Tagesordnungspunkt 27: Zweite Beratung: Spitzensportstandort Niedersachsen gezielt fördern - Talentfindung und Talentförderung in Zusammenarbeit von Schule und Verein - Antrag der Fraktion der CDU – Drs. 14/2292 - Beschlussempfehlung des Ausschusses für Jugend und Sport - Drs. 14/3729
einige möchten jetzt erst den Plenarsaal verlassen oder sich setzen. Die Zeit wollen wir gerne einräumen. Das sind diejenigen, die nicht zum Spitzensport zählen, sondern unter der Dauerbelastung leiden.
- Geht es ein bisschen zügiger, damit wir Ruhe im Plenarsaal bekommen? Das wäre sehr nett. - Ganz herzlichen Dank. Frau Vockert, beginnen Sie bitte mit Ihrer Berichterstattung.
Herzlichen Dank. - Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit seiner Beschlussempfehlung in der Drucksache 3729 empfiehlt Ihnen der Ausschuss für Jugend und Sport einstimmig, den Antrag in geänderter Fassung anzunehmen.
Deutlich machen will ich, dass eine Vielzahl von Gesprächen zwischen den Sprechern der Fraktionen stattgefunden hat, in denen versucht worden ist, einen Konsens herbeizuführen. Das ist auch gelungen. Jede Fraktion hat ihren Teil dazu beigetragen. Entscheidend ist auch, dass wir mit der gemeinsamen Empfehlung, die wir heute abgeben, deutlich machen, dass die Sportpolitik in Niedersachsen auch weiterhin nicht zum politischen Zankapfel wird.
Der Ausschuss für Jugend und Sport hat sich also auf den Änderungsantrag verständigt. Der mitberatende Ausschuss für Haushalt und Finanzen sowie der Kultusausschuss haben sich ebenfalls einstimmig der Beschlussempfehlung angeschlossen. Wir empfehlen Ihnen insofern auch als Ausschuss für Jugend und Sport, diesem Antrag zuzustimmen.
Zu Beginn der Beratungen erklärten Ausschussmitglieder der antragstellenden Fraktion, im Bereich der Spitzensportförderung seien unbedingt Verbesserungen erforderlich. Die CDU-Fraktion habe sich des Themas angenommen und wünsche sich, dass nach Möglichkeit ein gemeinsamer Entschließungstext verabschiedet werde. Es sei festzuhalten, dass Niedersachsen z. B. nur 5 % der Mitglieder der letzten deutschen Olympiamannschaft gestellt habe. Im Vergleich zu anderen Bundesländern liege das Finanzvolumen für die
Sportförderung in Niedersachsen an vorletzter Stelle. Nur mit einer Erhöhung des finanziellen Aufwandes im Rahmen des Möglichen werde es gelingen, die Talentsuche und -förderung zu verbessern.
Ausschussmitglieder der SPD-Fraktion entgegneten, zunächst einmal müsse der Sport selbst eine Konzeption erarbeiten, die auf eine allseits gewollte Verbesserung der bestehenden Verhältnisse hinauslaufe. In diesem Zusammenhang sei aber auch auf bedenkliche wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen im Bereich des Sports hinzuweisen. Einerseits würden im Spitzensport z. B. horrende Ablösesummen gezahlt. Andererseits sei die Unterstützung des Breitensports durch die gleichen Vereine in finanzieller Hinsicht kaum nennenswert. Prüfenswert erscheine auch die bisherige Finanzierung des Ausbaus öffentlicher Sportstätten. Auch könne gefragt werden, ob und inwieweit z. B. hoch bezahlte Spitzensportler sich ihren Sportfachverbänden gegenüber solidarisch verhielten.
Das Ausschussmitglied der Fraktion der Grünen hob ebenfalls die Bedeutung des vom Landessportbund angekündigten Leistungssportkonzeptes für die weitere Beratung des Antrages hervor. Erst nach Erarbeitung eines solchen Konzeptes erscheine eine hinreichende Würdigung und Bewertung der vorliegenden Forderungen und Anregungen möglich.
Ein Vertreter der Landesregierung trug ergänzend vor, dass sich Niedersachsen hinsichtlich der finanziellen Leistungen nicht vor den anderen Bundesländern zu verstecken brauche. Beispielhaft sei zu erwähnen, dass Niedersachsen Infrastrukturmaßnahmen und auch Baumaßnahmen bei Leistungszentren unterstützt habe. Die jetzt noch bestehenden Defizite müssten mithilfe des vom Landessportbund angekündigten Leistungssportkonzeptes beseitigt werden. Hinsichtlich der Talentsuche sei zu bemerken, dass die meisten Erwachsenen zwar gern Spitzensportveranstaltungen ansähen. Sie seien aber oftmals nicht bereit, ihre Kinder ein internatsähnliches Leistungszentrum besuchen zu lassen. Dies müsse mit dem Kultusministerium, mit den Schulen und der Pädagogik insgesamt diskutiert werden.
Nach diesem ersten Beratungsdurchgang kam der Ausschuss überein, die weiteren Beratungen bis zur Vorlage des vom Landessportbund angekündigten Leistungssportkonzeptes zurückzustellen.
Entsprechend setzte der Ausschuss seine Beratungen in der 59. Sitzung am 10. September 2002 fort. Es wurde darauf hingewiesen, dass vor dieser Sitzung eine Vielzahl von Gesprächen zwischen den Sprechern der Fraktionen stattgefunden habe, in denen versucht worden sei, einen Konsens herbeizuführen. Dies sei auch gelungen. Jede Fraktion habe ihren Teil dazu beigetragen, wobei auch Abstriche vonnöten gewesen seien. Entscheidend sei, dass mit den gemeinsam empfohlenen Änderungen deutlich werde, dass die Sportpolitik in Niedersachsen auch weiterhin nicht zum politischen Zankapfel werde.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich hatte meine Einbringungsrede zu dem ursprünglichen CDU-Antrag am 15. März letzten Jahres mit dem Wunsch abgeschlossen, dass aus dem sportpolitischen Antrag der CDU ein gemeinsamer Antrag werden möge. Das scheint nach Lage der Dinge eingetreten zu sein; denn es hat in der jüngsten Vergangenheit mehrere informelle und offizielle Gespräche zumindest mit Vertretern der SPD gegeben. Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich heute auch die Grünen diesem Entschließungsantrag anschließen könnten.
Wir setzen damit - das ist jetzt auch bewusst politisch gemeint und gesagt - eine bewährte Tradition in der Sportpolitik fort, dass wir im Interesse des Sports gemeinsam etwas tun wollen und nicht die parteipolitische Axt hervorholen. Ich glaube, das wird uns heute erneut gelingen.
Zu kritisieren bleibt nur eines - das will ich mit einem Satz sagen -: Es bedurfte eines Zeitraums von eineinhalb Jahren - vom 15. März 2001 bis zum heutigen Tage -, um sich abschließend parlamentarisch mit diesem Thema zu beschäftigen.
Nun zum Inhalt des Entschließungsantrags: Ausgangspunkt unseres Antrags war die nicht gerade überwältigende sportliche Bilanz im Rahmen der Olympischen Spiele in Sydney, und zwar sowohl der behinderten als auch der nicht behinderten deutschen Olympiateilnehmerinnen und –teilnehmer. Das kann tendenziell leider auch auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres Bundeslan
des Niedersachsen übertragen werden. Mit 22 von 436 Olympiateilnehmern stellte Niedersachsen leider nur 5 % der Mannschaft, obwohl wir von der Bevölkerungszahl her auf gesamtdeutscher Ebene 9 % ausmachen.
Ein Blick auf die Intensität der Sportförderung in Niedersachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern macht darüber hinaus deutlich, dass auf diesem Gebiet in Niedersachsen doch noch einiges - um nicht zu sagen: vieles - verbessert werden muss.
Bei der Leistungssportförderung, insbesondere im Bereich der so wichtigen Trainerfinanzierung, nimmt Niedersachsen eindeutig, um es bildhaft auszusprechen und in der Sportsprache zu bleiben, einen Abstiegsplatz ein. Alle anderen Bundesländer liegen leider vor uns, nur Schleswig-Holstein rangiert hinter uns. Wir haben im vorletzten Jahr 6,5 Millionen DM allgemeine Sportfördergelder ausgegeben und nur bescheidene 1,5 Millionen DM für die Trainerfinanzierung. Bei der Förderung pro Kopf der Bevölkerung rangiert Niedersachsen leider auch sehr weit hinten. Alle anderen Länder liegen vor uns, auch die finanz- und strukturschwachen Länder Bremen und das Saarland. Erneut rangiert nur Schleswig-Holstein hinter uns.
Der vorliegende gemeinsame Entschließungsantrag zeichnet sich dadurch aus, dass von den ursprünglich acht Forderungen unseres Entschließungsantrags sechs übernommen worden sind, eine Forderung unter zwei Spiegelstrichen auftaucht und eine andere Forderung leider aus nachvollziehbaren durchsichtigen politischen
- nein, nicht pädagogischen - Gründen weggelassen wurde, in der es darum geht, eine Defizitanalyse im Vergleich zu den anderen bundesdeutschen Ländern vorzunehmen. Deshalb sind wir sowohl aus fachlichen als auch aus sportlichen Überlegungen froh, dass die Leistungssportkonzeption des DSB für die Union, für die SPD und vielleicht auch für die Grünen eine nahe liegende und willkommene Basis für all die Überlegungen darstellt, die in diesem Zusammenhang anzustellen sind.
Aber auch dem LSB kommt diesbezüglich die grundlegende Funktion einer Schaltstelle zu. Die notwendige Umorientierung bei den bisherigen
Konzepten im Sinne einer besseren Steuerung der vielfältigen Elemente der Sportförderung ist am besten beim LSB aufgehoben - das will ich hier noch einmal deutlich betonen -, weil es vor allem auch darum gehen muss, die Maßnahmen der Landesfachverbände, der Vereine und der Sponsoren sowie der öffentlichen Hand sinnvoll zu koordinieren. Dazu gehören u. a. die Auswahl der Schwerpunktsportarten ebenso wie die Erarbeitung effizienterer Strukturkonzepte gemeinsam mit den einzelnen Fachverbänden.
Des Weiteren ist aus unserer Sicht ein sportpolitisch lohnenswertes Ziel, im Verbund zwischen Leistungszentren, Schulen und Internaten neue Möglichkeiten der Gewinnung und Förderung von Hochleistungssportlern zu erschließen und durch Schwerpunktbildung an geeigneten Schulen ein neues Profil in der Ausbildung sportlicher Karrieren zu gewinnen.
Meine Fraktion stimmt ausdrücklich den von der SPD eingebrachten Forderungen im Antrag zu, das Leistungssportimage in der Öffentlichkeit und insbesondere bei Eltern und Lehrern zu verbessern, die Wirtschaft für das Thema Leistungssport in Niedersachsen weiter zu sensibilisieren, gemeinsame Maßnahmen sinnvoll zu koordinieren und damit Synergieeffekte zu erzielen und vor allem auch die zu erwartenden Impulse durch die Beteiligung Niedersachsens an der Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2006 und die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 für eine nachhaltige Förderung des Nachwuchsleistungssports zu nutzen.
Gleichfalls stehen wir sowohl der beabsichtigten Einsetzung eines Beirates Leistungssport als auch der eventuellen Einrichtung eines Sportlersolidaritätsfonds in Niedersachsen positiv gegenüber, wobei das Letztere, Kollegin Somfleth und Kollege Viereck, mit Sicherheit sehr produktiv und zukunftsorientiert, aber auch, so meine ich, mit nicht unerheblichen Anlaufschwierigkeiten verbunden wäre.
Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde des Sports - lassen Sie mich das auch so zum Ausdruck bringen -, wir von der Union hoffen, dass dieser Entschließungsantrag mit dazu beiträgt, die Erfolgsbilanz bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen, 2008 in Peking und insbesondere - so hoffen wir alle - im Jahre 2012 in
Hamburg, in Niedersachsen und in Norddeutschland zu verbessern und eine gute Basis dafür zu schaffen. - Ich danke Ihnen.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Pörtner, Sie haben bemängelt, dass eine gewisse Zeit ins Land gegangen ist,
bevor wir heute diesen Antrag abschließend behandeln. An dieser Stelle möchte ich von Frau Lau - Sie erinnern sich vielleicht, es war Frau Lau, die zur Einbringung dieses Antrages geredet hat herzliche Grüße ausrichten. Ich habe mich nun langsam als ihre Nachfolgerin eingearbeitet und meine, dass wir diesen Antrag zu einem guten Ende geführt haben.
Ich freue mich sehr, dass es, wie es in Sportfragen häufiger vorkommt, auch diesmal im Bereich Talentfindung und Talentförderung gelungen ist, einen einvernehmlichen Entschließungsantrag hier zur Abstimmung zu bringen. Den Blick nach vorn gerichtet und - Sie haben es schon gesagt, Herr Pörtner - die Fußball-WM 2006 und die Olympischen Spiele 2012 - hoffentlich in Hamburg - fest vor Augen, sind wir uns einig, dass die Landesregierung und der Landessportbund gemeinsam den Leistungssport durch strukturbildende Maßnahmen weiterhin nachhaltig fördern müssen, dass der Landessportbund und die Fachverbände bei der Erweiterung der Talentfindungs- und –förderungsmaßnahmen zu unterstützen sind und dass ein - Sie hatten noch gesagt „ein besonderer“, ich sage nur „ein“ - Schwerpunkt in der Förderung der Nachwuchssportler zu setzen ist. Deshalb soll eben auch die Regionalisierung im Bereich des Leistungssports weiter vorangetrieben werden, um eine athletenfreundliche und effiziente Leistungssportinfrastruktur in Niedersachsen zu erreichen.
Wichtig war uns in den Diskussionen im Fachausschuss und auch in den über die Fraktionsgrenzen hinweg geführten Gesprächen zwischendurch vor allem, dass in geeigneten niedersächsischen Schulen durch Schwerpunktbildung zusätzliche Möglichkeiten für sportliche Karrieren geschaffen werden sollen. Die bereits laufenden Kooperationsprojekte „Partnerschule des Leistungssports“ in Kooperation mit den Landesleistungszentren und den Landesstützpunkten und das Kooperationsprogramm „Schule und Verein“ sind weiter auszugestalten.
Die SPD hat in den CDU-Antrag einige neue zukunftsweisende Aspekte eingebracht, und wir sind froh, dass CDU und Grüne diesen zustimmen werden.
Ich möchte besonders den Beirat für Leistungssport erwähnen, aber auch den Sportler-/Sportlerinnen-Solidaritätsfonds, der zugunsten des Nachwuchsleistungssports in Niedersachsen eingerichtet werden soll.
Ich bin froh darüber - das möchte ich an dieser Stelle auch sagen -, dass wir uns darauf einigen konnten, den Grundschulbereich, anders als es im CDU-Antrag stand, von Talentsichtungsvorhaben freizuhalten.