verfassen. Doch ist das im Sinne unserer Pädagogik? Bringt uns ein so engstirniger Mikronationalismus weiter? Wir von der AfD-Fraktion sagen Nein. Unsere Schulklassen dürfen ruhig zur Nationalgalerie nach Berlin fahren oder die Wartburg in Eisenach erklimmen, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben. Wir von der AfD-Fraktion sind da weltoffen. Aber selbstverständlich sollten Lehrer und Eltern informell dazu angehalten werden, ihre Heimat nicht zu vergessen und auch vor Ort Schullandheime als Reiseziel zu wählen. Ein weiterer Grund für die Probleme in dem Sektor ist die veränderte Landschaft durch Hostel oder digitale Wohnungsvermieterplattformen. Sie verändern die Quartierslandschaft. Viele jüngere Leute, die früher in Jugendherbergen übernachtet haben, finden heute ihre weitaus günstigeren Angebote über Airbnb oder bei privaten Hotels. Das sollte uns nicht stören, im Gegenteil, es ist doch schön, wenn junge Leute günstig unterkommen.
Falls der Wettbewerb da zuungunsten der Schullandheime oder Jugendherbergen läuft, müssen hier die Verantwortlichen stärker handeln. Hier sollte eben der Staat stützend fungieren und die teils tradierten Vermarktungsmethoden der Schullandheime modernisieren, wenn es damit Probleme gibt. Rein preislich wird es jedenfalls eng. Wenn beispielsweise vier junge Leute sich für 80 Euro die Nacht eine voll möblierte Dreizimmerwohnung am Schweriner See mieten oder sich ein Zimmer in der Jugendherberge teilen können, na, dann ist es ja wohl klar, dass die Jugendherbergen einen Wettbewerbsnachteil haben. Was fehlt also? Es fehlt zum Beispiel eine klare Linie im Landestourismuskonzept. Das Wort „Jugend“ findet sich in dem Konzept nur in einem einzigen Zusammenhang. Dort steht geschrieben: „Heimatbezug der Jugendlichen fördern“ beziehungsweise „über Fotowettbewerbe und Social-Media-Kampagnen“.
Meine Damen und Herren, wenn das alles ist, was an Ideen für den Jugendtourismus seitens des Wirtschaftsministeriums kommt, dann ist das nicht ausreichend, denn die Förderung der Teilhabe und die Schaffung von Voraussetzungen bei den jungen Zielgruppen müssen über detaillierte Angebote auf allen Kommunikationskanälen erfolgen. Wir brauchen zum Beispiel YouTubeEinflüsterer, die erzählen, wie super MecklenburgVorpommerns Jugendherbergen und Festivals sind. Und vielleicht sollte es seitens des Bildungsministeriums häufiger eine Veranlassung zum außerschulischen Lernen geben. Wir sollten darüber diskutieren, ob außerschulisches Lernen nicht häufiger im Lernplan stehen sollte.
So könnte ich mir gut vorstellen, das demnächst fünf Tage Geschichts- und Biologieunterricht in der Jugendherberge Flessenow abgehalten werden können. Dann wird an einem Tag Schwerin besucht, an einem anderen Tag werden Megalithanlagen bei Warin angeschaut, und am nächsten Tag erforscht man die Slawenburg in Groß Raden. Zwischendurch lernen die Kinder Bäume, Tiere und die Sternberger Seenlandschaft kennen. Die Kinder freuen sich wahrscheinlich, nicht mehr mit Rückenschmerzen bei 30 Grad in sterilen Klassenzimmern zu sitzen.
Aber für solche Konzepte fehlt es eben der Landesregierung an Kreativität. Wir hoffen, dass hier ein Umdenken stattfindet, denn eine ewige Zuschussfinanzierung von Jugendeinrichtungen durch das Sozialministerium oder prekäre Beschäftigungen ehrenamtlicher Mitarbeiter in diesem Bereich sind keine Lösung. Vielmehr müssen wir
eine Gewinn-Gewinn-Situation für Herbergen, Lehrer, Schüler, junge Reisende und Eltern schaffen. – Vielen Dank, meine Damen und Herren.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Das Anliegen der Fraktion der LINKEN, auf das Thema „Kinder- und Jugendtourismus in Mecklenburg-Vorpommern“ aufmerksam zu machen, ist gut und richtig, denn dieser Teilbereich der touristischen Aktivitäten in unserem Land steht im Gesamtkonzept „Tourismus“ und hat einen nicht unbedeutenden Anteil am Erfolg des Wirtschaftszweiges Tourismus in unserem Land. Gerade aber auch, weil insbesondere Kinder und Jugendliche als Gäste von morgen angesehen werden, hat dieser Bereich in den letzten Jahren vom Tourismusverband, begleitet durch das Wirtschaftsministerium, besondere Aufmerksamkeit erhalten. Die Marketingkampagne „mv4you“ des TMV zielt insbesondere auf das Reiseverhalten junger Leute ab und bedient neue Trends in einem Marktsegment, das eben durch den ständigen Wechsel bei den Interessen seiner Zielgruppe gekennzeichnet ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Sommerferien stehen vor der Tür. In vielen Familien mit Kindern stehen die Planungen für Urlaub- und Freizeitaktivitäten noch an, bei den meisten sind sie wohl schon abgeschlossen. Für einige Kinder und Jugendliche heißt es, sie reisen auch einige Tage ohne die Begleitung der Eltern. Ich bin mir sicher, dass Sie sich auch heute noch gerne an Ihre Klassenfahrten zurückerinnern, an die ersten aufregenden Schritte in die Freiheit ohne Eltern, sofern sie nicht gerade als Begleitperson mitreisten. Je nachdem, wie alt Sie heute sind und in welcher Gegend Deutschlands Sie aufgewachsen sein mögen, sind die Erinnerungen daran höchstwahrscheinlich sehr unterschiedlich.
Meine Erfahrungen liegen so an die 35 Jahre zurück und reichten vom Pionierlager mit Strammstehen zum Fahnenappell –
diese Erfahrung habe ich bis vor Kurzem, bis ich diese Rede geschrieben habe, erfolgreich verdrängen können – bis zum dreiwöchigen Betriebsferienlager mit unendlich langen Tischtennisturnieren, von denen wir einfach nicht genug bekommen konnten, Neptunfesten, lustiger Olympiaden, und die ersten zehn Kinder hatten unter der Dusche sogar warmes Wasser. Die Zimmer mit sechs Stockbetten waren mit 12 Stühlen dann auch schon komplett möbliert.
(Henning Foerster, DIE LINKE: Sie können aufhören! Das will doch keiner mehr haben. Halten Sie doch mal eine seriöse Rede!)
Das Essen hat immer geschmeckt, denn wir waren nach den umfangreichen Aktivitäten sehr hungrig, und selbst geschälte Kartoffeln schmecken sowieso immer noch am besten.
Kurzum: Wir hatten eine aufregende, glückliche Zeit. Die Zeiten haben sich geändert. Heute gibt es weder Pionierlager noch dreiwöchige Betriebsferienlager.
Wenn Sie so wollen, sehr geehrter Herr Foerster, fand das echte große Einrichtungssterben doch schon vor 30 Jahren statt.
Mit den veränderten Ansprüchen an eine gute Kinder- und Jugendtouristik haben sich auch die Strukturen in der Herbergslandschaft gewandelt. Mit den Jugendherbergen, Schullandheimen, Jungendwaldheimen, Jugendhostels und -hotels und Jugendcamps verfügt das Land Mecklenburg-Vorpommern heute über ein umfangreiches Angebot für Klassenfahrten, Schulfahrten, Gruppenfahrten und Individualreisen. Von der Jugendherberge in Eins-a-Ostseelage bis zum Schullandheim als Bildungsinsel im ländlichen Raum, vom Jugendwaldheim mit umweltpädagogischen Angeboten bis zum Jugendhostel mit Surfkurs – die Möglichkeiten sind so vielfältig wie die Qualitätsstandards der jeweiligen Einrichtungen. Da dürfte also für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel was dabei sein.
Aus den Antworten Ihrer Kleinen Anfrage, Herr Foerster, auf der Drucksache 7/3109, die hier schon mal zitiert worden ist, leiten Sie also ein Einrichtungssterben ab. Tatsächlich haben im Jahr 2018 bis heute, laut Antwort der Landesregierung, fünf Einrichtungen schließen müssen. Das ist tatsächlich für jede Einrichtung immer bedauerlich, hängen doch neben emotionalen Erinnerungen auch Personalstellen am Betrieb dieser Häuser. Als Gründe wurden zum Beispiel unwirtschaftliche Betreibung und veränderte Marktbedingungen genannt. Ich liege wohl nicht ganz falsch, wenn ich behaupte, dass beide Gründe oftmals in einem direkten Zusammenhang stehen.
Bedauerlich ist dieser Fakt aber auch, weil wir anerkennen, dass gerade durch die vorhandene und von uns ausdrücklich gewünschte Trägervielfalt in unserem Land ein breites Spektrum an attraktiven Angeboten vorgehalten wird.
Frau Kollegin, ist Ihnen bekannt, dass seit 2005 über 60 Kinder- und Jugendübernachtungsstätten mit einer Gesamtkapazität von circa 5.000 Betten geschlossen oder umgenutzt worden sind, und würden Sie das dann als Einrichtungssterben bezeichnen oder nicht?
Das ist die ganz normale Marktbereinigung, die wir auch gerade hier nach der Wende erfahren mussten.
Zunächst wurden die Betriebsferien… – ich weiß nicht, ob Sie sich daran erinnern können –, also die Betriebskinderferienlager wurden zunächst weiter genutzt, bis man feststellte, dass die Betriebe sie langsam abgestoßen haben, oder sie mussten sie abstoßen,
oder aber sie haben sie gut verkauft, weil eben diese Nutzung, die damals passiert ist, eben heute nicht mehr stattfindet mit Betriebskinderferienlagern. Da kann ich Ihnen eine ganze Reihe aufzählen, wo das passiert ist. Und für mich ist es eine ganz normale Marktbereinigung.
Ist Ihnen bekannt, dass die politische Wende, die Sie hier immer anfügen als Grund für das Einrichtungssterben, im Jahr 2005 schon 16 Jahre zurücklag?
Als Gründe wurden unwirtschaftliche Betreibung und veränderte Marktbedingungen genannt. Ach, da war ich schon.
Mit jeder Schließung einer Einrichtung geht somit ein Stück von unserer Identität verloren. Es muss also unser aller erklärtes Ziel sein, Betriebsaufgaben möglichst zu verhindern.
Natürlich gibt es objektive Gründe – die wurden hier heute auch schon genannt –, warum Übernachtungszahlen in den Einrichtungen sinken können. Zum Beispiel durch Einschränkungen von Schulfahrtenerlassen in anderen Bundesländern wurden die Reiseziele zum Beispiel in M-V ausgeschlossen. Da haben wir aber hier in diesem Haus wenig bis gar keinen Einfluss drauf. Im Übrigen haben wir selbst in unserem neuen Schulfahrtenerlass eine eben solche Regelung getroffen, die Fahrten in der Grundschule im eigenen Land vorschreibt. Viele der Kritiken am vorangegangenen Erlass haben wir ebenso aufgenommen und die Empfehlungen im neuen Schulfahrtenerlass 2017 weitestgehend umgesetzt.
Darüber hinaus ist es aber zwingend notwendig, sich den Trends der Zeit zu öffnen, spezielle Angebote zu entwickeln und voranzutreiben. Den allermeisten Einrichtungen gelingt es ausgezeichnet, sich auf die stetig verändernden Marktbedingungen auszurichten, und sie sind mit ihren Aktivitäten sehr erfolgreich damit am Markt. Wer sich die Angebote in dem Prospekt anschaut, welches hier auch schon angesprochen wurde, kann feststellen, dass Angelferien, Surfcamps, Segelcamps, Zirkuscamps, um nur einige Beispiele zu nennen, den Nerv der Kinder und Jugendlichen treffen.
An dieser Stelle möchte ich noch mal ein Best-PracticeBeispiel aus meiner Heimatstadt anführen. Dort hat sich die Jugendherberge, die in Trägerschaft des Folkloreensembles betrieben wird, ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland durch die Ausrichtung auf Tanz- und Musikangebote erarbeitet. Mit großzügiger Förderung des
Landes in den 2000er-Jahren wurde die Jugendherberge durch einen Erweiterungsanbau, durch Proberäume, einen Tanzsaal und so weiter fit gemacht für nationale und internationale Kinder- und Jugendworkshops. Ein weiteres Bettenhaus wird in Kürze eingeweiht, um den erhöhten Bedarf an Plätzen und den gestiegenen qualitativen Anforderungen, zum Beispiel dem Wunsch nach Doppelbettzimmern, gerecht zu werden. Als Vermieter des Objektes hat sich die Stadt Ribnitz-Damgarten ganz klar zu diesem touristischen und kulturellen Aushängeschild der Stadt bekannt und eine nicht unerhebliche Summe in die Erarbeitung und in die Umsetzung des Brandschutzkonzeptes gesteckt.
So gibt es sicherlich auch weitere gute Beispiele in unserem Land, die zeigen, dass, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen, erfolgreiche Konzepte im Kinder- und Jugendtourismus entwickelt werden können. Leider wird es auch immer wieder Fälle geben, die vorhin angesprochen wurden, die sich nicht am Markt halten können. Da möchte ich aber auch an dieser Stelle ganz klar sagen, werfen Sie nicht alle Fälle in einen Topf und zeigen mit dem Finger auf das Land und dessen etwaige Versäumnisse! Wer einen Betrieb, von dem ich hier jetzt gerade spreche, in guter Ostseelage nur auf Verschleiß fährt und – ich möchte es diplomatisch ausdrücken – die Zeichen der Zeit verschläft, darf sich nicht wundern, wenn der Laden dichtgemacht werden muss. Das war mal das Worst-Case-Beispiel auch aus meinem Wahlkreis.
So weit will es aber niemand kommen lassen. Die Beispiele auch in der Antwort der Kleinen Anfrage auf Drucksache 7/3109 zeigen, dass den Trägern der Einrichtungen nicht unerhebliche Summen für Instandsetzungen und Erweiterungen aus verschiedenen Ministerien als Förderung bereitgestellt wurden. Dass es erklärter Wille der Landesregierung ist, diese gute Praxis weiter zu betreiben, wie Herr Glawe heute schon ausführte, kann ich auch im Namen meiner Fraktion nur begrüßen. Zusätzlich wurden auch aus den Reihen der Koalitionsfraktionen in ihrem viel gescholtenen Strategiefonds 100.000 Euro für Schullandheime bereitgestellt.
In diesem Sinne wünsche ich allen Kindern und Jugendlichen erlebnisreiche Ferien und Ihnen eine entspannte Zeit ohne Ihren Nachwuchs. – Vielen Dank.
Ja, sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Jetzt ist natürlich schon fast alles gesagt worden, und ich verzichte auch darauf, das jetzt noch mal zu wiederholen. Der zugrunde liegende Trend des demografischen Wandels ist uns allen bewusst, das heißt, der Markt des Jugendtourismus wird automatisch erst mal kleiner, und dann geht es darum, wer sich eben in diesem kleiner werdenden Markt behauptet. Dazu braucht man eben pfiffige Ideen, klare Konzepte, um sich eben die Marktanteile zu sichern. Das ist so wie in jedem anderen Bereich der Wirtschaft auch. Man kann sich nur durchsetzen, wenn man gute Ideen hat.
Herr Minister hat schon darauf hingewiesen, die Ziele der Jugendlichen haben sich stark verändert. Sie möchten heute gerne ins europäische Ausland, sie möchten gerne Städtereisen machen oder eben mit besonderen Events verbundene Reisen, so, wie es Frau Wippermann gerade beschrieben hat. Das ist ein gutes Beispiel für ein gelungenes Konzept, wo man es eben dann tatsächlich geschafft hat, sich ein Alleinstellungsmerkmal zu erarbeiten. Und der Branchenmonitor „Hotellerie“ der Hans-BöcklerStiftung sah schon 2015 demzufolge auch die Hostels sehr stark im Trend und nennt unter anderem die Außen- und Innendesigns der Objekte als zentralen Erfolgsfaktor. Die sind eben einfach modern und fortschrittlich und auch komfortabel.