Ich erwähne noch die Niederdeutschen Bühnen Klütz, Neubrandenburg, Rostock, Stralsund, Wismar, Schöneberg,
ja, Schönberg, Entschuldigung, die Fritz-Reuter-Bühne Schwerin. Und dazu, Frau Berger: Die Fritz-ReuterBühne, die wollte nicht die Regierung schließen, sondern das Theater selbst.
Die Koalition hat sich dagegen gewandt und hat diese Bühne vor ihrem Abgang gerettet, so rum muss man das eigentlich sagen.
(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD – Heiterkeit vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Fritz-Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen, das Niederdeutsche Bibelzentrum in Barth, Platt in den Medien, bei NDR1 der „Plattdeutsche Frühstart“ sonntags, montags „De Plappermöhl“, „Talk op Platt“ im Fernsehen, auch der Plattdütsch-Verein „Klönsnack – Rostocker 7“ im Rostocker Offenen Kanal – ich könnte das alles fortsetzen, selbst die, die ich gefunden habe – die zehn Internetplattformen –, die sich mit dem Plattdeutsch beschäftigen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich sehe keine Veranlassung, diesen Antrag zu unterstützen. Ich wünsche Ihnen, genau wie der Minister, eine gute Rückfahrt in Ihre Heimat. Ich tippe auf 3 : 2 für Deutschland
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es gab hier vor einiger Zeit schon mal einen Antrag der LINKEN zum Plattdeutschen, den wir auch unterstützt haben. Und so werden wir auch den heutigen Antrag unterstützen,
auch wenn wir es Ihnen nach wie vor nicht abnehmen, dass Sie ernsthaft an dem Erhalt und der Pflege der Identität unserer Heimat interessiert sind. Wir sehen Ihre Intention eher als Ablenkungsmanöver, um den bei Ihnen tief verwurzelten Hass auf alles Deutsche zu verschleiern.
(Beifall vonseiten der Fraktion der NPD – Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ooh!)
Ich erinnere an dieser Stelle an die Ausführungen Ihres ehemaligen Landesvorsitzenden Bockhahn und seine Abneigung gegen BRD-Fahnen
(Beifall vonseiten der Fraktion der NPD – Thomas Krüger, SPD: Meinen Sie, was Sie da sagen? Das glauben Sie doch nicht! – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)
(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Endlich mal einer, der platt snackt. Und am Ende noch den Tipp abgeben!)
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Leiwe Lüd! Bevor ich in die Thematik einsteige, will ich auf eines hinweisen, das hat mich gestern Abend sehr bewegt: Vor 22 Jahren und 2 Tagen war es auch der letzte Tagesordnungspunkt vor der Sommerpause, der hier abgehandelt wurde. Damals saß ich als Prodekan der Agrarfakultät hinten auf der Zuschauertribüne und konnte miterleben, wie der Erhalt der Agrarwissenschaften in Rostock einstimmig bei zwei Stimmenthaltungen hier beschlossen wurde. Dafür bin ich dem Landtag noch heute dankbar.
Ein Bundesland im Süden Deutschlands wirbt seit Jahren mit dem Slogan „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ – ein etwas eigenwilliges, aber doch stolzes Statement, mit dem der eigene Dialekt, die kulturelle Eigenart, die eigene Identität verteidigt wird. Diesen Stolz würde ich mir von allen Bürgern unseres Landes wünschen,
Nun gibt es viele Dialekte in Deutschland, Regionalsprachen jedoch nur wenige. Wie das Sorbische ist Plattdeutsch – oder Niederdeutsch – Bestandteil der Alltagskultur und wird benutzt und gelebt – hoffentlich noch lange. Was man benutzt, muss man jedoch auch pflegen. Die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ hat anlässlich des Internationalen Tages der Muttersprache vor dem Aussterben von Sprachen gewarnt.
Leiwe Lüd, von mehr als 6.000 Sprachen sind insgesamt 1.800 weltweit akut gefährdet. So lautet eine Botschaft aus Göttingen vom Februar dieses Jahres, Zitat: „In Mecklenburg-Vorpommern sprechen schätzungsweise nur noch etwa 250.000 Menschen Niederdeutsch. Das sind knapp 18 Prozent der Einwohner des Landes. Dass es tendenziell in fünf oder zehn Jahren kaum mehr werden, kann man sich bei der demografischen Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern leicht vorstellen.“ Ende des Zitats.
Also möten wi die jungen Lüd daför gewinnen. Warum soll man das Plattdeutsche als Sprache behüten und bewahren, wo Sprache doch etwas Lebendiges, dauernder Veränderung Unterworfenes ist und auch das Plattdeutsche mit einen Grundstock für unser heute gesprochenes Deutsch darstellt? Weil dieser Teil unseres Erbes immateriell ist und neben dem Geschriebenen das gesprochene Wort braucht, um lebendig zu bleiben. Platt ist und bleibt wesentlich für unsere heutige Identität und ist daher schützens- und bewahrenswert. Wi bruken dat Platt, sech ik hier.
Das sieht und sah man auf europäischer Ebene übrigens genauso. Die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen des Europarates vom 5. November 1992 sieht die Bewahrung der Sprachenkulturvielfalt vor. In dem schon zitierten Artikel 16 der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern steht unter der Überschrift „Förderung von Kultur und Wissenschaft“ unter der Ziffer 2 Folgendes geschrieben, ich zitiere: „Das Land schützt und fördert die Pflege der niederdeutschen Sprache.“ Up Plattdüütsch heit dat denn so: „Dat Land steiht för de plattdüütsche Sprak in un bringt ehr Pläg’ vöran.“
Ja, wi all weiten jo ok, dat‘s ne Verfatung von Mecklenburg-Vorpommern gifft. Jeder hett se, glöf ik, in sien Schrank ok tau stahn.
In der Vergangenheit haben sich zahlreiche Dichter und Schriftsteller um die plattdeutsche Sprache verdient gemacht und haben uns eine solche Kultur hinterlassen. Ein paar Highlights möchte ich hier unbedingt nennen.
Im Jahre 1582 erschien von Nathan Chyträus in Rostock der „Nomenclator latinosaxonicus“, das erste gedruckte
niederdeutsch-lateinische Wörterbuch. Knapp zwei Jahrhunderte später brachte Johann Carl Dähnert in Stralsund „Das Platt-Deutsche Wörter-Buch nach der alten und neuen Pommerschen und Rügischen Mundart“ heraus. Um die niederdeutschen Erzählungen und die Riemels haben sich Rudolf Tarnow mit seinen „Burrkäwers“, John Brinckman unter anderem mit „Kasper Ohm un ick“ und Fritz Reuter mit „Ut mine Stromtid“, „Ut mine Festungstid“ und mit „De Urgeschicht von Meckelnborg“ verdient gemacht. As en Buer läs ik an‘n leifsten de „Stromtid“.
Gerade haben wir wieder die Fritz-Reuter-Festspiele in Stemhagen – Stemhagen steht für Stavenhagen – begangen. Der Vater von unserem Fritz Reuter war übrigens Bürgermeister in Stemhagen und ein Mitstreiter von von Thünen und Pogge im Mecklenburgischen Patriotischen Verein.
1925 begannen in Greifswald durch Wolfgang Stammler die Arbeiten für das „Pommersche Wörterbuch“, das nach einer Unterbrechung 1992 von Renate HerrmannWinter fortgesetzt wurde. Von 1937 bis 1992 erschien das von Richard Wossidlo und Hermann Teuchert begründete siebenbändige „Mecklenburgische Wörterbuch“.
Leiwe Lüd, große Verdienste hat sich gerade auch dabei der unvergessene Professor Dr. Jürgen Gundlach erworben. Wie man sieht, hat Mecklenburg-Vorpommern in wissenschaftlicher Hinsicht also einiges vorzuweisen, wenn es um die Erforschung und die Bewahrung von Platt geht. Leider kann man das über die momentane wissenschaftliche Bearbeitung in Rostock und Greifswald nicht immer sagen – der Minister hat dazu Stellung genommen –, was nicht zuletzt auch zu unterkritischer Ausstattung in den geisteswissenschaftlichen Fakultäten führt. Da dort auch die zukünftigen Niederdeutschpädagogen ausgebildet werden sollen – dazu waren Zahlen genannt worden –, muss hier dringend, denke ich, nachgebessert werden.