegangen, dass diese multiresistenten Keime auch aus der Tierhaltung kommen können. Daher ist klar, wir brauchen eine Verringerung des Antibiotikaeinsatzes in der Nutztierhaltung, und ich begrüße daher ausdrücklich, dass Minister Backhaus ein Antibiotikaminimierungskonzept auf den Weg gebracht hat. Da geht es darum, die Tierhaltung ganzheitlich zu sehen, unter anderem auch die Haltungsbedingungen zu verbessern oder die Hygienestandards in den Ställen zu überprüfen. Ich begrüße daher ausdrücklich, dass wir künftig den Tierhaltungsanlagen-TÜV haben werden. Der ist nämlich wichtig, um das Wohl- befinden der Tiere zu verbessern und mit dem Wohl- befinden der Tiere auch die Tiergesundheit zu verbessern.
Und, Frau Gerkan, wir sollten die Tiere nicht für ideologische Grabenkämpfe nützen. Ich habe in Vorbereitung dieser Rede – ich hatte wenig Zeit, weil auch ich muss sie in Vertretung halten, meine Kollegin Katharina Feike wollte eigentlich – im Vorfeld eine Pressemitteilung herausgefunden, die haben Sie im Juli 2012 herausgegeben. Ich würde gern mal aus Ihrer Pressemitteilung zitieren. Da steht: „Entgegen der Behauptung von Herrn Minister Backhaus, dass die Menge der Antibiotika-Gabe nicht von der Betriebsgröße abhängig ist, zeigte hingegen eine wesentlich umfangreichere Studie in NordrheinWestfalen, dass bei kleineren Betrieben mit längerer Mastdauer eine erheblich geringere Menge an Antibiotika nötig ist.“
Ja, richtig, Sie vergleichen hier Äpfel mit Birnen. Sie haben hier ausdrücklich gesagt, mit längerer Mastdauer. Das heißt, wenn Sie längere Mastdauer haben, dass Sie ganz andere Tiere haben, Sie haben ganz andere Zuchtlinien. Dass die momentanen Zuchtlinien, die in gut 30 Tagen, bei den Hähnchen, zur Schlachtreife gebracht werden, dass das nicht gesund ist, das kritisiere ich ausdrücklich. Nur Sie können nicht das eine mit dem anderen vergleichen und sagen, dann braucht man weniger Antibiotikum. Sie vergleichen dort Äpfel mit Birnen.
Ich habe seinerzeit in meinem Arbeitskreis die Landestierärztin gebeten, mal zu berichten, wie die ersten Ergebnisse waren. Und die ersten Ergebnisse waren, so habe ich das in Erinnerung, so, dass in den größeren Ställen, zu meiner Überraschung, muss ich auch sagen, ich habe es anders erwartet, in den größeren Ställen weniger Antibiotika eingesetzt worden sind als in den kleineren. Und wenn ich das jetzt hier so stehen lassen würde, würde ich auch Äpfel mit Birnen vergleichen,
(Dr. Ursula Karlowski, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Sie vergleichen konventionelle mit ökologischen Betrieben.)
deswegen sage ich hinterher, warum, sage ich gleich hinterher, warum. Weil die kleinen Ställe vor allem ältere sind und die großen Ställe vor allem neuere sind. Das heißt, dass die Haltungsbedingungen von der Belüftung über das Heizsystem, über den Boden, über die Desinfektionsmöglichkeiten und so weiter in den großen viel besser sind als in den alten kleinen.
(Dr. Ursula Karlowski, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Aber es ist doch auch gesagt worden, dass in ökologischen Betrieben viel weniger Antibiotika verwendet werden. – Zuruf von Jutta Gerkan, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Deswegen, das sage ich auch hier klar, kann man die Dinge nicht gegenüberstellen. Das heißt, ich kann auch nicht pauschal sagen, die größeren haben weniger als die kleineren, weil die unter verschiedenen Bedingungen gemessen worden sind.
Deswegen bitte ich Sie herzlich, lassen Sie uns an dieser Stelle einfach die Dinge unterscheiden und lassen Sie uns einfach die Dinge redlich miteinander beraten.
Letztlich kommt es darauf an, dass wir über all die Faktoren reden, die zur Antibiotikareduzierung führen: gute Haltungsbedingungen, gute Zuchtlinien. Ich habe eben darüber gesprochen, in 30 Tagen zur Schlachtreife, das kann nicht gut sein, das ist nicht vernünftig. Kükengesundheit, wenn wir beispielsweise über Geflügel reden, geschultes Fachpersonal sind ganz wichtig, die Hygiene im Stall ist ganz wichtig.
Zur Hygiene im Stall noch Folgendes: Es hat, als wir begonnen haben damit, als das Land Mecklenburg-Vor- pommern begonnen hat mit der Antibiotikaminimierungsstrategie, viele Untersuchungen gegeben, wo denn die Krankheitserreger in den Ställen herkommen, und da ist insbesondere die Stallhygiene als einer der schwierigen Punkte herausgearbeitet worden. Man hat, nachdem die Tiere ausgestallt worden sind und desinfiziert worden sind – die Tiere werden ausgestallt, es wird desinfiziert –, dann Proben genommen. Und nach dem Probennehmen hat man festgestellt, hier sind nach wie vor massive Keimbelastungen. Dann hat man wieder desinfiziert, das macht eine Firma, hat wieder Proben genommen und es waren wieder Infektionen da. Damit war ersichtlich, dass das einer der Überträger war. Die Tränkanlagen – genau das Gleiche, auch da sind Erreger gefunden worden, auch da ist nicht richtig desinfiziert worden.
Das heißt, wir müssen am Ende die Dinge ganzheitlich sehen. Von den Haltungsbedingungen ist es mir – das sage ich Ihnen ganz offen – relativ egal, wie groß diese sind. Es ist klar, umweltgemäß gibts nach oben hin Grenzen, aber Sie können auch in einer kleinen Anlage, ich sage es mal salopp, Mist bauen und Sie können in einer großen Anlage ein schlechtes Management haben.
Meine Damen und Herren, angesprochen wurden auch die Bioaerosole. Ja, es ist richtig, wir brauchen vernünftige Filter. Das haben Sie auch angesprochen. Sie haben die Schweinehaltung angesprochen und Sie haben die Hähnchenhaltung angesprochen. Sie wissen, dass es in der Hähnchenhaltung nach wie vor keine zertifizierten Filter gibt, da sind wir uns einig. Das heißt, da kann man nichts machen. Was die industriellen Anlagen in der Schweinemast betrifft, hat die Finanzministerin für den Agrarminister schon ausgeführt. Ich bin auch dafür, dass man die großen industriellen Anlagen entsprechend ausrüstet. Ich will aber davor warnen, vor der SchwarzWeiß-Malerei, die hier im Raum steht, denn Sie haben hier etwas von einem 100-Meter-Abstand und dem Austrag gesprochen. Ich frage mich: Wie überlebt ein Mitarbeiter oder ein Halter einer Schweinemastanlage? Wie überlebt der eigentlich? Der ist jeden Tag da drin, atmet jeden Tag die Luft. Ist der im Vollschutzanzug? Wie überlebt der das? Wenn das so gefährlich ist, wie Sie es dargestellt haben, kann der das nicht überleben.