Vor zwei Jahren errechnete das Deutsche Jugendinstitut eine Lücke von etwa 5 000 Vollzeitstellen in Niedersachsen. Es gibt viel Teilzeitbeschäftigung. Das wären geschätzt 10 000 Köpfe. Das wäre ein zusätzlicher Bedarf.
Die jüngste Berechnung fand im Bundesbildungsbericht 2012 statt. Dort wird die niedersächsische Lücke für die Erzieher auf exakt 1 817 Stellen bis zum 1. August 2013 taxiert. Auch das sind wieder zusätzliche Vollzeitstellen. Die steigende Anzahl von Ausbildungsabschlüssen ist berücksichtigt. Unter Berücksichtigung von Teilzeitarbeit sind es ca. 4 000 Erzieherinnen und Erzieher.
Wir haben pro Jahr ca. 2 000 Absolventen. Theoretisch bräuchte man also eine Verdreifachung. Das ist eine Tatsache und kann nicht wegdiskutiert werden. Mit einem Jahr Zeit wird das bei einer vierjährigen Ausbildung nicht zu schaffen sein.
Fazit: Niedersachsen wird den Rechtsanspruch nicht erfüllen können. Dieser Gesetzesbruch war lange absehbar und liegt in der Verantwortung dieser Landesregierung, dieses Kultusministers und auch seiner Vorgängerin.
Ich bin natürlich froh darüber, dass Kultusminister Althusmann auf den Vorschlag von Bundesarbeitsministerin von der Leyen, Arbeitslose in einer Art Schmalspurausbildung zu Erzieherinnen und Erziehern zu machen, verworfen hat.
Das wäre dem Bildungsanspruch unserer Krippen- und Kindertagsstätten völlig zuwidergelaufen. Gerade in diesen frühen Jahren - das sagen Sie ja auch - brauchen wir bestausgebildete und motivierte Kräfte. Gerade in Bezug auf die Qualifizierung hat Niedersachsen aber erheblichen Nachholbedarf. Wir brauchen eben nicht mehr, sondern auch noch höher qualifizierte Kräfte.
Was tun? - Die Ausbildungskapazitäten müssen kurzfristig erhöht und die Ausbildung muss insgesamt verbessert werden. Derzeit steigt etwa ein Drittel im Laufe der vierjährigen Ausbildung aus und macht keinen Erzieherabschluss. Um dieses Drittel muss sich besonders gekümmert werden.
Dazu gehört auch, dass wir mehr Lehrkräfte für den Ausbildungsgang bekommen. Bisher gibt es nur einen Masterstudiengang in Lüneburg. Das ist zu wenig. Modellprojekte für Bachelorstudiengänge sollten auch ausgebaut werden.
Natürlich muss auch die Attraktivität dieses wichtigen Berufs erhöht werden. Der Erzieherjob ist ein Stressjob. Er ist körperlich und geistig hoch anstrengend, weil man permanent konzentriert sein muss und vielen unterschiedlichen Reizen ausgesetzt ist. Die Erzieher erbringen nicht nur wie in der letzten Woche wortwörtlich Heldentaten, sondern leisten jeden Tag Großartiges.
Das wird aber viel zu wenig gewürdigt, weil es immer noch heißt: Je kleiner die Kinder, desto kleiner die Bezahlung.
Wenn die Regierung es mit dem Motto „Auf den Anfang kommt es an“ wirklich ernst meint, dann muss sie endlich etwas dafür tun, um die Beschäftigungsbedingungen zu verbessern. Die Forderungen liegen seit Langem auf dem Tisch, nicht nur von den Oppositionsfraktionen. Verbände, Elterninitiativen, Erzieherinnen und Erzieher - alle haben Ihnen übereinstimmend deutlich gemacht, was sich ändern muss: Die Gruppen in Krippen und Kitas müssen verkleinert werden. Wir brauchen mehr Verfügungsstunden für die Erzieherinnen und Erzieher, mehr Zeit für Elternarbeit und Fortbildung und natürlich eine bessere Bezahlung. Dann wird auch der Beruf attraktiver werden. Vor allen Din
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Immer wieder werden in dieser Diskussion um den Erzieherbedarf bundesweite Zahlen zugrunde gelegt, um ein Schreckensszenario an die Wand zu malen.
(Stefan Schostok [SPD]: Agenturzah- len! - Frauke Heiligenstadt [SPD]: Niedersachsen ist doch spitze!)
Schauen wir uns die niedersächsischen Zahlen an: 1 800 Erzieherinnen und Erzieher werden nach der Prognose benötigt, 1 900 Schülerinnen und Schüler absolvieren jährlich erfolgreich die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung. Darüber hinaus absolvieren 600 Sozialassistentinnen bzw. Sozialassistenten ihre Ausbildung.
Ich glaube, wir sind gut aufgestellt. Wir alle wissen, es kommt eine Herausforderung auf uns zu. Natürlich wird der Bedarf an Fachkräften in diesem Bereich weiter steigen. Aber wir sind vorbereitet, und zwar ohne irgendwelche plakativen Maßnahmekataloge, sondern einfach durch kluge und vernünftige Sacharbeit.
Dazu gehört u. a. auch, dass Niedersachsen - das, Frau Heiligenstadt, muss ich an dieser Stelle einmal korrigieren - das letzte Drittel der Erzieherausbildung finanziert. Damit werden wir unserer Verantwortung in diesem Bereich gerecht, genauso wie andere Bundesländer auch.
Im Übrigen ist die Aussage, dass irgendjemand eine berufsbildende Schule daran hindern würde, ihre Kapazitäten in dem Bereich auszubauen, nun wirklich eine Unterstellung.
Wir haben doch gemeinsam die Eigenverantwortung der berufsbildenden Schulen auf den Weg gebracht. Die berufsbildenden Schulen können
Das können sie aber nur dann, wenn genügend Auszubildende vorhanden sind. Es hilft nichts, wenn wir leere Klassen haben und statistisch die Zahlen bei der Erzieherausbildung vermeintlich hochfahren.
- Frau Heiligenstadt, das ist typisch sozialdemokratische Politik: Sie schaffen leere Klassen und bestimmte Statistiken. Dann können Sie sagen: Wir mit einer leeren Klasse, in der 30 Auszubildende sitzen könnten, haben das statistische Ziel erreicht.
Die große Frage ist ja immer, wie die SPD eigentlich auf solche Ideen wie die Erstellung von Maßnahmekatalogen kommt. Ganz einfach: Sie schreibt bei der erfolgreichen Niedersächsischen Landesregierung ab. Das hat sie in diesem Fall wieder einmal getan. Das kann man abschließend feststellen.
(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Oh! bei der SPD - Frauke Heiligen- stadt [SPD]: Das ist eine Unver- schämtheit!)
Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat sich Frau Staudte zu Wort gemeldet. Sie haben das Wort, Frau Staudte.
Vielen Dank. - Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Einen gewissen Unterhaltungswert haben Ihre Beiträge ja immer, Herr Försterling, aber ich glaube, wir sollten hier über die Fakten reden.
Alle sprechen immer davon, dass die frühkindliche Bildung verbessert werden soll - auch diese Landesregierung. Die Realität sieht aber anders aus. Wir stehen wegen des drohenden Erzieherinnen- und Erziehermangels in Niedersachsen letztend
Kein Mensch redet mehr von Akademisierung der Erzieherausbildung - das ist sowieso schon in weite Ferne gerückt.
Niemand handelt. Die Landesregierung weist jegliche Verantwortung von sich. In der Antwort auf eine meiner Anfragen, die ich vor zwei Wochen erhalten habe, heißt es noch, es bleibe die „Aufgabe der Schulträger vor Ort, die Bedürfnisse für die Errichtung von Schulen und die Erweiterung von Bildungsgängen zu prüfen und gegebenenfalls die Kapazitäten auszuweiten.“ Ich finde, dieses Abschieben der Verantwortung auf die Kommunen ist letztendlich nichts anderes als Amtsmüdigkeit. Die Kommunen können nicht den Überblick über die Gesamtplanung haben.
Das Deutsche Jugendinstitut und die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte - WiFF - weisen schon seit Jahren darauf hin, dass ein Erziehermangel droht. Die WiFF hat für Niedersachsen festgestellt: In Niedersachsen ergibt sich aufgrund des erweiterten Ausbaus der Angebote für die unter Dreijährigen sowie des Ersatzbedarfs für die Menschen, die aus dem Arbeitsfeld ausscheiden, der größte Fehlbedarf im Ländervergleich. - Die WiFF sagt weiter: Die Kapazitäten müssten eigentlich verdoppelt werden. - Doch wir stellen fest, dass seit 2005 die Ausbildungskapazitäten lediglich um 25 % zugenommen haben.
Wir haben schon zu Beginn der Wahlperiode 2008 eine entsprechende Anfrage gestellt und gefragt, wie viele Erzieherinnen und Erzieher eigentlich derzeit in Niedersachsen gesucht werden. - Die Landesregierung antwortete, eine Datenerhebung zu diesem Bereich bestehe nicht.
Wir haben uns auf die Zahlen bezogen, die das Statistische Bundesamt vorgelegt hat, nach denen in 2013 in Niedersachsen 4 500 Erzieherinnen und Erzieher fehlen könnten. Ich denke, das hätte für