Protokoll der Sitzung vom 27.09.2017

Lassen Sie uns den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern keine falschen Versprechungen machen, die wir möglicherweise aufgrund des …

Herr Waldmüller, ich habe jetzt wirklich großzügig Ihre Redezeit …

Nein, keinen Satz mehr! Nein, es tut mir leid, keinen Satz mehr!

(Beifall Dr. Ralph Weber, AfD)

Ihre Redezeit ist abgeschlossen.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der CDU und AfD)

Also, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich denke, wenn wir jetzt einen neuen Plenarsaal haben, dann sollten wir uns wirklich befleißigen, dass, wenn die rote Lampe leuchtet, die Redezeit abgeschlossen ist. Wenn man dann noch einen kurzen Satz sagt, um mit seinen Gedanken zu Ende zu kommen, dann ist das in Ordnung. Aber wenn es mehrere Sätze werden und wir bald eine halbe Minute erreichen, dann werde ich das nicht zulassen, sondern muss in Zukunft jeden Redner sofort unterbrechen und er kann dann nicht noch einen Abschluss

satz sagen. Zwischen diesen beiden Varianten können wir uns entscheiden. Ich schlage Ihnen vor, dass ich jedem Redner nach Erleuchten der roten Lampe noch einen Satz zulasse, wenn es denn kein Kettensatz ist.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Beifall Dr. Ralph Weber, AfD)

Aber sollte es mehr werden, müssen wir ganz rigide vorgehen.

Ich rufe jetzt auf für die Fraktion DIE LINKE den Abgeordneten Herrn Foerster.

(Zurufe von Vincent Kokert, CDU, und Marc Reinhardt, CDU)

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! „Innovative Unternehmen und gute Löhne“ – beim Thema der Aktuellen Stunde fiel mir spontan ein alter Popsong ein, über den ich jüngst gestolpert bin.

(Heiterkeit bei Vincent Kokert, CDU: Na, nicht schon vorher drüber grinsen, Herr Foerster!)

Er stammt aus dem Jahr 1978, wird gesungen von Dalida und Friedrich Schütter und heißt, Zitat: „Worte, nur Worte“.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Beifall Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE – Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Im Liedtext heißt es, Zitat: „Immer nur Worte, nichts als Worte, nichts als das alte Lied.“

(Vincent Kokert, CDU: Herr Foerster, wen kritisieren Sie jetzt? Da hin oder uns?)

Auch fiel mir der Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ ein.

(Zurufe von Jochen Schulte, SPD, und Torsten Renz, CDU – Heiterkeit bei Vincent Kokert, CDU)

Bringt man nun beides zusammen – hören Sie zu, Herr Renz! –, erhält man so etwas wie die akustische und visuelle Darstellung von SPD-Politik zum heutigen Thema, und das nicht nur im schon verstrichenen Jahr seit der letzten Landtagswahl.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Denn seit Jahren redet die SPD viel und gern über die Notwendigkeit guter Löhne. Und immer wieder brauchte es Druck von links,

(Beifall vonseiten der Fraktion der LINKE – Zurufe vonseiten der Fraktion der SPD: Oooh!)

damit aus dem Gerede wenigstens ein Stück Bewegung in die richtige Richtung wurde. So war es beim gesetzlichen Mindestlohn und so ist es aktuell auch beim Thema „Vergabegesetz des Landes“ und der Bindung der Wirtschaftsförderung an die Kriterien guter Arbeit.

(Zuruf von Jochen Schulte, SPD)

Zur Erinnerung, Herr Schulte: Das Ziel, die Tarifbindung im Land zu stärken, stand schon im letzten Koalitionsvertrag. Das Ergebnis Ihres kraftvollen Engagements

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

gemeinsam mit der CDU war die weitere Erosion selbiger, konkret von 48 Prozent der Beschäftigten auf aktuell nur noch 42 Prozent.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Oi, oi, oi! – Zuruf von Wolfgang Waldmüller, CDU)

Und weil das genau so ist, haben auch in MecklenburgVorpommern so viele Beschäftigte von der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns profitiert.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Auch deshalb liegen nämlich die Bruttodurchschnittslöhne nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit bei den schon erwähnten 2.306 Euro und damit auch im Jahr 27 nach der politischen Wende immer noch 800 Euro unter Westniveau. Und ich wage mal die Behauptung, dass Sie, wenn das so bleibt, so viele Pendleraktionstage an den Bahnhöfen Mecklenburg-Vorpommerns machen können, wie Sie wollen, dann werden die Leute auch weiterhin, insbesondere aus Westmecklenburg, nach Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen fahren.

(Beifall Dr. Ralph Weber, AfD – Zurufe von Dietmar Eifler, CDU, und Vincent Kokert, CDU)

Sie kennen vermutlich auch den Spruch „Im Durchschnitt ist die Kuh ersoffen“,

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Genau.)

will heißen, im richtigen Leben da draußen bekommen viele Beschäftigte ja nicht mal den genannten Durchschnittsbruttolohn.

(Zuruf von Minister Harry Glawe)

Deswegen brauchen wir jetzt auch Taten und nicht mehr das seit Langem insbesondere von SPD-Seite in Wahlkämpfen, im Parlament und auch im Bündnis für Arbeit praktizierte Gerede.

Ich will noch mal daran erinnern, was das A und O erfolgreicher Unternehmen ist, das sind nämlich die Beschäftigten, die den Erfolg sichern.

(Zuruf von Wolfgang Waldmüller, CDU)

Übrigens waren einige vor Jahrzehnten schon mal weiter.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Ich möchte Robert Bosch zitieren, bekanntermaßen kein Linker, Herr Renz, sondern ein deutscher Industrieller, der einmal sagte, Zitat: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle.“

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Simone Oldenburg, DIE LINKE: Genau.)

Der gute Mann hatte nämlich eins begriffen, dass arbeitende Menschen, die nicht von Existenzängsten geplagt werden und stattdessen zufrieden sind, motivierter ans Werk gehen und im Übrigen auch seltener krankheitsbedingt ausfallen. Genau darum geht es. Wenn die Politik das endlich versteht, dann kommen wir in MecklenburgVorpommern auch weiter.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Einige Unternehmen haben das bereits begriffen. In der vergangenen Woche durfte ich mit dem Wirtschaftsausschuss des Landtages in Wismar auf der MV Werft zu Gast sein. Die Geschäftsführung hat uns die ambitionierten Pläne für den Bau hochkomplexer sogenannter Global-Class-Kreuzfahrtschiffe präsentiert. Da besteht übrigens Konsens zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung darüber, dass man, wenn man sehr gut ausgebildete Fachkräfte halten und gewinnen will, denen auch etwas bieten muss und dass man die nicht für 8,84 Euro bekommen wird. Deswegen ist es dort auch selbstverständlich, dass Metall-Tarif gezahlt wird, dass man Kontakte zu Studierenden pflegt, Zulieferer als Partner betrachtet und einbindet und dass man vor allen Dingen Personale hält und qualifiziert, obwohl man sie vielleicht im Moment in der Anzahl noch gar nicht benötigt.

(Zuruf von Dietmar Eifler, CDU)