Wir gewinnen also, wie wir es vorausgesagt haben und die Erfahrungen aus Baden-Württemberg es zeigen, neue Erzieherinnen und vor allem auch Erzieher hinzu. Der Männeranteil steigt nämlich erheblich. Sie sehen, die Weichen sind gestellt und Schwarzmaler sollten sich mal hinterfragen.
Damit komme ich zum Abschluss noch einmal auf die Linksfraktion zu sprechen. Sie beschränken sich darauf, am Rand zu stehen, Forderungen zu erheben und zu meckern. Das ist legitim, aber nicht klug. Von konstruktiver Kritik, wie sie von Gewerkschaften und Trägern im laufenden Prozess bei der Etablierung der Ausbildung geäußert wurde, sind Sie weit entfernt.
Sie haben sich mit Ihrer ideologischen Fundamentalopposition da verrannt, deshalb mein Angebot: Wagen Sie einen Neustart beim Thema Erzieherausbildung, so, wie Sie es bei der Frage der Lehrerverbeamtung heute schon einmal eingeräumt haben! Bringen Sie sich konstruktiv ein im Interesse unserer Kitas und den Menschen, die den wunderschönen Beruf einer Erzieherin oder eines Erziehers ergreifen wollen! Vielen Dank.
Sehr geehrtes Präsidium! Sehr geehrte Präsidentin! Gäste sind heute keine da. Sehr geehrte Kollegen! In einem ersten Impuls könnte man sagen, der nächste Murmeltierantrag diesmal von der Fraktion DIE LINKE zum Thema Kita. Einmal geht es um Fachkräfte, die bald in Rente gehen, und um Fachkräfte, die jene ersetzen sollen, aber nicht in ausreichendem Maße zu finden sind. Oder es geht um absolut schlechte Personalschlüssel, vermeintliche Fachkräfte aus anderen Berufsgruppen und Ausnahmegenehmigungen. Ein anderes Mal geht es um eine neue Ausbildung für Erzieher, um die offensichtlichen Mangelerscheinungen abzustellen, und es geht um Versprechen, die nicht eingehalten oder bis zur Unendlichkeit verschoben werden, Stichwort „Elternentlastung“.
Hierzu ein paar Fakten: Zwar haben die CDU und SPD laut Länderreport zu frühkindlichen Bildungssystemen, welche sich auf die statistischen Ämter des Bundes und der Länder beziehen, es geschafft, die FachkraftKind-Relation von 1 : 14,7 im Jahr 2012 auf 1 : 13,7 im Jahr 2016 leicht zu verbessern, dennoch liegt Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich zu anderen Bundesländern in Ostdeutschland an letzter Stelle beim Personalschlüssel. So hat Brandenburg einen Betreuungsschlüssel von 1 : 11,3, Sachsen einen von 1 : 13,4, Sachsen-Anhalt 1 : 11,4 und Thüringen 1 : 11,6. Das heißt, wir sind Letzter, nicht nur im Vergleich zu den Ostdeutschen, sondern auch zu den westdeutschen Bundesländern, und da gibt es nichts schönzureden, auch nicht von unserer Sozialministerin.
Das hängt natürlich mit der Lohnentwicklung zusammen. Durchschnittlich verdienen Erzieher in Mecklenburg-Vorpommern deutlich weniger als im Vergleich zu anderen Bundesländern. Laut Gehaltsvergleich.com erhalten sie am Anfang nur 1.840 Euro, im Medianwert beträgt das Gehalt 2.213 Euro und liegt somit ebenfalls auf dem letzten Platz von allen Bundesländern. Der Höchstwert ist mit 2.848 Euro ebenfalls der niedrigste von allen Bundesländern. Eine andere Darstellung von Gehalt.de kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Der Mittelwert liegt hier für Erzieher im Kindergarten gar nur bei 2.067 Euro.
Deshalb, meine Damen und Herren, muss man sich nicht wundern, wenn Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich zu anderen Bundesländern wettbewerbsmäßig ins Hintertreffen geriet und auch noch seine ausgebildeten Fachkräfte verliert. In anderen Bundesländern werden die Erzieher und ihre Tätigkeiten in Bezug auf die Entlohnung besser geschätzt als hier in Mecklenburg-Vorpommern, meine Damen und Herren.
Aber bevor hier ein falscher Eindruck entsteht: Dass dieses Thema immer wieder Thema ist, ja, sein muss, liegt nicht zuerst an den besonderen Interessen Ihrer Fraktion, Frau Bernhardt. Es liegt am wiederholten Versagen der Landesregierung auf diesem Gebiet, meine Damen und Herren, denn auch wenn die Ministerpräsidentin und die Ministerin gern öffentlichkeitswirksam durch die Kitas des Landes tingeln und uns die schöne heile Welt vortäuschen, sind die Mängel im System flächendeckend für jeden deutlich sichtbar, die lange versprochene angekündigte Entlastung der Eltern von Kitabeiträgen zu langsam, zu zögerlich, zu häppchenweise.
Statt der immer wieder lautstark verkündeten Qualitätssteigerung kommt die Aufweichung des Fachkräftegebots zur Betreuung der Kinder in Mecklenburg-Vorpommern und bleibt der Personalschlüssel einer der schlechtesten unseres gesamten Landes. Und statt umsichtiger und vorausschauender Planung fehlen immer noch gut ausgebildete Erzieher, die auch langfristig gern hier in Mecklenburg-Vorpommern bleiben.
Das, meine sehr geehrten Damen und Herren der Landesregierung, ist der leidige Grund für die wiederkehrende Beschäftigung mit diesem Thema. Insofern sind wir da ganz bei Ihnen, Frau Bernhardt und Frau Oldenburg. Wenn unser schönes Land Mecklenburg-Vorpommern nicht nur ein Urlaubsparadies sein soll, sondern ein familienfreundliches und modernes Land zum Leben und Arbeiten, dann muss sich hier endlich etwas ändern, dann muss die Landesregierung endlich ihre Arbeit machen, gründlich und zukunftsorientiert,
Kommunen und deren Träger sprechen für sich. Auch die fast 300 Anträge auf Erteilung einer Ausnahmegenehmigung, weil keine geeigneten Fachkräfte verfügbar sind, sprechen für sich, meine Damen und Herren.
Und was sagt die Landesregierung, der dieses Thema laut der eigenen Aussagen der Ministerpräsidentin doch so sehr am Herzen liegt? Aussage 2017 zum Thema „Entwicklung des Fachkräftebedarfs in den letzten Jahren“: „Uns liegen hierzu keine Daten vor.“ Aussage 2018 zum Thema „Entwicklung des Fachkräftebedarfs in den letzten Jahren“: „Uns liegen hierzu keine Daten vor.“ Aussage 2017 zum Bedarf an Fachkräften in den nächsten Jahren: „Der Bedarf wird wachsen. Genaueres wissen wir nicht.“ Aussage 2018 zum Thema „Bedarf an Fachkräften in den nächsten Jahren“: „Siehe Antwort 2017“. Aussage 2017 zum Thema „Analyse des zukünftigen Bedarfs an Fachkräften“: „Wird zeitnah erstellt“. Aussage 2018 zum Thema „Analyse des zukünftigen Bedarfs an Fachkräften“: „Befindet sich in Planung“.
Frau Ministerpräsidentin, Frau Ministerin, so behandelt man kein Thema, das für unser Land doch so enorm wichtig ist!
So gewinnen wir auch in den nächsten zehn Jahren keine Fachkräfte für unser Land und wir werden unsere Fachkräfte nicht im Land halten können, die ihre Ausbildung hier beenden. Und so geben wir auch jungen Menschen keine Gründe, in unserem Land zu bleiben,
hier eine Ausbildung zu machen und selbst eine Familie zu gründen. Die Antwort auf die Frage, wie wir junge Menschen nicht nur als Erzieher im Land halten und ins Land holen, liegt doch auf der Hand: zukunftsorientierte
Ausbildung, gute und angemessene Bezahlung, moderne Personalschlüssel, Entwicklungschancen für Karriere und Familie, mit einem Wort, Zukunftsperspektiven.
Frau Ministerpräsidentin, Frau Ministerin, machen Sie dieses Thema endlich zu Ihrer Chefsache, handeln Sie und reden Sie nicht nur! Werfen Sie nicht mit Worthülsen um sich! Machen Sie endlich Ihre Arbeit für unsere Kinder, für unsere Familien und für unser Land! – Vielen Dank.
(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Thomas Krüger, SPD: Menschenskinder, kriegen Sie noch mit, was wir da eingeführt haben?! Herrje!)
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich freue mich, dass wir uns heute wieder mit der Fachkräftesicherung in Kindertageseinrichtungen beschäftigen, die genaugenommen aber den gesamten Sozial- und Bildungsbereich betrifft.
Sehr geehrte Damen und Herren von der Linksfraktion, lassen Sie uns in dieses Themenfeld doch nicht immer mit der Negativblickweise einsteigen! Von einem Systemkollaps kann man nun wirklich nicht reden.
Von der AfD-Fraktion habe ich leider null Konstruktives vernommen. Es ist doch ein im höchsten Maße erfreuliches Signal, dass wir in Mecklenburg-Vorpommern familien- und sozialpolitisch auf einem guten Weg sind und mehr Kinder geboren werden, als in den vergangenen Jahren prognostiziert wurde. Dieser Trend hat sich fortgesetzt. Nach neuesten Zahlen des Statistischen Landesamtes wurden im Jahr 2016 insgesamt 13.442 Kinder in Mecklenburg-Vorpommern geboren, eine weitere Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Nach der 4. Landesprognose zur Bevölkerungsentwicklung bis 2030 in Mecklenburg-Vorpommern wurde bei der mittleren Variante davon ausgegangen, dass im Jahr 2015 lediglich 10.944 Kinder geboren werden. Daraus wird sehr gut deutlich, dass wir unter Beteiligung der CDU-Fraktion attraktive Rahmenbedingungen für junge Familien geschaffen haben, die nun diese positive Entwicklung flankieren.
Gleichzeitig erwächst daraus aber auch ein zukünftig steigender Bedarf an einer qualitativ hochwertigen Kinderbetreuung in den Kommunen des Landes. Ich möchte hier sicher nicht bestreiten, dass wir weiter einen großen Personalbedarf haben. Ein Viertel aller in den Kindertageseinrichtungen des Landes beschäftigten Fachkräfte sind 55 Jahre alt und älter. Es ist doch leicht vorherzusehen, dass diese Beschäftigten in absehbarer Zeit in den wohlverdienten Ruhestand gehen werden.
Dieser Entwicklung schauen wir allerdings nicht tatenlos zu, sondern gehen sie mit voller Kraft an. Die derzeitige Personalstruktur in den Einrichtungen, die weiterhin steigende Inanspruchnahme von Betreuungsplätzen und die eingangs erwähnte Steigerung der Geburtenzahlen unterstreichen die Herausforderungen, in denen wir uns aktuell befinden. Gerade im Bereich der frühkindlichen Bildung ist es zweifelsfrei notwendig, geeignete Maßnahmen zur Sicherung des Fachkräftebedarfes zu ergreifen, also günstige Rahmenbedingungen zu schaffen, um die in einigen Jahren altersbedingt ausscheidenden pädagogischen Fachkräfte zu ersetzen und gegebenenfalls vorhandene Mehrbedarfe abdecken zu können. Und das tun wir auch mit Entschlossenheit und, wie ich finde, mit Erfolg. In den letzten sechs Jahren konnten wir zusätzlich 2.600 Erzieherinnen und Erzieher für eine Tätigkeit in einer Kindertageseinrichtung gewinnen.
Liebe Frau Bernhardt, auch wenn es Ihnen schwerfällt zuzugeben, die gemeinsam von SPD und CDU im letzten Jahr eingeführte Praxisintegrierte Ausbildung zur Staatlich anerkannten Erzieherin und zum Erzieher für 0- bis 10-Jährige kann schon heute als ein Erfolgsmodell bezeichnet werden.
Davon konnte sich auch Ihre Fraktion in der vergangenen Woche während der Informationsfahrt des Sozialausschusses nach Rostock beim Besuch der Beruflichen Schule „Alexander Schmorell“ überzeugen. Träger und Auszubildende, mit denen ich bisher gesprochen habe, haben durchweg positive Erfahrungen mit dem neuen Ausbildungsgang geschildert. Sie sehen also, nicht Ihre Politik und nicht Ihre zum Teil sehr drastische Kritik, die Sie im letzten Jahr bei der Einführung immer wieder geäußert haben, überzeugen junge Ausbildungsinteressierte, sondern die neue Ausbildung des Landes, die wir hier im Landtag auf den Weg gebracht haben. Faire Vergütung von Anfang an und eine praxisnahe attraktive dreijährige Ausbildung, die in der Qualität keine Abstriche macht, sind eben gewichtige Argumente, die auf dem Ausbildungsmarkt offenbar auf großes Interesse stoßen.
Auch bin ich davon überzeugt, dass wir die belegten Ausbildungsplätze zum kommenden Ausbildungsstart im Herbst in diesem Jahr übertreffen werden, da die anfänglich berechtigte Skepsis aufseiten der Träger gesunken ist. Meiner Fraktion war es außerdem sehr wichtig, dass wir mit der neuen Praxisintegrierten Ausbildung auf der einen Seite den Fachkräftemangel reduzieren, auf der anderen Seite aber auch die hohe Qualität des fachpädagogischen Personals in den Einrichtungen sichern. Dazu haben wir verbindliche Maßnahmen zur Qualitätssicherung, die ich an dieser Stelle nicht erneut wiederholen möchte, im Gesetzentwurf festgeschrieben. Wir haben also den Fachkräftekatalog erweitert und gleichzeitig die pädagogische Qualität gesichert. Fort- und Weiterbildungen müssen vor dem ersten Arbeitstag in einer Kindertageseinrichtung nachgewiesen werden.
Da Sie in Ihrem Antrag auch den HzE-Bereich erwähnen, den es nicht zu vernachlässigen gilt, kann ich Sie beruhigen. Für mich war ganz klar, dass wir bei der Novellierung des KiföG den Bereich „Hilfen zur Erziehung“ nicht vernachlässigen dürfen. Auf unsere Initiative wird es eine
Weiterqualifikation zum Staatlich anerkannten Erzieher, zur Staatlich anerkannten Erzieherin für den Bereich der 11- bis 27-Jährigen geben. Hier wird es bis spätestens 2020 – in diesem Jahr ist mit den ersten Absolventen zu rechnen – ein weiterführendes und berufsbegleitendes Modul geben, welches diese Aufstiegsmöglichkeit beinhaltet. Gerade jungen Menschen möchten wir berufliche Entwicklungsmöglichkeiten geben und zugleich dem Fachkräftemangel auch im HzE-Bereich entgegenwirken.
Sehr geehrte Linksfraktion, ich würde mich sehr freuen, wenn auch Sie den neuen und qualitätssichernden Ausbildungsgang endlich – auch gegenüber den Erzieherinnen und Erziehern – anerkennen, damit sich das Image des Berufsbildes wieder aufwertet und wir zufriedenere Beschäftigte in den Kindertageseinrichtungen antreffen. Über 80 Prozent der unter 30-jährigen Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen haben in einer repräsentativen Studie erklärt, dass sie sich nicht ausreichend in ihrem Beruf anerkannt fühlen. Umso wichtiger ist es doch, dass wir das hohe Ausbildungsniveau anerkennen und jene Absolventen als vollwertige Fachkräfte behandeln und vergüten.
Meine Damen und Herren, neben der dualen Grundausbildung, die wir als akute Maßnahme gegen den Fachkräftemangel eingeführt haben, haben wir uns im Koalitionsvertrag darauf verständigt, die Ausbildungskapazitäten im Hinblick auf den langfristigen Bedarf zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Die Landesregierung plant derzeit bereits die Fachkräfteanalyse für Kindertageseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern, die Sie in Ihrem Antrag fordern. Den inklusiven Aspekt, meine ich, kann man heute auch gar nicht mehr aussparen. Es ist also vollkommen überflüssig, hier die Landesregierung mit einer Zielstellung zu beauftragen, die wir in der Koalitionsvereinbarung fixiert haben und die durch die Häuser schon bearbeitet wird. Zusätzlich fordert der Paragraf 11b des KiföG eine regelmäßige Fortschreibung der Ausbildungsplanung, der wir als Land selbstverständlich nachkommen werden. Zunächst aber hatte die reibungslose Einführung der neuen Ausbildung Priorität.
An unserem Ziel halten wir weiter fest, da eine aktualisierte Fachkräftebedarfsanalyse eine Richtschnur für die Ausbildungsplatzplanung bis 2023 darstellt, die durch das Bildungsministerium vorgenommen wird. Ihrem Antrag werden wir aus diesen Gründen daher nicht zustimmen. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!