Sowohl in den Bachelor- als auch in den Masterstudiengängen der Lehrerausbildung muss der praxisbezogene Anteil deutlich erhöht werden. Mehr von der Hochschule und von kompetenten Lehrkräften begleitete Praktika müssen die Lehramtsstudenten die Arbeitswelt des Lehrers kennen lernen lassen.
Weiterhin ist darauf zu achten, dass der Bachelor ein berufsbefähigender Abschluss sein wird. Als selbstverständlich erachten wir die staatliche Verantwortung für die Lehramtsausbildung und für die Abschlussprüfung im Masterstudiengang für das Lehramt.
Abschließend möchte ich Sie auf die jüngst veröffentlichte OECD-Lehrerstudie verweisen. Die OECD lobt ausdrücklich die hohe Qualität der Referendariatsausbildung in Deutschland und hebt in ihrem Bericht ihre wichtige Funktion hervor.
In diesem Punkt sind wir mit der OECD einer Meinung. Daher sollte diese wichtige Phase der Lehrerausbildung auch in Zukunft in dieser Form bestehen bleiben. - Danke schön.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe mit großer Überraschung in der letzten Woche eine Presseerklärung der FDP gelesen, in der der Kollege Schwarz mit den Worten zitiert wird:
„Wir freuen uns, dass sich die Grünen unseren Vorschlägen zur Reform der Lehrerausbildung anschließen.“
Ich hätte darauf gerne geantwortet: „Die Freude ist ganz meinerseits“. Nur, ich wusste überhaupt nicht, worauf Sie sich eigentlich beziehen; denn bis
„Wir wollen die Lehrerausbildung auf neue Füße stellen, Erfahrungen aus unserem Besuch beim PISA-Sieger Finnland werden Thema der aktuellen Stunde sein. Die Grünen haben da bei uns ganz schön viel abgekupfert.“
(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD - Hans-Werner Schwarz [FDP]: Wir waren in Finnland, Sie nicht!)
Wenn Sie mehr in Ihrem Häuserkampf nicht aufzubieten haben, dann haben Sie ihn jetzt schon verloren. Denn was Sie da produzieren, ist doch nur heiße Luft.
Wir haben in der Plenardebatte im Mai - als wir schon einmal über den SPD-Antrag zur Lehrerausbildungsreform diskutiert haben - umrissen, welche Reformpunkte wir uns in der Lehrerausbildung vorstellen. Zu diesem Zeitpunkt hat der Kollege Zielke von der FDP-Fraktion sich darauf beschränkt, uns eine kurze Schilderung seiner Reise nach Finnland zu geben, mit den Aussagen, dass die Schülerinnen und Schüler in Finnland aufstehen, wenn jemand den Klassenraum betritt, oder die Mütze ziehen, wenn ihnen jemand auf der Treppe entgegenkommt. Von klaren konzeptionellen Vorstellungen war dort nicht die Rede.
Außerdem haben Sie entscheidende Dissenspunkte zwischen Ihren und den grünen Vorstellungen augenscheinlich komplett ausgeblendet, denn Sie wollen am Referendariat festhalten. Wir wollen eine einphasige Ausbildung, die den Praxisbezug
bereits in das Studium einbezieht. Das heißt, wir wollen nicht nur ein Mehr an Praxisbezug, sondern wir wollen auch eine andere Qualität von Praxisbezug.
Das grüne Konzept will deshalb eine laufende Rückkopplung zwischen wissenschaftlicher Methodenlehre und praktischer Umsetzung bereits während des Studiums, anstelle des Referendariats. Die OSCD hat außerdem nicht nur den mangelnden Praxisbezug der Lehrerausbildung kritisiert, sondern auch, dass in Deutschland die Lehrerausbildung getrennt nach Schultypen erfolgt. Spätestens hier ist Ihre Reformfreude ja dann endgültig steckengeblieben.
Leider erlaubt es die Zeit nicht, dass ich hierauf weiter inhaltlich eingehen kann. Aber dazu werden wir ja im Ausschuss oder auch wieder im Plenum genügend Gelegenheit haben, wenn Sie Ihren Antrag einbringen. Ich finde jedenfalls: Solange Sie beim Häuserkampf das gleiche Tempo vorlegen wie in Sachen Schulreform, sehen wir dem sehr gelassen entgegen. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zunächst einmal herzlichen Dank an die FDP und an Herrn Schwarz. Frau Präsidentin, Sie mögen mich korrigieren, aber ich glaube, das Thema Lehrerausbildung war noch niemals Thema einer Aktuellen Stunde. Ich denke, damit unterstreichen wir die Bedeutung dieses Themas, denn Herr Schwarz hat völlig Recht, wenn er sagt, die Ausbildung der Lehrer ist entscheidend für die Ausbildung unseres Nachwuchses. Ich finde sogar - das dürfte in diesem Haus eigentlich niemand bestreiten -, es muss uns in den nächsten Jahren gelingen, die Reputation und das Ansehen des Lehrerberufes so zu heben, dass die jungen Men
schen spätestens in fünf bis zehn Jahren sagen: Es ist eine Ehre, diesen Beruf zu ergreifen, es ist eine Ehre, dafür Sorge zu tragen, dass unser Nachwuchs gut ausgebildet wird. - Daran sollten wir alle gemeinsam mitwirken.
Zweitens bin für diese Aktuelle Stunde dankbar, weil sie mir Gelegenheit gibt, einige Informationslücken zu füllen. Es gibt bereits eine Vielzahl von Strukturvorgaben im Rahmen der Umstellung auf Bachelor und Master. Ich will hinzufügen - das ist mir wichtig, meine Damen und Herren -, dass diese Strukturvorgaben zum größten Teil einstimmig, von den A- und den B-Ländern, beschlossen worden sind. Erstens werden die Themen Fachwissenschaft, Didaktik und Erziehungswissenschaft von Beginn an, d. h. auch schon beim Bachelor, wesentlicher Bestandteil des Studiums sein. Zweitens - auch das ist wichtig; das sage ich allen, die insofern Bedenken haben - wird die Umsetzung der Verordnung über die Erste Staatsprüfung, die PVO-Lehr I, die die Studienumfänge und -inhalte betrifft, gewährleistet.
Weiter: Berufspraktische Erfahrungen sind zentraler Bestandteil der Lehrerausbildung, und zwar in noch größerem Umfang, als das in der Vergangenheit der Fall war. Gerade weil wir polyvalent ausbilden, wollen wir den Studierenden so früh wie möglich durch praktische Erfahrungen die Chance geben, für sich selber festzustellen: Ist das für mich wirklich der richtige Beruf? Kann ich, wenn es in Richtung Master geht, womöglich noch umswitchen, oder mache ich weiter? - Gerade durch die Umstellung auf Bachelor und Master bekommt die berufspraktische Seite einen größeren Stellenwert als in der Vergangenheit.
Außerdem ist es mir wichtig zu erwähnen, dass die Schulformbezogenheit schon während der Bachelorphase wesentlicher Bestandteil ist, dass sie aber gerade durch den Master künftig noch einen höheren Stellenwert bekommt. Sie können in der Masterphase viel schulformbezogener ausbilden, als das bisher der Fall war. Es ist auch Absicht dieser Landesregierung, dies zu tun, auch wenn ich dafür vielleicht keinen Applaus vonseiten der Opposition bekomme.
Die Hochschulen in Niedersachsen, die dankenswerterweise schon sehr frühzeitig umstellen bzw. mit dem Umstellungsprozess begonnen haben, wissen, dass dies unsere Erwartung ist, und sind
Meine Damen und Herren, mir ist auch noch etwas anderes wichtig: Alle Länder stellen um, auch Bayern. Ich gebe zu, dass es bei den Bayern etwas länger gedauert hat. Aber jetzt haben auch die Bayern erkannt, dass sie aufpassen müssen, dass ihnen dieser Zug nicht vor der Nase davonfährt. Deshalb findet jetzt auch in Bayern eine Umstellung statt. Die Baden-Württemberger haben sich übrigens so, wie die Niedersachsen - ich möchte in diesem Zusammenhang die Kollegin Frankenberg und vor allem die Kollegin Schavan erwähnen -, schon sehr frühzeitig und mit allem Nachdruck der Umstrukturierung zugewandt.
Es ist uns wichtig, dass dieser Prozess der Umstrukturierung auf Bachelor und Master auch zu inhaltlichen Neuausrichtungen führt. In einer Zeit wie dieser mit ihrer hohen Innovationsgeschwindigkeit reicht die reine Wissensvermittlung nicht mehr aus. Künftig müssen wir Grundlagenwissen stärker mit Methodenkompetenz paaren, und auch die soziale Kompetenz muss eine größere Rolle spielen. An dem Punkt wird deutlich, dass die Fraktionen dieses Landtages gar nicht so weit auseinander liegen, wie es zunächst scheinen mag. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bezüglich der Methoden- und der sozialen Kompetenz einen Dissens mit der Opposition gibt.
Ich sage es noch einmal: Ich bin dankbar für diese Aktuelle Stunde. Lassen Sie uns gemeinsam an dem Ziel arbeiten, dass der Lehrerberuf in unserer Gesellschaft den Stellenwert bekommt, der ihm gebührt. - Herzlichen Dank.
Tagesordnungspunkt 2: 17. Übersicht über Beschlussempfehlungen der ständigen Ausschüsse zu Eingaben - Drs. 15/1370 und Berichtigung - Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen - Drs. 15/1382 (neu) - Änderungsantrag der Fraktion der SPD - Drs. 15/1383 (neu)
Die in der 17. Eingabenübersicht unter Nr. E.I.1 aufgeführte Eingabe 1016 wird gestrichen, da sie wegen eines Nachtrages erneut im Ausschuss beraten werden soll.
Im Ältestenrat haben die Fraktionen vereinbart, die Eingaben, zu denen Änderungsanträge vorliegen, erst am Freitag, dem 29. Oktober 2004, zu beraten. Ich halte das Haus damit einverstanden, dass wir heute nur über die Eingaben beraten, zu denen keine Änderungsanträge vorliegen.
Ich rufe also zunächst die Eingaben aus der 17. Eingabenübersicht in der Drucksache 1370 und Berichtigung auf, zu denen keine Änderungsanträge vorliegen. - Wortmeldungen liegen mir nicht vor.
Ich komme zur Abstimmung. Wer den Beschlussempfehlungen der Ausschüsse zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen! - Stimmenthaltungen? - Dann ist das so beschlossen.