Protokoll der Sitzung vom 10.12.2014

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ein Blick ins Grundgesetz lohnt sich immer. Im Artikel 3 heißt es ganz

klar und ganz unmissverständlich: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“

Genau das hat die Bundesregierung jetzt getan. Sie hat bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau in Bezug auf einen offensichtlichen Mangel gehandelt. Die Quote für Frauen in Aufsichtsräten soll einen Missstand und eine offensichtliche Ungerechtigkeit beseitigen. Es wird ein Gesetz geben, wonach eine 30-Prozent-Quote für die Aufsichtsräte von den gut 100 börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen ab 2016 verbindlich wird.

(Udo Pastörs, NPD: Und das hilft den Frauen dann in der Fläche weiter?!)

Das ist ganz sicher ein Schritt in die richtige Richtung.

(Udo Pastörs, NPD: Jaja. – Stefan Köster, NPD: Das ist ja eine richtige Bonzenpolitik.)

Natürlich ist es nicht schön, dass eine Quote verordnet werden muss. Niemand möchte gern Quotenfrau sein.

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD)

Natürlich möchte jede Frau nur aufgrund ihrer Qualifika- tion,

(Udo Pastörs, NPD: Sie produzieren aber so etwas.)

aufgrund ihres Könnens in eine Führungsposition kommen, aber offenbar geht es nicht von allein, denn sonst wäre der Anteil an Frauen in Führungspositionen doch schon längst viel größer.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Udo Pastörs, NPD: Aha!)

Lange Zeit wurde uns Frauen eingeredet: Wenn ihr genauso gut seid wie wir Männer, habt ihr auch die gleichen Chancen.

(Heiterkeit bei Manfred Dachner, SPD: Das haben Sie geglaubt, ne?)

Auch deshalb haben wir uns angestrengt, haben studiert, haben uns qualifiziert, versuchen täglich, Kind und Familie zu vereinbaren.

(Udo Pastörs, NPD: Da liegt das Problem. Das muss gelöst werden.)

Und es gibt jetzt eben Familienstrukturen, die das sogar aufschieben. Und mit welchem Ergebnis? Dass heute Hörsäle und Ausbildungsplätze voll sind mit engagierten, begabten und bildungsbewussten jungen Frauen, aber die Zahl der Frauen in den Hierarchiepyramiden der Institutionen, Unternehmen nach oben hin trotzdem immer weiter abnimmt.

(Udo Pastörs, NPD: Ich meine, das kann man nicht über Quoten regeln.)

Je höher die Position, je höher das Gehalt, je toller der Job, desto mehr Männer sitzen in den Entscheidungsgremien. Und Frauen stoßen an die sogenannte gläserne Decke. Da ist das Für und Wider der Quote schlicht eine Güterabwägung. Wenn es nicht reicht, qualifiziert zu sein, weil Männer dafür sorgen, dass sich Leistung und Kompetenz längst nicht immer lohnen, wenn Männer immer noch lieber schlechter qualifizierte Männer als besser qualifizierte Frauen um sich haben, dann muss auf der Leiter nach oben eben per Quote Platz gemacht werden.

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD: Da gibt es eine Messlatte. – Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, gerade kompetente Frauen kommen lieber mit Quote nach oben als ohne Quote unten gehalten zu werden.

(Udo Pastörs, NPD: Owei, owei!)

Und wenn es an der Spitze eines Unternehmens keine Gleichberechtigung gibt, wer glaubt denn daran, dass es für den Rest der Mannschaft dann Gleichberechtigung geben wird? Wir brauchen, um die Bundesfamilienministerin Schwesig zu zitieren, einen Kulturwandel, einen Paradigmenwandel, um Teilhabe und Mitbestimmung zu gewährleisten. Es geht nicht um einzelne Posten oder einzelne Positionen, sondern einen Wandel in der Führungs- und Unternehmenskultur. Nur wenn mehr Frauen auch in Führungspositionen sichtbar werden, wird ein Wandel selbstverständlich sein. Das Gesetz soll und das Gesetz kann damit zu einer gesellschaftlichen Veränderung in Richtung tatsächlicher Gleichberechtigung und Selbstbestimmung beitragen.

Daher ist die Quote für Frauen in Aufsichtsräten ein Anfang und keine, wie Sie von der NPD es nennen, Gleichberechtigungsillusion. Das werden Sie, die Herren von der NPD, mit Ihrem Frauenbild nie verstehen.

(Stefan Köster, NPD: Ich möchte Sie auch gar nicht verstehen, Frau Gajek.)

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von Stefan Köster, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

Vielen Dank, Frau Gajek.

Ich schließe die Aussprache.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, von der Fraktion DIE LINKE liegt Ihnen auf Drucksache 6/3567 ein Antrag zum Thema „Bahnbetrieb der abbestellten Teilstrecke der Südbahn durch den Kreis Ludwigslust-Parchim ermöglichen“ vor. Auf Wunsch der Antragsteller soll die Tagesordnung um diesen Antrag erweitert werden. Gemäß Paragraf 74 Ziffer 1 unserer Geschäftsordnung kann diese Vorlage beraten werden, wenn zwei Drittel der Mitglieder des Landtages die Dringlichkeit bejahen. Zugleich muss die Einreihung in die Tagesordnung beschlossen werden.

Ich frage zunächst, ob das Wort zur Begründung der Dringlichkeit gewünscht wird. – Bitte schön, Frau Dr. Schwenke.

Danke schön, Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Dinglichkeit dieses Antrages ist geboten. Seit dem 1. Dezember ist durch den Minister Pegel öffentlich erklärt worden, dass Gelder, die für den Schienenersatzverkehr möglich sind, dass Gelder, die für die Bahn möglich sind, auch für den Schienenersatzverkehr einsetzbar sind – unter Bedingungen zwar, aber trotzdem prinzipiell ja. Daraufhin hat die Hanseatische Eisenbahngesellschaft ihr Angebot, eigenwirtschaftlich weiterzufahren auf der durch das Land abbestellten Strecke, erneuert. Und drittens ergibt sich die Dringlichkeit ganz einfach aufgrund der fortgeschrittenen Zeitabläufe, da ja ab 15.12. die Abbestellung gelten soll.

Ich bitte um Einordnung in die Tagesordnung.

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Frau Dr. Schwenke.

Wird das Wort zur Gegenrede gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Wer stimmt der Erweiterung der Tagesordnung um diese Vorlage zu? –

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Wer stimmt dagegen? – Gibt es Stimmenthaltungen? – Das ist nicht der Fall.

Kann ich davon ausgehen, dass wir diese Vorlage am Schluss der Sitzung am Freitag nach dem Zusatztagesordnungspunkt 1 behandeln?

(Heinz Müller, SPD: Ja. – Heiterkeit bei Torsten Renz, CDU: Freitag 16.00 Uhr.)

Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen.

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrages der Fraktionen der SPD und CDU – Ivenacker Eichen als Nationales Naturmonument sichern, auf Drucksache 6/3500.

Antrag der Fraktionen der SPD und CDU Ivenacker Eichen als Nationales Naturmonument sichern – Drucksache 6/3500 –

Das Wort zur Begründung hat die Abgeordnete Frau Feike für die Fraktion der SPD.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Heute möchte ich in meiner Rede mit einer Strophe eines alten deutschen Volksliedes beginnen,

(Heinz Müller, SPD: Aber nicht singen! – Simone Oldenburg, DIE LINKE: Unbedingt singen! – Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

dessen Autor nicht bekannt ist:

„Die alte Eiche

Am Waldesrand, im Wiesengrund die alte Eiche knorrig steht; sie steht viel hundert Jahre drunt‘, ob Sonnenschein, ob’s stürmt und weht.“

Die Eiche ist aus unserer kunst- und kulturhistorischen Welt kaum noch wegzudenken. Ähnlich wie das Heidenröslein findet man die Eiche in Liedern, Gedichten und Sagen. Die Eiche ist knorrig und alt. Das zeichnet sie aus. Und genau die im Volkslied beschriebenen Eichen können wir in Mecklenburg-Vorpommern bestaunen, die Ivenacker Eichen, die sogenannten tausendjährigen Eichen.