Aber dass ein Jahr nach dieser Kleinen Anfrage immer noch keine aktualisierte Fachkräftebedarfsanalyse der Landesregierung vorliegt, ist einfach nur ein verantwortungsvolles, verantwortungsloses Handeln der Landesregierung von SPD und CDU.
Nein, das ist überhaupt nicht verantwortungsvoll, Herr Butzki. Die Erzieherinnen und Erzieher, die Kinder, die Eltern und Landkreise werden alleingelassen,
statt vorausschauendem Planen erleben wir Planlosigkeit. Deshalb fordern wir die Ausbildungsplatzplanung explizit im vorliegenden Antrag. Eigentlich bedürfte es dieser Forderung nicht, da Sie nach dem KiföG gesetzlich zur Aktualisierung verpflichtet sind. Aber wir werden diese Rechtsverletzung immer wieder anprangern, nicht,
weil Sie vorsätzlich gegen Gesetzlichkeiten verstoßen, sondern weil es zulasten der Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas geht, denen Sie immer so blumig danken, Frau Schwesig.
Danken kann man den Erzieherinnen und Erziehern nicht genug, weil sie Tag für Tag alles geben, um dem Bildungsauftrag gerecht zu werden. Doch ich kann ihren Frust verstehen. Sie fühlen sich von uns alleingelassen. Es bedarf endlich Verbesserungen, die durch die Ausbildungsplatzplanung vorbereitet werden müssen. Das heißt, es müssen genug Ausbildungsplätze zum Staatlich anerkannten Erzieher geschaffen werden. Doch anscheinend ist Ihnen das Ganze so viel wert, dass es noch nicht mal klar ist, welches Ministerium überhaupt zuständig ist,
Sehr geehrte Damen und Herren, der Patient Kindertagesförderung ist schwer krank, obwohl Sie das nicht wahrhaben wollen. Es ist viel Therapie notwendig, damit er wieder funktionieren kann. Beginnen wir mit den lebenserhaltenden Maßnahmen
und sorgen wir für die Aufwertung des Erzieherberufs, die Fachkräftegewinnung und eine realistische Ausbildungsplatzplanung! – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Im Ältestenrat wurde vereinbart, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 120 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Zunächst hat ums Wort gebeten die Ministerin für Soziales, Integration und Gleichstellung. Frau Drese, Sie haben das Wort.
(Torsten Renz, CDU: Ja, Frau Bernhardt, da sehen Sie schon mal die Zuständigkeit. – Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Ach, es ist doch das Sozialministerium?! Da wissen wir ja schon mal ein bisschen mehr. – Zuruf von Torsten Renz, CDU)
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Das ist schon ganz schön mutig von der Linksfraktion, diesen Antrag vorzulegen. Dem Fachkräftemangel von Erzieherinnen und Erziehern soll also entgegengewirkt werden. Das sehe ich genauso und das sehen die komplette Landesregierung sowie die Koalitionsfraktionen genauso.
Deshalb haben wir gehandelt und sehr zügig im vergangenen Sommer eine neue Ausbildung an den Start gebracht und die multiprofessionellen Teams in den Kitas gestärkt.
aber DIE LINKE mit Frau Bernhardt vorneweg hat kein gutes Haar an der Ausbildung gelassen. Das wird in der Linksfraktion inzwischen sehr viel differenzierter gesehen, hört man. Und heute nun dieser Antrag, wir sollten doch den Fachkräftemangel endlich mal angehen!
Das ist schon eine beachtliche Selbstverleugnung der vergangenen Monate. Willkommen in der Welt der Linksfraktion, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Eine Fachkräfteanalyse für Kindertageseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern ist in Planung. Und das haben wir Ihnen, geehrte Frau Bernhardt, auch vor wenigen Wochen als Antwort auf Ihre Kleine Anfrage mitgeteilt.
Jetzt suchen Sie die öffentliche Bühne und machen einen Landtagsantrag daraus. Geschenkt! Unsere Antwort bleibt die gleiche. Natürlich können Sie auch die beliebige Erweiterung des Untersuchungsgegenstandes fordern und den Bereich „Hilfen zur Erziehung“ einbeziehen. Ich halte es für vernünftiger, nicht ständig die Thematik zu verändern, sondern einen Schritt nach dem anderen zu tun. Und genau das tun wir. Wir beschränken uns aber dabei nicht auf eine rein quantitative Analyse, denn dass wir zusätzliche Fachkräfte infolge des ständigen Ausbaus der Kindertagesbetreuung im Land und des demografischen Wandels brauchen, wissen wir auch so. Das teilt uns und übrigens auch Ihnen das Statistische Landessamt kontinuierlich mit. Wir analysieren also nicht nur, sondern wir machen, und das seit Jahren. Und das werden wir auch heute und morgen tun.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, eine rein rechnerische Ausbildungsplatzplanung kann die gegenwärtige Nachfrage nach Fachkräften in den Kindertageseinrichtungen nicht lösen. Deshalb sind die Prioritäten der Linksfraktion falsch und ihr Kampf gegen die neue, dual orientierte Ausbildung ein Kampf gegen Windmühlen.
Denken Sie nach der Debatte mal darüber nach! Wir müssen beides tun, sofort handeln und eine gute Planung vorlegen.
Sehr geehrte Damen und Herren, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hat die Landesregierung Maßnahmen getroffen. So wurden bereits seit dem Schuljahr 2013/2014 zusätzlich 100 Plätze für die berufsbegleitende Erzieherausbildung zur Verfügung gestellt. Im letzten Jahr kamen dann 125 zusätzliche Plätze für die neue Ausbildung der Kitaerzieherinnen und -erzieher – ich wiederholte: gegen den erbitterten Widerstand der Fraktion DIE LINKE – hinzu.
Sehen wir uns die Zahlen doch mal an: Wir haben in den letzten Jahren einen rasanten Personalanstieg in den Kitas. Allein in den letzten vier Jahren haben wir eine Steigerung von über 1.200 Beschäftigten in unseren Kindertageseinrichtungen von rund 13.000 im Jahr 2014 auf über 14.200 im Jahr 2017, darunter 11.617 mit einem fachpädagogischen Abschluss, meine Damen und Herren. 2014 waren es noch 10.566. Das zeigt, wir brauchen zusätzliches Personal, weil wir die Kinderbetreuung ständig ausbauen, und nicht, weil keiner mehr Erzieherin und Erzieher werden will.
Und lassen Sie mich noch etwas sagen: Wir setzen auf gute, solide und gründliche Arbeit, auf Qualität allgemein in der Kindertagesförderung bei unseren Fachkräften. Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern im Bundesvergleich die höchste Quote und den höchsten Anteil an Fachkräften, und kaum einer weiß es, wir sind mit einer Quote von 62 Prozent das Bundesland, in dem es überdurchschnittlich viele Kitateams mit unbefristeten Arbeitsverhältnissen gibt. Beim aktuellen Fachkräftebarometer des Deutschen Jugendinstituts 2017 liegt Mecklenburg-Vorpommern auf Platz 1.
Ja, meine Damen und Herren, das kann alles noch besser werden, gerade mit Blick auf die Fachkraft-KindQuote, aber es gibt ein entschiedenes Nein zur Behauptung, in den Kitas in unserem Land herrsche schlechte Qualität. Das Gegenteil ist der Fall, meine Damen und Herren. Und damit das so bleibt, haben wir im vergangenen Jahr schnell gehandelt und eine, wie ich finde, sehr gute neue, ergänzende dualorientierte Ausbildung für Kitaerzieherinnen und -erzieher installiert. Damit sind wir nach Baden-Württemberg und einem Modellvorhaben in Sachsen-Anhalt das dritte Bundesland, das mit einer auf den frühkindlichen Bereich spezialisierten dualorientierten Ausbildung aufwarten kann, und das Ganze bereits ein Jahr früher, als es sich die Landesregierung im Koalitionsvertrag vorgenommen hat.
Ich sage Ihnen, wir standen im letzten Jahr vor der Frage: Gehen wir dieses Thema beherzt an? Gehen wir es an mit dem Wissen, dass wegen der Kürze der Zeit noch nicht alles perfekt festgezurrt ist und die Fristen sehr kurz sind? Oder machen wir alles brav nach Dienstweg, verlieren dabei aber ein ganzes Jahr? Ich bin wirklich sehr froh und auch ein bisschen stolz, dass sich Landesregierung und Koalition für die schnelle Variante entschieden haben.
(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Thomas Krüger, SPD, und Torsten Renz, CDU: Sehr richtig!)
Es war und ist absolut richtig, mit der Ausbildung so schnell wie möglich losgelegt zu haben, denn wir brau
chen die Fachkräfte in unseren Kitas. Und wenn Sie sich umhören, wird von den meisten ein positives erstes Fazit gezogen. Ich habe viele Gespräche mit Kitas, Trägern und Auszubildenden geführt. Es gibt da an der einen oder anderen Stelle Verbesserungsbedarf. Das ist doch klar. Deshalb evaluieren wir die Ausbildung ja auch und fast alle Beteiligten betonen, dass wir mit diesem zusätzlichen Angebot auf dem richtigen Weg sind.
Dazu gehört ausdrücklich auch die Erweiterung des Fachkräftekatalogs. Wir stärken damit die Kitas, die Multiprofessionalität in den Einrichtungen. Gerade lebenserfahrene Menschen bringen wichtige Zusatzqualifikationen mit. Da bin ich sehr zuversichtlich. Wir haben jetzt schon wieder Anfragen für das neue Schul- und Ausbildungsjahr und auch Träger, die beim ersten Mal noch vorsichtig waren, öffnen sich nunmehr dieser Ausbildung.
Und noch etwas, was mich freut: Die Zahlen für die Erzieherausbildung für 0- bis 27-Jährige sind stabil geblieben.