Protokoll der Sitzung vom 16.12.2011

Fahren Sie sich mal ein bisschen runter!

(Stefan Köster, NPD: Sie hatten ja zwei Tage Urlaub, deswegen sind Sie jetzt noch frisch.)

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Als die Väter und Mütter unseres Grundgesetzes eben dieses Grundgesetz formuliert haben,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

standen sie unter dem unmittelbaren Eindruck des nationalsozialistischen Terrorregimes, das viele, viele Zehntausende Deutsche und Angehörige anderer Länder gezwungen hat,

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

ihre Heimat zu verlassen und in anderen Staaten Asyl zu suchen, einfach um das nackte Überleben zu retten.

(Michael Andrejewski, NPD: Die haben mehr Angst vor Stalin gehabt.)

Dieser unmittelbare Eindruck hat unsere Verfassungsväter und Verfassungsmütter dazu geführt, dass sie das Grundrecht auf Asyl nicht nur in unserer Verfassung festgeschrieben haben, sondern dass sie es auch an prominenter Stelle festgeschrieben und ihm den Charakter eines Grundrechts gegeben haben. Und auch wenn seit der Zeit des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte viel Zeit vergangen ist,

(Udo Pastörs, NPD: Das dunkelste aller Zeiten. Und jetzt ist es wieder hell.)

gibt es aus meiner Überzeugung überhaupt keinen Grund, von dieser Überzeugung des Grundrechts auf Asyl abzuweichen.

(Michael Andrejewski, NPD: Solange Sie noch Geld haben.)

Und was mich dabei etwas peinlich berührt, ist, dass wir in Deutschland leider in einer Situation leben, wo die geistigen Urenkel dieses Terrors hier über das Grundrecht auf Asyl und andere Grundrechte mitschwätzen dürfen.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Mir wäre sehr viel wohler, wenn wir eine solche Diskussion unter Demokraten führen würden.

(Stefan Köster, NPD: Dann müssten Sie ja rausgehen, Herr Müller. Lesen Sie mal von Arnim! Sie sind mit Sicherheit kein Demokrat, sondern absolut ein Kasper.)

Herr Köster, dass Sie das Ganze nicht verstehen …

Herr Köster, ich er- teile Ihnen für diese Bemerkung einen Ordnungsruf.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Herr Köster, ich erteile Ihnen den zweiten Ordnungsruf und mache Sie darauf aufmerksam, dass der dritte Ordnungsruf dann zur Wortentziehung führt.

(Unruhe vonseiten der Fraktion der NPD – Udo Pastörs, NPD: Das machen Sie genau richtig, das braucht der, Frau Präsidentin!)

Herr Köster, ich habe Ihnen eben mitgeteilt,

(Udo Pastörs, NPD: Der ist mir entglitten.)

dass es keinen Grund gibt oder auch keinen Anspruch für Sie, die Entscheidung des Präsidiums hier oben durch irgendeine Art und Weise zu kommentieren. Ich entziehe Ihnen für die heutige Tagesordnung das Wort.

(Beifall und Heiterkeit vonseiten der Fraktion der NPD – Udo Pastörs, NPD: Und was ist mit mir?)

Da Sie sich

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

besonders gut über

(Udo Pastörs, NPD: Ich will auch noch!)

meine Entscheidung hier zu amüsieren scheinen, Herr Kös- ter,

(Stefan Köster, NPD: Ja, das tue ich. – Udo Pastörs, NPD: Mit Vergnügen, gnädige Frau!)

gehe ich davon aus, dass für Sie die Landtagssitzung damit beendet ist. Bitte verlassen Sie den Raum!

(allgemeine Unruhe)

Bitte verlassen Sie den Raum! Gemäß unserer Geschäftsordnung schließe ich Sie von der Sitzung aus.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Herr Müller, bitte fahren Sie fort.

Vielen Dank, Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben also ein Grundrecht vor uns und dieses Grundrecht gilt es zu schützen und dieses Grundrecht gilt es anzuwenden. Aber die Verfassung schützt und gewährt das Grundrecht auf Asyl denjenigen, die in ihrer Heimat politischer Verfolgung ausgesetzt sind. Daran will und, ich finde, daran darf kein Demokrat rühren, gerade vor der deutschen Geschichte nicht.

Aber Asylrecht ist nicht das Mittel, um nun unterschiedlichste Probleme in dieser Welt zu lösen.

(Udo Pastörs, NPD: Aha!)

Und wenn man sagt, das Asylrecht ist nicht das Mittel, dies zu tun, dann heißt das nicht, dass man diese Probleme ignoriert oder dass man sagt, wir wollen uns nicht an der Lösung dieser Probleme beteiligen, sondern dann

ist es die Aussage, dass das Asylrecht eben ein sehr spezifisches Recht ist, das politisch Verfolgten Schutz gewährt.

(Michael Andrejewski, NPD: Aber keinem Wetterflüchtling.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn in der Bundesrepublik Deutschland ein Mensch Asyl beansprucht, Asyl beantragt, dann durchläuft er ein Verfahren, das von rechtsstaatlichen Prinzipien geprägt ist. Wir entscheiden über einen solchen Antrag auf der Basis von Gesetzen, Gesetzen, die von den gesetzgebenden Körperschaften dieses Landes erlassen worden sind. Dafür sind Behörden zuständig, also Teile der Exekutive, die über einen solchen Asylantrag entscheiden. Und wenn der Betroffene diese Entscheidung nicht für richtig hält, dann steht der Rechtsweg offen. Am Ende, meine sehr verehrten Damen und Herren, sind es Gerichte, die über die Anerkennung eines Asylantrages entscheiden oder nicht.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Wir alle sollten uns vor Augen halten – wir haben dies vor einigen Jahren auch hier in diesem Hause anlässlich eines anderen Streits sehr sorgfältig diskutiert –, wir sollten uns vor Augen halten, dass diese Gerichte nicht im luftleeren Raum entscheiden,

(Der Abgeordnete Johannes Saalfeld bittet um das Wort für eine Anfrage.)

sondern dass diese Gerichte alle verfügbaren Informationen über die Situation in dem Land, in das ein Asylbewerber möglicherweise zurückkehren muss, heranziehen.

Herr Müller …

Das sind Informationen des Auswärtigen Amtes, das sind aber auch Informationen von Flüchtlingsorganisationen, Kirchen und anderen.

Herr Abgeordneter Müller, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Herrn Saalfeld?

Bitte sehr, Herr Saalfeld.