Protokoll der Sitzung vom 25.06.2004

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich spreche noch einmal zu den Petitionen betreffend die Kosovo-Gruppe. Das sind die Petitionen, die gerade eine Rolle gespielt haben und von den Grünen strittig gestellt werden. Meine Damen und Herren, es ist im Petitionsausschuss unsere Übung, jeden einzelnen Fall sehr ernsthaft zu diskutieren, abzuwägen und danach zu entscheiden. Ich halte es für richtig, dass man nur dann etwas strittig stellt, wenn man das vorher auch im Ausschuss getan hat. Sonst ist das nicht seriös.

(Beifall bei der CDU)

Das Petitionsrecht ist für uns eines der bedeutendsten Rechte, mit denen Bürger ausgestattet werden. Es muss so ernst genommen werden, dass man dann auch dazu steht, wie man abgestimmt hat. Damit wir unser Petitionsrecht nicht nur aufrechterhalten, sondern auch so ernst nehmen, dass es als Recht glaubwürdig bleibt und als Recht auch durchsetzbar wird, bitte ich darum, dass wir uns hier im Plenum so verhalten, wie wir uns im Ausschuss verhalten haben. Wenn wir vorher im Ausschuss nicht anders diskutiert und beschlossen haben, sollten wir uns auch hier im Plenum nicht anders verhalten.

Meine Damen und Herren, deshalb appelliere ich jetzt auch an die Grünen: Wir sollten bei dieser Linie bleiben. Damit sind wir sehr gut gefahren. Diese Linie ist auch nach außen wirksam und verständlich. Für meine Fraktion darf ich sagen, dass wir uns an das halten, was im Ausschuss be

schlossen worden ist. Anders könnte es sein, wenn völlig neue Sachverhalte dazugekommen wären. Sie sind in diesen Fällen, über die wir derzeit diskutieren, aber nicht dazugekommen. Deshalb bleiben wir bei unserer Auffassung.

(Beifall bei der SPD, bei der FDP und bei den GRÜNEN)

Weitere Wortmeldungen sehe ich nicht. Dann kommen wir jetzt zur Abstimmung. Ich rufe die Eingaben einzeln bzw. bei gleichem Sachverhalt im Block auf und lasse zunächst über den Änderungsantrag und, falls er abgelehnt wird, sodann über die Ausschussempfehlung abstimmen.

Für die nachfolgend aufgeführte Eingabe - das ist eben deutlich geworden - liegen gleich lautende Änderungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und der Fraktion der SPD auf Berücksichtigung der Eingabe vor.

Ich rufe nun die Eingabe 986 betreffend die Verbraucherberatung Osnabrück auf. Wer dem Änderungsantrag der Fraktion der SPD und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zustimmen möchte, den bitte ich um ein Handzeichen. - Ich bitte um die Gegenprobe. - Stimmenthaltungen? Der Änderungsantrag ist abgelehnt.

Wir kommen nun zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses: Unterrichtung über die Sach- und Rechtslage. Wer dieser Empfehlung folgen möchte, den bitte ich um ein Handzeichen. - Ich bitte um die Gegenprobe. Stimmenthaltungen? - Das Erste war die Mehrheit. Der Beschlussempfehlung des Ausschusses ist gefolgt worden.

Wir kommen nun zu den Eingaben betreffend ausländerrechtliche Entscheidungen. Das sind die Eingaben 4510, 4574, 4870 und 4966. Auch zu diesen Eingaben liegt ein Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor, diese Eingaben der Landesregierung zur Berücksichtigung zu überweisen. Wer diesem Antrag zustimmen möchte, den bitte ich um ein Handzeichen. - Ich bitte um die Gegenprobe. - Stimmenthaltungen? Der Änderungsantrag ist abgelehnt.

Wir kommen jetzt zur Beschlussempfehlung des Ausschusses, die Petenten über die Sach- und Rechtslage zu unterrichten. Wer dieser Empfehlung folgen möchte, den bitte ich um ein Handzei

chen. - Ich bitte um die Gegenprobe. - Stimmenthaltungen? - Das ist mit großer Mehrheit so beschlossen.

Wir kommen nun zur Eingabe 1092 betreffend Anrechnungsstunden an Kooperativen Gesamtschulen. Dazu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor, die Eingabe der Landesregierung als Material zu überweisen. Wer diesem Änderungsantrag folgen will, den bitte ich um ein Handzeichen. - Ich bitte um die Gegenprobe. Stimmenthaltungen? - Dieser Antrag ist abgelehnt.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschusses, über die Sach- und Rechtslage zu unterrichten. Wer dieser Empfehlung folgen möchte, den bitte ich um ein Handzeichen. - Ich bitte um die Gegenprobe. - Stimmenthaltungen? - Das ist so beschlossen.

Meine Damen und Herren, damit haben wir diesen Tagesordnungspunkt bewältigt.

Ich rufe nun auf

Tagesordnungspunkt 47: Erste Beratung: Die Regionalsprachen Niederdeutsch und Saterfriesisch in der Schule - Antrag der Fraktionen der CDU und der FDP Drs. 15/1096

Zur Einbringung hat der Kollege Dammann-Tamke das Wort. Er ist schon an das Rednerpult getreten. Da kann man einmal sehen, wie selbstbewusst die neuen Abgeordneten sind.

(Heiterkeit)

Ich erteile ihm jetzt trotzdem noch das Wort.

(Beifall bei der CDU)

Herr Präsident! Leeve Froonslüüd! Leeve Mannslüüd! Ick frei mi, datt wegen de seit 1. Januar 1999 gültigen Europäischen Charta vun de Regionalund Minderheitensprooken sik ok hier in den Neddersässischen Landdag in Hannober keen een entschulligen mutt, wenn se oder he hier in Plattdütsch schnackt.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Ober Plattdütsche sünd jo tolerant und dorüm und weil mi doran liggt, dat all wat mitkriegt, segg ick nu doch een poor Würt op „Hoch“.

Für diejenigen, die meiner plattdeutschen Rede leider nicht folgen können, möchte ich kurz einen Überblick geben, welche Punkte im Folgenden angesprochen werden bzw. mit welcher Zielsetzung die Fraktionen der CDU und der FDP diesen gemeinsamen Entschließungsantrag hier eingebracht haben.

Es geht um die künftige Sicherung der Vielfalt unserer Regionalsprachen Niederdeutsch und Saterfriesisch mit all ihren Facetten in Bezug auf Lebensgefühl und landesgeschichtliche Verwurzelung. Das ist der erste Punkt.

Zweitens geht es um wissenschaftliche Aspekte im Hinblick auf Zwei- oder Mehrsprachigkeit von Kindern.

Drittens gehe ich auf Möglichkeiten ein, unterstützende Maßnahmen an niedersächsischen Schulen und Kindertagesstätten im Hinblick auf unsere Regionalsprachen zu ergreifen.

Viertens werde ich schließlich einige ganz persönliche Anmerkungen machen.

Ton ersten Punkt: de Sicherung vun Plattdüütsch und Saterfrisisch. Regionalsproken künnt nich överleven, weil dat Minschen gifft, de jüm möggt un ok verstaan künnt. Dat is good - dor ward over keen een wiet mit kommen. Plattdüütsch oder ok Saterfriesisch mütt liehrt warrn, se mütt schnackt waarn un se mütt vor allen Dingen ok leevt warrn.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Un dor hebbt wi in Neddersassen een ganz gewaltigen Schatz vun Minschen, de sick hier in de Freetied ehrenamtlich inbringen doot, üm jüm ehr Sprook to plegen un hochtohullen. Blangen de, de dorvör betahlt ward: Klöönschnacks, Vereene, Döntjesvertellers un -schriebers, Theotergruppen un Speeldeels, Schoolen un Hochschoolen, Volkshochschoolen, de Neddersässische Heimatbund, de Zeitungen, Sparkassen mit jümmern Lesewettbewerb, de Landschaften und Landschaftsverbände, de NDR un ok de Landesmedienanstalt, de jüst vergangen Week een Radio Saterland mit op de Weg bröcht het.

Dat is blooß een Utschnitt vun dat, wat inn Land löpt. Een, twee Generation torüch hett so wat kuum stattfunnen. Tomals hett man sick öber de

Plattdüütschen amüseert. Vundag eernt de Plattdüütschen bi plietsche Lüüd Opmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Mitünner sünd de Minschen een beten neidisch, weil se dat blot verstaan, ober nich schnacken künnt. Kickst du genauer hin, denn geit dat ober noch deeper: De Minschen in uns schnelllebige Tied, in de wi jümmer mehr vun Globalisierung hört in een wassendet Europa, fragt sick mannigmol, woher se kommt un wo jüm ehr Wuddeln liggt. Und dat ward nich blot över Familie oder Geographie fastleggt, sondern uk över Lebenskultur un ganz besonners över de Sprook.

Wilhelm vun Humboldt, de Sprookwischenschaftler, hett vör öber 150 Joar seggt: Sprook is Heimat. - Dorüm is dat vör junge Minschen een goodes Fundament wenn se plattdüütsch oder saterfriesisch liert, schnackt un leevt.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Wer dat kann, hett jümmers ok een Stück Heimat bi sick - un dat gilt rund üm den Globus.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Nu to dat tweete: de Wissenschaft, de uns vertellt, wat dat für Vördeele hett, wenn Kinner mit twee oder mehr Sprooken opwasst. An Anfang schulln wi mol fasshollen, dat an de 70 % vun de Lüüd op de Welt an een Dag mehr as een Sprook schnackt. Deshalb sünd de, de bloß eene Sprook schnackt, schon mol in de Minderheit.

Klar is ok, dat Kinner, wenn man jüm vun Anfang an een tweete Sprook bibringt, se disse furts un meist in`t Speelen liert. Ober man brukt keen Sprookwissenschaftler to wen - eher een, de wat vun de Geschichte weet, dat in’n Middel-Öller veele Sprooken to beherrschen as een besonnern Reichtum ansehn worrn is. Dat schall Karl V. ween hebben, de seggt hett: So veele Sprooken, wie ick kann, öber so veele Togänge to de Welt verfüg ick.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

De Wissenschaft hett sick dor über utlaten un meent, dat dat Schnacken vun mehr as een Sprook dat analytische Denken vun een Kind goot deiht. Dat gilt, dat is jo kloar, vör alle Sprooken nich bloß vör de Regionalsprooken. Ober de Wissenschaft weet ok, dat dat jümmer een oder twee Sprooken sünd, de de Minsch ok emotional dicht bi sick hett. Dat is dat mit dat Schnacken un Leeven.

Ellicht is dat so, dat de Sprook, de de Minsch toeerst liert, de is, de vun’n Harten kummt. Dorüm is dat wichtig, wenn uns wat an de Regionalsprooken liggt, Kinner so fröh as möglich an de Sprook ran to bringen, am besten in de Muddersprook.

Ton dritten Punkt. Nu weet wi, dat Plattdüütsch un Saterfriesisch Identität schafft un dat de Minschen, de uter Hochdüütsch ok Plattdüütsch oder annere Sprooken liert hebbt, mannig mol de plietscheren sünd un betere Tokunftschanchen hebbt. Wi as Landespolitiker mütt uns doch nu fragen, wat wi doon künnt, üm Platt un Saterfriesisch to erhollen un vöran to bringen.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Zuruf von Dieter Möhrmann [SPD])

- Min lever Dieter Möhrmann, du kommst ok glich. Kloar is: Wi schullen an de Öllern un Grootöllern appelleeren, de Kinner in jümehr Regionalsprook upwassen to laten. Noh dat Prinzip "Eene Person eene Sprook“ schull tomindst een vun jüm mit de Kinner nix anners as Platt oder Saterfriesisch schnacken.

(Beifall bei der CDU)

Wi schullen ok op de kommunale Ebene an de Träger vun de Kinnergoarns ran, dat se mehr Moot hebbt. Dat gifft gode Bispeele, wo inn Kinnergoarn de een Erzieherin hoch- un de annere den ganzen Dag, Johr för Johr, nix anners as plattdüütsch mit de Kinner schnacken deiht. Wat Beteres kann uns met de Regionalsprooken nich passeeren.