Protokoll der Sitzung vom 10.06.2020

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD)

Und Sie finden das auch noch gut. Woher diese Anmaßung? Da fehlt doch jeder Respekt vor der Sprache, dem Kern unserer Kultur. Wilhelm von Humboldt, glaube ich, hat mal gesagt, was immer die Deutschen auseinandergeführt hat, die Sprache hat sie wieder zusammengeführt. Wir haben Kleinstaaterei erlebt, wir haben die deutsche Teilung erlebt. Das, was uns im Wesentlichen ausmacht mit unserer Identifikation, ist unsere gemeinsame Geschichte, unsere gemeinsame Sprache vor allem.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Und da geht irgendwer daher und nimmt sich das Recht heraus, dem Volk zu befehlen, wie man richtig zu sprechen hat?!

(Unruhe vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Das ist absurd, das ist unverschämt, das ist eine Missachtung unserer Kultur!

Herr Förster, Sie sind am Ende Ihrer Redezeit.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Ich war großzügig, ich habe Ihnen noch ein paar Sekunden zugestanden, aber jetzt ist Ihre Redezeit abgelaufen.

(Zuruf aus dem Plenum: Halt! Zwischenfrage!)

Ach so, gestatten Sie jetzt noch eine Zwischenfrage?

(Der Abgeordnete Horst Förster

spricht bei abgeschaltetem Mikrofon. –

Unruhe vonseiten der Fraktion der AfD –

Redezeit ist rum. Das

war sonst auch nicht. – Elisabeth Aßmann, SPD:

Dann mache ich Kurzintervention. –

Zurufe von Jochen Schulte, SPD,

und Peter Ritter, DIE LINKE)

Es tut mir leid, Frau Aßmann, unsere Geschäftsordnung sieht das leider nicht vor. Und da die Kurzintervention...

Moment!

(Unruhe vonseiten der Fraktion der CDU)

Damit kommen wir dann auch zu dem Instrument der Kurzintervention und Frau Aßmann hat jetzt die Möglichkeit, die Kurzintervention – ich sehe sie nicht, ach da – zu stellen. Bitte schön!

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

Sehr geehrter Herr Förster! Ich habe nicht vernommen, dass Frau Tegtmeier hier über Geschlechterrollen gesprochen hat. Ich habe persönlich vernommen, dass sie hier vor allen Dingen über Familie gesprochen hat.

Wenn man aktuelle Werbung verfolgt und dann Werbung sieht für Sendungen, Dating-Sendungen, wie „Milf oder Missy“, dann sagt das eigentlich alles darüber aus, wie sexistisch genau diese Gesellschaft ist. Und wenn Sie dann hier behaupten, dass meine Fraktion oder irgendeine andere Fraktion als die Ihre Frauen, die sich für die Rolle als Vollzeitmutter entscheiden, mit Missachtung in irgendeiner Art und Weise bestrafen würden, dann möchte ich an dieser Stelle von Ihnen ganz klar wissen, an welcher Stelle, auf welche Art und Weise, mit welchen Worten wir das getan haben!

(Der Abgeordnete Horst Förster spricht bei abgeschaltetem Mikrofon.)

Einen Moment bitte! Auch an dieser Stelle, es ist jetzt eine Kurzintervention und keine Frage an Herrn Förster.

Herr Förster, möchten Sie darauf erwidern?

Ja, ich finde es sehr angenehm, dass Sie also diese Meinung nicht vertreten. Ich halte das auch eigentlich für unmöglich, wenn man sie vertreten würde. Aber Frau Tegtmeier, oder in der Gesamtdiskussion wird doch häufig die Diskussion in die Richtung geführt, dass man die Frau zurück an den Herd führen will, und es war genau in dem Sinne gemeint, wie es eben nicht sein sollte, wenn sie, zum Beispiel in der Sache hier, unser Antrag mit der Ganztagskita, damit die Frau wieder eher zurückfindet, also die Doppelbelastung besser verkraften kann, ähnlich beim Elterngeld. Da kam immer wieder der Einwand, dass wir vertreten würden ein altertümliches Rollenbild, in dem die Frauen zurück an den Herd sollten, was gar nicht gemeint war.

Aber wenn das so ist, wie Sie sagen, dann finde ich das sehr angenehm, dass man auf dem Punkt sich völlig einig ist. Aber Frau Tegtmeier hat natürlich intensiv über Gendersprache gesprochen. Dann haben Sie nicht richtig zugehört.

Herr Förster, mir liegt noch ein zweiter Antrag auf Kurzintervention, und zwar von Frau von Allwörden, vor.

Bitte, Frau von Allwörden!

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

Sehr geehrter Herr Förster! Danke schön! Ich habe mir jetzt echt lange überlegt, ob ich die zwei, drei Sätze jetzt noch sage zu dem Thema. Normalerweise halte ich mich da gerne zurück. Aber ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, als Sie uns hier tatsächlich erklären wollten, dass Frauen in diese Rolle der arbeitenden, mitverdienenden, am Leben teilhabenden Frau reingezwängt wurden, kam mir so ein bisschen die Galle hoch, denn ganz ehrlich...

(Heiterkeit bei Elisabeth Aßmann, SPD)

Ja, nee, ich musste sie runterschlucken, mir wurde wirklich schlecht.

Ganz ehrlich, Herr Förster, das hat frau sich über Jahrzehnte hart erkämpfen müssen,

(Zuruf von Stephan J. Reuken, AfD)

dass sie nicht mehr nur Mutter ist,

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

dass sie nicht mehr nur am Herd steht, dass sie nicht mehr nur zu Hause sitzt, dass sie nicht mehr abhängig von ihrem Mann sein muss, sondern dass sie selber ihr Leben bestimmen kann, dass sie selber unabhängig durchs Leben kann, auch alleine als Mutter oder als Familie, dass sie sich selber aussuchen kann, in welchem Bild sie gerne zu Hause ist oder unterwegs ist, arbeiten geht.

Und ich möchte Sie wirklich bitten, Herr Förster, ich möchte Sie wirklich intensiv bitten, aus tiefstem Herzen, hören Sie auf zu behaupten, dass frau in diese Rolle gezwungen wird! Frau möchte das, frau möchte die Wahl haben und frau hat gerne Anteil an diesem Leben, und übrigens auch am politischen Leben! Deswegen sind in allen anderen Fraktionen hier Frauen.

(Rainer Albrecht, SPD: Ja.)

Und wundern Sie sich mal jetzt nicht mehr, warum sich bei Ihnen keine finden, Herr Förster!

(Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD)

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE)

Herr Förster, möchten Sie erwidern?

Ja, gerne.

(Zuruf von Stephan J. Reuken, AfD)