Vor dem Hintergrund, dass bei erschreckend vielen Grundschulkindern motorische Defizite konstatiert werden, müssen wir meines Erachtens im Sportunterricht der Grundschule andere Schwerpunkte setzen als Talentfindung und -förderung. Dort muss ein wichtiger Blick darauf gerichtet werden, erst einmal den Spaß an Bewegung und sportlicher Betätigung zu wecken und zu fördern. Deswegen war es uns ein großes Anliegen, diesen Spiegelstrich zu streichen.
Ich bin aber der Meinung, dass es ein gutes Signal für den Leistungssport in Niedersachsen ist, wenn wir hier und heute diesen geänderten Antrag gemeinsam beschließen. - Schönen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist geschafft! Wie gesagt, nach eineinhalb Jahren steht die gemeinsame Entschließung. Eigentlich hatte ich gehofft, dass die gegenseitigen Schuldzuweisungen endlich aufhören. Aber ich hörte sie wieder durchklingen. Ich glaube, je näher die Landtagswahl rückt, umso heftiger wird jede einzelne Partei für sich beanspruchen, Profi in der Förderung des Spitzensports zu sein.
(Frau Vockert [CDU]: Das geht da- nach, wer die Anträge stellt! – Pörtner [CDU]: Früher hatten Sie überhaupt kein Verhältnis zum Sport! – Gegen- ruf von Mühe [SPD]: Auf unsere grü- nen Freunde lassen wir nichts kom- men!)
Noch einmal zu dem Ländervergleich, der auch in dem Ursprungsantrag angesprochen war und den die CDU so sehr liebt, die immer wieder auf das Saarland und andere Bundesländer verweist: Ein solcher Ländervergleich hat in der Sache beim Thema der Talentfindung und der Talentförderung nichts zu suchen. Wir haben in Deutschland eine föderale Struktur, und in jedem einzelnen Bundesland gibt es unterschiedliche Lösungsansätze und unterschiedliche Modelle. Das haben wir zu akzeptieren. Da nützt es überhaupt nichts, irgendwelche Zahlen und Beträge miteinander zu vergleichen.
Der politische Konsens steht. Er orientiert sich an den Zielen des Leistungssportkonzeptes des Landessportbundes. Die Erweiterung der Talentfindungs- und -förderungsmaßnahmen steht dabei im Vordergrund. Sie bildet den Schwerpunkt der Arbeit der nächsten Jahre. Wir brauchen keine Defizitanalyse, wie sie ursprünglich von Ihrer Seite gefordert war.
Der LSB hat seine Regionalkonzepte auf inhaltliche Anforderungen evaluiert. Die Schwerpunktsetzung steht. Eines ist klar - ich bin froh, dass wir das hinbekommen haben -: Eine stärkere Schwerpunktsetzung bei der Förderung von Nachwuchs-, Leistungs- und Spitzensport kann und muss im Rahmen der vorhandenen Haushaltsmittel stattfin
den. Mehr Geld heißt nicht mehr Förderung. Das wäre ein Unkenruf. Wir haben nicht mehr Geld. Die Evaluierung hat stattgefunden. Wir müssen mit der neuen Schwerpunktsetzung arbeiten.
Was uns fehlt - das haben wir in die Beschlussempfehlung aufgenommen -, ist die Sensibilisierung der Wirtschaft für das Thema Leistungssport unter dem Aspekt der Talentfindung und Talentförderung. Dieser Aufgabe haben wir uns gemeinsam zu stellen. Leistungssportler fallen nicht vom Himmel. Das muss auch der Wirtschaft deutlich gemacht werden. Wer Leistungssportler als Werbeträger einkauft, sollte möglichst frühzeitig mit in deren Förderung investieren. Anderenfalls werden Leistungssportler irgendwann rar. Wenn ich an das Gerichtsverfahren gegen Boris Becker denke, dann könnte es sogar passieren, dass ein Werbeträger hinter Gitter wandert.
Der erste Schritt zum Aufbau eines flächendeckenden Talentfindungs- und -förderungssystems ist getan. Wir befinden uns in Niedersachsen in einem Flächenland. Der flächendeckende Ausbau wird auf sich warten lassen. Es ist noch viel Engagement von allen Seiten und viel Unterstützung notwendig, damit das vorankommt.
- Da haben Sie Recht. Letztendlich ist eine bessere Nachwuchsförderung nur zu erreichen, wenn der Schulsport wirksam mit dem Vereinssport vernetzt wird.
Das kann nur stattfinden, liebe SPD, wenn der Schulsport tatsächlich stattfindet und nicht ausfällt.
Das Kooperationsprogramm „Schule und Verein“ ist ein positiver Baustein auf dem Weg hin zu mehr sportbetonten Schulen. Im Juniorenbereich müssen Förderstrukturen geschaffen werden, die die Verbindung zwischen Bildung und Sport stärker berücksichtigen. Gleichzeitig muss gewährleistet werden, dass die Sportlerinnen und Sportler auch in den folgenden Altersstufen eine optimale Betreuung durch qualifizierte Betreuer erhalten. Ausbildung, Studium und Arbeit dürfen nicht zum Abbruch des Sports führen. Wir müssen den Übergang hinbekommen.
Sport und Politik gehören an einen Tisch - das ist uns mit dieser Entschließung soweit gelungen -, um die zukünftige Entwicklung aller Sportbereiche voranzubringen. Wir brauchen weiterhin Konzepte mit lang- und mittelfristigen Perspektiven, um eine Zukunftsstrategie für den Sport zu entwickeln, damit Breitensport, Behindertensport und Leistungssport im Jahre 2015 verlässliche Rahmenbedingungen haben.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Janssen-Kucz, Sie haben mit Ihrem Hinweis auf die Ganztagsschulen zu einer Einigkeit aller im Schulbereich beigetragen. Das ist ein tolles Randergebnis unserer Sportdiskussion.
Meine Damen und Herren, die Landesregierung bekennt sich ausdrücklich zur Förderung des Spitzensports und stellt für jedes Jahr beträchtliche finanzielle Mittel zur Verfügung; natürlich nicht genug - das ist auch mir bewusst.
Anlässlich der Einbringung des Entschließungsantrages in den Landtag habe ich im März 2001 eine Reihe von Beispielen genannt. Mit dem Umbau des Niedersachsenstadions zur AWD-Arena und dem Ausbau der Mehrkampfanlage im nächsten Jahr werden weitere wichtige Infrastrukturmaßnahmen in Angriff genommen.
So sehr auch bauliche Infrastrukturmaßnahmen für den Spitzensport wichtig sind, so steht und fällt doch der Spitzensport mit der Talentfindung und Talentförderung. Dies hat der Ausschuss für Jugend und Sport mit seiner Beschlussempfehlung, über die wir heute abstimmen, richtig erkannt. Bereits bei der Einbringung der Beschlussempfehlung zur Förderung des Spitzenstandortes Niedersachsen habe ich betont, dass sich aus der Sicht der Landesregierung die staatliche Förderung des Sports einschließlich des Spitzensports nicht für parteipolitische Auseinandersetzungen eignet.
Die Landesregierung unterstützt diese Beschlussempfehlung. Wir haben in dieser und in der vergangenen Woche bereits Gespräche mit dem LSB geführt. Nach Auffassung der Landesregierung ist das Interesse der Kinder und Jugendlichen, auch selbst Sport zu treiben, auf möglichst breiter Basis zu steigern. Wie bereits ausgeführt, sind Talentfindung und Talentförderung für die Entwicklung des Spitzensports die zentralen Fragen.
Sie stimmen sicherlich mit mir darin überein, dass sportliche Großveranstaltungen und die von ihnen auch auf Kinder und Jugendliche ausgehende Begeisterung entsprechende Chancen eröffnen. Im Blick habe ich hier natürlich die 2006 bei uns stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft. Hier sind mit Unterstützung der Landesregierung durch den bevorstehenden Umbau des alten Niedersachsenstadions die Voraussetzungen geschaffen worden, dass auch Niedersachsen Austragungsort von Weltmeisterschaftsspielen wird.
Weiter im Blick habe ich die Olympischen Spiele 2012 und die Bewerbung Deutschlands als Gastgeberland. Mit der Bewerbung Hamburgs, die von Niedersachsen unterstützt wird, und der Cuxhavens als Austragungsort für die Segelwettbewerbe verbindet die Landesregierung die Hoffnung, dass auch in niedersächsischen Wettkampfstätten olympische Wettkämpfe stattfinden.
Vergessen sollten wir aber auch nicht die Olympischen Spiele 2004 in Griechenland als Geburtsland der Olympischen Idee. Auch aus diesem Anlass hat die Europäische Kommission das Jahr 2004 als „Europäisches Jahr der Erziehung durch Sport“ vorgeschlagen.
Die von diesen sportlichen absoluten Highlights ausgehende Begeisterung sollten wir auch in Niedersachsen nutzen, um unser Land noch stärker als Sportland darzustellen.
Auch die Zielsetzungen der vorgeschlagenen europaweiten Initiative „Erziehung durch Sport“ eignen sich in besonderer Weise, die Bedeutung des Sports gerade auch für Kinder und Jugendliche stärker in das Bewusstsein der Eltern, Lehrer und der in den Sportvereinen Tätigen zu rücken. Unter anderem werden mit dieser Initiative folgende Ziele verfolgt: Sensibilisierung der Bildungs- und Sporteinrichtungen für Zusammenarbeit unter Berücksichtigung der erzieherischen Bedeutung des Sports, Rückgriff auf die im Sport geltenden Werte, um die durch die Erziehung zu vermittelnden Basiskompetenzen zu fördern - Teamarbeit, Solidarität, Toleranz und Fairness, Fairness als Grundgesetz des Sports -, Förderung sportlicher Aktivitäten in den Lehrplänen, um gegen den Bewegungsmangel der Schüler vorzugehen und so zu einer Verbesserung der körperlichen Verfassung der Schülerinnen und Schüler beizutragen, Berücksichtigung der schulischen Probleme der immer jünger werdenden Leistungssportler.
Mit diesen Zielsetzungen ist auch ein europäisches Jahr der Erziehung durch Sport eine Chance, mehr Kinder und Jugendliche zu motivieren, auch Leistungssport zu betreiben.
Meine Damen und Herren, die Landesregierung sieht die Entschließung des Landtages, über die heute zu beschließen ist, als hilfreiche Unterstützung für das Bestreben, über konkrete Maßnahmen zu Verbesserungen der Talentfindung und Talentförderung im Spitzensport zu kommen und Niedersachsen dadurch als Spitzenstandort zu stärken. Die Landesregierung wird als Partner des Sports das Ihre dazu beitragen und die Entschließung zur Förderung des Spitzensports gern aufgreifen. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Wir kommen zur Abstimmung. Wenn Sie der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Jugend und Sport in der Drucksache 3729 zustimmen wollen, dann bitte ich um Ihr Handzeichen. - Gibt es Gegenstimmen? - Das ist nicht der Fall. Stimm