Protokoll der Sitzung vom 15.03.2001

(Möllring [CDU]: Dann ist Pörtner der Igel, und Sie sind der Hase!)

Der Leistungssport sollte aber für solche Profilierungssüchte nicht herhalten.

(Unruhe)

Insofern hoffe ich auf eine gute weitere gemeinsame sachliche Diskussion.

(Beifall bei der SPD)

Für die Grünen spricht die Kollegin Janssen-Kucz.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich dachte eigentlich, dass die Phase der aufgeregten

und übereilten Schuldzuweisungen nach Olympia jetzt vorbei wäre. Den Eindruck habe ich jetzt, nachdem ich Herrn Pörtner gehört habe, nicht mehr so ganz. Er hat eigentlich nur mehr Geld gefordert, ohne Konzepte zu hinterfragen.

(Pörtner [CDU]: Was? Dann haben Sie meine Rede nicht verstanden!)

- Am Anfang haben Sie immer wieder Defizite aufgezeigt und gesagt, wie viel Geld noch notwendig ist.

(Zuruf von Pörtner [CDU])

Das ist ein Punkt, zu dem wir ganz klar Nein sagen.

Der sachgerechte Bericht des Nationalen Olympischen Komitees und des Deutschen Sportbundes vor dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages hat doch gezeigt, dass die Probleme des Leistungssports in Deutschland auf zwei Gebieten liegen. Die Nachwuchsförderung muss verbessert werden – da sind wir uns einig -, und bestehende Sportförderkonzepte müssten zügig umgesetzt werden; es darf nicht solch ein Trauerspiel geben, wie es Frau Lau gerade geschildert hat, dass das von Jahr zu Jahr verschoben wird. Da müssen wir Druck machen, auch gemeinsam Druck machen.

Das bedeutet ganz konkret, dass die vorhandenen öffentlichen Gelder zur Förderung des Spitzensports effektiver eingesetzt werden müssen. Ich sage noch einmal: die vorhandenen öffentlichen Gelder und nichts mehr.

Die Defizitanalyse, die die CDU-Fraktion fordert, halten auch wir für überflüssig. Wir haben den Fach- und Sachverstand, und den sollten wir auch nutzen. Der Deutsche Sportbund evaluiert zurzeit die vorhandenen Regionalkonzepte, insbesondere im Hinblick auf einheitliche inhaltliche Anforderungen. Auch dem Deutschen Sportbund ist bewusst, dass ein stärkerer Schwerpunkt bei der Förderung des Nachwuchs-, Leistungs- und Spitzensports im Rahmen der vorhandenen Haushaltsmittel gesetzt werden muss. Auch von der Seite haben wir also noch einmal die Bestätigung: Ziel muss sein, mit den vorhandenen Mitteln eine höhere Effizienz zu erreichen.

Zu beachten ist außerdem, dass die föderale Struktur der Bundesrepublik Deutschland zu unterschiedlichen Lösungsansätzen und –modellen in den einzelnen Ländern führt. Deshalb hinken auch

die Vergleiche, die vonseiten der CDU-Fraktion eingangs angestellt wurden. Sie haben einfach das unterschiedliche Fördervolumen in den anderen Bundesländern ohne weitere Interpretation genannt.

(Pörtner [CDU]: Es geht doch nicht an, dass kleinere Länder da wesentlich stärker aktiv sind als wir! – Gegenruf von Viereck [SPD]: Wer hat hier das Wort?)

- Man muss diese Zahlen hinterfragen. Es geht nicht an, sie einfach so von sich zu geben, weil die Strukturen sehr unterschiedlich sind.

(Zustimmung bei der SPD)

In Niedersachsen will der Landessportbund nach einem Stufenplan Regionalzentren errichten. Der Landessportbund erhofft sich vom Aufbau dieses flächendeckenden Talentfindungs- und –förderungssystems ein landesweit vergleichbares Betreuungs- und Trainingsangebot. Das ist im Herbst, im November, auf den Weg gebracht worden. Die Umsetzung hat begonnen. Erste Ergebnisse aus den Gesprächen mit allen Beteiligten werden wir für das Schuljahr 2001/02 hören. Daran bin ich interessiert. Darauf sind wir sehr gespannt. Auch das sollte mit in die Ausschussberatungen einfließen. Gut Ding will Weile haben.

(Pörtner [CDU]: Wir können aber nicht mehr zu lange warten.)

- Die drei Monate können wir dann auch noch warten.

(Pörtner [CDU]: Um drei Monate geht es ja nicht!)

Wenn die CDU-Fraktion formuliert, dass die Landesregierung aufgefordert wird, zusammen mit dem Landessportbund eine tragfähige Strategie für den Aufbau und die Sicherung des Leistungssports in Niedersachsen zu erarbeiten, dann unterstellen Sie dem Landessportbund eigentlich indirekt, dass er keine tragfähige Strategie hat.

(Frau Lau [SPD]: Das sehe ich auch so!)

Ich habe Ihren Antrag so interpretiert. Ich weiß aber, was beim Landessportbund läuft; Frau Lau hat auch darauf hingewiesen. Da sollten wir abwarten, was das Präsidium nach dem 20. März gemeinsam beschließt und auf den Weg bringt.

(Pörtner [CDU]: Ich habe von „Schlüsselfunktion“ und von „Schalt- stelle“ geredet!)

- Wir können das im Ausschuss weiter erörtern. Da können wir vielleicht mehr ins Detail gehen.

(Plaue [SPD]: Sie sollten ein bisschen in sich gehen, Herr Kollege Pörtner!)

Interessanter wäre es, einmal ein Landesprogramm „Talentsuche und Talentförderung“ in Zusammenarbeit von Schulen und Vereinen auf den Weg zu bringen. Ein solches Landesprogramm gibt es in Nordrhein-Westfalen. Es hat unterschiedliche Aktionsfelder. Vielleicht sollten wir als Ausschuss uns auch einmal mit dem beschäftigen, was in anderen Bundesländern gerade in diesem Bereich passiert.

Noch ein Punkt zur Nachwuchsförderung. Eine bessere Nachwuchsförderung ist nur zu erreichen, wenn der Schulsport wirksamer mit dem Vereinssport vernetzt wird und wenn die Talentsichtung und –ausbildung in allen Sportbereichen stärker gefördert werden. Ein wichtiger Beitrag für Niedersachsen ist der Aufbau von sportbetonten Schulen. Im Juniorenbereich müssen Förderstrukturen geschaffen werden, die die Verbindung von Bildung und Sport stärker berücksichtigen.

Mit dieser Intention können wir an dem Antrag gemeinsam arbeiten. Es wird nicht alles so bleiben, wie es von Ihnen von der CDU vorgelegt worden ist. Gut Ding will Weile haben. Wir sollten auch nicht versuchen, hier den Landessportbund zu überrollen. - Danke schön.

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung bei der SPD – Zurufe von der CDU)

Auch der Herr Sportminister Bartling möchte zu dem Antrag Stellung nehmen.

(Zuruf von der CDU: Er ist Baumi- nister!)

- Auch! Ich könnte noch ein paar andere Titel nennen! - Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Leistungs- und Spit

zensport ist das Thema, das in den Medien und der Öffentlichkeit weithin große Beachtung findet.

(Pörtner [CDU]: Sehr richtig!)

Leistungssport und die Ergebnisse unserer Spitzenathleten finden aus unterschiedlichen, aber einleuchtenden Gründen eine große Aufmerksamkeit – so natürlich auch die politische Diskussion, die durch den Leistungs- und Spitzensport ausgelöst wird. Wir sollten allerdings der Versuchung widerstehen, dieses Thema um seiner Öffentlichkeitswirksamkeit willen aufzugreifen in der vielleicht trügerischen Hoffnung, damit sportpolitisch Profil zu gewinnen.

(Zustimmung bei der SPD)

Deshalb bin ich etwas vorsichtig bei der regelmäßig wiederkehrenden Behandlung eines solchen Themas. Aber ich will die harmonische Diskussion nicht durch zu kritische Anmerkungen stören.

(Unruhe)

Meine Damen und Herren, das Thema „Leistungsund Spitzensport“ eignet sich nicht für politische Auseinandersetzungen, jedenfalls nicht für parteipolitische Auseinandersetzungen,

(Zustimmung bei der SPD)

sondern sollte – wie es eben schon betont worden ist und wie das auch in der Vergangenheit der Fall war – mit dem Bemühen um einen breiten Konsens weiter verfolgt und durch parlamentarische Unterstützung begleitet werden

(Pörtner [CDU]: Das ist unser Wunsch! Das habe ich auch zum Ausdruck gebracht!)

- schön; ich will auch gern noch ein paar Begründungen dafür nennen, Herr Pörtner -, dies auch schon deswegen, weil die Gestaltung des Sports, seine Leistungsformen und Schwerpunktsetzungen vom Sport selbst verantwortet und bestimmt werden,

(Zustimmung von Frau Lau [SPD])

und zwar vom Landessportbund Niedersachsen, seinen Mitgliedsverbänden, deren Autonomie wir respektieren und deren eigenverantwortliches Handeln wir übrigens im Gesetz über das Lotterieund Wettwesen auch rechtlich verankert haben.

(Frau Lau [SPD]: So ist es! – Pörtner [CDU]: Aber ein bisschen Geld brau- chen die auch!)