Protokoll der Sitzung vom 10.12.2008

(Johanne Modder [SPD]: Zum Spiel- platz nach Kassenlage!)

Herr Adler, ich finde es schön, das die Kommunalpolitik in Oldenburg das Gesetz genutzt hat, um sich selber Gedanken zu machen, welche Standards sie hinsichtlich der Spielplätze anlegt, und dass sie das Gesetz auch genutzt hat, um einen Spielplatz, der nicht mehr erforderlich war, zurückzubauen und dafür einen weiteren anzulegen, nämlich da, wo die Kinder sind.

Es ist sinnvoll, dass Kinderspielplätze von den Kommunalpolitikern vor Ort dort eingerichtet werden, wo sie auch Kinder sehen,

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

wo sie wissen, dass dort Kinder wohnen, und nicht da, wo theoretischen Berechnungen nach Quadratmetern zufolge, die in irgendwelchen Amtsstuben angestellt werden, die Bürger Kinder haben müssten. So weit wollen wir es doch nicht kommen lassen.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Meine Damen und Herren, nächster Redner ist jetzt Herr Kollege Briese von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

(Heinz Rolfes [CDU]: Noch ein Olden- burger! Mein Gott!)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dies ist eine innenpolitische Debatte. Es geht um Bürokratieabbau. Es geht um Verwaltungsvereinfachung. Es geht um die Abschaffung von Statistiken. Was lese ich heute in der Zeitung? - Der Innenminister will eine neue Statistik einführen, eine Strafpunktekartei.

In dieser Debatte, in der es um Entbürokratisierung und Verwaltungsvereinfachung geht, stellen wir fest: Der niedersächsische Innenminister will der niedersächsischen Polizei erst einmal eine neue Statistik aufdrücken.

(Jörg Bode [FDP]: Das machen wir nicht mit diesem Gesetz!)

Das ist der erste Punkt, den ich heute in dieser Debatte feststelle.

Zweitens. Herr Kollege Hiebing, wenn Sie sagen, die Landesregierung sei unglaublich kommunalfreundlich und das Vertrauen in die kommunale Entscheidungsfähigkeit sei unendlich groß,

(David McAllister [CDU]: Genau!)

dann muss man die Frage wiederholen: Warum halten Sie an dieser komischen Wertgutscheinpraxis fest? Warum sagen Sie da nicht, das können die Kommunen selber entscheiden?

(Beifall bei den GRÜNEN, bei der SPD und bei der LINKEN - Zuruf von der CDU: Bundesrecht!)

- Das ist falsch. Das wissen Sie auch.

Warum sagen Sie nicht, unser Vertrauen in die Kommunen ist so groß, dass wir ihnen mehr Entscheidungsspielraum beim Bürgerentscheid geben? - Da haben Sie große Angst vor der kommunalen Selbstverwaltung. Da sagen Sie immer: Das Land weiß es viel besser als die Kommunen. Wenn Sie das so darstellen, ist das ein bisschen unglaubwürdig.

Ich will einen dritten Punkt nennen, der Ihre Kommunalfreundlichkeit betrifft. Der Rat der Stadt Oldenburg - Oldenburg macht der Landesregierung immer ein bisschen Probleme - hat die Videoüberwachung, die jetzt nach dem Landespolizeigesetz ausgeweitet werden soll, für Oldenburg abgelehnt. Dazu gab es einen einstimmigen Ratsbeschluss.

(Jörg Bode [FDP]: Aber das steht nicht in diesem Gesetz! - Christian Dürr [FDP]: Was hat das mit diesem Gesetz zu tun, Herr Briese?)

Alle, auch die FDP, die das hier im Polizeigesetz verankert hat, haben gesagt: Wir brauchen nicht mehr Videokameras in Oldenburg; das wollen wir nicht. - Was hat der Innenminister gesagt? Er hat gesagt: Diese kommunale Ratsresolution interessiert mich gar nicht. Das werde ich trotzdem durchdrücken.

Die Kommune vor Ort weiß eigentlich sehr gut, wo die Kriminalitätsschwerpunkte sind.

(Christian Dürr [FDP]: Was hat das mit diesem Gesetz zu tun?)

Aber der Innenminister in Hannover weiß über Oldenburg noch sehr viel besser Bescheid. Die Videokameras kommen, egal was der kommunale Rat entscheidet. So kommunalfreundlich sind Sie!

(Beifall bei den GRÜNEN, bei der SPD und bei der LINKEN)

Jetzt zu diesem tollen Modellkommunen-Gesetz. Man kann darüber reden - dafür sind wir offen -, ob wir nicht in manchen Bereichen überreguliert sind

(Zuruf von der CDU: Aha!)

- das ist doch gar keine Frage -, ob wir nicht hier und da einmal überlegen müssen, ob in Deutschland alles doppelt und dreifach geregelt werden muss. Aber wenn man sich das Verfahren anschaut - an welchen Punkten Sie ansetzen und wie Sie das tun -, dann bekommt man doch erhebliche Zweifel, ob das alles so klug ist.

Schauen wir uns die Punkte an, an denen Sie etwas ändern! Da geht es um Kinderrechte, um Umweltrecht, um Arbeitnehmerrechte.

(Glocke des Präsidenten)

Da wird man schon einmal ein bisschen kritisch.

Lesen wir dann den Evaluierungsbericht durch, das Zwischenergebnis der Begleitforschung aus Lüneburg. Was schreiben die dort? - Ganz wenige Bereiche können wir jetzt schon beurteilen. Den größten Teil können wir noch nicht beurteilen. Wir hätten gerne mehr Zeit; wir möchten gerne weiter evaluieren.

Evaluierung ist ein großes Problem der Gesetzgebung in Deutschland insgesamt. Wir sind immer viel zu schnell. Wir sollten uns ein bisschen sorgfältiger verhalten.

Dann macht man eine Anhörung zu diesem Bereich. Und wer kommt da? - Es kommen gar nicht die Betroffenen, z. B. in Form von Kinderschutzverbänden und Elterninitiativen. Nein, die kommunale Verwaltung wird eingeladen. Die Verwaltung sagt natürlich, das seien alles nervige Gesetze. - Die Betroffenen haben Sie aber nicht angehört.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Es gab keine weitere Fachberatung in anderen Ausschüssen - weder im Sozialausschuss noch sonst wo. Nur die kommunale Verwaltung ist gekommen - und noch nicht einmal die hat zugestimmt. Ein Dezernent hat ja z. B. gesagt, das Spielplatzgesetz habe der Verwaltung gar keine Probleme bereitet.

Meine Redezeit ist leider schon zu Ende; sonst könnte ich Ihnen noch viel dazu erzählen.

(Zurufe von der CDU und von der FDP)

- Das Spielplatzgesetz ist, was die meisten hier gar nicht kapieren, - - -

Entschuldigung, Herr Briese; Sie müssen Ihr Versprechen jetzt auch einlösen.

- - - eine untere Auffanglinie. Sie können natürlich mehr machen. Eine untere Grenze sollte man aber immer einziehen.

Vielen Dank.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LINKEN)

Nun hat sich Herr Innenminister Schünemann zu Wort gemeldet. Bitte!

(Wolfgang Jüttner [SPD]: Er zieht jetzt das Ganze zurück!)

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich wollte mich eigentlich gar nicht melden,

(Beifall bei den GRÜNEN)

weil schon ziemlich deutlich geworden ist, warum es notwendig ist, hier sogar noch einen Schritt weiter zu gehen, als wir das mit dem bisher Vorgelegten tun.

Ich mache mir aber schon ernsthaft Sorgen um Herrn Briese,

(Heiterkeit bei der CDU und bei der FDP)

weil er zum wiederholten Male die Zuständigkeiten in unserem Lande nicht richtig erkannt hat und diese Zuständigkeiten insofern auch verwischen will.