Die Eiche ist aus unserer kunst- und kulturhistorischen Welt kaum noch wegzudenken. Ähnlich wie das Heidenröslein findet man die Eiche in Liedern, Gedichten und Sagen. Die Eiche ist knorrig und alt. Das zeichnet sie aus. Und genau die im Volkslied beschriebenen Eichen können wir in Mecklenburg-Vorpommern bestaunen, die Ivenacker Eichen, die sogenannten tausendjährigen Eichen.
Sie sind ein historisches Highlight mit naturgeschichtlicher und kulturhistorischer Bedeutung. Sie sind die mächtigsten und volumenreichsten Eichen in Deutschland und Europa. Und warum sollten wir nicht die Möglichkeit des Bundesnaturschutzgesetzes nutzen, die Ivenacker Eichen als nationales Naturmonument auszuweisen und sie unter den Schutzstatus eines Naturschutzgebietes zu stellen?
Doch welche Kriterien müssen erfüllt sein, um einen solchen Status herzustellen? Ich zitiere aus dem Paragrafen 24 Absatz 4 Bundesnaturschutzgesetz: „Nationale Naturmonumente sind rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, die … aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, kulturhistorischen oder landeskundlichen Gründen und … wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit von herausragender Bedeutung sind. Nationale Naturmonumente sind wie Naturschutzgebiete zu schützen.“
Die Koalitionsfraktionen sehen alle diese Gründe als gegeben an. Die sogenannten tausendjährigen Eichen von Ivenack sind nicht nur die ältesten und volumenreichsten Bäume des Landes Mecklenburg-Vorpommern, sie sind ein kulturhistorischer Ort, der weit über die Landesgrenzen ausstrahlt, Eichen, die über hundert Jahre gewachsen sind. Die Dauerhaftigkeit der Eiche kann als Symbol der fortwährenden Verbundenheit von Mensch und Natur verstanden werden. Die Ausweisung eines nationalen Naturmonumentes soll diese Verbundenheit von Mensch und Natur aufgreifen.
„So spricht zu mir der alte Baum, wenn ich an seinem Stamme steh‘; und vor der Seele, wie im Traum, ich lang vergang’ne Zeiten seh‘.“
Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 60 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Als wir uns mit dem Thema in der Fraktion beschäftigt haben, glaube ich, kann ich sagen, war die Frage, wenn man sich mit dem Naturraum Mecklenburg-Vorpommerns auseinandersetzt,
Und ich glaube, dass wir auch fraktionsübergreifend erkennen müssen, dass wir in den letzten Jahren einiges auf den Weg gebracht haben. Wer war eigentlich das letzte Mal in diesem Jahr in Ivenack und hat die Eichen gesehen? Wir haben uns zum Teil da auch gesehen – wunderbar. Ich glaube, man kann auch erkennen, dass wir hier mittlerweile das auf den Weg gebracht haben, über die Forsten, wo wir auch nachweisen können, dass nicht nur, ich sage mal, die wunderbaren tausendjährigen Eichen und damit die ältesten Eichen Europas dort stehen, sondern dass neben dem Hintergrund der touristischen Infrastruktur durch das Thema auch eine Aufwertung insgesamt dieses Standortes entstehen könnte, wenn wir erstmalig in Deutschland nach dem Bundesnaturschutzgesetz die Möglichkeit nutzen – es hat noch kein Bundesland ein solches Projekt auf den Weg gebracht –, nämlich ein nationales Naturmonument auszuweisen. Um das bildlich darzustellen, es ist, wenn man es so will, der kleinste auf engstem Raum bestehende Nationalpark.
Ich finde es wirklich hervorragend, dass unsere Forstleute kurz vor Weihnachten auf diese Idee gekommen sind, das an uns heranzutragen. Und wenn wir jetzt Weihnachten vor dem Weihnachtsbaum stehen, dann sollten wir einfach mal verinnerlichen, was es bedeutet, wenn man die Natur nicht achtet, sie nicht schätzt. Unsere Wälder haben in Deutschland einen ganz, ganz hohen Stellenwert, auch in der allgemeinen Bedeutung der Bevölkerung, und ich glaube, diese Eichen haben es verdient. Darüber kann der eine oder andere schmunzeln, wenn wir mal tausend Jahre zurückdenken und die Jahresringe dort durchzählen. Ich habe es mal versucht und ich glaube auch, die Ausstellung, die wir in dem Barockpavillon entwickelt haben, wenn man sich geschichtlich mal betrachtet, was in den letzten tausend Jahren hier abgelaufen ist, dann ist das wirklich bemerkenswert, dass wir dieses Kleinod in Mecklenburg-Vorpommern haben. Dieses gilt es unter Schutz zu stellen. Ich halte das wirklich für wichtig.
Unser Wald ist eben nicht nur Lebensraum und er hängt nicht nur mit Mythen oder mit Geschichten oder Sagen zusammen, sondern er ist ein Lebensraum, er ist aber auch Wirtschaftsraum, und es ist damit eine der wichtigsten Grundlagen der menschlichen Geschichte, den Wald sinnvoll zu nutzen. Im Übrigen wäre es auch ein Signal an unsere Forstleute in Deutschland, in Europa, einmal den Forstleuten Dank zu sagen für über 300 Jahre nach
haltige Forstwirtschaft in Europa. Auch das hängt damit zusammen, dass wir diesen Antrag hier auf den Weg gebracht haben.
Und wenn wir uns die Waldentwicklung in MecklenburgVorpommern anschauen, dann haben wir heute 558.123 Hektar. Das sind immerhin 24 Prozent der Landesfläche, die mit Waldbeständen vorhanden sind, und 41 Prozent gehören den Menschen dieses Landes. Das ist also der Landeswald, der im Wesentlichen entweder durch die Landesforstanstalt bewirtschaftet wird, und auf der anderen Seite haben wir 39 Prozent mit 45.000 Waldbesitzern, die in Mecklenburg-Vorpommern auch nachhaltig Waldwirtschaft betreiben sollen.
Ich will das an dieser Stelle auch sagen, wenn immer so über große Unternehmen etwas gesagt wird: Wir haben in der Forstanstalt über tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und diese machen einen Umsatz von etwas über 100 Millionen Euro. Als Landesbetrieb des Landes Mecklenburg-Vorpommern wüsste ich keinen, der einen solchen großen Umsatz macht. Ich sage auch klar, die Entwicklung stimmt mich zuversichtlich, dass wir ökologisch stabile Wälder in Mecklenburg-Vorpommern haben und wir auch da eine sehr, sehr positive Grundentwicklung haben.
Ja, wenn man sich das Durchschnittsalter unserer Wälder anschaut, dann liegen wir heute bei 72 Jahren. Wenn man das dann wieder mit den tausendjährigen Eichen vergleicht, ist das wiederum nur eine geringe Zeit, aber die Eichen und Buchen liegen im Durchschnitt bei 99 oder knapp 100 Jahren. Naturschutzfachlich bemerkenswert ist dabei, dass alte Buchen- und Eichenwälder in Mecklenburg-Vorpommern auf einer Fläche von immerhin 2.900 Hektar hinzukommen und somit insgesamt 11.100 Hektar mit Wald bestockt sind, der mehr als 160 Jahre alt ist.
Und wenn man mal in der Müritzregion und im MüritzNationalpark, Serrahner Teil, in die alten Buchenwälder geht, ich glaube, da ist uns auch richtig was Tolles gelungen. Das hätte niemand geglaubt, aber der Serrahner Teil ist mittlerweile gerade für Mecklenburg-Strelitz und für Neustrelitz ein Besuchermagnet geworden. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für das nationale Naturerbe oder für die Weltnaturerbestätten in Serrahn und auf Rügen. Ja, und wenn man die letzte Waldinventur in Deutschland betrachtet, dann ist auch da Mecklenburg-Vorpommern in einer Vorreiterrolle. Wir haben mittlerweile 9,9 Prozent der Waldfläche Mecklenburg-Vorpommerns unter Schutz ge- stellt, unter Nullnutzung gestellt. Das Ziel der Bundesregierung waren mal 5 Prozent, wir liegen heute bei 9,9 Pro- zent. Wir haben 6,6 Prozent Prozessschutzwälder, in denen naturschutzfachlich begründet keinerlei Nutzung mehr stattfindet.
Das alles hat uns dazu bewogen, dass wir neben den Nationalparken, die ja heute schon eine Rolle gespielt haben, den Biosphärenreservaten, den Naturparken auch insbesondere die Ivenacker Eichen, die auf – ich sage mal eine runde Zahl – 100 Hektar in einem Schutzgebiet heute schon mit Landschaftsschutz belegt sind, diese Idee umsetzen, denn diese Wälder unseres Landes sind ein besonderer Reichtum: Sie bieten Erholung, Entspannung, Naturreichtum, Rohstoffe, Energie oder Nahrung.
Und wenn man das noch kurz ansprechen darf, auch das wird zu Weihnachten hoffentlich in unseren Haushal
ten eine Rolle spielen: Wenn wir im Durchschnitt des Jahres 3.500 Tonnen Wildbret höchster Qualität zur Verfügung stellen, dann hat das für die Vorweihnachtszeit und letzten Endes auf dem Gabentisch eine wichtige Funktion,
nämlich den Wald immer wieder in Erinnerung zu rufen, ob das nun der Rehrücken ist, das Damwild, das Rotwild oder,
Es ist für mich insofern eine ganz besondere Sache, die Sehenswürdigkeiten, beispielsweise die Windflüchter in den Dünenwäldern, aber auch die alten Buchenwälder auf Rügen, Serrahn habe ich schon genannt, die imposanten Douglasien in der Kiek in de Mark oder die 99 Lehr- pfade – davon allein 67 Lehrpfade, die wir durch unsere Landesforstanstalt auf den Weg gebracht haben – zu nennen. Und deswegen, glaube ich, wäre es ein besonderes Element des Naturschutzes, aber auch der Waldentwicklung, wenn wir dieses geheimnisvolle und wunder- bare Projekt der Ivenacker Eichen weiter vorantreiben, denn diese viele Jahrhunderte alten Bäume haben etwas Zeitloses und sie werden uns das auch immer wieder dokumentieren.
Ich hoffe tatsächlich, dass uns die Baumart Eiche, auch was den Klimaschutz anbetrifft, wahrscheinlich wichtige Grundlagen bietet. Und wenn man sich in der Region ein bisschen auskennt, dann sind die Gedichte oder insbesondere Fritz Reuter dabei natürlich besonders wichtig. Er hat das ja verewigt und quer durch die Welt getragen: „Ick weit einen Eikbom“. Das hängt natürlich mit den Ivenacker Eichen zusammen
und damit ist das für mich letzten Endes eine Baumart, die die Nachhaltigkeit für sich absolut ins Auge fasst.
Und wenn Sie sich dann die Bäderarchitektur anschauen oder jetzt die Ausgrabung, ich hoffe, das hat jeder mal getan, wenn man sich die Ausgrabung hier anschaut, dann sieht man da unten nicht nur Birken, sondern die Eichen. Die Geschichte des Schlosses wird ja auch neu geschrieben. Und wenn es die Waldwirtschaft damals nicht gegeben hätte und die Besiedlung der Slawen, dann hätten wir diese ganze Architektur im Übrigen auch nicht. Deswegen, glaube ich, ist diese Schutzkategorie so wichtig. Nämlich dieses zu nutzen im Rahmen des Nationalen Naturmonumentes, das auf den Weg zu bringen, die Möglichkeit gibt es erst seit 2010. Und ich würde mich sehr, sehr freuen, wenn wir dieses Symbol, nämlich das Miteinander zwischen Natur und Mensch und Mensch und Natur an diesem Standort noch deutlicher herausstellen können, denn unter anderem war dieser Wald, den man sich anschauen kann und der heute ja auch sehr präsent ist, mal ein Hudewald, das heißt, es ist hier früher behütet worden, dass man in den Wäldern seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Es ist nicht alles grün, was glänzt,
sondern hier muss es auch darum gehen, die Seltenheit und die Eigenart der Waldwirtschaft der letzten Jahrhunderte präsent zu halten.
Insofern gehe ich davon aus – und das will ich hier dann auch zum Abschluss sagen –, gehen wir davon aus, dass wir mit dem Endbericht der Forschung und Entwicklung des Bundesamtes für Naturschutz, der uns an die Hand gegeben wurde, der besagt, dass es sowohl für dieses 70-Hektar-Areal eine gute Möglichkeit gibt, ähnlich wie in dem Film, da sind wir noch ein bisschen dran, dass wir hier mit den Ivenacker Eichen ein besonderes Projekt auf den Weg bringen können, und ich wünsche mir sehr, dass Sie das unterstützen. – Herzlichen Dank.
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Mein geschätzter Kollege Ritter hat mich gebeten, hier zuallererst zu erwähnen, dass er pausenlos seine vielen Gäste aus Sachsen immer nach Ivenack führt,
(Heiterkeit vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Peter Ritter, DIE LINKE: Sehr gut. – Zurufe von Minister Dr. Till Backhaus und Udo Pastörs, NPD)
Aber nun zum Antrag. Da wir uns in der Vorweihnachtszeit befinden und jede und jeder so ein bisschen Besinnlichkeit wünscht und es im Allgemeinen etwas mehr menschelt als sonst, möchte ich heute mal mit einem Gedicht von Fritz Reuter beginnen.
„Ick weit einen Eikbom, de steiht an de See De Nurdstorm, de brust in sin Knäst Stolz reckt hei de mächtige Kron in de Höh So is dat all dusend Johr west“.