(Norbert Böhlke [CDU]: Frauen rea- gieren anders! Das ist ganz normal! - Hermann Dinkla [CDU]: Sie können den Satz ja noch einmal sagen!)
Dies erfordert auch weiterhin gezielte Frauenfördermaßnahmen, um den Frauenanteil in Entscheidungs- und Leitungspositionen zu erhöhen.
Wir müssen, wir wollen und wir werden gemeinsam neue Wege gehen. Ich freue mich auf die Beratungen im Ausschuss. - Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zum Glück kam jetzt am Ende ein bisschen Stimmung auf. Eigentlich ist dies ein Thema, das uns alle bewegen sollte. Die Männer gucken zum Teil etwas sparsam, weil sie nicht wissen, wie ihnen geschieht.
Gerade in den letzten Tagen haben die Zeitungen zu diesem Thema eine Menge hergegeben. Ich habe aus dem Pressespiegel einige schöne Artikel herausgesucht. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung titelte „Die armen Jungs“. In diesem Artikel wurde genau das angesprochen, was hier bereits von Frau Groskurt zitiert worden ist: Die Jungs kriegen gerade in der Grundschule schlechtere Noten für das Lesen, weil ihnen die falsche Literatur angeboten wird. Die Mädchen werden besser bewertet, weil sie braver sind und Anpassung weniger Stress für die Lehrer bedeutet. Das wird eben honoriert.
- Das stand in der Zeitung und ist auch so. Ich habe nicht verstanden, was Sie gesagt haben. Es geht jetzt weiter. Gut.
Eben wurde auch schon die IGLU-Studie angesprochen, auch der Mitleidsbonus. Man kann das, was da passiert, unterschiedlich benennen und begründen.
Es wurde auch Herr Busemann mit der Aussage zitiert, man müsste die benachteiligten Jungen speziell fördern. Meiner Meinung nach muss man beides machen. Man muss sowohl die Jungen als auch die Mädchen in ihrer Unterschiedlichkeit fördern.
In der NWZ wurde vorgeschlagen, Jungenliteratur für den Deutschunterricht einzuführen und Förderstunden speziell für Jungen anzubieten. All das brauchen wir nicht so unbedingt, wenn wir noch eher anfangen mit Genderbewusstsein. Und das kann man durchaus machen.
„Jungen sind anders“ hieß es in einer anderen Zeitung. „Mädchen sind braver“ habe ich schon angeführt. „Mädchen sind auch anders“ hat eben Frau Jakob gesagt. Des Weiteren gab es in einigen Zeitungen einige meiner Meinung nach sehr nette Kommentare. Ich habe zwei Kommentare aus der Nordwest-Zeitung herausgesucht, einen von einem Mann und einen von einer Frau. Was den Mann angeht, kann man - so muss ich sagen gendermäßig bzw. jungen- und mädchenspezifisch ihm noch einiges erklären. Er schreibt nämlich, dass die kleinen Racker von der Evolution zu ständiger körperlicher Betätigung und ausgeprägtem Forscherdrang gleichsam gezwungen würden. Dies halte ich für eine zu stark verkürzte Auslegung der Literatur. Die heutige Erkenntnis ist die, dass die Gehirne von Mädchen und Jungs unter
schiedlich sind. Die von Jungs und Männern sind schwerer. Das hat aber überhaupt nichts zu sagen. Die Masse macht es nicht. Wichtiger ist hingegen das Funktionieren der beiden Gehirnhälften - und da ist die Arbeitsweise der weiblichen Gehirne überlegen.
Hier wird von einem Mann geschrieben: Die Mädchen agieren hintenherum, sind gemein, schaffen Intrigen und schleimen sich ein. Vielleicht meinten Sie das mit Ihrem Zwischenruf. Das Fazit dieses Mannes ist:
„Männer haben´s schwer, nehmen´s aber leicht. So ist auch zu erklären, dass trotz Schule aus vielen im wahren Leben doch noch etwas wird.“
Die Dame schreibt in ihrem Beitrag, der mit den Worten „Tränen der Rührung“ überschrieben ist, dass Jungens angeblich schlechtere Noten bekämen und benachteiligt würden. „Wenn das stimmt - echt gemein!“ Das also ist die Stelle für die Tränen. Im letzten Absatz wird richtigerweise darauf hingewiesen:
„Jungen bekommen - trotz schlechterer Leistungen in Schule und weniger überzeugender Studienabschlüsse am Ende eben doch die attraktiveren Jobs. Oder werden zumindest besser bezahlt als Mädels. Und so gesehen ist die Welt ja doch noch in Ordnung!?“
Genau das wollen wir Frauen für die Mädels ändern. Meiner Meinung nach kann auch bezüglich des Zusammenlebens der beiden Geschlechter noch einiges geändert werden. Fazit: Das Förderprogramm „Lebensweltbezogene Mädchenarbeit“ und das Vorgängerprojekt haben uns viele durchaus richtige und gute Aufschlüsse gebracht sowie gute Ansätze aufgezeigt. Wir machen damit weiter, wie hier schon gesagt worden ist. Verkürzt könnte man sagen: Wir brauchen sensiblere Jungs und renitentere Mädchen.
Wir brauchen sie früh genug. Man muss also versuchen, die entsprechenden Eigenschaften früh genug zu stärken. Das heißt: Wir wollen an die
Ergebnisse des Projektes anknüpfen. Wir wollen Aufklärung nicht nur über Gender Mainstreaming, wir wollen auf die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen sowie zwischen Frauen und Männern aufmerksam machen, und zwar von klein auf. Sämtliche Erzieherinnen und Pädagogen sollten dieses Thema beherrschen. Wenn wir das geschafft haben, sind wir auch ein großes Stück weiter in Richtung Gleichberechtigung. Ich freue mich auf ein Parlament in 30 oder 40 Jahren - optimistisch gesehen -, in dem es dann wirklich ganz prima gleichberechtigt zugeht und in dem wir uns alle verstehen. In diesem Sinne.
- Ich glaube, wir haben verabredet, solche Äußerungen über jemanden, dessen Wortmeldung aufgerufen wird, zu unterlassen.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es gibt einen schönen Spontispruch, auf den Frau Meißner anspielte: Die guten Mädchen kommen in den Himmel, die bösen kommen überall hin. - Das klappt auch mit einem Lächeln.
Meine Damen und Herren, wie wir alle wissen, endet das niedersächsische Förderprogramm „Lebensweltbezogene Mädchenarbeit“ mit Ablauf dieses Jahres. Dieses Projekt hatte den Zweck, vorhandene Ansätze in der mädchenspezifischen Arbeit zu unterstützen und auch weiterzuentwickeln, Angebote und Einrichtungen der Träger auf verschiedensten Handlungsebenen für die Mädchenförderung nutzbar zu machen sowie Kooperationsmöglichkeiten unter den verschiedenen Jugendhilfeträgern und damit die Zusammenarbeit in Fragen der Mädchenarbeit zu verbessern. Außerdem sollten Vernetzungschancen innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe geschaffen werden. Die konzeptionelle Weiterentwicklung der Mädchenarbeit sollte mit dem Ziel, die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Jugendhilfe zu forcieren, vorangetrieben werden. Wichtig war vor allem, die
entsprechenden lebensweltbezogenen Angebote in der Mädchenwelt zu initiieren, zu erproben, auszuwerten und letztendlich zu koordinieren.
Meine Damen und Herren, diese Aufgabenstellung wurde mit Bravur erledigt. Dafür noch einmal unsere Anerkennung an die Akteurinnen!
Jetzt stehen wir aber vor der Aufgabe, die praktische Mädchenarbeit und deren Vernetzung, die auf den Weg gebracht worden sind und deren Notwendigkeit heute von niemandem hier in diesem Raum bestritten wird, nicht mit Ablauf des Projektes ad acta zu legen, sondern die Erfahrungen für die weitere Arbeit in der Mädchen- und auch in der Jungenhilfe gezielt zu nutzen und weiterzuentwickeln. Das Defizit gerade im Bereich der Jungenhilfe wurde sehr deutlich, als man sich mit der Mädchenhilfe sehr intensiv beschäftig hat. Die SPD-Fraktion hat dazu einen Antrag vorgelegt, der deutlich macht, wie wichtig die Verstetigung dieser jahrelangen Arbeit ist. Außerdem muss doch die begonnene Vernetzung mit der Jungenarbeit in Niedersachsen, die sich aus dem Mädchenprojekt heraus entwickelt hat, auf solide und stabile Beine gestellt werden. Dafür ist unseres Erachtens eine Fachstelle für Mädchen- und Jungenarbeit notwendig.
Meine Damen und Herren, durch die Verstetigung und die weitere Vernetzung mithilfe der Einrichtung einer Fachstelle kann es uns gelingen, das gewonnene Know-how und die aufgebauten Strukturen zu nutzen und weiterzuentwickeln. Genderkompetenz, Genderwissen sowie Mädchen- und Jungenarbeitskompetenz - meine Vorrednerinnen haben dazu ja schon einiges ausgeführt - sind als Standard in der Praxis der Jugendhilfe als durchgängiges Leitprinzip durchzusetzen. Die Akteure in diesen Bereichen der Jugendhilfe haben sich zusammengesetzt und Konzepte zur weiteren Implementierung vorgelegt. Diese Konzepte sollten wir jetzt nutzen.
Es geht darum, mit den fachlich ausgereiften Vorschlägen, die die Fachpolitiker vorliegen haben, an die bestehenden Strukturen anzuknüpfen und auch dem Ansinnen aus Ihrem Entschließungsantrag vom Februar dieses Jahres, nämlich die Strukturen der Jugendhilfe und der Jugendarbeit auf Landesebene zu stärken und Möglichkeiten der Effizienzsteigerung durch Synergieeffekte zu berücksichtigen, Rechnung zu tragen. Damit
Wir haben außerdem den ganz großen Vorteil, dass die Antragstellerinnen, die die Konzepte vorgelegt haben, schon seit langem Teil der niedersächsischen Kinderund Jugendhilfelandschaft sind und mit ihrem fachlichen Wissen und ehrenamtlichen Engagement sehr aktiv sind. Jetzt gilt es, dies gemeinsam zu nutzen.
Wir haben noch einen Vorteil. Mit den vorgelegten Anträgen haben wir die Möglichkeit, alle fünf Bereiche der Jugendhilfe - die Jugendarbeit, die Jugendsozialarbeit, den erzieherischen Kinder- und Jugendschutz sowie die Hilfen zur Erziehung und die Tageseinrichtungen für Kinder - weiter zu qualifizieren. Das ist notwendig. Es wird uns gemeinsam gelingen, dafür die Mittel zur Verfügung zu stellen und diese Fachstelle mit diesen Aufgabenschwerpunkten einzurichten. So habe ich Ihren Redebeitrag eben verstanden, Frau Jakob. - Danke.
Danke schön, Frau Janssen-Kucz. - Für die Landesregierung spricht jetzt Herr Innenminister Schünemann. Bitte schön, Sie haben das Wort.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Geschlechtergerechte Kinder- und Jugendhilfe ist seit 14 Jahren ein wichtiges Thema in der Landesförderung. Nach der Bestandsaufnahme und den Ergebnissen des Förderprogramms „Lebensweltbezogene Mädchenarbeit“, das zum Jahresende auslaufen wird, besteht ein großes Interesse an einer Perspektiventwicklung für eine geschlechtergerechte Kinder- und Jugendhilfe in Niedersachsen.
Der Sozialministerin ist nach nunmehr 14 Jahren Mädchenförderung mit äußerst positiven Ergebnissen sehr daran gelegen, Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe weiterzuentwickeln. Die einzelnen Jugendhilfebereiche sind auf dem Gebiet der Geschlechterdifferenzierung unterschiedlich weit entwickelt. Im Zusammenhang mit
den Grundprinzipien Chancengleichheit, Zielgruppengenauigkeit und Geschlechtergerechtigkeit können Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe noch weiter profiliert werden. Die Expertise, die in diesem Zusammenhang in Auftrag gegeben wurde, bestätigt der Sozialministerin, dass Impulse an die örtliche Ebene gegeben werden müssen, um Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe flächendeckend und nachhaltig im Land zu verankern. Dies soll ab 2006 durch ein Konzept zur Implementierung von Gender Mainstreaming in den Bereichen Jugendarbeit und Jugendhilfeplanung geschehen.