Die Geschichte mit dem Goldenen Buch kennen Sie alle, aber man weiß dann, welch Geistes Kind dies war. Es bedurfte nach der Weltausstellung einer intensive Aktion der „Neuen Presse“ und massiver Leserbriefe, ehe endlich auch die Stadt begriff, dass ein Platz der Weltausstellung in Han
Wann, Herr Hagenah, begreifen Sie einschließlich Ihrer politischen Spitze und der SPD in Hannover, dass die Menschen hier die EXPO gerne haben, sie lieb gewonnen haben? Wann begreifen Sie das?
Da jammert man über den Abriss des Zeri-Bambus-Pavillons – zu Recht. Aber nicht einmal die kleine Bambus-Bushaltestelle, die in diesem Zusammenhang die Erinnerung wach halten könnte, will man in der Stadt haben - für den Stadtpark oder den Maschsee, wofür auch immer. Nicht einmal unentgeltlich wollte die Stadt dieses Juwel haben. Nun wird es abgerissen, meine Damen und Herren.
Und die Landesregierung? Sie hat die Weltausstellung sehr gut für die eigene Publicity genutzt. Das war wohl auch ihr gutes Recht. Aber haben Sie nach der EXPO die ehemaligen Welt- und Produktpartner und deren entstandenes weit verzweigtes persönliches Netzwerk zwischenzeitlich zumindest einmal abgefragt? Ist dieses Netzwerk durch Sie in irgendeiner Form aktiviert?
Immerhin haben sich hier zig Menschen aus unterschiedlichen Unternehmen, Branchen und Nationen zusammengefunden, die sich durch die Weltausstellung persönlich kennen gelernt haben und sicherlich gern noch etwas für diese EXPO tun würden. Sie würden gern die schöne Atmosphäre, die während der Weltausstellung entstanden ist, aufrecht erhalten. Die Politik muss der Katalysator für solche Aktivitäten und Entwicklungen sein. – Das wäre ein wirkliches Nutzen von Chancen.
Was tun Sie von der Landesregierung für Nationen, die sich für eine Wirtschafts- und Handelsvertretung in einem Pavillon auf dem Weltausstellungsgelände interessieren? Haben Sie hier nachgehakt? Haben Sie sich eingeschaltet, als einige asiatische Länder den Wunsch äußerten, in dem ehemaligen polnischen Pavillon ein asiatisches Handelszentrum zu errichten? Was haben Sie getan, Herr Minister Aller?
Es sind doch die Menschen und deren Kontakte zueinander, die dafür sorgen können, dass die geschaffenen Potentiale genutzt werden - oder eben nicht. Hier muss weit mehr getan werden als bisher.
Das führt mich zu meinem letzten Punkt, den Fehlern in der Vergangenheit. Die dürfen nicht verschwiegen werden. Meine Damen und Herren, machen wir uns doch nichts vor. Die Besucher der Weltausstellung sind in erster Linie deswegen in geringerer Zahl gekommen, weil die politisch geführte Diskussion über viele Jahre hinweg an Nebenkriegsschauplätzen und mit Horrorszenarien geführt worden ist, mit denen nur Ängste und Befürchtungen geweckt wurden.
Sogar heute noch - sogar heute noch! - gibt es Leute, die stolz darauf sind, dass fast zehn Jahre lang davon gesprochen wurde, man bekomme nur einen Parkplatz, wenn man drei Tickets kaufe, und zwar im Vorverkauf per Vorbuchung. Das Verkehrschaos - so berichtet man heute stolz - habe man auf diesem Wege abwenden können. - Nein, man hat nicht nur das Verkehrschaos abgewendet, sondern man hat auch die Besucher verschreckt.
In Wirklichkeit hat so eine Politik die Menschen doch davon abgehalten, zur Weltausstellung zu fahren. Die anderen Themen der Diskussion, die in den Jahren vor der EXPO geführt wurde, waren aber mindestens genauso schädlich: angeblich ökologische Belastungen durch die EXPO, die Wohnungsnot, Lärmbelästigung, Hotelknappheit, Prostitution, Kriminalität, Verlust an Lebensqualität. Zehn Jahre lang hat man es zugelassen und selber forciert, dass diese Themen die Szene beherrschen.
EXPO und Spaß, Vergnügen? Meine Damen und Herren, das waren doch unterschiedliche Welten. Das Thema „Mensch - Natur - Technik“ erschien doch als eine ernste, politische, intellektuelle Veranstaltung, die man mit Fröhlichkeit, mit Leichtigkeit auch nicht im Entferntesten in Verbindung bringen durfte.
Wie, so frage ich Sie in Herrgotts Namen, soll da jemand eine positive Erwartung aufgebaut haben? Wer sollte sich da auf eine Veranstaltung freuen? Warum sollte ich mit meiner Familie oder mit Freunden in ein Verkehrschaos fahren hin zu einer Veranstaltung, die nur Risiken und Gefahren birgt? Das wurde doch den Menschen hier gesagt.
Das EXPO-Management hat zweifellos auch Fehler gemacht. Da muss man leider zuerst die Presseabteilung und die Werbe- und die Tourismusabteilung nennen: zu wenig Mittel für den Werbeetat, zu wenig, auch zu schlechte Werbung, auch im
Ausland. Die Zahlen, die Sie in der Antwort auf die Anfrage finden, sind, gemessen am Produkt, das es zu verkaufen galt, einfach lächerlich. Wie die Presseabteilung mit den Medien umgegangen ist, wissen die Journalisten am besten selbst.
Aber am wenigsten können und dürfen alle EXPOMitarbeiter verantwortlich gemacht werden, die in einem bewundernswerten und - das muss ich ganz deutlich sagen - mehrjährigen Kraftakt mit höchstem Engagement dieses Projekt auf die Beine gestellt und während der 153 Tage begleitet haben. Unser Dank für dieses Engagement gilt der Generalkommissarin genauso wie den Parkplatzwärtern und dem Servicepersonal, die mit einer ausgesprochenen Freundlichkeit auf die Menschen der Welt zugegangen sind.
Lassen Sie mich am Ende noch eines sagen. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich einer Fraktion angehöre, die die EXPO von Anfang an gewollt und positiv begleitet hat. - Vielen Dank.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich gestehe offen, meine Damen und Herren, dass mich das, was hier abläuft, ein bisschen an eine Groteskveranstaltung erinnert.
- Frau Kollegin, wissen Sie, wenn Sie es schon hören wollen: Die Art und Weise, wie Sie das da abgelesen haben, hat mich in der Tat sehr an diese Geschichte erinnert.
(Frau Pawelski [CDU]: Herr Plaue, Sie konnten doch heute Morgen noch nicht einmal richtig ablesen! Dazu sind Sie nicht einmal in der Lage!)
Ich will Ihnen nur eines sagen, Frau Kollegin. Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass man sich mit einer Veranstaltung auseinander setzt, die, nach meiner Einschätzung jedenfalls, das Land Niedersachsen im letzten Jahr deutlich geprägt hat,
Aber wie Sie als Landtagsabgeordnete sich hier hinstellen und eine kommunalpolitische Debatte führen können, die von Sachkenntnis nicht getrübt ist, das habe ich nicht nachvollziehen können, meine Damen und Herren.
Frau Kollegin, das ist nun wirklich Provinz allererster Güte, was hier abgelaufen ist. Wenn Sie als Landtagsabgeordnete noch nicht einmal zur Kenntnis nehmen, dass dort auf dem ehemaligen EXPO-Gelände in der Tat mit einer ganz massiven Unterstützung, mit einem ganz massiven Engagement der Landesregierung das Thema Medien gepuscht wird, dass dort das Thema Betriebsansiedlung gepuscht wird,
dass dort Veranstaltungsinitiativen laufen, und sagen, die Landeshauptstadt habe hier geschlafen, dann muss ich sagen: Halten Sie hier nicht solche Reden, wie Sie das getan haben!
- Ist doch in Ordnung! - Das macht das Thema so einfach hier in diesem Landtag: Sie sind letztendlich berechenbar. Sie sind berechenbar, meine Damen und Herren von der CDU.
Auf der einen Seite waren Sie ja dafür, dass die EXPO stattfindet. Aber Sie müssen natürlich noch versuchen, irgendwo noch irgendeinen Dreh zu finden, wie man der Landesregierung ein Etikett ankleben kann.
Bei den Grünen dagegen ist man sich immer sicher. Sobald das Thema EXPO aufkommt, funktioniert das wie bei den Pawlow'schen Reflexen: Da wird Nein gesagt, da wird gesagt „Schande“, „Chaos“, „Hat nichts gebracht“. Da wird das Projekt selbst im Nachhinein noch schlecht geredet.
Dass Sie diese Kampagne nun auch noch nach der EXPO fortsetzen, Herr Kollege Hagenah - nehmen Sie es mir nicht übel, auch als hannoverscher Abgeordneter -, das kann ich nun langsam nicht mehr nachvollziehen. Sie selbst waren in den Gremien - Herr Minister Aller hat darauf hingewiesen -, welche die EXPO nicht nur abgewickelt, sondern gestaltet haben. Ich gehe jedenfalls davon aus. Ich habe mich immer sehr gewundert, dass sich eine Partei wie Bündnis 90/Die Grünen, die sich das Thema Zukunft doch so intensiv auf die Fahnen geschrieben hat, die das Thema „junge Generation“ angeblich für sich gepachtet hat,
hier hinstellt und eine solche Veranstaltung so kaputtzureden versucht, wie Sie das gemacht haben. Das habe ich nie nachvollziehen können, meine Damen und Herren. Ehrlich nicht!
Ich hätte mir gewünscht, Sie hätten gesagt: Wir sind gegen Großveranstaltungen, wir haben Probleme damit, dass die Risiken einer solchen Großveranstaltung vielleicht nicht beherrschbar sind. Aber wenn die Entscheidung gefallen ist, dann versuchen wir doch wenigstens, durch inhaltliche und sachlich fundierte Beiträge diese Veranstaltung zu gestalten.
Nichts davon ist passiert. Das, meine Damen und Herren, macht auch eines deutlich. Die Menschen der jungen Generation, die zu hunderttausenden draußen auf dem EXPO-Gelände gewesen sind,
haben nicht kapiert, was Sie da machen; und die haben Sie längst verloren, meine sehr verehrten Damen und Herren. Längst verloren!