Protokoll der Sitzung vom 14.05.2020

(allgemeine Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Einen...

Das haben wir heute...

Einen Moment bitte, Herr Lerche!

Ich bitte um etwas mehr Ruhe! Es ist sehr viel Gemurmel jetzt im Saal und Herr Lerche hat jetzt das Wort. Ich bitte, ihm auch zuzuhören.

Bitte, Sie haben das Wort.

Das haben wir heute schon mehrfach hier besprochen, und wir können es uns nicht leisten, hier weiterhin untätig zu sein. Natürlich ist es uns in der Zwischenzeit aufgefallen, dass eine Teilöffnung wieder ermöglicht wird. Und wir finden das akzeptabel, dass Frau Schwesig da die ersten Schritte auf unser Drängen

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmüller, CDU)

und das der Gastronomie und Hotellerie...

Ja, die Zeitungen schreiben das so.

... hin eingeleitet hat. Doch wir müssen das hier noch mal klar und deutlich sagen: Es war wirklich zu spät. Es war eigentlich schon Mitte April allmählich klar, dass die Verhältnismäßigkeit für die Grundrechtseinschränkungen kaum noch zu begründen war.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Und das sind auch keine verrückten Fakten, und wir versuchen hier auch nicht, Ursache und Wirkung zu vertauschen. Schauen Sie doch einfach in das Archiv der Situationsberichte des Robert Koch-Instituts zu Covid-19! Dort können Sie die täglichen Berichte ansehen. Schön übersichtlich finden Sie dort eine Deutschlandkarte, die nach Landkreisen unterteilt ist, und je nach Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen wird dort eine Farbe zugeordnet.

(Thomas Schwarz, SPD: Aha!)

Ganz hell bedeutet „ungefährlich“ und ganz dunkel bedeutet eine „relative Gefahr“.

Es war schon Mitte April klar, dass es nur noch einstellige Neuinfektionen gibt. Die Karte war immer in den hellsten Farben, also visuell gar nicht zu übersehen. Aber nicht nur das, auch die Auslastung mit Intensivbetten war

gering. Bereits am 16. April hat meine Fraktion deshalb gefordert, dass man Gastronomie und Übernachtungsstätten mit Augenmaß und Hygienekonzept wiedereröffnet.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Minister Harry Glawe: Herr Lerche, was wollen Sie jetzt damit sagen?)

Kommt noch.

Meine Fraktion brachte Ende April schließlich diesen Antrag hier ein. Kurz danach preschte das Land Niedersachsen mit Lockerungen vor. Meine Fraktion forderte erneut, die Gästewirtschaft zu öffnen. Eiligst wurde dann am 4. Mai abends eine neue Regelung aus der Staatskanzlei verkündet – so viel zur Geschichte –,

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmüller, CDU)

am 7. Mai auch endlich ein Plan vorgelegt. Wir können damit durchaus konformgehen. Dennoch bestehen wir hier auf unseren Antrag und hoffen, gewisse Dinge dadurch heute vorziehen zu können. Wir fordern nämlich, dass auch insbesondere die Einreisen für Personen wieder ermöglicht werden. Damit meinen wir auch alle Tagestouristen.

(Beifall Dr. Ralph Weber, AfD)

Der Lübecker soll auch hierherkommen können übers Wochenende oder der Prignitzer, jedenfalls die Leute, die es auch nicht allzu weit in unser Bundesland haben, unsere Nachbarn.

(Manfred Dachner, SPD: Wie weit dürfen sie denn weg sein?)

Wie wir das gestalten, ich sage jetzt einmal,

(Manfred Dachner, SPD: 50/60 Kilometer?)

es wird wahrscheinlich keiner aus Bayern für einen Tag hier nach Schwerin fahren.

(Zuruf von Minister Harry Glawe)

Wie wir das gestalten, das kann man durchaus noch diskutieren.

(Zurufe von Minister Harry Glawe und Manfred Dachner, SPD)

Es ist auch wichtig, dass diese pauschale Zahl von 60 Prozent der Kapazitäten in Übernachtungsstätten hier nicht in Stein gemeißelt bleibt. Der erste Eilantrag, wurde heute auch schon verkündet, hier beim Oberverwaltungsgericht Greifswald ist angekündigt. Müssen wieder erst Gerichte entscheiden, bis etwas passiert?

Ebenso sieht es mit den Plätzen in Restaurants und Cafés aus, denn die derzeitige Beschränkung mit sechs Personen scheint auch nur eine aus der Luft gegriffene Anfangszahl zu sein. Wenn zwei Familien à Mutter, Vater, zwei Kinder sind, dann sind das acht Personen,

(Thomas Schwarz, SPD: Das sind zwei Vierertische.)

und die müssen dann, dürfen nicht zusammen an einem Tisch sitzen, die müssen dann wieder getrennt sitzen.

Ebenso sieht es mit Bars und Kneipen aus. Die Kommunikation hierzu möchte ich erst mal aufs Schärfste kritisieren. Wenn man schon Pressekonferenzen und eine Fernsehinformation über das „Nordmagazin“ abhält

(Minister Harry Glawe: Ja?)

und vom Öffnungstermin für gastronomische Einrichtungen spricht, sollte man betonen, dass nur Speisegaststätten damit gemeint sind und Kneipen mit kleinem Imbiss…,

(Minister Harry Glawe: Kneipen kennen wir hier nicht.)

mit kleinem Imbissangebot nicht.

(Minister Harry Glawe: Kneipen kennen wir hier nicht. Rein rechtlich gibts das nicht in Mecklenburg-Vorpommern, Kollege.)

In Schwerin und sicherlich auch anderen Städten in unserem Land – ich kann hier allerdings nur für Schwerin sprechen – haben etliche Gaststättenbetreiber, die nur einen kleinen Imbiss anbieten, Bierfässer geordert und angestochen, bis sie durch das Ordnungsamt über die genaue neue Verordnung informiert wurden und dann mit erheblichem Verlust wieder schließen mussten.

Kommen wir zur weltfremden Polizeistunde 21.00 Uhr.

(Heiterkeit bei Minister Harry Glawe)

Ich hatte dazu schon bei der Aussprache zum Tourismus gesprochen.

(Heiterkeit bei Minister Harry Glawe)

Wenn eine Gaststätte um 21.00 Uhr schließen soll, muss um 20.15 Uhr spätestens Küchenschluss sein,

(Heiterkeit bei Henning Foerster, DIE LINKE: Kriegt Herr Lerche kein Abendbrot mehr.)

und da gehen viele aber erst los, …

Herr Ritter hat sich das gut gemerkt oder Herr Foerster.

(Henning Foerster, DIE LINKE: Das ist zu viel der Ehre. Ich bin immer noch Herr Foerster.)