Der Wolf steht, wie wir es gehört haben, in Anhang IV der FFH-Richtlinie. Für Eingriffe in Populationen dieser Kategorie braucht es triftige Gründe. Das Erreichen einer bestimmten Anzahl von Tieren ist jedenfalls kein solch triftiger Grund. Das heißt, eine Art wird nicht dadurch jagdbar, dass sich die Population günstig entwickelt und stabilisiert hätte. Meine Fraktion ist daher davon überzeugt, dass es keiner speziellen Regelung bedarf, was mit verhaltensauffälligen Wölfen zu geschehen hat, denn es gibt schon jetzt genügend viele Handlungsmöglichkeiten. Schon jetzt ist klar, völlig klar, dass Tiere, von denen eine Gefahr für die Bevölkerung ausgeht, auch erschossen werden dürfen. Das gilt im Übrigen auch für Hunde, für Bullen oder andere nicht vom Jagdgesetz erfassten Tiere, die im Ernstfall natürlich erschossen werden dürfen. Das ist auch in dem Fall dann kein Auftrag an irgendeinen Jagdpächter, sondern das wird an speziell ausgebildete Fachleute übertragen. Dazu haben wir heute schon was gehört.
Allerdings bedarf es einer Klärung, was Sie in Ihrem Antrag mit dem Wort „verhaltensauffällig“ meinen könnten. Wenn ein junges Tier, jetzt in dem Fall der Wolf, aus naiver Neugierde heraus nicht gleich Reißaus nimmt, wenn es auf einen Menschen trifft, ist das für mich auf jeden Fall kein Grund, es zum Abschuss freizugeben. Auch lässt es sich wohl kaum vermeiden, dass junge Wölfe, die ein eigenes Territorium suchen, sich auch mal in der Nähe von menschlichen Siedlungen aufhalten auf ihrem Wege.
Mir ist jedoch kein einziger Fall bekannt, in dem ein Wolf innerhalb der Bundesrepublik Deutschland aufgrund aggressiven Verhaltens, also weil tatsächlich eine Gefahr von ihm ausging, erschossen werden musste. Also belehren Sie mich eines Besseren. Wir haben keinen solchen Fall gefunden.
Das gilt auch für den zuletzt von den Medien bundesweit bekannt gemachten sogenannten „Problemwolf“,
der in Wildeshausen in Niedersachsen aufgetaucht war. Er war nicht aggressiv und die Vergrämungsmaßnahmen waren offensichtlich ausreichend, denn er ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.
Auch wenn das in den Medien immer wieder anklingt, der Wolf wird nicht angesiedelt. Wir haben es jetzt schon von mehreren Vorrednern gehört. Er ist von ganz alleine eingewandert. Er kam vermutlich von Osten hier zu Fuß an bei uns.
Das ist auch gut so, denn Wölfe, die von Menschen aufgezogen werden, kann man gar nicht auswildern, meine Damen und Herren. Solche Wölfe haben sich an den Menschen gewöhnt und verlieren dann ihre natürliche Scheu. Gleiches kann passieren, wenn Personen aus Unwissenheit oder falsch verstandener Tierliebe beginnen, Wölfe anzufüttern.
Das wäre für die Tiere fatal, da es dazu führt, dass die Tiere sich dann als Problemwolf entwickeln, was in letzter Konsequenz tödlich ist für den Wolf. Hier ist Aufklärung dringend geboten. Die Öffentlichkeitsarbeit muss sich dieses Themas in besonderer Weise annehmen, denn das Anfüttern der Wölfe ist die Kehrseite derselben Medaille, bei der auf der anderen Seite steht: Panik. Diese Medaille heißt Unwis- senheit und Naturferne, meine Damen und Herren.
Selbstverständlich weiß ich, dass es auch echte Konflikte mit Wölfen gibt. Dies betrifft in erster Linie die Schafhalter, die ihre Tiere durch geeignete Maßnahmen, wie Elektrozäune und Herdenschutzhunde, vor Wölfen schützen müssen. Das ist nicht so einfach, wie sich das jetzt anhört. Das stellt tatsächlich eine echte Belastung für die Schafhalter dar, das ist mir bewusst. Hier unterstützt das Land mit Fördergeldern und mit Beratung.
Wie sich in Mecklenburg-Vorpommern der Wolfsbestand entwickelt, verfolgen die Fachleute, die die Bestandsentwicklung …
Wir beantragen eine punktweise Abstimmung des Antrages, da wir nicht allen Punkten in dem Antrag zustimmen können. – Herzlichen Dank.
Erst wurden hier im Land vereinzelt Wölfe gesichtet, die von Osteuropa gen Westen gezogen sind. Die Furcht bei vielen Bürgern und Tierhaltern, das Unbehagen, bei den meisten Jägern zumindest, ist mindestens genauso groß wie der Respekt vor diesen Tieren. Grüne Fanatiker geraten sogar richtig ins Schwärmen, wenn sie Nachrichten über die Ausbreitung von Wölfen vernehmen, ohne aber zu beachten, dass der Wolf ein Raubtier ist, das auch für Kinder eine Gefahr darstellt.
Betrachten Sie mal die Berichte aus jenen Ländern, in denen Wölfe schon länger heimisch sind! Dort sind die Übergriffe auf den Menschen, insbesondere auf Kinder, sicherlich noch überschaubar, aber es kommt häufiger vor, dass Wölfe Kinder zu reißen versuchen. Daher muss man der grünen benebelten Romantik klare Fakten entgegenstellen.
Aber zunächst einmal zum Antrag: In Punkt I soll der Landtag die Ansiedlung des Wolfes in Mitteleuropa begrüßen. Kann und sollte man diese Feststellung so pauschalisiert treffen? CDU und SPD geben vor, die Debatte versachlichen zu wollen, machen aber den zweiten vor dem ersten Schritt, indem der Landtag eine Feststellung treffen soll, obwohl erst einmal geprüft werden muss, ob die Wiederansiedlung des Wolfes Fluch oder Segen bedeutet. Wollen Sie wirklich eine sachliche Abwägung der Argumente, die für die Ansiedlung des Wolfes in Mecklenburg-Vorpommern oder dagegen sprechen? Hat sich zumindest die SPD schon dafür entschieden, die Verbreitung des Wolfes gegen alle Widerstände und gegen jede Vernunft durchzuboxen?
In Ihrem Antrag geben Sie vor, die Ängste der Bürger berücksichtigen zu wollen. Gleichzeitig sollen die Ängste durch die Vermittlung von fundiertem Wissen abgebaut werden. Auch hier machen Sie wieder einmal den zweiten vor dem ersten Schritt und werden auf die Nase fallen, wenn Sie nicht aufpassen. Es gleicht dem typischen Verhalten der Bundestagsparteien. Immer wenn diese sich etwas in den Kopf gesetzt haben, stellen Sie die Bedenken von Andersdenkenden als Dummheit dar. Ich habe den Eindruck, dass Sie so auch beim Thema Wolf verfahren möchten. Treten Probleme mit einem Wolf auf, handelt es sich sicherlich nur um bedauerliche Einzelfälle. Diese Einzelfallproblematik ist vielen Deutschen auch aus anderen Bereichen leider allzu sehr bekannt. Um eine Versachlichung der Debatte herbeizuführen, sollten also zuerst mal alle in jene Länder schauen, in denen der Wolf wieder oder schon lange heimisch ist.
Eine vorurteilsfreie Untersuchung der Erfahrungen im Zusammenleben von Mensch und Wolf, die auch oder besonders die Gefahrenpotenziale der Wölfe berücksichtigt, wäre ein Anfang.
Zusätzlich sollten auch die Kosten, die durch die Beobachtung der Bestandsentwicklung, Bejagung und die Ausgleichszahlungen für Schäden, die durch Wölfe ver
ursacht werden, unter die Lupe genommen werden, denn eines dürfte selbst Ihnen klar sein: Wölfe sind nicht zum Kuscheln da und es gibt sie nicht zum Nulltarif.
Um die Wolfsdebatte zu versachlichen, ist auch eine umfangreiche Risikoanalyse unausweichlich. Doch um eine sachliche Abwägung der Positionen durchführen zu können, braucht es erst einmal die Offenheit beider Diskussionsgruppen. Hier stehen sich teilweise lupenreine Dogmatiker gegenüber.
Zum Schluss habe ich aber noch einen Rat für die Bürger: Verschließen Sie besonders nachts gut Ihre Haustür, allerdings nicht so sehr wegen der Wölfe.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Für mich ist die Debatte, mal abgesehen von dem Redebeitrag meines Vorredners, tatsächlich ein Wert an sich.
Denn nachdem es am Anfang so aussah, als müssten wir uns wirklich selber daran erinnern, dass wir uns, wenn wir uns so etwas auf die Fahnen schreiben, auch daran halten, hat sich doch im Laufe der Debatte, finde ich, tatsächlich eine Versachlichung eingestellt.
Ich denke, das ist sehr positiv zu bewerten. Es ist durchaus auch hervorgetreten, dass es Unterschiede gibt, über die man in Ruhe sicherlich reden müssen wird. Ich will an dieser Stelle nur versuchen, noch einige Fragen, die aufgeworfen wurden, zu beantworten. Zum einen zu Frau Dr. Karlowski, die sagte, im Agrarausschuss hätte ich gefragt, was das mit den armen Kindern und dem Jogging denn so auf sich hätte. Ganz korrekt war es so: Ein Bürger aus meinem Wahlkreis, der am Truppenübungsplatz Jägerbrück wohnt, hat mich gefragt, ob er seine elfjährige Tochter noch joggen gehen lassen kann, obwohl er vor seinem Grundstück regelmäßig Wolfstritte findet.
Dieser Bürger ist auch Jäger. Ich gehe davon aus, dass er durchaus in der Lage ist, den Wolf zu identifizieren. Ich habe dann gefragt, welche Empfehlung das Ministerium abgeben würde. Das ist die Wahrheit. Das sind Fragen, die mir gestellt werden. Das sind Fragen, wo von uns auch Antworten erwartet werden. Und ich muss ganz …