Frau Ministerin, der Landeselternrat hatte seine Stellungnahme überschrieben mit dem Titel „Förderkonzept mangelhaft”. Ein Drittel der befragten Elternräte hat angegeben, dass an ihrer Schule Förderunterricht sehr selten oder nie stattfindet. Welche Erkenntnisse haben Sie über den Förderunterricht an den Verlässlichen Grundschulen?
bin ich der SPD-Fraktion außerordentlich dankbar, dass wir dieses Thema heute als Dringliche Anfrage auf der Tagesordnung haben, weil ich meine, dass eine solche Umfrage, wie ich sie eben vorgestellt habe, dann, wenn sie in der Zusammenfassung mit „mangelhaft” bezeichnet wird, wirklich die Verkehrung all dessen ist, was darin steht. Das werden Sie genauso festgestellt haben, auch wenn ich weiß, dass es Ihnen nicht in den Kram passt. Wir diskutieren ja noch Ihren Antrag, mit dem Sie versuchen, das Konzept der Verlässlichen Grundschule schlecht zu machen. Aber Sie sehen es: Die Eltern sind davon überzeugt. Das zeigt diese Umfrage ganz deutlich.
Übrigens kann ich noch mitteilen: Ich habe auch den Vorsitzenden des Landeselternrates befragt, wie diese Überschrift entstanden ist. Er hat mir gesagt, dass sie sich lange darüber gestritten hätten, es so zusammenzufassen. Ich habe dann gefragt, wie er - es gibt zur Antwort „zufrieden” nur die Alternative „nicht zufrieden” - das Förderkonzept mit 61 % Zufriedenheit als „mangelhaft” beurteilt. - Das konnte er mir nicht erklären.
Frau Litfin, vielleicht können Sie mir das erklären? - Ich kann nur sagen: Zwei Drittel sind zufrieden. Bei anderen Umfragen wären Sie mit 61 %, meine ich, sehr zufrieden. Ich kann Ihnen aber auch sagen, dass wir natürlich auch mit der Unzufriedenheit des anderen Drittels noch umgehen wollen. Wir haben deutlich gemacht, dass wir Konzepte haben, wie der Förderunterricht aussehen kann. Ich habe eine Broschüre - die kann ich Ihnen gerne zur Verfügung stellen -, in der eine Schule sehr genau darstellt, wie sie das Förderkonzept gestaltet. Wir werden auf die Dauer wahrscheinlich die Schulen verpflichten müssen, genau nach diesen Förderkonzepten zu arbeiten, weil diese Schule sehr deutlich machen kann, dass es mit diesem Zeitplan gelingt, gute und schlechte Schüler gemeinsam zu fördern. Sie wissen ganz genau, dass früher an den Grundschulen nur die Lernschwachen gefördert wurden; die Lernstarken wurden nach Hause geschickt. Das war das Konzept, das es früher gab.
- Aber sicher, Herr Klare. Dann wissen Sie nicht Bescheid, welche Förderkonzepte es früher gegeben hat. Leider haben wir dazu keine Umfrage. Sonst würden wir dazu den Vergleich anstellen können. Das würde das Ganze noch deutlicher machen.
(Klare [CDU]: Hören Sie doch auf! Das ist doch falsch, was Sie da sagen! Wir hatten zwei Förderstunden!)
Frau Ministerin, ich frage Sie: Wie schätzen Sie konkret die Qualität dieses Vertretungsunterrichtes ein, bzw. was für Lehrkräfte sind dort im Wesentlichen tätig?
Auch zur Qualität gibt es Fragen in der Umfrage des Landeselternrates. Hier wird - auch zum Erstaunen des Landeselternrates - festgestellt, dass die meisten Vertretungskräfte länger als ein Jahr an der Schule arbeiten und dass somit der Wechsel nicht so groß ist, wie das früher immer behauptet worden ist. Ich gebe aber zu, dass das vielleicht anders wird, wenn der Lehrerarbeitsmarkt noch enger wird; das will ich hier gar nicht beschönigen. Die meisten Schulen arbeiten mit diesen Vertretungskräften auch gut zusammen, indem sie Material für den Vertretungsunterricht erstellen. Das habe ich vorhin dargestellt. Auch nehmen die Vertretungskräfte in der Regel, d. h. zu 79 %, an Gesamtkonferenzen teil und sind somit gut eingebunden.
Im Durchschnitt wird die Qualität des Vertretungsunterricht - jetzt höre man - mit der Note 2,2 beurteilt. Im Einzelnen heißt das: 120-mal die Note „sehr gut”, 305-mal „gut”, 165-mal „befriedigend”, 25-mal „ausreichend” und 3-mal die Note „mangelhaft”. - Auch hier sehen Sie wieder, wie falsch Sie mit Ihren Interpretationen liegen.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Ministerin, es ist im pädagogischen Bereich wie auch in anderen Bereichen immer schwierig, wenn über Probleme überhaupt nicht geredet, sondern hinweggeredet wird. Vor diesem Hintergrund frage ich Folgendes im Hinblick auf einen Einzelfall. Unter der Überschrift „Ende der Verlässlichen Grundschule - in Kirchweyhe fehlen die Lehrkräfte“ wird dargestellt: An dieser einen Schule fehlen zwei ausgebildete Vertretungslehrkräfte, aber bislang waren unsere Bemühungen erfolglos, sodass wir das Prinzip der Verlässlichen Grundschule nicht mehr duchhalten können. Ich frage Sie, wie Sie das mit Ihrer Einstellung bewerten.
Ich frage jetzt in dem gleichen Zusammenhang zum Schulalltag mit 13 Vertretungslehrkräften in Bad Bederkesa. Ich könnte die Liste unendlich fortführen. Darin steht: Die Hälfte der Kinder hat allenfalls - -
- - - die Hälfte des Unterrichts in den Hauptfächern. Wie bewerten Sie denn diese vielen schlechten Fälle, in denen die Kinder in dieser Frage auf der Strecke bleiben müssen?
Herr Klare, ich habe ja die Umfrage nicht gemacht - das ist ja das Schöne -, sondern der Landeselternrat, und der sagt deutlich etwas anderes als Sie. Damit ist das sehr subjektiv. Ich weiß aber - das habe ich Ihnen hier auch schon ein paar Mal dargestellt -, dass manche Schulen Probleme haben
- habe ich doch gesagt -, solche Vertretungskräfte zu finden. Wir wissen das auch von Kirchweyhe. Wir haben deshalb, weil die Schulleitung es offensichtlich nicht allein schafft, geholfen. Das hängt auch immer ein wenig von der Einstellung der Schulleitungen ab. Es ist eine neue Aufgabe, Herr Klare, die schwierig ist. Deshalb habe ich gesagt: Ich bin stolz darauf, welche Organisationsleistungen die Schulen in den wenigen Jahren hierbei vollbracht haben.
Das ist ganz großartig, Herr Klare. Dass wir nur so wenige Beispiele haben, zeigt, dass wir natürlich dann auch helfen müssen. Einige Schulen haben das erkannt und haben gesagt: Wir bilden Pools, wir tun uns zusammen. Diese haben dann Stundenverträge für die Lehrkräfte gemeinsam. Das funktioniert hervorragend. Andere Schulen arbeiten nicht so gut zusammen, Herr Klare. Deshalb werden diese Schulen - das habe ich mir gerade noch einmal bestätigen lassen - von der Schulaufsicht unterstützt. Das ist dann auch richtig so.
Frau Ministerin, wie wollen Sie das Problem der Vollzeitlehrkräfte an den Verlässlichen Grundschulen lösen, wenn das Stundenschema zurzeit maximal 26 Stunden beträgt, die Lehrverpflichtung hingegen 29 Stunden?
(Frau Goede [SPD]: Das ist doch ein altes Thema! - Klare [CDU] - zur SPD -: Das ist ein Thema für den Landesrechnungshof!)
Das sind die immer gleichen Fragen. Sie haben offensichtlich im Kultusausschuss diese Darlegungen nicht mitbekommen, Herr Pörtner. Es geht bei
den Vollzeitkräften - ganz gleich, welches Konzept Sie haben - um die Schwierigkeit des Einsatzes. Wir haben gerade bei der Verlässlichen Grundschule die Möglichkeit, diese Überhangstunden in zusätzlichen Förderbändern, in Full-Fördersequenzen einzusetzen. Das Problem an sich ist auch schon bei dem Konzept der normalen Grundschule, die nicht das verlässliche Konzept hat, vorhanden.
Frau Ministerin, angesichts der Tatsache, dass die Umfrage ergeben hat, dass vier von zehn Kindern nicht hinreichend gefördert werden, frage ich Sie, welche Maßnahmen Sie ergreifen wollen, damit auch diese vier Kinder künftig hinreichend gefördert werden.
Die mathematische Problematik, die hierin steckt, ob das nun vier von zehn sind, will ich jetzt nicht diskutieren.
- Ich habe auch schon gehört, dass 39 % 50 % sind. Das hatte Herr Busemann in seiner Pressemitteilung ein bisschen aufgerundet. Das könnten wir bei Wahlergebnissen demnächst auch machen, das fände ich ganz klasse: 39 % sind 50 %, also absolute Mehrheit.
Frau Mundlos, ich habe Ihnen eben deutlich gesagt: Es gibt Grundschulen - ich habe eine Broschüre von der Grundschule in Hude da, die das hervorragend gelöst hat -, die das Förderkonzept jetzt vollständig in den Vormittag eingebaut haben. Wir haben die Schulen damit erst ein wenig experimentieren lassen und selbst gestalten lassen. Ich meine, dass wir auf Dauer sagen: So hat das Förderkonzept auszusehen, weil es hiermit gelingt, sowohl starke als auch schwache Schülerinnen und
Schüler zu fördern und zu fordern. Die Schule ist begeistert. Ich kann nachher auch gern noch einmal zitieren, wenn Sie mir noch eine Frage stellen, was die dazu im Einzelnen sagen. Sie sagen: Zum ersten Mal - sie waren am Anfang durchaus skeptisch - gelingt es mit diesen Konzepten, sowohl die Lernstarken als auch die Lernschwachen zu fördern. Ich finde, dass ist schon etwas ganz Besonderes. Dass man solche Konzepte zunächst einmal auch den anderen empfehlen kann, ist doch selbstverständlich. Sie können das tun, ich werde das tun, und dann überlegen wir, ob wir es verpflichtend machen.
Frau Ministerin, auch heute wird wieder die grundsätzliche Ablehnung der CDU-Fraktion gegenüber diesem Konzept der Verlässlichen Grundschule deutlich. Gibt es in CDU-regierten Bundesländern ähnliche Konzepte, und wissen Sie, wie diese finanziert werden?