- Ja. Ich habe das gar nicht bewertet. - In diesem Zusammenhang hat Frau Dr. Langenbruch für den Fachausschuss Kinderund Jugendgesundheit vorgetragen, wie die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen bei einer großen Zahl von Kindern aussehen. Ich glaube, es sind 30 000 oder 40 000 Kinder untersucht worden. Die Ergebnisse dürften insofern als gesichert gelten. Aus dem erwähnten Vortrag will ich hier einmal fünf Schlussfolgerungen zitieren.
Viertens. Die Stärkung des kindlichen Selbstkonzeptes ist die Basis für jede sinnvolle und gesunde kindliche Entwicklung.
Fünftens. Neben fachlichen Kriterien für gute Programme müssen die Rahmenbedingungen auch für die Erzieher und Erzieherinnen eine gesunde Kindertagesstätte ermöglichen.
Diese fünf Punkte richten sich nicht nur auf das Projekt „Bewegter Kindergarten“, von dem ich ebenfalls sagen würde, dass es einen guten Ansatz beinhaltet, sondern sie richten sich im Grunde genommen an den gesamten Bereich kindlicher Bildung und kindlicher Betreuung. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollten nun berücksichtigt werden, und zwar mit dem Ziel, zu Veränderungen beizutragen.
Ein weiteres Beispiel, das ich hier nur kurz skizzieren möchte, ist das Hebammenprojekt der Sozialministerin. Auch dieses Projekt setzt an der richtigen Stelle an, nämlich bei den Familien, in denen die Kinder noch sehr jung sind. Das Projekt soll eine ständige Begleitung gewährleisten, und zwar einschließlich einer Öffnung z. B. zu den Kindertagesstätten hin, wobei natürlich die vorhandene
Komm-Struktur aufgenommen wird, zugleich allerdings eine Modifizierung vorgesehen werden soll. Wie ich es verstanden habe, sollen bei diesem Projekt auch Familienhelferinnen eingesetzt werden. Das ist für mich ebenfalls ein richtiges Konzept, es sind die richtigen Möglichkeiten. Die Frage ist nur - diese Frage hat sich für den Arbeitskreis der SPD vor allem aufgrund der Ergebnisse der Early-Excellent-Centres in London ergeben -: Müssen wir das Projekt so anlegen? Es gibt aus meiner Sicht an dem Projekt nichts zu kritisieren. In England würde es aber anders aussehen. Dabei würde die Kindertagesstätte Ehrenamtliche ausbilden, die die Familien aufsuchen, und praktisch eine Begleitung nutzen, z. B. eine Bekanntgabe der Kindertagesstätte, wobei aufgezeigt würde, welche Möglichkeiten für Kinder und Eltern bestehen. So, wie es dort angelegt ist, würde unter Umständen die Tätigkeit der Hebamme aufgenommen und verstärkt werden, ohne dass dadurch zusätzliche Kosten entstehen müssten.
Ich will ein weiteres Beispiel nennen. Dieses bezieht sich auf die Kooperation mit den Kommunen bei der Frage der aufsuchenden Sozialarbeit. In der Regel bestehen zwischen den Kindertagesstätten und dem Jugendamt der Kommunen amtliche Beziehungen - zum einen qua Gesetz und qua Erlassen, zum anderen aber auch in der täglichen Praxis, weil der Sozialarbeiter Familien unter Umständen in der Regel dann aufsucht, wenn es Probleme gibt. Erst infolge der Feststellung von Problemen, die auf eine Therapiesituation, auf eine Hilfssituation hindeuten, wird die Kindertagesstätte eingeschaltet und in Anspruch genommen.
Sie wissen sicherlich, dass der Besuch eines Sozialarbeiters des Jugendamtes in der Wohnung für die Familie mit Sicherheit Stress ist. Für diese benachteiligten, sozial schwachen Familien ist es aus der Behördenscheu heraus usw. genauso Stress, wenn sie das Jugendamt aufsuchen müssten. Es gibt genügend Beispiele. Ich kenne eine ganze Reihe. Sie werden in allen Regionen vorkommen. Es gibt genügend Beispiele, gerade von Kindertagesstätten, die in sozial schwachen Gebieten arbeiten, in denen diese Gespräche nicht in der Wohnung oder der Behörde, sondern in der Kindertagesstätte stattfinden. Bei diesen Gesprächen kann, wenn die Eltern einverstanden sind, auch eine Erzieherin dabei sein. Diese Person hat aber eine ganz andere Funktion. Sie kann zu all den Problemen entweder Hilfe bieten, weil Hilfsmöglichkeiten vorhanden sind, oder sie kann es nicht, weil es wirklich keine Hilfe gibt. Das heißt,
die Situation ist wesentlich entspannter und für die Kommune auch kostensparender. Für das Beispiel der Stadt Cuxhaven kann ich das so sagen. Ich bin davon überzeugt, das würden die Stadt und das Jugendamt jederzeit so bestätigen.
Zu einem englischen Beispiel - dies allein soll nicht Vorbild sein -, nämlich des Early-Excellent-Centres - das kennen Sie alle wahrscheinlich aus der Berichterstattung aus der Zeitung -, ist nicht viel Neues hinzuzufügen. Bei 106 Kindern, die in diesem Center von 30 Mitarbeitern betreut werden - ich sage einmal: in einer umfassenden Kindertagesstätte -, kann man das Verhältnis von 1 : 3 leicht ausrechnen. Ich behaupte immer: Jede Kindertagesstätte, auch bei uns, könnte bei diesem Personalverhältnis hervorragende Ergebnisse bringen. Aber das alleine wäre zu platt. Von den dreißig Mitarbeitern arbeiten etwa zehn ehrenamtlich, und die sind für diese Tätigkeit in der Kindertagesstätte von den Mitarbeitern dort ausgebildet worden. Fünf bis sieben von diesen dreißig Mitarbeitern sind für bestimmte Tätigkeiten ausgebildet worden, für die sie auch bezahlt werden. Das sind ganz andere Tätigkeiten und ganz andere Möglichkeiten, als wir sie kennen. Die Frage ist doch, ob wir die Kompetenzen, die in unseren Kindertagesstätten vorhanden sind, ausreichend nutzen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist im Interesse der Kinder, gerade in sozial schwachen Gebieten, wichtig, dass wir alle Ressourcen, alle „Heuhaufen“, die wir bei den Trägern, bei den Kommunen, aber auch beim Land sehen, verknüpfen und auf diese Weise Kindertagesstätten zu einem Brennpunkt innerhalb eines Netzwerkes werden lassen, von dem aus Hilfe und Unterstützung an Eltern gegeben wird.
Meine Damen und Herren, die frühe Förderung kann sich nicht allein auf den Bereich von Kindertagesstätten, auf Kinder im Alter von bis zu sechs Jahren beziehen, sondern wir müssen auch die Schule mit einbeziehen. Nach meiner Auffassung kann es nicht sein, dass das Konzept der Vorklassen, das Sie alle sicherlich kennen, schon als pädagogisch ausgereift betrachtet wird. Wir brauchen ein weiter gehendes Konzept. Nach unserer Vorstellung muss es eine enge Kooperation, eine Verzahnung zwischen Kindertagesstätten und Grundschulen geben. Ich kann mir vorstellen, dass gerade zwischen dem letzten Jahrgang der Kindertagesstätte und der Eingangsstufe einer Grundschule so etwas wie ein integratives Projekt stattfindet. Es ist also gar nicht der Ort wichtig, an dem
etwas stattfindet, sondern wichtig ist, wer mit Kindern was mit welcher Zielsetzung macht. Nach meiner Auffassung werden wir uns da noch weit bewegen müssen. Unsere Nachbarn machen es uns vor.
Als ein Beispiel nenne ich das Projekt der Stadt Halmstad in Schweden. Es gibt auch noch andere Projekte in Schweden. Das ist nicht alleine ein maßgebendes Beispiel, aber es ist ein gutes Beispiel. Die Bildungsregion der Stadt Halmstad hat ein Projekt aufgelegt, das „Baum der Erkenntnis“ genannt wird, in dem alle Bildungsziele und Bildungsinhalte vom Alter von null bis zum Alter von vierzehn Jahren gemeinsam entwickelt und festgelegt werden. Insofern orientiert sich der frühkindliche Förderbereich an dem, was hinterher in der Schule an Bildungsinhalten und Bildungszielen gesetzt wird.
Wir müssen auch dazu kommen, dass das Einschulungsalter ein Stück weiter nach unten abgesenkt wird. Wir müssen die Chancen der Kinder stärker unterstützen, und wir müssen ihre Bildungsmöglichkeiten stärker nutzen. Das sind wir ihnen schuldig.
In meiner Studienzeit, in der ersten Hälfte der 70er-Jahre, war es noch so, dass der Begriff „Kindergarten“ als Qualitätsmerkmal dafür genommen wurde, wie fortschrittlich unsere Arbeit für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren in Deutschland ist. Dieser Begriff wird ja auch im Nachbarsprachraum verwendet, z. B. in Frankreich und England. Man muss wissen, dass der Begriff „Kindergarten“ heute eine andere Bedeutung hat. Aus der englischen Sicht, zumindest der Gruppen, der Leitungen, die wir dort getroffen haben, wird gesagt: Der Kindergarten verkindlicht die reale Welt. - Das heißt, er schafft den Kindern nicht die Möglichkeit, sich mit der realen Welt auseinander zu setzen, sondern mit einer verkindlichten Form. Daran sehen sie die besondere Schwäche im deutschen Bildungssystem. Darum orientieren sie sich nicht an uns, sondern an unseren Nachbarn: an Frankreich, an den skandinavischen Ländern und an den Niederlanden. In Frankreich, wo es auch Kindergärten gibt, meiden Eltern bewusst die Ecole Maternelle, weil sie sie für zu bildungsintensiv halten und Schonraum für ihre Kinder wollen.
Kindheit muss Kindheit bleiben. Das ist das Recht der Kinder. Es ist unsere Pflicht, ihre Möglichkeiten zu nutzen und zu entwickeln. Von daher müssen wir uns an dem messen lassen, was wir den Kin
Meinen Optimismus, dass das ohne Haushaltsbelastung möglich ist, dass es sinnvoll ist, alle vorhandenen Ressourcen zu nutzen, um damit die Ziele erreichen zu können, nehme ich aus den Aussagen aus einem anderen Besuch in der Bildungsregion Herford, wo es um die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule geht: Im System ist genug Geld vorhanden. Wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, es effektiver einzusetzen. - Ich danke Ihnen.
Vielen Dank, Herr Kollege Robbert. - Ich muss auch einmal einen Dank an die Kolleginnen und Kollegen aussprechen. So ruhig wie bei Ihrer Rede war es lange nicht mehr. Ich würde mir wünschen, dass es weiterhin so bleibt.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Robbert, ich freue mich darüber, dass nun auch die SPD-Fraktion endlich dazu bereit ist, auf den fahrenden Zug aufzuspringen.
Ich möchte an Folgendes erinnern: Wir seitens der CDU-Fraktion haben die frühkindliche Förderung bereits zu Oppositionszeiten gefordert. Damals hatten Sie noch die große Sorge, dass wir, die CDU-Fraktion, die Kinder verkopfen und verschulen wollten. Wir haben uns damals leider überhaupt nicht durchsetzen können. Aber unmittelbar nach der Übernahme der Regierungsverantwortung haben wir die richtigen Weichenstellungen vorgenommen.
Darauf können wir jetzt gemeinsam aufbauen. Der entscheidende Punkt war die Überführung vom Sozialministerium ins Kultusministerium. Der zweite Punkt war, dass wir den Orientierungsplan für Kitas auf den Weg gebracht haben. Der dritte
Punkt war, dass wir die Sprachstandsfeststellungen durchgeführt haben, welche inzwischen auch von Berlin und Nordrhein-Westfalen übernommen worden sind. Der nächste Punkt war, dass wir Kinder mit unzureichenden Deutschkenntnissen mit Sprachförderunterricht gefördert haben. Darüber hinaus haben wir 4,8 Millionen Euro als freiwillige Leistungen des Landes aufgebracht, um zusätzliche Fachkräfte für die Weiterbildung des Fachpersonals in Kindertagesstätten - auch das gehört dazu - einzusetzen.
Ich will deutlich machen, was bis 2003 war. Wir haben das schon immer gefordert, konnten uns aber nicht durchsetzen. Jetzt, im Jahre 2005, fordern Sie. Was haben wir schon alles getan, und was fordern Sie jetzt? - Sie haben einiges aufgezählt, Herr Kollege Robbert, Sie sagen, es gibt schon eine ganze Menge. Ich weise noch einmal darauf hin: Wir möchten das alles auch bündeln. Das ist wichtig.
Mit dem Familienhebammenmodell findet bereits genau das statt, was Sie in Ihrem Antrag fordern. Die Familienhebammen gehen in die Familien, in denen es Probleme gibt, und begleiten die Frauen. Jetzt baut unsere Sozialministerin gemeinsam mit dem Kriminologen Herrn Pfeiffer und dem Göttinger Hirnforscher Herrn Hüther dieses System weiter aus. Man sagt, schon von der Schwangerschaft an kann man in Hochrisikofamilien stützend und begleitend tätig sein. - Auch hier: Bündelung von Interessen! Die Landesregierung macht das.
Was machen wir noch? Wir haben heute Morgen um 9.50 Uhr das Thema Mehrgenerationenhaus diskutiert. 50 Mehrgenerationenhäuser sind geplant, 20 werden umgesetzt. - Auch hier: Bündelung von gemeinsamen Konzepten!
Wir haben 25 Familienbildungsstätten, in denen die Beziehungs- und Erziehungskompetenz der Eltern - eine Forderung Ihres Antrags - gefördert und gestärkt werden soll.
Wir haben das Modellprojekt „Starke Eltern - starke Kinder“ unter der Trägerschaft des Kinderschutzbundes. Auch hier ist z. B. ein Ziel, die Eltern als verantwortliche Erzieherinnen und Erzieher zu stärken.
Wir haben in Niedersachsen 58 Mütterzentren, in denen es auch um Beratung und Unterstützung von Familien geht.
Sie sind nach London gefahren, und wollen uns jetzt die Idee der Early Excellence Centres schmackhaft machen. Ich muss Ihnen sagen, wir, CDU und FDP, haben schon lange Appetit und haben schon lange den Tisch gedeckt.
Bei diesem Konzept geht es nicht darum, wie man etwas mit ehrenamtlichen Kräften organisiert - das kann heute schon alles von den Kommunen mit organisiert werden -, sondern der Grundgedanke ist, die frühkindliche Bildung nicht nur organisatorisch, sondern auch inhaltlich zu verankern.
Sie sind dafür extra nach England gefahren. Diese Reise hätten Sie sich aber sparen können; denn dieses Modell wird z. B. auch in Berlin praktiziert.
- Es ist schön, dass Sie da schon gewesen sind. Aber es ist doch auch wichtig, dass man den Grundgedanken dieses Konzepts kennt. Wir von CDU und FDP haben diesen Grundgedanken schon umgesetzt. Im Orientierungsplan ist festgeschrieben, dass das Kind durch Selbstbildung lernt und deshalb selbst entscheidend an seiner eigenen Entwicklung und Bildung beteiligt ist.
Ich weiß noch - das werde ich auch nie vergessen - wie ich hier, ich meine, 1998 für die CDUFraktion gestanden und von dem postmodernen Kind von heute gesprochen habe, wie es es in anderen europäischen Ländern bereits gibt. Ich weiß noch, wie Sie, Herr Jüttner, mich belächelt haben, als ich gesagt habe, das Kind muss von Anfang an sozialintegrativ mitgestalten. Wir sprechen von Selbstbildung. Sie hatten Bedenken, dass wir ein Verkopfen, ein Verschulen einbringen wollten, und haben das abgelehnt.