Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich frage die Landesregierung, ob sie meine Auffassung teilt, dass die CDU-Fraktion, insbesondere Herr McAllister, den Greenpeace-Fischereiratgeber gar nicht gelesen hat, weil darin der Viktoriabarsch wegen ökologischer und sozialer Bedenken in die schlechteste von vier Kategorien als ohne Ausnahme nicht zu empfehlen und nicht zu verzehren eingestuft wird, weshalb die CDU-Anfrage hierbei völlig daneben liegt und den GreenpeaceRatgeber nicht berücksichtigt.
Herr Präsident! Herr Kollege Meyer, Sie können sicher sein, dass wir ihn mehrfach gelesen haben. Ich habe ihn sogar hier liegen.
Fischwirtschaft ist ein sehr breites Feld, und ich könnte sicherlich zu jeder Fischart eine Viertelstunde lang antworten. Ich habe mich aber auf die Hauptdinge beschränkt. In der Tat treffen wohl die Dinge, die von Greenpeace und auch von der Zertifizierung gelaufen sind, genau auf den Viktoriabarsch mit zu, wie auch auf den Pangasius.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich frage die Landesregierung, ob ihr bekannt ist, wie bedroht die Fischbestände vor der deutschen Nordseeküste tatsächlich sind.
Herr Präsident! Frau Kollegin Vockert, wir haben eine vollständige Übersicht über die Fischbestände und auch über ihre Entwicklung. Wir müssen feststellen, dass sich die Fischbestände durch das Bewirtschaftungsregiment der Europäischen Union - daran nimmt nicht nur die Europäische Union teil, sondern auch das Nicht-EU-Land Norwegen - stabilisiert haben.
Wir haben z. B. beim Kabeljau eine sehr gute Entwicklung, sodass sich sowohl Kabeljau als auch Dorsch - für diejenigen, die sich nicht so genau auskennen: es ist dieselbe Fischart, die eine wohnt in der Nordsee, die andere in der Ostsee - so gut erholt haben, dass die Fangquoten sogar erhöht werden konnten. Wir haben bei der Nordseescholle eine sehr stabile Entwicklung.
Ich glaube, dass wir hier die vorhandenen Fangquoten weiterführen können. Beim Hering hat sich der Frühjahrslaicher sehr gut entwickelt. Der Herbstlaicher beruht auf festen Bestandszahlen. Das heißt, dass wir mit den jetzt vorhandenen Fangmengen in der Nordsee zufrieden sein können.
Zu dem Seelachs, der im Nordmeer gefangen wird, habe ich schon Ausführungen gemacht. Ich glaube, dass wir da auf dem richtigen Weg sind. Der Seelachs ist ja der Hauptlieferant für Fischstäbchen. Ich glaube, dass wir auf der sicheren Seite sein werden, wenn auch die Russen ihre Fangmengen von grob 1,5 Millionen t haben zertifizieren lassen. Die USA haben ein Fangpotenzial von rund 800 000 t.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass weitläufig behauptet wird, die Gewässer seien völlig überfischt, frage ich die Landesregierung, ob sie die Einschätzung teilt, dass z. B. die Kabeljaubestände im Nordostatlantik eine Rekordhöhe erreicht haben, nämlich Werte wie seit den 60erJahren nicht mehr.
Herr Präsident! Herr Kollege Biallas, ich beziehe mich auf die Aussagen des Johann-Heinrich-vonThünen-Instituts, wonach sich die Kabeljaubestände im Nordostatlantik derzeit sogar auf einem Rekordhoch befinden, d. h. dass wir seit September 1965 nie diese großen Bestände gehabt haben. Der Plan des Internationalen Rates für Meeresforschung stellt es als großen Erfolg dar, dass sich die Bestände durch Bewirtschaftung so entwickelt haben.
Besten Dank, Herr Präsident. - Da uns die Landesregierung gerade dargelegt hat, dass sie diesen umstrittenen und ominösen Fischereiratgeber mehrfach gelesen hat, möchte ich wissen: Was sagt denn dieser Ratgeber überhaupt über die MSC-Zertifizierung in der Fischerei aus?
Herr Kollege Briese, vielleicht macht es Ihnen Spaß, zu testen, ob wir den Ratgeber gelesen haben oder nicht. Es ist so, dass dieser Ratgeber wider besseres Wissen
die Fische, die ich eben aufgezählt habe, auf eine Art rote Liste gesetzt hat. Deshalb frage ich mich, ob die Verfasser dieser Stellungnahme von Greenpeace die wissenschaftlichen Ausarbeitungen gelesen haben. Darauf kommt es an, und daran habe ich große Zweifel.
Herr Präsident, vielen Dank. - Angesichts der Antwort des Herrn Ministers frage ich: Welche nachhaltigen ökologischen Standards will das Land Niedersachsen für die maritime Aquakultur an der niedersächsischen Küste anwenden, damit es nicht zu zusätzlichen Belastungen wie Parasiten, Antibiotika, Pestiziden oder Futtermitteln kommt?
Herr Präsident! Frau Kollegin König, Sie sprechen mit Ihrer Frage ein ganz wichtiges Segment an. Wir wissen, dass Aquakultur - das ist die Haltung von sehr vielen Fischen auf kleinem Raum - auch mit Problemen behaftet ist. Ich bin ja der in Niedersachsen für Verbraucherschutz zuständige Minister. Bei der Einfuhr von Pangasiusfischen - nicht bei allen, aber bei einigen - haben wir sowohl Desinfektionsmittel wie Malachitgrün als auch Antibiotika gefunden.
Wenn man Aquakulturen anlegt, muss man sich bewusst sein, dass höchste Hygiene notwendig ist, um dieses Verfahren der Fischhaltung durchzuführen. Es ist zudem wichtig, dass in all die Dinge, die wir sehr hoch ansiedeln, nämlich die Reinhaltung der Gewässer, sehr viel investiert wird. Wir können nicht einfach - ich sage das einmal so ein bisschen platt -, wie es in Teilen Südostasiens gemacht wird, einen Käfig in das Wasser hängen und all die Exkremente, die auch Fische haben - das wissen viele gar nicht -, einfach ins Wasser gehen lassen. Bei uns haben wir sehr hohe Standards.
Bei all den Anlagen, die bei uns konzipiert werden - man kann eventuell günstige Wärme wie die Abwärme von Biogasanlagen nutzen -, verursacht die Auflage, das Wasser wieder so hinzubekommen, wie es entnommen wurde, einen riesigen Aufwand. Dabei sind wir jetzt. Niedersächsische Firmen sind dabei ganz weit vorn, Techniken zu entwickeln, um die Aquakultur so aufzustellen, dass wir mit null Chemie auskommen und am Ende die Natur und die Umwelt möglichst wenig oder gar nicht belasten. Das sind nach meinem Dafürhalten die wichtigen Segmente.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich stelle mir schon die Frage, wohin die Exkremente der Fische sonst gehen sollen als direkt in das Wasser.
Vor dem Hintergrund, dass gerade ausgeführt wurde, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher vielfältige Möglichkeiten haben, sich zu informieren, frage ich die Landesregierung, welche Lebensmittelkennzeichnungen sie für Fische und Fischprodukte aus heimischer Erzeugung zur besseren Information der Verbraucherinnen und Verbraucher vorsieht und weiterhin plant.
Herr Präsident! Frau Kollegin Flauger, bei der Zertifizierung gibt es den Aufdruck „aus Aquakultur“ oder „Nordseefisch“. Daran kann man sich schon orientieren, wenn man Fisch aus bestimmter Herkunft haben will.
Ich habe vorhin den Leitfaden angesprochen, den das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz auf den Weg gebracht hat. Auch dort können Sie sich kundig machen, wonach Sie sich beim Einkauf richten sollten.
Nun zu der Frage - ich glaube, dass das vielfach noch nicht begriffen wird -, wohin die Exkremente gehen sollen, wenn nicht in das Wasser: Genau das ist es. Bei der Intensivhaltung von Fisch in Aquakulturen verlangen die wasserrechtlichen Vorgaben, dass Wasser, das aus einem Fluss entnommen wird, genauso sauber zurückgeleitet werden muss, wie es entnommen wurde. Ich wüsste nicht, wie das anders gehen soll. Die Exkremente, die Fischgülle muss herausgefiltert werden. Das ist ein ungeheuer großer Aufwand. Bei den anderen Fischen in Südostasien, die wir von Greenpeace empfohlen bekommen, findet das nicht statt. Denen ist das so etwas von egal, was an Rückständen in der Natur verbleibt. Ich meine, dem sollten wir mit unserer Fischereipolitik entgegenwirken.