Protokoll der Sitzung vom 13.12.2018

Zuruf von Torsten Renz, CDU –

Weil Weihnachten ist. –

Das war persönlich,

das nehme ich zurück, Entschuldigung. –

Dann muss

er mal aus der Hüfte kommen.)

Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 90 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat zunächst die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Frau Hesse.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Meine spontane Äußerung, die der Kollege Ritter bestätigt hat, würde ich gerne noch mal wiederholen, und sie hat sich auch nicht geändert, nachdem ich die Einbringung gehört habe. Ich muss

ganz ehrlich sagen, ich habe nicht verstanden, warum Sie diesen Antrag jetzt hier gestellt haben.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das weiß er selber nicht.)

Und ich möchte auch einfach gar nicht mehr so viel dazu sagen, weil das, was Sie in Ihrer Begründung vorgetragen haben,

(Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD)

haben Sie bereits in einer der vorherigen Sitzungen vorgetragen. Offensichtlich haben Sie einfach ein Problem damit, dass unsere Schulen frei denken dürfen und sich auch ihre Meinung bilden dürfen.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Dass – um gleich vorzubeugen –, wie Sie es genannt haben, jetzt irgendwie die Privatschulen auf anderen Pfaden sind, hat nichts damit zu tun, das möchte ich an dieser Stelle auch ganz deutlich betonen, dass unsere Schulen, und damit meine ich nicht nur die staatlichen Schulen, sondern auch die Schulen in freier Trägerschaft, sehr wohl an das Neutralitätsgebot gebunden sind und das auch schulgesetzlich verankert ist und justiert in dem von Ihnen ja gerne zitierten Beutelsbacher Konsens. Und ich kann Ihnen immer wieder auch deutlich machen, dass wir auf dieses Neutralitätsgebot dringend hinweisen und das von unseren Schulen eben auch Berücksichtigung findet. Das trifft nicht nur für die Schulen in staatlicher Trägerschaft, sondern auch in freier Trägerschaft zu, weil nämlich das entsprechend bei den Genehmigungen so fixiert wird, dass die Schulen in freier Trägerschaft auch an das gebunden sind, was an Schulen in staatlicher Trägerschaft dann auch tatsächlich gilt.

Und, sehr geehrter Herr Grimm, das, was Sie vorgetragen haben, hört sich für mich so an, als ob Sie nicht klarkommen mit der Rolle, die Sie in den Schulen irgendwie spielen oder nicht spielen können. Ich glaube, dass Sie einfach Schwierigkeiten damit haben, dass die Schulen sich auch kontrovers mit einer AfD auseinandersetzen.

(Peter Ritter, DIE LINKE: So ist es.)

Ganz ehrlich,

(Unruhe vonseiten der Fraktion der AfD – Zuruf vonseiten der Fraktion der SPD: Und das ist auch gut so.)

ganz ehrlich, ich stehe dafür, und ich habe es – in der Junisitzung, glaube ich, war es – auch ganz deutlich gesagt, ich stehe dazu, dass unsere Schulen sich auch kritisch mit gewissen Dingen auseinandersetzen dürfen,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Richtig!)

weil das gehört für mich dazu, wenn man wirklich über politische Bildung spricht, aber ich weiß, dass Sie und ich da völlig andere Auffassungen haben.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das ist auch gut so.)

Also langer Rede kurzer Sinn, ich möchte es hier wirklich nicht ausdehnen, weil ich Ihren Antrag für obsolet

halte. Ich kann Ihnen zusagen, das Neutralitätsgebot, der Beutelsbacher Konsens an unseren Schulen – an allen unseren Schulen! – findet Beachtung. Sie sollten vielleicht einfach mal darüber nachdenken, ob der Weg, den Sie wählen, der richtige ist. – Vielen Dank.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, DIE LINKE und Marc Reinhardt, CDU)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion DIE LINKE die Abgeordnete Frau Larisch.

(Marc Reinhardt, CDU: Da setze ich mich wieder hin. – Der Abgeordnete Peter Ritter pfeift.)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wie erkläre ich es meinem Kinde? Diese Frage ist leichter zu beantworten als: Wie erkläre ich der AfD den Unterschied zwischen Demokratie und Neutralität? Demokratie bedeutet, dass wir aushalten müssen, dass Sie hier im Parlament sitzen.

(allgemeine Unruhe)

Demokratie bedeutet auch, dass Sie hier Dinge behaupten dürfen, die nicht stimmen.

(Dr. Ralph Weber, AfD: Das hat ja nur DIE LINKE heute gemacht.)

Demokratie bedeutet nicht, dass wir Ihre falschen Behauptungen unwidersprochen lassen müssen.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Bei Lügen und Hetze gegen Menschen können wir nicht neutral sein.

(Beifall Peter Ritter, DIE LINKE)

Neutralität in einer Demokratie bedeutet, dass es den Menschen im Land möglich sein muss, bei allen Themen einige Meinungen und mehrere Meinungen zu hören und dann zu entscheiden, was sie selbst für richtig halten. Neutralität bedeutet aber nicht, dass die Menschen verpflichtet sind, sich alle Meinungen immer anhören zu müssen. Demokratie bedeutet, dass Sie, werte AfD, aushalten müssen, dass Menschen Ihnen widersprechen.

Und genau mit diesem Widerspruch können Sie nicht umgehen. Vereine, Verbände, Gewerkschaften, Betriebe – Sie halten alle immer für „links/grün-versifft“. Selbst die CDU ist ja für Sie links, neulich gerade gelesen, dass Sie Frau Kramp-Karrenbauer für linksextrem halten.

(Heiterkeit bei Peter Ritter, DIE LINKE – Zuruf von Jochen Schulte, SPD)

In Ihrem Wahn, dass Demokratie und Neutralität bedeutet, alle müssten Ihnen zuhören, können Sie ja nicht mal zwischen Schauspielcharakteren und echten Personen unterscheiden.

(allgemeine Unruhe)

In Ihrem Anliegen, die Herrschaft über dieses Land zu übernehmen,

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der AfD)

gehen Sie sogar so weit, dass Sie Staatsflaggen zerschneiden und diagonal wieder zusammennähen.

(Dr. Ralph Weber, AfD: So einen Blödsinn habe ich aber auch schon lange nicht mehr gehört.)

Sie glauben, dass ein Werbefoto einer Krankenkasse Jugendliche beeinflusst. Sie kreieren Weihnachtskalender zum Schutze der ach so diskriminierten weißen Männer und Sie wissen nicht mal, was damit gemeint ist. Sie kippen Cola auf die Straße. Wann bitte zertreten Sie jetzt die Rügenwalder Teewurst und leeren noch mal die Nutellagläser? Sie schließen Journalisten von Ihren Veranstaltungen aus und Sie errichten Petzportale gegen Lehrkräfte.

Wir glauben ganz einfach, Sie haben Angst.

(Zuruf von Stephan J. Reuken, AfD)

Sie haben Angst vor Frauen, Sie haben Angst vor der LSBTI-Community, Sie haben Angst vor Flüchtlingen und MigrantInnen

(Stephan J. Reuken, AfD: Das ist ein Witz!)