Protokoll der Sitzung vom 16.03.2011

(Zuruf von der SPD: Wenn das für Sie schon Mut ist!)

und in einer Debatte zu prüfen, wie wir mit der Kernenergie, aber - das betone ich ausdrücklich -

auch mit der Endlagerung des Atommülls umgehen werden, meine Damen und Herren. Eines bleibt immer richtig: Gerade die Frage der Endlagerung, zu der Sie über viele Jahre gemeint haben, gar nichts sagen zu müssen, weil Sie sich ihrer entledigt haben, indem Sie überall Zwischenlager gebaut haben, muss oberste Priorität haben. Das sind wir unseren Kindern und Kindeskindern schuldig.

Sollte die Entscheidung so aussehen, dass wir aus der Kernenergie aussteigen, dann müssen wir den Menschen in unserem Land erklären, wie wir die Energieversorgung künftig dauerhaft stabil halten wollen, meine Damen und Herren. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass ein anderer Energiemix als der, den wir derzeit haben, notwendig ist. Das führt aber zu noch unbekannten Belastungen auch für unsere Bevölkerung. Auch darüber müssen wir offen reden.

(Beifall bei der CDU)

Wir müssen mehr Onshorewindparks sowie weitere Offshorewindparks errichten. Dazu müssen allerdings die Genehmigungshemmnisse, die derzeit den Ausbau genau dieser Energieformen zum Teil erschweren, deutlich beseitigt werden.

(Beifall bei der CDU)

Wir brauchen dazu neue Umspannwerke und Schaltanlagen zur Verteilung der Lasten. Wir brauchen zusätzliche 380-kV-Leitungen als Erdkabel, als Hochspannungsleitung, wie auch immer,

(Dr. Gabriele Andretta [SPD]: Nein! Nicht „wie auch immer“!)

oder aber eine Verdichtung der dezentralen Netze, weil Strom dezentral erzeugt und auch dezentral verbraucht werden könnte.

Wir müssen den Menschen klar sagen, dass auch die Strompreise in diesem Vollzug steigen werden,

(Stefan Schostok [SPD]: Nein, das stimmt nicht! - Zuruf von der SPD: Das ist Quatsch!)

da die Investitionen in Milliardenhöhe finanziert werden müssen. Diese energiepolitische Debatte müssen wir gemeinsam führen.

(Olaf Lies [SPD]: Ach, die müssen wir gemeinsam führen? Wie war das mit der Laufzeitverlängerung?)

Denn wir werden den Menschen in unserem Lande mit einem neuen Energiemix einiges abverlangen

müssen. Vor allen Dingen müssen wir den Menschen sehr deutlich sagen, dass das, was heute von Bürgerinitiativen - zum Teil unter Ihrer Führung - bekämpft wird, so nicht sein kann. Das erfordert einen gesamtgesellschaftlichen Kompromiss und Konsens.

(Olaf Lies [SPD]: Das fällt Ihnen heute auf!)

Daran müssten insbesondere Sie, meine Damen und Herren auf der linken Seite, noch sehr arbeiten.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Meine Damen und Herren, eines sage ich ganz deutlich: Die Lösung - der Ministerpräsident hat es gerade deutlich werden lassen - kann nicht sein, dass wir Strom, gewonnen aus Kernenergie, aus osteuropäischen Ländern nach Deutschland importieren.

(Stefan Schostok [SPD]: Wir sind Ex- porteure von Strom!)

Eine solche Lösung werden wir nicht mittragen; denn diese ist in hohem Maße unverantwortlich.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Christian Meyer [GRÜNE]: Polen hat gar keine Atomkraftwerke!)

In Deutschland führen wir bereits seit Jahrzehnten eine lebhafte Debatte um die Zukunft der Energieversorgung. Ja, wir kennen unsere Verantwortung. Ja, wir haben das Ende der Kernenergie bereits beschlossen. Ja, die Energieversorgung muss erneuerbar, sicher und bezahlbar sein.

(Beifall bei der CDU)

Wir müssen dafür sorgen, dass die Debatte auch in anderen europäischen Ländern und auch über Europa hinaus international geführt wird.

Zur Erinnerung: Allein in der Europäischen Union gibt es 147 Kernkraftwerke. Die meisten davon hat Frankreich, nämlich 59. 31 Kernkraftwerke stehen in Russland.

(Miriam Staudte [GRÜNE]: Wie viele hat Österreich?)

Ihre sozialistischen Freunde in China haben gerade am Wochenende den Bau weiterer 50 Kernkraftwerke beschlossen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Olaf Lies [SPD]: Jetzt hört es aber auf! Geht das Niveau noch weiter in den Keller? Unglaublich! Es ist Zeit zu gehen! - Ursula Helmhold [GRÜNE]: Und Sie reden von Besonnenheit! - Weitere Zurufe)

- Ich weiß, dass die Wahrheit schmerzlich ist, das gehört aber dazu, Herr Lies. Regen Sie sich doch nicht so auf!

(Unruhe - Glocke des Präsidenten)

Gestern hat Polen beschlossen, ebenfalls weitere Kernkraftwerke zu bauen.

(Detlef Tanke [SPD]: Das war ja ideo- logiefrei!)

Meine Damen und Herren, das müssen Sie sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Das passiert um uns herum. Auch das gehört zur Wahrheit dazu.

(Beifall bei der CDU)

Meine Damen und Herren, es ist auch richtig, dass wir auf dem Ausstiegsglobus ein weißer Fleck sind.

(Zuruf von der CDU: So ist es! - Wei- tere Zurufe - Unruhe)

Herr Kollege, ich darf Sie kurz unterbrechen.

(Heinz Rolfes [CDU]: Unmöglich, wie die sich benehmen!)

Ich möchte die Fraktionen darauf hinweisen, dass alle Fraktionen ausreichend Redezeit haben. Die Bemerkungen aus den Reihen der Fraktionen kann man auch anders, nämlich offiziell nach einer Wortmeldung hier vorn einbringen. Die Fraktionen haben genug Redezeit. Ich möchte darum bitten, dass die Redner Gehör finden und dass nicht dauernd gestört wird. - Bitte!

Meine Damen und Herren, was nützen unsere zukunftsweisenden Beschlüsse, wenn Deutschland weit und breit allein auf diesem Weg aus der Kernenergie ist?

(Kurt Herzog [LINKE]: Das ist doch gar nicht wahr! - Hans-Henning Adler [LINKE]: Dänemark!)

Deswegen muss Deutschland künftig dafür werben, dass sich auch andere Staaten auf den Weg aus der Kernenergie machen.

(Ulf Thiele [CDU]: So ist es!)

Dieser Weg aus der Kernenergie ist kein Singletrip, sondern eine Gruppenreise. Hierzu sind wir alle aufgerufen. Dazu mahnen uns insbesondere die Bilder aus Japan.

Vielen Dank.

(Starker, anhaltender Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Ich erteile jetzt dem Kollegen Wenzel das Wort.

(Unruhe)

- Ich darf vorher darum bitten, dass Ruhe im Plenarsaal einkehrt, damit der Redner Gehör findet. - Bitte, Herr Kollege!