Protokoll der Sitzung vom 21.01.2011

(Stefan Wenzel [GRÜNE]: Die Stu- denten erzählen etwas anderes!)

- Die Studenten erzählen etwas anderes? - Das kann ich nicht bestätigen. Nach unserer Erkenntnis scheint es so zu sein, dass die verkürzte Schulzeit eine Ursache, aber nicht die alleinige Ursache ist.

Vielen Dank, Herr Minister. - Meine Damen und Herren, mir liegen noch zwei Wortmeldungen zu Zusatzfragen vor. Zunächst hat Frau Korter von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das Wort. Bitte!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nachdem Kultusminister Althusmann dem Parlament vorgetragen hat, dass die Wiederholerquote in der Sekundarstufe I der Gymnasien bei 2 bis 3 %, im ersten G-8-Jahrgang in der Oberstufe landesweit aber bei 18 % liegt - worin er aber offensichtlich kein Problem sieht -, frage ich die Landesregierung: Was will sie konkret tun, um die Ursachen für diese hohe Wiederholerquote von 18 % zu erforschen - wobei diejenigen, die die Schule verlassen und auf eine andere Schule ausweichen, von dieser Quote gar nicht erfasst werden -, und welche Konsequenzen will Sie daraus ziehen?

Das, was Sie uns hier vorgetragen haben, Herr Althusmann, dass Sie nämlich nicht zu G 9 zurück wollten, kann es doch wohl nicht sein. Ein bisschen mehr Fantasie muss man da schon haben. Das Gleiche wird uns doch im nächsten Jahr wieder passieren; die ganzen Rückläufer kommen doch im nächsten Jahrgang. Wer will denn ausschließen, dass das G 8 grundsätzlich zu einer solch hohen Wiederholerquote führt? - Dazu muss sich ein Kultusminister doch etwas überlegen.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Herr Minister, wir sind gespannt, ob Sie überlegt haben.

Diese Landesregierung überlegt Tag und Nacht. Ich bin mir aber nicht sicher, Frau Korter, ob Sie sich Ihre Frage ausreichend überlegt haben.

Ich möchte Sie auf einen Fehlschluss in Ihrer Argumentation aufmerksam machen. Die von mir erwähnten absoluten und relativen Zahlen - Stichwort 18 % - sind ausdrücklich nicht die Wiederholerquote.

Ich will zunächst meine Aussagen zur Wiederholerquote wiederholen. Im Sekundarbereich I der Gymnasien liegt die Wiederholerquote bei 1 % bis 2,5 % je Schuljahrgang. Die Quote derjenigen Schülerinnen und Schüler, die vom Gymnasium auf eine andere Schulform wechseln, schwankt, abhängig von den einzelnen Jahrgängen, zwischen 0,1 % im 5. und 3,3 % im 9. Schuljahrgang. Im Durchschnitt liegt sie, wie ich gesagt habe, bei 2 %.

Sie machen jetzt aber einen entscheidenden Fehler, Frau Korter. Sie sagen einfach, die 18 % sind die Wiederholer. Das aber ist falsch. Das sind nicht die Wiederholer, sondern das sind die Abgänger. Das sind diejenigen Schülerinnen und Schüler, die zu einem beruflichen Gymnasium abgegangen sind, die einen einjährigen Auslandsaufenthalt absolviert haben oder die in eine Ausbildung gegangen sind bzw. ein Ausbildungsplatzangebot bekommen haben. Gerade im Raum Hannover, wo die Schulvielfalt viel größer ist als in manchen ländlichen Regionen, wird häufig eine andere Schulform gewählt.

Insofern, Frau Korter, müssen das nicht zwingend Wiederholer sein. Vielmehr gibt es eine Vielzahl von Ursachen für diese statistische Zahl. Ich habe vorhin gesagt: Eine lineare Bewertung dieser Zahl verbietet sich. - Insofern bitte ich Sie, Ihre Frage einfach noch einmal zu überdenken; denn sie hilft in der Beurteilung der Frage, über die wir hier reden, nicht weiter.

Wir sind schon dabei, den zweiten G-8-Jahrgang vorzubereiten. Ich hatte bereits erwähnt, dass die Kerncurricula erstmals beim Abitur 2012 komplett vorliegen werden. Wir werden auch diesen Jahrgang mit den gleichen organisatorischen Maßnahmen in den Blick nehmen und darauf vorbereiten, dass auch bei ihm das Abitur nach einer ver

kürzten Schulzeit klappt. Es ist auch davon auszugehen, dass dies klappt.

Ich möchte noch einen weiteren Hinweis geben. Der wird gerne verschwiegen, wenn es darum geht, ob die G-8er größere oder geringere Chancen haben als die G-9er. Diejenigen, die das Abitur nach 13 Jahren ablegen, haben in der Regel noch komplett die Orientierungsstufe besucht. Die sogenannten G-8er aber haben die Orientierungsstufe nur ein Jahr lang besucht. Insgesamt haben also beide Jahrgänge, die in diesem Jahr das Abitur machen, eine siebenjährige Gymnasialzeit gehabt.

Von daher ist es nicht verwunderlich, dass die Leistungen dieser Schülerinnen und Schüler, die zwar unterschiedlich alt sind, die aber parallel auf das Abitur vorbereitet wurden, nicht weit auseinander liegen.

Neu sind aber die Voraussetzungen für das Abitur 2012. Dann sollen alle Schülerinnen und Schüler nach den neuen Bildungsstandards einheitlich von Anfang an auf das Abitur vorbereitet werden.

Dann dürfte meines Erachtens die Entspannung größer sein als die Anspannung, die wir zurzeit alle verspüren. Wir alle hoffen, dass es gut klappt. Wir hoffen, dass wir alles gesehen, gehört und gemacht haben, damit das doppelte Abitur auch in Niedersachsen so gelingt, wie es zuvor schon in anderen Bundesländern gelungen ist.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Meine Damen und Herren, die für mich erkennbar letzte Zusatzfrage stellt der Kollege Hogrefe von der CDU-Fraktion.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor dem Hintergrund, dass diese Landesregierung seit 2003 im Bereich der frühkindlichen Bildung erhebliche und von Erfolg gekrönte Anstrengungen unternommen hat, vor dem Hintergrund, dass sie im Anschluss daran die Grundschulen vor allen Dingen in den Hauptfächern verstärkt mit Pflichtlehrerstunden ausgestattet hat, und angesichts der Tatsache, dass die Unterrichtsversorgung in den Grundschulen jetzt so gut ist wie noch nie zuvor, frage ich die Landesregierung: Ist die heutige Grundschülergeneration, die jetzt in die Gymnasien, die Realschulen, die Hauptschulen oder auch die künftige Oberschule kommt, nicht wesentlich

besser vorbereitet, sodass sie das Abitur auch trotz verkürzter Schulzeit glanzvoll ablegen kann?

(Zustimmung bei der CDU)

Herr Minister, Ihre Antwort, bitte!

Ich wage zu behaupten

(Lachen bei der SPD)

- um mit Herrn Bäumer zu sprechen: ich habe den Verdacht -,

(Lachen bei der SPD)

dass unter dieser Landesregierung alle niedersächsischen Schülerinnen und Schüler

(Zuruf von der CDU: Besser gewor- den sind!)

deutlich besser auf die weiterführenden Schulen vorbereitet wurden, als das zu SPD-Zeiten der Fall war.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Kreszentia Flauger [LINKE]: Das überrascht uns jetzt aber! - Zuruf von Detlef Tanke [SPD])

Ich darf das anhand der Zahlen belegen. Zu Ihren Zeiten lag die Hochschulzugangsberechtigtenquote bei 30 % bis 32 %. Heute liegt sie bei 42 %. Das ist schon ein deutlicher Anstieg.

(Björn Thümler [CDU]: Das ist der Un- terschied: Die reden, wir handeln! - Zurufe von der SPD)

Ich finde, es ist ein viel zu wenig geschätzter Erfolg dieser Landesregierung, dass es ihr gelungen ist, die Quote der Schülerinnen und Schüler, die die Schule ohne Abschluss verlassen - für die Schülerinnen und Schuler bedeutet ein Schulabschluss die Zukunft - von 10,3 % auf 6 %, zu senken. Das ist ein Minus von 42 %.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Zuruf von Detlef Tanke [SPD])

- Herr Tanke, ich glaube, wir haben unsere Schülerinnen und Schüler gut vorbereitet.

Wir müssen uns auch vergegenwärtigen, dass zu Ihrer und zu meiner Schulzeit die erste und auch die zweite Fremdsprache in der Regel deutlich später begannen. Heute beginnt die erste Fremdsprache bereits im dritten Jahrgang und die zweite,

am Gymnasium, im sechsten Jahrgang. Zu meiner Zeit begann die erste Fremdsprache im fünften Jahrgang und die zweite Fremdsprache im siebten Jahrgang. Das heißt, die uns nachfolgenden Schülergenerationen sind viel früher an bestimmte Themen, an Fremdsprachen und an andere Fragen herangeführt worden, als wir das aus unsere Generation noch kennen.

An den Grundschulen liegt die Unterrichtsversorgung bei über 102 %, im Durchschnitt der niedersächsischen Schulen liegt sie bei rund 100,6 %. Das heißt allerdings nicht, dass kein Unterricht ausfällt - die Unterrichtsversorgung ist immer eine Stichtagszahl -, sondern das besagt, dass den 1,4 Millionen Stunden im Soll auch 1,4 Millionen tatsächlich erteilte Stunden gegenüberstehen. Im Einzelnen mag das von Schulform zu Schulform unterschiedlich aussehen.

87 200 Lehrkräfte hat es an niedersächsischen Schulen bisher noch nie gegeben.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

1 Milliarde Euro mehr für Bildungsausgaben!

(Zuruf von den GRÜNEN)

- Wenn Sie wollen, trage ich noch mehr vor.

Dies war, wie ich gehört habe, die letzte Frage. Sie hat es mir ermöglicht, die Erfolge dieser Landesregierung noch einmal darzustellen. Ich danke Ihnen für diese wunderbare Fragestellung am heutigen Morgen. Mir hat es Spaß gemacht.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Meine Damen und Herren, ich war zu optimistisch. Es gibt noch eine weitere Zusatzfrage. Sie kommt von Frau Heiligenstadt von der SPD-Fraktion.

(Jens Nacke [CDU]: Ich habe den Verdacht, das war ein Eigentor!)

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Da der Minister Dr. Althusmann hier so selbstgefällig seine Werte in den Raum stellt, die Daten nur sehr selektiv weitergibt und uns immer noch die Antwort auf die Frage der SPDFraktion vom Oktober schuldig ist, wie viele Wiederholerinnen und Wiederholer es beim doppelten Abiturjahrgang tatsächlich gegeben hat,

(Karl-Heinz Klare [CDU]: Reden Sie zu Hause auch so?)