Protocol of the Session on December 8, 2010

Login to download PDF

Aber, meine Damen und Herren, Empörung reicht nicht. Ein gesetzlicher Mindestlohn, wie ihn Grüne, SPD und Linke fordern, ist überfällig.

(Beifall bei den GRÜNEN, bei der SPD und bei der LINKEN)

Es sind nicht nur die Äußerungen der Ministerin, die der rechten Seite des Hauses Probleme bereiten, sondern auch ihre direkte Rolle im Schlachtgewerbe. Denn, Herr Nacke, Ihre Ministerin Grotelüschen steckt viel tiefer drin, als Sie ahnen.

(Jens Nacke [CDU]: Ach du liebe Zeit! Und Sie wissen da was! Matlock Mey- er wieder unterwegs!)

Bekannt ist, dass die Staatsanwaltschaft wegen illegaler Beschäftigung gegen Geestland ermittelt.

(Unruhe - Glocke des Präsidenten)

An Geestland ist Familie Grotelüschen mit 14 % beteiligt und profitiert damit von den Zuständen.

Weniger bekannt ist, dass die Ministerin Grotelüschen - jetzt hören Sie zu! - von 1995 bis Mai 2010 Prokuristin der Fitkost in Neubrandenburg war, eines Großschlachthofes mit über 90 Mitarbeitern

an der polnischen Grenze. Was tat sie dort? - Als wir letztes Mal über die Tierschutzskandale sprachen, redete sie sich wie folgt heraus: Für Tierschutz war mein Mann zuständig. Ich hatte eine klare Aufgabe: Ich war ausschließlich für die Bereiche Personal und Controlling verantwortlich.

(Aha! bei den GRÜNEN)

Personal und Controlling im Schlachthof und im Hauptbetrieb - Sie müssen es also wissen! Wurden auch bei Frau Grotelüschen Löhne von 5 Euro gezahlt? Haben auch Sie osteuropäische Leiharbeiter mit Werkverträgen angeworben? Wie waren die Arbeitsbedingungen und Überlassungsverträge? - Das alles lief anscheinend über Ihren Schreibtisch.

(Björn Thümler [CDU]: Falsch! Das ist doch so absurd wie irgendwas!)

Frau Ministerin, wir fordern Sie daher auf, Ihre Kenntnisse über die unwürdigen Zustände im Billigschlachtgewerbe endlich offenzulegen.

(Beifall bei den GRÜNEN, bei der SPD und bei der LINKEN)

Und jetzt kommt ein neuer Fakt:

(Björn Thümler [CDU]: Es gibt über- haupt keine Fakten!)

Die Ministerin und der im Ermittlungsverfahren Beschuldigte, der Geschäftsführer von Geestland, kennen sich offenbar gut. Sie wissen: Es wird gegen Geestland wegen illegaler Beschäftigung ermittelt. Der Geschäftsführer von Geestland war nach diesen Auskünften

(Der Redner zeigt Unterlagen)

nicht nur Geschäftsführer von Geestland, sondern auch Geschäftsführer der Fitkost GmbH, also des Schlachthofes von Frau Grotelüschen, bei dem sie für Personal und Controlling zuständig war. Man kennt sich in der Branche, man kennt sich untereinander. Das zeigen diese Eintragungen.

(Björn Thümler [CDU]: Ach Gott, ach Gott!)

Hat die Ministerin diese enge Beziehung eigentlich der CDU-Fraktion offenbart?

(Björn Thümler [CDU]: Sippenhaft, oder was?)

- Hier geht es nicht um Sippe, sondern um Frau Grotelüschens Verantwortung für den Schlachthof,

den sie 15 Jahre geführt hat und bei dem sie für Personal und Controlling zuständig war.

(Jan-Christoph Oetjen [FDP]: Das ist doch nicht wahr! - Björn Thümler [CDU]: Sie fantasieren, Herr Meyer!)

- Das stimmt! Es steht auf ihrer eigenen Bundestagshomepage, dass sie den Schlachthof in Mecklenburg-Vorpommern aufgebaut hat und dass sie dort für Personal und Controlling zuständig war.

(Jan-Christoph Oetjen [FDP]: Bei Fit- kost, nicht bei Geestland!)

Es ist ein Skandal, dass der gleiche Geschäftsführer, den sie bei Fitkost hatte - sie war dort Prokuristin -, auch der Geschäftsführer von Geestland ist, gegen den jetzt das Ermittlungsverfahren läuft.

(Björn Thümler [CDU]: Was beweist das?)

Ich fordere Sie daher auf: Schicken Sie nicht Herrn Bode in die Debatte, sondern lassen Sie lieber eine Insiderin und ausgewiesene Expertin über Dumpinglöhne reden,

(Beifall bei den GRÜNEN, bei der SPD und bei der LINKEN - Björn Thümler [CDU]: Unmöglich, Herr Meyer!)

die ansonsten vor den Kameras davonläuft und zu allen neuen Vorwürfen schweigt! Frau Grotelüschen, legen Sie hier heute endlich Ihr Insiderwissen offen und betätigen Sie sich nicht länger als Schutzpatronin und Lobbyistin der Billigfleischindustrie!

Was wussten Sie vom Gebaren Ihres ehemaligen Geschäftsführers und vom branchenüblichen Dumpingverhalten?

(Jens Nacke [CDU]: Haben Ihre komi- schen Freunde wieder das Internet durchflöht, oder was ist los?)

Dazu ist hier und heute eine Erklärung vor dem Parlament fällig. Erklären Sie sich zu Ihrer Verantwortung für den Ausbau der Billigfleischindustrie in ganz Niedersachsen zulasten von Menschen, Umwelt und Tieren!

Wenn Sie diese Gelegenheit nicht nutzen, werden Sie wohl für immer als Profiteurin und Mitverantwortliche für skandalöse Dumpinglöhne und Beschäftigungsverhältnisse in die Landesgeschichte eingehen. Sie haben es so gewollt.

(Starker Beifall bei den GRÜNEN, bei der SPD und bei der LINKEN - Björn Thümler [CDU]: Das ist ein mieser Stil! - Karl-Heinrich Langspecht [CDU]: Frechheit!)

Ich erteile dem Kollegen Oetjen von der FDPFraktion das Wort.

(Christian Grascha [FDP]: Jetzt wird es wieder sachlich! Sehr gut!)

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollege! Ich möchte an dieser Stelle gleich als Erstes etwas klarstellen, was Sie hier scheinbar infrage stellen. CDU und FDP in diesem Hause sagen zu illegaler Beschäftigung, rechtswidriger Arbeitnehmerüberlassung und ausbeuterischen Löhnen: Das ist mit uns nicht zu machen!

(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Lachen bei der SPD, bei den GRÜ- NEN und bei den LINKEN)

Das ist scharf zu verurteilen! - Das sagen auch CDU und FDP an dieser Stelle.

(Detlef Tanke [SPD]: „Deswegen bin ich für einen Mindestlohn!“ - Weitere Zurufe von der SPD, von den GRÜ- NEN und von der LINKEN)

Sie sollten uns hier auch überhaupt nicht unterstellen - - -

(Jens Nacke [CDU]: Herr Tanke, Sie sollten einmal ganz still sein!)

Herr Kollege, Sie können jetzt eine kleine Pause einlegen, bis sich die Aufregung gelegt hat.

(Weitere Zurufe)

Warten Sie bitte! - Bitte fahren Sie fort!

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, das ist eben nicht unglaublich.

(Zurufe von der SPD und von den GRÜNEN)