Auf jeden Fall war das Fazit der Agrarausschusssitzung vom 8. November, auf der der Kollege Schreiber aus dem Umweltministerium zum Thema Insektensterben gesprochen hat, für mich allerdings ein anderes. Die derzeitige Situation ist alarmierend, wir müssen etwas tun. Erkenntnisse über den tatsächlichen Rückgang der Biomasse bei einzelnen Insektenarten liegen umfangreich vor und die Ursachen scheinen auch weitestgehend klar. Nun kommt es für die Politik darauf an, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und sie in praktisches Handeln zu überführen. Ich bezweifle, dass dazu eine neue Studie für Mecklenburg-Vorpommern notwendig ist. Vielmehr müssen wir die Ursachen für das Insektensterben bekämpfen.
Ein erster Schritt ist da zum Beispiel der Antrag der Koalitionsfraktionen zur Förderung insektenfreundlicher LEDs zur Straßenbeleuchtung.
Aber es geht auch um die Art und Weise, wie in Mecklenburg-Vorpommern Landwirtschaft betrieben wird. Die großen und ausgeräumten Schläge sind nicht insektenfreundlich, das bestreiten nicht mal die Bauern. Das wissen wir, aber es stellt uns vor große Herausforderungen. Ein Blick in unser Nachbarbundesland SchleswigHolstein zeigt den großen Unterschied. Dort gibt es, auch wenn es den Rückgang gegeben hat, wie Herr Strohschein hier kundgetan hat, viel mehr Hecken und Knicks, viel mehr Sölle, die gut für die Insekten sind. In Mecklenburg-Vorpommern brauchen wir auch mehr von solchen Landschaftselementen. Größere Blühstreifen entlang der Feldraine, entlang der Gewässer, die frei von Pestiziden sind, das hilft den Insekten. Insgesamt müssen wir zu einer deutlichen Reduzierung des Pestizideinsatzes
kommen. Und, ja, auch die fortschreitende Versiegelung von Flächen ist eine Ursache dafür, dass Insekten nicht mehr genügend Nahrung finden.
Aber auch die Kommunen können und müssen etwas tun, und da meine ich nicht nur, etwas gegen die Lichtverschmutzung. Lichtverschmutzung, das gebe ich zu, ist noch nicht sehr lange in meinem Bewusstsein. Als ich den Begriff zum ersten Mal gehört habe, da war ich doch etwas erstaunt. Aber Sie haben das sehr gut erklärt. Wir sind auch im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide gewesen.
Aber Kommunen können zum Beispiel viel mehr Blühpflanzen auf ihren Grünflächen anpflanzen, statt nur auf grünen Rasen zu setzen. Das sieht nicht nur schön aus, es ist für die Biodiversität ebenfalls gut. Meine Heimatstadt Greifswald hat damit zaghaft angefangen, aber auch da ist noch Luft nach oben. Die Kommunen können selbstverständlich auf den Einsatz von Pestiziden verzichten. Das ist leider nicht mal beim Glyphosateinsatz in allen Kommunen selbstverständlich.
Und nicht zuletzt können wir alle etwas tun, nicht nur in den heimischen Gärten und Vorgärten, denn eine der Ursachen des Insektensterbens und des Wandels der Diversität bei den Insekten ist der Klimawandel, den es ja nach Herrn Borschke auch nicht so gibt, wie von den Wissenschaftlern nachgewiesen.
Wir haben auf dem Gebiet des Insektensterbens kein Erkenntnisdefizit. Ich glaube, wir brauchen keine langjährige Studie, sondern aktives Handeln. Den Antrag der Fraktion Freie Wähler/BMV lehnen wir ab.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Liebe Landsleute und Gäste! Ich muss Ihnen ehrlich sagen, immer, wenn wir über naturwissenschaftliche Dinge sprechen, kommt mir das kalte Grausen hier hoch,
und zwar aus folgendem Grunde: weil wir nicht wirklich sachlich über die Problematik sprechen, sondern sehr ideologisch,
sozusagen mit ideologischen Argumenten. Wenn man wirklich diese Problematik angehen will, dann ist es natürlich völliger Unsinn, dass man behauptet, wir haben eine Studie und wir müssen jetzt in Mecklenburg-Vorpommern nicht mehr untersuchen, ob es bei uns auch so ist. Natürlich gibt es Unterschiede in unterschiedlichen Ländern oder in unterschiedlichen Gebieten und Landschaften. Deshalb wäre es sehr sinnvoll, wenn man eine solche Studie macht, wenn man eine Aufklärung haben will.
Zudem muss ich Ihnen ganz offen sagen, die LEDAngelegenheit, hier dieser Antrag, erscheint mir mehr als ein Lobby-Antrag.
Ja, hier soll ein bestimmter Industriezweig sozusagen gefördert werden. Da, muss ich ehrlich sagen, ist mir die Sache zu wichtig.
Wir sollten allgemeiner darüber reden und diskutieren und sagen, wo denn die Hauptursachen sind, wenn das so wäre. Ich kann mir gut vorstellen, dass es so ist.
Aber, meine Damen und Herren, Ideologie hilft uns hier nicht weiter. Ich muss Ihnen mal eins sagen: In der Naturwissenschaft ist es nicht so, dass, wenn man eine Studie hat, man sagt, so ist es, diese Studie beweist es. Nein. Dann kommen andere und überprüfen diese Studie. Ich kann Ihnen dutzende Beispiele nennen von ganz wichtigen Studien, die sich nachher als falsch herausgestellt haben, weil sie ideologisch oder aufgrund von Karrieresucht der Wissenschaftler gefälscht wurden.
(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Tilo Gundlack, SPD: Nach der Logik könnte keine Studie richtig sein. – Zurufe von Manfred Dachner, SPD, und Thomas de Jesus Fernandes, AfD)
Ich habe gesagt, es gibt Konkurrenz. Die Wissenschaft funktioniert dadurch, dass Ergebnisse überprüft werden können, und deshalb muss man Ergebnisse überprüfen können. Diese Studie, von der hier berichtet wird, ist dermaßen unsolide.
(Dr. Mignon Schwenke. DIE LINKE: Es kommt nicht nur darauf an! – Zurufe von Rainer Albrecht, SPD, Andreas Butzki, SPD, und Thomas Schwarz, SPD)
da kann ich nur sagen, so etwas Unsolides und so etwas Risikofreundliches, wie Sie hier präsentieren, gute Nacht!
(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Andreas Butzki, SPD: Wir brauchen gar keine Studie mehr, weil die alle gelogen sind. – Zuruf von Manfred Dachner, SPD)
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wenn ich keine Schuhe anhätte, würde man, glaube ich, sehen, wie sich meine Zehennägel gerade hochgerollt haben.
Das war wirklich richtig unterirdisch. Wenn man jetzt mal schaut, worauf bezieht man sich, wenn Sie zugehört hätten, Herr Jess, dann wüssten Sie, dass ich als Person – und jetzt hören Sie wieder nicht zu – die Krefelder Studie nicht mit einem einzigen Wort erwähnte,