scheidung getroffen, weil es offensichtlich unterschiedliche Wünsche der Eltern und des Schulträgers gibt, wo diese Fortsetzung stattfindet. Ins Auge gefasst ist die Orientierungsstufe in Wülfel in der Nähe dieser Schule. Ich will aber noch einmal alle Betroffenen hören.
Eine weitere Möglichkeit, leistungswillige und -fähige Kinder zu fördern, ist das Überspringen, das wir sehr stark forciert haben
Frau Ministerin, Sie würden doch aber grundsätzlich damit übereinstimmen, dass die Kinder, die jetzt aus der Grundschule kommen, auch weiterhin eine Förderung gezielt für ihren Bedarf brauchen, damit sie nicht anschließend in ein Loch fallen?
Nein, wir wollen ja das gerade in der 5. und 6. Klasse weiter ausprobieren. Es kann nicht so sein, dass sie ganz normal in die Orientierungsstufe einsortiert werden. Deshalb will ich mich noch einmal intensiv um die Wünsche der Eltern kümmern, die dort offensichtlich noch nicht ganz berücksichtigt worden sind.
Wie gesagt, das Überspringen ist eine weitere Möglichkeit. Sie haben es ebenfalls im Zusammenhang mit den 12. und 13. Klassen erwähnt. Frau Mundlos, natürlich sind nicht alle Jugendlichen in Niedersachsen hoch begabt, weil sie nach zwölf Jahren den Schulabschluss machen. Sie wissen wahrscheinlich auch, dass wir das in der KMK entweder so organisiert haben, dass die Jugendlichen nach der 12. Klasse 265 Wochenstunden haben müssen - dann ist das Abitur anerkannt - oder nach 13 Schuljahren.
11.II fallen die gesamten Stunden weg. Das ist KMK-seitig auch anerkannt. Für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler fallen diese Stunden dann weg. Das heißt, die haben nicht die 265 Stunden, sondern kommen nur fiktiv in die 12. Klasse. So, wie wir es jetzt organisiert haben, ist es auch nur für eine kleine Gruppe leistungsstarker Schülerinnen und Schüler möglich.
Wenn man zwölf Jahre im Grundsatz organisieren will, dann muss man allerdings dafür sorgen - das haben Sie übrigens in Ihrem Gesamtkonzept auch aufgegriffen -, dass die Stunden aus Klasse 13 umgeschichtet werden, wohin auch immer, in Sek. I oder in die Stundentafel der Sek. II.
Im Zusammenhang mit § 64 Abs. 1 haben wir diskutiert, dass man auch die Einschulungsmöglichkeiten für Kinder in die Grundschule vorverlegen sollte. Das ist durch die Landesregierung flexibilisiert worden. Wie gesagt, das Überspringen, dass jetzt zwölf Jahre im Schulversuch möglich sind, ist auch für Leistungsstarke möglich.
Darüber hinaus haben wir eine Reihe von Angeboten für Leistungsstarke, z. B. durch den bilingualen Unterricht. Wir haben das hier auch schon diskutiert. Wir haben eine breite Palette von Schülerwettbewerben, welche die Schulen nutzen sollen, gerade um leistungsstarke Schülerinnen und Schüler anzuregen, zu fördern. Das bedarf natürlich auch immer der entsprechenden Initiative der Lehrerinnen und Lehrer. Ich habe die Schulen aufgefordert, stärker die Wettbewerbe zu nutzen. Da werden kräftig Gelder hineingegeben, damit Lehrkräfte das auch organisieren können. Immerhin stecken in diesem Bereich 60 Anrechnungsstunden.
Wir haben Publikationen zur Hochbegabung herausgebracht, um Eltern zu informieren und um ihnen Hinweise zu geben, auch ihren Sorgen entgegenzukommen, wenn man Beratung wünscht und braucht. Das ist alles geschehen.
Ich hoffe, dass der Landtag unsere Maßnahmen so bewertet, wie ich es heute Morgen anlässlich einer anderen Anfrage gesagt habe, dass Sie mit uns zufrieden sind. Wenn nicht, müssen wir uns weiter im Kultusausschuss darüber auseinander setzen. Herzlichen Dank.
Vielen Dank. - Das Wort hat Frau Kollegin Litfin. - Ich sehe sie gar nicht. - Sie ist entfleucht. Dann hat sich die Wortmeldung erledigt.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zu dem Thema ist schon so ziemlich alles gesagt worden, aber Sie kennen den Spruch: noch nicht von allen. Lassen Sie mich dazu noch einige Anmerkungen machen.
Frau Mundlos und auch die Ministerin haben gesagt, dass dieses Thema bei uns einen hohen Konsens gehabt hat, und das schon vor sechs Jahren. Das ist, so meine ich, auch heute noch der Fall.
Wenn man als Opposition nach sechs Jahren wieder eine Bilanz einfordert, dann ist das auch in Ordnung. Die Bilanz, die jetzt vorgelegt worden ist, hat diesen Namen auch verdient und ist positiv. Die seit Jahren von uns allen bemerkte gestiegene Aufmerksamkeit für das Problem oder für das Thema Hochbegabung - ich will es gar nicht als Problem bezeichnen - hat sich im Handeln, in den Aktivitäten der Landesregierung niedergeschlagen, und ich kann das nur begrüßen.
Die einzelnen Punkte dieser Bilanz, die sich sehen lassen kann, sind genannt worden. Vom Kultusministerium ist eine breite Information über Hochbegabung ausgegangen. Diese Information ist auch genutzt worden: von Eltern, von den Schulen und auch von den Kindertagesstätten. Wenn Sie, Frau Mundlos, sagen, dass hier sehr wenig passiert, dann kann ich nur sagen: Das kann man mit Zahlen nachvollziehen. Da sind im Übrigen - so würde ich sagen - sozusagen die Träger der Kitas gefordert. Gehen wir doch in unsere Kommunen und fragen nach, wie Erzieherinnen und Erzieher angesprochen werden und wie das Thema der Hochbegabtenförderung oder der Förderung von besonderen Begabungen in den Kindertagesstätten angepackt wird. Das ist schon ein bisschen außerhalb der Einwirkungsmöglichkeiten der Schule. Da können wir alle uns ein bisschen engagieren.
Wir haben gehört, dass es eine ganz breite Palette von Angeboten für individuelle Förderung von besonderen Begabungen in den Schulen gibt. Sie
hat sich verbreitert, und das ist auch gut so. Die einzelnen Maßnahmen brauche ich hier nicht noch einmal aufzuführen; es gibt die Möglichkeit, Klassen zu überspringen; es gibt die Möglichkeit, die Kinder, die besondere Begabungen zeigen, früher und flexibel einzuschulen.
Über die individuellen Förderungen hinaus sind auch Fördermöglichkeiten in Gruppen ausprobiert worden; Frau Ministerin hat darüber gerade berichtet; zu nennen ist die Grundschule Beuthener Straße in Hannover. Das ist aber nur die Antwort auf einen Teil dieser Thematik. Wir werden es nicht hinbekommen, Kinder mit besonderen Begabungen zusammenzufassen und in Gruppen ihren Anforderungen gerecht zu werden oder ihnen ihrer Begabung entsprechende Anforderungen zu stellen. Es ist und bleibt auch weiterhin die Aufgabe der Lehrkräfte in den Schulen, das zu schultern und vor allem dann auch die Kinder entsprechend zu führen.
Die Ausbildung der Lehrkräfte oder die Sensibilisierung der Lehrkräfte in der Ausbildung kann man, meine ich, durchaus noch einmal zum Thema machen, aber man kann nicht sagen, dass hier nur leeres Feld vorhanden ist. Daran wird gearbeitet. Wir sollten uns darüber einig sein, dass sich in dem Bereich, wie gesagt, etwas getan hat.
Wichtig finde ich, dass - das ist noch nicht gesagt worden - die Eltern, die sich einzeln oder in Gruppen für Hochbegabung engagieren, gefördert werden. Von den Initiativen des Kultusministeriums weiß ich, dass das Netzwerk der Elterninitiativen durchaus gefördert und gestützt wird.
Es gibt Handlungsbedarf oder, sagen wir, Problematiken, was ich durchaus ansprechen möchte. Immer wieder ist genannt worden - Frau Mundlos hat damit angefangen - das Problem des Hochbegabten, der nicht in dieses Bildungssystem hineinpasst, der die Hochbegabung nicht für besondere Leistungen in den in der Schule angebotenen Fächern nutzen kann. Da gibt es das neudeutsche Wort des underachiever. Das ist ein Problem, das wir ansprechen müssen. Es geht da um einen Schüler, der auch mit besonderer Förderung besondere Leistungen nicht erbringen kann, sondern der quer liegt zum System, der Probleme mit sich hat sowie den Mitschülerinnen und Mitschülern, den Lehrerinnen und Lehrern Probleme macht. Diese Gruppe der besonders schwierigen Kinder bedarf einer besonderen Begleitung. Das Problem ist erkannt. Wir könnten uns sicherlich noch weiter
Insgesamt kann ich nur sagen: Es ist eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Es hat sich etwas bewegt. Ich kann nicht ganz verstehen, warum die Opposition zu der Folgerung kommt, dass es sich nicht um ein schlüssiges Konzept handelt. Wenn das kein schlüssiges Konzept ist, dann, so finde ich, wäre es richtig gewesen, wenn Sie von der CDU dargelegt hätten, wie denn ein solches Konzept aussehen soll. Das habe ich nicht gehört. Ich habe einzelne Kritikpunkte gehört - darüber können wir gern noch einmal reden -, aber was Sie unter einem schlüssigen Konzept verstehen, habe ich nicht gehört.
(Frau Mundlos [CDU]: Sie brauchen nur das, was wir vor vier Jahren be- schlossen haben, umzusetzen! Gucken Sie einmal in die Unterlagen von vor vier Jahren!)
Ich glaube auch nicht, dass Sie ein solches Konzept zustande bekommen. Insofern waren das, finde ich, nur hohle Worte. Lassen Sie uns bei dem großen Konsens in der Hochbegabtenförderung bleiben und an den Schwachstellen, die durch diese Anfrage deutlich geworden sind, weiterarbeiten. Insgesamt ist die Hochbegabtenförderung in guten Händen und auf einem guten Weg. - Ich danke Ihnen.
Frau Kollegin Litfin, wir freuen uns, dass Sie wieder unter uns sind. Deshalb haben Sie jetzt auch das Wort. Bitte schön!
Da hier Aufklärungsbedarf besteht, Kollege Koch, sage ich Ihnen, dass ich dem NDR schnell ein Interview geben musste.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube nicht, dass das stimmt, was die Kollegin Amei Wiegel zum Schluss gesagt hat, nämlich dass es in diesem Hause einen Konsens bei der Hochbegabtenförderung gibt. Wenn ich die Fragen und die Einlassungen der CDU richtig verstanden habe, dann möchte sie ein eigenes Schulsystem für diese Hochbegabten haben, eigene Schulen, in denen Hochbegabte gemeinsam und getrennt von anderen Kindern und Jugendlichen unterrichtet werden. - Heidemarie Mundlos schüttelt den Kopf. Wenn das nicht so sein sollte, würde mich das freuen, weil das der komplett falsche Weg ist.
Ich muss an dieser Stelle Folgendes feststellen: Unser Schulwesen ist so strukturiert und auch die Arbeit in den Schulen läuft meist so ab, dass man dort einem Mittelfeld in den jeweiligen Klassen gerecht wird. Kinder, die sehr langsam lernen, werden genauso behindert wie Kinder, die sehr schnell lernen. Da haben die Kinder ein gemeinsames Problem. Deshalb gilt nach Auffassung meiner Fraktion für die so genannten hoch begabten Kinder das, was auch für die so genannten behinderten Kinder gilt: Sie brauchen spezielle Förder- und Fordermaßnahmen, die es so flächendeckend in den Schulen nicht gibt. Wir brauchen aber auch die Fähigkeit von Lehrern und Lehrerinnen, diese Kinder überhaupt zu erkennen, und auch diese Fähigkeit ist nicht flächendeckend vorhanden.
Es passiert auch heute noch - gerade letzte Woche habe ich davon gehört -, dass Kinder in der 1. Klasse sitzen, die bereits fließend lesen können, die sich schon an der Bibliothek ihrer Eltern gütlich getan haben und alles durchgelesen haben. Solche Kinder sitzen dann in der 1. Klasse und gucken aus dem Fenster. Ihnen ist es furchtbar peinlich, dass die anderen Kinder lautieren und buchstabieren. Ihnen ist natürlich auch furchtbar langweilig. Einem Elternteil eines solchen Kindes ist kürzlich gesagt worden, man solle doch überle
gen, dieses Kind ein Jahr vom Schulbesuch zurückzustellen; dieses Kind sei überhaupt noch nicht schulreif; es sei noch so verträumt und sei nie beim Unterricht dabei. Dieses Beispiel belegt, dass Lehrer und Lehrerinnen nicht allgemein die Fähigkeit haben zu erkennen, mit welchen Kindern sie es denn zu tun haben. Wenn diese Kinder aber erkannt sind, dann muss man dafür sorgen, dass ihnen die Zeit gelassen wird, die sie für ihre Entwicklung brauchen, und darf sie nicht dazu zwingen, länger in den einzelnen Schulstufen zu verbleiben, als das nötig ist. An dieser Stelle finde ich auch wieder eine sechsjährige Grundschule gut, die in zwei Dreijahresblöcken organisiert ist. Der erste Dreijahresblock soll hauptsächlich dazu da sein, dass die Kinder die Grundfähigkeiten in Rechnen, Schreiben und Lesen erlernen. Natürlich sollen die Kinder, die nach zwei Jahren oder von mir aus auch nach einem Jahr mit diesen Grundkursen fertig sind, sofort in die nächste Schulstufe weitergehen können. Das betrachte ich als adäquate Förderung. Andere Kinder, die langsamer lernen, sollen dann eben länger in dieser Stufe verbleiben können.
Ich habe mich auch ein bisschen darüber geärgert, dass in den Antworten immer wieder betont wurde, die einzelne Schule sei verantwortlich, gleichzeitig aber auch immer wieder gesagt wurde, so recht wisse man nicht, was die einzelne Schule mache und wie sie denn mit den Problemen, die nun einmal da seien, umgehe.